Lebenslange Wut
Animal„Wir haben keine Ahnung wie viel schlimmer es wird. Das ist das größte Geschenk im Leben.“ (S. 109)
Puuuhh, dieses Buch ist wahrlich keine leichte Kost, eher der Schweinebraten unter den Romanen, der ...
„Wir haben keine Ahnung wie viel schlimmer es wird. Das ist das größte Geschenk im Leben.“ (S. 109)
Puuuhh, dieses Buch ist wahrlich keine leichte Kost, eher der Schweinebraten unter den Romanen, der einem lange und unangenehm im Magen liegt, aber gegessen hat man ihn dann doch gerne und wollte ihn nicht missen. Das beschreibt in etwas mein persönliches Verhältnis zu diesem Buch.
„Ironischerweise ist man dann am ehesten bereit zu sterben, wenn das Leben gerade am schönsten ist.“ (S. 164)
Es gibt einzelne Happen, die einem auf der Zunge zergehen, aber recht viele von denen ich Sodbrennen bekomme.
„So viel Kraft steckt in unserer Besessenheit. Wenn wir sie doch nur nutzen könnten. Wenn wir sie nur umleiten würden.“ (S. 203)
Klar, der Roman will anprangern, aufdecken und uns aus unserer Komfortzone locken mit dem Griff im Nacken damit wir da hinschauen wo es weh tut. Will uns zeigen wie die Welt wirklich tickt für einige von uns, die keine rosigen Zeiten der Kindheit erlebt haben.
„Mein Kopf war eine Schlangengrube. Ich konnte nicht allein da drin überleben.“ (S. 158)
Ein Roman bei dem die Bezeichnung ‚düster‘ nicht daher geplappert ist, es ist ein dunkler innerer Ort der Protagonistin Joan, den wir mit ihr betreten. Schonungslos ehrlich.
„Frauen haben die Oberhand. Für diese Erkenntnis habe ich ein halbes Leben gebraucht.“ (S. 193)
Aber das Ende scheint der versöhnliche Beginn zu sein, wie der Moment nach einem stürmigen, langanhaltenden Gewitter wenn die ersten Sonnenstrahlen sich Bahnen brechen.
„Grausamkeit steht einer Frau besser als das perfekte Kleid.“ (S. 80)
Lisa Taddeo schreibt gut, aus meiner Sicht literarisch großartig. Das Buch beschäftigt sich neben dem zwar simplen, aber einnehmenden Plot mit einer viel allumfassenderen Frage wie Frauen in der Gesellschaft gesehen werden und legt somit die nichtvorhandene Gleichberechtigung auf eine subtile Art frei. Auch ist die Protagonistin fortwährend damit beschäftig sich Gedanken um ihre Schönheit, ihre oberflächliche Wirkung ihres Aussehens zu machen anstatt ihrer inneren Wunden der Kindheit zu heilen. Auch wenn das eine mit dem anderen stark zusammenhängt.
„Vieles an ihr war widersprüchlich, aber das traf auf die meisten schönen Frauen zu.“ (S. 219)
Die deutsche Ausgabe des Piper Verlages mit dem dissonanten Farbschnitt passt perfekt zum Inhalt! Es sticht einem ins Auge, wie der Text wehtut.