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Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Liebesgeschichte nimmt zu viel Platz ein

Das Juwel - Die Gabe
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Der Anflug eines Lächelns umspielt ihre Lippen. Sie zieht die blaue Flüssigkeit aus der Ampulle in der Spritze auf und dreht meinen Arm, um eine Vene in meiner Ellenbeuge zu finden. Als die Nadel meine ...

Der Anflug eines Lächelns umspielt ihre Lippen. Sie zieht die blaue Flüssigkeit aus der Ampulle in der Spritze auf und dreht meinen Arm, um eine Vene in meiner Ellenbeuge zu finden. Als die Nadel meine Haut durchbohrt, zucke ich zusammen - Spritzen gehörten zu unserem Leben in Southgate, aber ich habe mich nie daran gewöhnt. "Du bist ein kluges Mädchen. Vielleicht klug genug, um hier zu überleben."
Ihre Worte lassen nichts Gutes ahnen, aber als die blaue Flüssigkeit durch meine Adern fließt, werden meine Beine schwer, und die Augenlider fallen mir zu. Bevor ich die Frau fragen kann, was sie damit meint, werde ich wieder von Dunkelheit verschluckt und falle in einen Schlaf.
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INHALT:
Die junge Violet ist etwas Besonderes - geboren im Sumpf, dem ärmsten Viertel der Ewigen Stadt, ist sie gemeinsam mit einigen anderen Mädchen dazu auserkoren worden, ein neues Leben zu führen. Denn sie besitzt besondere Fähigkeiten und kann einer adligen Dame daher einen Dienst erweisen: Ihr Kind zu gebären. Mädchen wie sie werden seit Jahrzehnten von den im Reichtum lebenden Menschen als Leihmütter genutzt - und Violet hasst diese Aussicht, doch sie kann sich nicht wehren. Bis sie sich verliebt und immer stärker den Wunsch in sich verspürt, für ihr eigenes Leben zu kämpfen...

MEINE MEINUNG:
Amy Ewings erster Band der "Juwel"-Reihe fasziniert mit der grausamen und originellen Idee, die neuen Schwung in das Genre der Dystopien/Fantasy bringt. Mädchen, die dazu gezwungen werden, Kinder anderer Leute auszutragen und dabei gehalten werden wie Haustiere: Eine schreckliche Vorstellung. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive eines sogenannten "Surrogats" (wie die jungen Frauen genannt werden), wodurch man die Ängste und Gedanken hautnah miterlebt.

Leider ist eine Identifikation mit der Protagonistin aber denkbar schwierig: Sie ist selbstverständlich wunderschön, klug und ganz besonders. Von den letzten beiden Eigenschaften merkt man bis auf ihre atemberaubenden Fähigkeiten allerdings eher wenig - hauptsächlich jammert sie, obwohl sie alles bekommt, lästert über andere Frauen, die genauso aufgetakelt sind wie sie, und trifft dumme Entscheidungen. Zu ihr passt daher sehr gut der Love-Interest Ash, ebenfalls nicht besonders intelligent, dafür aber sehr gut aussehend - und unangemessen aufbrausend in den seltsamsten Momenten. Dagegen ist die Gräfin, bei der sie unterkommt, sehr viel spannender: Undurchsichtig, manchmal grausam und manchmal gut, ist sie ein Charakter, der einen immer wieder überrascht. Eine weitere gut gestaltete Figur ist die stumme Annabelle, die mit ihrer lebenslustigen Art die Sympathien sammelt, und der wilde Garnet, der allerdings viel zu selten auftaucht.

Die Idee selbst ist gut, wenn man davon absieht, dass die Protagonistin wie immer an einem Ort gefangen ist, von dem sie so schnell nicht weg kommt. Ihre permanenten Ängste vor der Schwangerschaft und den Behandlungen durch den Adel sind greifbar und recht gut dargestellt. Bis zu etwa Seite 220 ist es hauptsächlich eine Geschichte um das Überleben, voller verständlicher Sorgen, mit ein bisschen langweiligem Hofgeplänkel und einigen Intrigen. Dann jedoch scheint der Autorin schlagartig eingefallen zu sein, dass ja noch gar keine Romantik vorkam - und innerhalb von 30 Seiten ist die Protagonistin unsterblich verliebt, völlig fasziniert und zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Sie nimmt jede Gefahr in Kauf und läuft sogar nachts zu ihrem Geliebten, weil sie ihn unbedingt haben muss - Kitsch ist für diesen Herzschmerz gar kein Ausdruck und Antilopen können nicht schneller laufen als sich diese Romanze entwickelt hat.

Ab diesem Zeitpunkt geht es also nur noch bergab. Die Hauptfigur kommt auf famose Ideen, die ihr größtenteils Ärger einbringen - und das, obwohl sie es deutlich besser hat als viele ihrer Genossinnen. Außerdem wäre es schön gewesen, tatsächlich noch etwas mehr über die Hintergründe dieser Welt zu erfahren (ist diese nun dystopisch oder doch phantastisch?) sowie über die der Kinderzeugung, die so gut wie gar nicht erklärt wird. Dafür überzeugt das Ende, nicht nur durch eine Entscheidung von Violet, sondern auch durch den kleinen Cliffhanger, den ich mir persönlich schon länger erhofft hatte. Aufgelöst wird dieser wohl in Band 2, der im Original noch dieses Jahr erscheinen soll.

FAZIT:
Amy Ewing verarbeitet in "Die Gabe" eine interessante Idee und schafft es, einen in der ersten Hälfte des Buches durchaus gut zu unterhalten. Dann jedoch beginnt die Liebesgeschichte, die nicht nur extrem kitschig ist, sondern auch viel zu viel Raum einnimmt. Darunter leidet die gesamte Geschichte, die von da an größtenteils bergab geht. Verschenktes Potenzial! Von mir gibt es dafür 2 Punkte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unrühmlicher Abschluss

Der Preis der Ewigkeit
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Meine Mutter zögerte, dann nahm sie mich beim Arm und führte mich zur Tür. "Ich will dich nicht beunruhigen, aber..."
"Aber was?" In mir krampfte sich alles zusammen. War das Schlimmste passiert? Waren ...

Meine Mutter zögerte, dann nahm sie mich beim Arm und führte mich zur Tür. "Ich will dich nicht beunruhigen, aber..."
"Aber was?" In mir krampfte sich alles zusammen. War das Schlimmste passiert? Waren Henry oder Milo tot? "Mom - aber was?"
Ihre Augen flackerten und sie senkte die Lider. "Es ist Kronos", gestand sie heiser. "Er hat uns den Krieg erklärt."
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INHALT:
9 Monate hat Kate in der Gefangenschaft von Kronos, dem gefährlichen Titanen, zugebracht. 9 Monate hat sie die Qualen durch ihre Erzfeindin durchgestanden - und das schwanger von Henry, ihrem Ehemann und dem Gott der Unterwelt. Dieser hat jedoch keine Ahnung, wo sie sich befindet und kann sie daher nicht retten. Der Titan hat derweil mit der Zerstörung der Erde begonnen. Kate sieht bereits das Ende ihres Lebens und das ihres Kindes vor sich - bis Kronos ihr einen Handel vorschlägt: Er verschont sie, ihr Kind und die Menschen, wenn sie sich im anschließt. Dafür müssen jedoch die Götter sterben. Wofür soll sie sich entscheiden? Für die gesamte Welt oder für ihre Familie?

MEINE MEINUNG:
Aimee Carters Trilogie um Kate und ihre Schwierigkeiten in der Welt der Götter findet mit "Der Preis der Ewigkeit" nun ihren Abschluss. Während ich Band 1 anfangs noch gut fand, ließ meine Begeisterung nach, sobald ich mich wenigstens ansatzweise mit der griechischen Mythologie beschäftigte - denn diese wird in den Romanen nur als Rahmen genutzt, der die Geschichte zusammenhält, und um die Fantasy-Aspekte einbauen zu können. Ansonsten haben die Götter äußerst wenig Sinn und Zweck, was üZeit ber die gesamte nicht an Lächerlichkeit verliert, wenn man bedenkt, dass Zeus, Hades etc als Charaktere fungieren und sich doch so gar nicht ihren Rollen entsprechend verhalten.

Kate ist noch immer das naive und dümmliche kleine Mädchen aus den beiden vorherigen Bänden. Immer und immer wieder wird ihr gesagt, sie solle sich heraushalten, solle aufhören mit ihrem Märtyrer-Komplex und sich nicht dauernd in Gefahr begeben - und wie immer tut sie genau das Gegenteil. Sicherlich ist es kein schönes Gefühl, nutzlos zu sein, aber hätte sie nur einmal auf andere gehört, wären viele Probleme gar nicht erst entstanden. Die übrigen Figuren bleiben ansonsten auch hauptsächlich in ihren festen Rollen: Henry als ach so sanfter und fast schon unerträglich liebevoller Beschützer, der sich einmal mehr für Kates Dummheiten opfert; ihr Freund James als Lichtblick und witziger Zeitgefährte; ihre Mutter als diejenige, die sich immer wieder herumschubsen lässt, obwohl sie verdamm-mich-noch-eins Demeter ist! Immerhin werden einige kleinere Geheimnisse um ein paar Figuren gelüftet - und Kronos verhält sich als einziger, gemeinsam mit Calliope so, wie man das von einem Gott - oder Titan - erwarten würde.

Denn genau da liegt das Problem der Bücher: Aimee Carter hat das mit der Mythologie einfach nicht auf die Reihe bekommen. Die Götter sind nicht gierig, auf ihren eigenen Vorteil bedacht und pausenlos lüstern, nein, sie haben menschliche Namen angenommen und entschuldigen sich die ganze Zeit für ihre Missetaten. Ich weiß bis jetzt nicht, wer eigentlich welcher Gott sein sollte, weil dies völlig unersichtlich war, und allgemein wirkt es doch reichlich komisch, wenn all diese herrschaftlichen Wesen um Kate herumscharwenzeln, wenn sie sich in den alten Sagen doch grundsätzlich einfach nahmen, was sie wollten - ob es nun die eigenen Kinder oder Verwandten waren oder nicht. Abgesehen davon begreift Protagonistin Kate selbst auch einfach partout nicht, was Götter ausmacht. Sie bezeichnet viele dieser in wechselnder Reihenfolge als Arschlöcher, giftet Persephone dafür an, während ihrer Gefangenschaft [!] bei Henry Affären gehabt zu haben und ist andauernd beleidigt. Das zerrt auf die Dauer an den Nerven.

Eines jedoch muss man dem Buch zugute halten: Es ist spannend und es ist unterhaltsam. Insbesondere Fans von viel Herzschmerz werden hier wieder auf ihre Kosten kommen, denn wie immer ist es ein einziges Hin und Her zwischen allen Charakteren, die etwas füreinander empfinden. Immerhin trifft die Autorin zum Ende hin eine recht mutige Entscheidung und entschädigt so für einige lächerliche Kompromisse zuvor - über das kitschige Ende kann dies aber nicht hinwegtäuschen. Das Ganze ist die gesamte Zeit über recht pathetisch und manchmal sogar schwülstig, zum Schluss nimmt das aber noch einmal eine Ecke zu - man muss es mögen. ich scheine mich über den Zeitraum des Erscheinens der drei Bücher enorm davon weg bewegt zu haben, sodass es jetzt gar nicht mehr meins ist. Für jeden gelten muss das aber nicht.

FAZIT:
"Der Preis der Ewigkeit" ist der dritte Band der "Goddess"-Reihe von Aimee Carter und kann leider nicht das retten, was die Vorgänger versaut haben. Die griechische Mythologie ist noch immer ein Witz, denn die Götter verhalten sich absolut widersprüchlich. Zudem kommt Hauptfigur Kate mal wieder überhaupt nicht auf den grünen Zweig und versteht die offensichtlichsten Dinge nicht - ein No-Go für mich. Wer die anderen beiden Teile mochte, wird auch hier wahrscheinlich seinen Spaß haben. Ich bin so ganz froh, dass es vorbei ist. 2,5 Punkte, hier abgerundet auf 2.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nichtssagend und wenig überraschend

Die Achse meiner Welt
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"Hilfe!", rief ich. "Bitte anhalten! Hilfe!"
Ich stürzte nach vorn und versuchte zu laufen, während ich gleichzeitig die Arme hochriss, um den Fahrer auf mich aufmerksam zu machen. Das war meine letzte ...

"Hilfe!", rief ich. "Bitte anhalten! Hilfe!"
Ich stürzte nach vorn und versuchte zu laufen, während ich gleichzeitig die Arme hochriss, um den Fahrer auf mich aufmerksam zu machen. Das war meine letzte schlechte Idee an einem Abend voller schlechter Ideen. Laufen ist keine Option, wenn man kaum stehen kann - geschweige denn sehen. Ich stürzte kopfüber dem Boden und der Bewusstlosigkeit entgegen, als die nahenden Autoscheinwerfer in den Sternenhimmel hinaufleuchteten.
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INHALT:
Ein Abend vor 5 Jahren hat Rachels Leben zerstört: Um sie vor dem sicheren Tod zu retten, opferte ihr bester Freund Jimmy damals sich selbst. Ohne ihn und gezeichnet mit einer entstellenden Narbe, führt Rachel von nun an ein Leben ohne Glück und Freude. Bei einem Wiedertreffen mit alten Freunden aus der Zeit vor dem Unglück erleidet sie schließlich einen Zusammenbruch. Und als sie im Krankenhaus erwacht, traut sie ihren Augen kaum: Vor ihr steht Jimmy - kerngesund! Rachel weiß nicht mehr, welches Leben ihr richtiges ist und versucht verzweifelt, herauszufinden, was eigentlich los ist...

MEINE MEINUNG:
Parallelwelten haben etwas an sich, das sicherlich nicht nur mich ungemein fasziniert - dieses Gedankenexperiment rund um gleichzeitig existierende Welten, in denen doch so viel unterschiedliches geschieht. Genau darum scheint es laut Klappentext auch in Dani Atkins' "Die Achse meiner Welt" zu gehen. Und anfangs beginnt der Roman auch mit einem tragischen Schicksalsschlag, der jedoch plötzlich wie ausgelöscht scheint - ein Paralleluniversum also? Letztendlich ist das Ganze dann aber doch übliches Chick-Lit ohne Überraschungen und mit vielen Klischees.

Rachel ist nach dem Unglück eine von Leid gezeichnete Frau, die im eigenen Selbstmitleid versinkt - das ist zugegebenermaßen aber zu verstehen. Als sie dann jedoch im Krankenhaus aufwacht und bemerkt, dass ihr Leben perfekt ist; so, wie es hätte sein können, beginnt sie, sich komplett irrational zu verhalten: Sie will den Menschen beweisen, dass dieses Leben falsch ist, verrennt sich in Zweifel und ist regelrecht davon besessen, alles wieder kaputt zu machen, etwas, das ich absolut nicht nachvollziehen konnte. Die anderen Figuren bleiben dafür überwiegend sehr blass bzw. unausgereift - Matt zum Beispiel ist mal beschützend und gut meinend, dann wieder der herablassende Schnösel, und das völlig ohne Sinn und Verstand. Die beste Freundin Sarah taucht nur sporadisch auf und kann nicht wirklich kennengelernt werden; Jimmy ist freundlich, liebevoll und ohne Makel. Am besten leiden konnte ich Sarahs Verlobten Dave, und das, obwohl dieser nur in einer Szene auftaucht.

Wäre der Roman eine Geschichte über Rachels Umgang mit dem Verlust ihres wohlgeordneten Lebens und ihrem besten Freund Jimmy, hätte er berührend und mitreißend werden können. So, wie es die ersten 70 Seiten sind, in denen man das Geschehen, das damals zum Tod führte, miterlebt, sowie Rachels Jahre des Elends, da sie sich selbst nicht verzeihen kann, dass Jimmy gestorben ist, weil sie im Moment der Gefahr nicht schlau genug war, sich zu bewegen. Ihre Unfähigkeit hätte ausgebügelt werden können, wenn ihr die Möglichkeit gegeben worden wäre, zu sich selbst zu finden. Stattdessen jedoch wird die einfache Art der Erzählung genommen und einfach ein anderes Leben für sie aus dem Hut gezaubert. Und ab da geht es steil bergab, denn obwohl die Jahre, an die Rachel sich lebhaft erinnert, schrecklich waren, voller Schmerz und Trauer, will sie unbedingt dorthin zurück und nimmt dafür sogar in Kauf, dass alle Menschen in ihrer Umgebung sie für verrückt halten. Das soll einer verstehen!

So macht sie sich also mit Jimmy auf die Suche nach Spuren an das Leben, das sie kennt. Die Beiden stoßen auf keinerlei neue Erkenntnisse, trotzdem geht das Buch noch 150 Seiten so weiter. Langweilige Beschreibungen reihen sich an langweilige Dialoge, nur durchbrochen von Rachels erneuter Blindheit für die Gefühle der Menschen um sie herum. Und trotzdem gelingt es der Autorin famoserweise, das Ganze extrem kitschig werden zu lassen - besonders zum Ende hin. Das dann übrigens genauso kommt, wie man sich das schon vom Klappentext her gedacht hat. Abgesehen davon, dass nicht einmal genannt wird, warum der Schluss kommt wie er kommt, ist dieser eben erneut vollkommen ohne Überraschungen und bar jeder Originalität, und lässt so nur furchtbar enttäuscht zurück.

FAZIT:
"Die Achse meiner Welt" von Dani Atkins ist eines jener Bücher, die vielversprechend anfangen und dann aufgrund einer Idee, die gut hätte sein können, es aber leider nicht ist, nichtssagend versanden. Zudem besitzt der Roman leider auch noch eine Protagonistin, die partout nicht weiß, was sie will und Entscheidungen trifft, die nicht nachzuvollziehen sind. Dafür gibt es von mir nur schwache 2 Punkte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Plump, konfus und nervig

Das Dunkel der Seele
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Auf dem Weg zur L bemerkten wir eine atemberaubende Kreatur - einen jungen Mann mit den Zügen eines Models und einer Sportlerfigur -, die uns ein paar Blocks folgte, dann mit uns in den Zug stieg und sich ...

Auf dem Weg zur L bemerkten wir eine atemberaubende Kreatur - einen jungen Mann mit den Zügen eines Models und einer Sportlerfigur -, die uns ein paar Blocks folgte, dann mit uns in den Zug stieg und sich auf dem Weg zum Hotel in unserer Nähe hielt. Wir redeten über nichts Wichtiges und übertrieben im Bezug auf Dante bei einigen Punkten lautstark - "Unfassbar, dass er sich an gar nichts erinnert!", "Der erkennt ja nicht mal uns wieder!" -, aber trotz unserer recht glaubhaften Vorstellung hatten wir panische Angst. Unser Verfolger gehörte dem Syndikat an, und er sollte uns offensichtlich daran erinnern, dass es wirklich kein Entkommen gab.
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INHALT:
Haven kann es kaum fassen: Sie darf ein Praktikum im neu eröffnenden luxuriösen Lexington Hotel antreten, das ihr später Wege in jede gewünschte Ausbildung ebnen kann. Und damit nicht genug: Sie wird unglaublich gut bezahlt, ihre Chefin Aurelia ist die schönste und Ehrfurcht gebietendste Frau, die sie je getroffen hat - und der schöne Lucian, der sie von Anfang an fasziniert, scheint sich auch noch für sie zu interessieren. Doch irgendwann fällt Haven auf, dass hinter der glamourösen und perfekten Fassade etwas Dunkles lauert. Und sie ist die Einzige, die es aufhalten kann...

MEINE MEINUNG:
Aimee Agrestis Debüt und gleichzeitiger Auftakt zur Reihe um Haven Terra, "Die Erleuchtete" will vieles sein: romantische Liebesgeschichte, originelle Fantasy-Reihe, witzig, unterhaltsam, berührend. Leider gelingt es dem Ganzen aber nur selten, die angestrebten Ziele auch zu erreichen, weshalb es unweigerlich scheitert. Das beginnt leider schon beim Schreibstil. Dieser ist durchaus einnehmend und durchsetzt von schönen Beschreibungen, ufert gerade bei diesen aber zum Teil sehr aus, wodurch eine gewisse Langatmigkeit entsteht. Außerdem sind insbesondere die Dialoge extrem holprig - Antworten werden oft mit einem störenden "Naja" oder "Also" eingeleitet oder passen gar nicht zur Frage, und die Konservationen im Allgemeinen bestehen zum Großteil aus den Worten "Wow" und "Whoa". Das vermittelt das Gefühl, dass hier schludrig gearbeitet wurde, und das wird nicht das letzte Mal gewesen sein.

Haven ist - mal abgesehen von ihrem mal wieder besonders exotischen Namen - eine Durchschnitts-Protagonistin mit den üblichen Selbstzweifeln und Komplexen. Besonders zu Anfang ist sie überaus naiv und leicht beeinflussbar. Dies ändert sich jedoch zum Glück im Laufe der Handlung, und sie wird mutiger und selbstsicherer, wenn sie auch trotzdem lieber ewig in "Was wäre, wenn"-Gedanken schwelgt als wirklich zu handeln. Ihr Schwarm Lucian konnte mir allerdings noch weniger zusagen. Er ist zwielichtig und führt definitiv etwas im Schilde. Besonders aber seine Veränderung zum Ende hin ging mir zu schnell und machte so mehr oder weniger die Glaubwürdigkeit der gesamten Figur zunichte.

Da Haven nicht die einzige Praktikantin im Hotel ist, darf der Leser noch Dante und Lance kennen lernen. Dante ist der unglaublich klischeehafte schwule beste Freundin, der neuerdings anscheinend in allen Jugendbüchern total in ist, und kennt sich natürlich super mit Mode, Frisuren und schrillen Dingen aus. 400 von fast 600 Seiten taucht er jedoch einfach nicht auf, weswegen er nicht nur völlig überzeichnet, sondern auch total blass ist. Lance dagegen ist eine Figur, die richtig Feuer hat und durchaus mal wichtige Dinge zur Sprache bringt oder der Protagonistin unter die Arme greift - so richtig viel eigenen Willen hat er jedoch nicht. Und Aurelia hat sicherlich ihren eigenen giftigen, fiesen Charme, wirkt jedoch mehr wie eine Spielfigur und dadurch, dass sie beschrieben wird wie etwa 20, sich aber benimmt wie eine griesgrämige Rentnerin, gebahrt ihr Auftreten nicht selten einer unwillkürlichen Lächerlichkeit.

Eines will ich dem Roman jedoch nicht absprechen: Die Originalität. Denn Aimee Agresti hatte hier tatsächlich eine absolut interessante und neuartige Idee, die auch zwischenzeitlich immer wieder faszinieren kann - denn die Art, auf die hier das Böse sein Unwesen treibt und die Gabe, die Haven besitzt, mochte ich sehr. Nur gibt es eben leider mehr negative als positive Aspekte. Da ist zum einen die Länge zu nennen - denn "Das Dunkel der Seele" hat beinahe 600 Seiten, und das ist für den Plot zu viel. Immer und immer wieder kaut die Protagonisten dasselbe durch und kommt dabei oftmals keinen Schritt weiter. Zudem taucht bei ihr nach kurzer Zeit ein Buch auf, in dem von Geisterhand Aufträge erscheinen, und ohne auch nur nachzudenken, führt Haven diese blauäugig und vertrauensselig aus. Wer macht denn sowas?!

Hinzu kommen die zwischenzeitlich recht kitschigen Schwärmereien für den ach so schönen Lucian, die total platten Dialoge, das plötzliche Verlagern des Interesses vom einen zum anderen Kerl [und dabei kommt raus, dass genau dieser sie während eines Stromausfalls einfach mal geküsst hat - und sie findet es klasse] bis hin zu der mir völlig unverständlichen Handlung der Bösewichte, die einzige Waffe, die man gegen sie einsetzen kann, im Hotel aufzubewahren. Wie doof kann man denn sein? Da mag das Finale vor dem Schluss noch so spannend und gut geschrieben sein - all diese Dinge, bei denen ich mir die Hände über dem Kopf zusammenschlug, machen das wieder zunichte. Trotz der vielen ungeklärten Fragen werde ich jedenfalls keinen erneuten Ausflug in Havens Welt unternehmen.

FAZIT:
"Das Dunkel der Seele" ist der erste Band der "Die Erleuchtete"-Reihe von Aimee Agresti und versagt zum Großteil auf ganzer Linie. Viele der Figuren sind stereotyp und wenig glaubwürdig; die Story ist zwar originell, aber langatmig und konfus; und der Schreibstil ist schrecklich plump. Kein Buch für mich! 2 Punkte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Weniger ein Thriller als eine Charakterstudie

Die Witwe
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I wanted to believe him. I loved Glen. He was my world. I was his, he said. We were each other's.
And the idea of me being guilty of pushing him to look at those horrible photos grew in my head, crowding ...

I wanted to believe him. I loved Glen. He was my world. I was his, he said. We were each other's.
And the idea of me being guilty of pushing him to look at those horrible photos grew in my head, crowding out the questions about Glen. Of course, I didn't find out about his 'addiction' until after the police came knocking on our door that Easter Saturday, and then it was too late to say or do anything.
I had to keep his secrets as well as mine.
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INHALT:
Jean und Glen führen seit zwanzig Jahren ein ruhiges Eheleben, das bis auf seine Computersucht völlig normal verläuft. Bis eines Tages die Polizei vor der Tür steht und Jean den wahren Grund für Glens "Nonsens" erfährt, wie sie es nennt: Er wird beschuldigt, sich nicht nur Kinderpornos angeschaut, sondern auch ein kleines Mädchen entführt und getötet zu haben. Doch anstatt sich abzuwenden, hält Jean weiterhin zu ihrem Mann, über Jahre der Gerichtsverhandlungen und Anschuldigungen hinweg. Und erst als er schließlich durch einen Unfall stirbt, ist sie bereit, die Geschichte aus ihrer Sicht zu erzählen.

MEINE MEINUNG:
Als ein psychologischer Thriller wird Fiona Bartons "The Widow" angepriesen, für Fans von "Gone Girl" oder "The Girl on the Train". Kein Wunder, dass sich der Rowohlt Verlag bereits die Rechte gesichert hat; "Die Witwe" erscheint noch im Mai diesen Jahres. Doch durch die Vermarktung und Beschreibungen werden vollkommen falsche Hoffnungen geweckt, denn das Buch ist in keinster Weise ein Thriller. Eher einer Charakterstudie ähnlich wird das Bild einer manipulativen Ehe, schlechter Ermittlungsarbeit und grausamer Medienhetze aufgezeigt. Das könnte interessant sein - wenn man sich nicht etwas völlig anderes vorgestellt hätte.

Bis auf den relativ austauschbaren dickköpfigen und gutmütigen Detektiv Sparkes und teilweise die engagierte, intelligente Reporterin Kate gibt es keine Identifikationsfigur. Stattdessen sind die Figuren undurchschaubar, unsympathisch und teilweise regelrecht hassenswert - wie eben Glen, dessen abgebrühte und zugleich manipulative Art einen sowohl unangenehm berührt als auch fasziniert. Auch die völlige Abhängigkeit von Jean, die durch ihren unerfüllten Kinderwunsch so einige Probleme entwickelt hat, ist erschreckend zu beobachten. Figuren muss man nicht mögen, damit sie glaubwürdig sind, hier tragen diese unterschiedlichen, unausstehlichen Persönlichkeiten sogar zur Atmosphäre bei. Gleichzeitig fällt es einem aber auch schwer, weiterzulesen, weil es keinen wirklichen Bezugspunkt gibt.

Erzählt wird die Geschichte hauptsächlich aus den wechselnden Sichten der Witwe, der Reporterin und des Detektivs, in einzelnen Kapiteln kommen aber auch die Mutter des entführten Mädchens und sogar einmal der verdächtigte Ehemann zu Wort. Durch diese verschiedenen Perspektiven erwartet man einiges an Spannung, die jedoch nie aufkommt. Statt dass es sich wirklich darum dreht, was die Witwe weiß und nun erzählt, geht es lange Zeit nur um die schlampige Ermittlungsarbeit der Polizisten, die Hinweisen teilweise erst Jahre später nachgehen und horrende Fehler machen. Die Handlung tritt Ewigkeiten auf der Stelle, und auch wenn die Medienjagd noch so erschreckend ist, diese reicht nicht, um zu fesseln. Die größte Enttäuschung erwartet einen aber am Ende: Ohne jegliche Überraschung oder auch nur einen winzigen Twist wird alles vor einem ausgebreitet, es ist alles so, wie man es von Anfang an geahnt hat. Und damit lädt auch dieser Schluss nur dazu ein, das Ganze sehr schnell wieder zu vergessen.

FAZIT:
Wer hier einen spannenden, nervenaufreibenden Thriller erwartet, ist bei "The Widow" völlig falsch - allenfalls als sehr langatmigen Roman mit Krimi-Elementen kann man Fiona Bartons Erstlingswerk beschreiben. Die Frau ist Journalistin und beschreibt die Kniffe der Medien daher sehr gekonnt, der Rest funktioniert aber fast gar nicht. 2 Punkte.