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Veröffentlicht am 15.11.2021

Schuld und Unschuld des Coriolanus Snow

Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange
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Zwei Kinder aus jedem der zwölf Distrikte. Gemeinsam in eine Arena gebracht, um sich gegenseitig zu töten. So lange, bis nur noch ein Kind übrig bleibt. Seit dem Sieg des Kapitols über die Rebellen im ...

Zwei Kinder aus jedem der zwölf Distrikte. Gemeinsam in eine Arena gebracht, um sich gegenseitig zu töten. So lange, bis nur noch ein Kind übrig bleibt. Seit dem Sieg des Kapitols über die Rebellen im Krieg dient dies als Ermahnung.

Als Coriolanus Snow als Mentor an den Hungerspielen teilnimmt, finden diese bereits zum zehnten Mal statt. Doch Mentoren soll es in dem Jahr zum ersten Mal geben.

Die Familie Snow, einst prachtvoll und Teil der Elite, kann nur mit Mühe noch den Schein aufrechterhalten. Nach dem Krieg sind sie verarmt und Coriolanus und seine Cousine Tigris zu Vollwaisen geworden. Nur ihre Großmutter, die jeden Morgen die Hymne von Panem singt, ist ihnen geblieben.

»Coriolanus besuchte hin und wieder Freunde und wusste daher, dass die meisten Familien ihre Wohnungen allmählich wiederherstellten. Die Snows dagegen konnten sich nicht mal ein paar Meter Leinen für ein neues Hemd leisten. Er dachte an seine Klassenkameraden, wie sie die Kleider aus ihren Schränken holten und in ihre maßgeschneiderten Anzüge stiegen, und fragte sich, wie lange er den Schein noch wahren konnte.«

Als Mentor eines Tributs erhofft Coriolanus sich eine Chance, zu glänzen. Vor allem, wenn er diese gewinnen sollte. Doch zu seinem Schrecken wird ihm nicht nur ein Tribut aus Distrikt 12 zugeteilt, die noch nie als Favoriten gegolten haben, sondern auch noch das Mädchen. Muskeln und Kampferfahrung sind bei ihr fehl am Platz. Dafür besitzt sie zwei Dinge, die sich bald schon als ungeheuer wertvoll herausstellen könnten: Gesangstalent und Charme.

Er weiß, dass er ihr Vertrauen gewinnen muss, wenn er die Spiele gewinnen will und dass dies nicht einfach werden wird. Denn sein Tribut Lucy Gray Bird ist weder auf den Mund gefallen noch leichtgläubig. Und schon bald merkt Coriolanus, dass er dabei ist, eine Grenze zu überschreiten.

Die Hungerspiele sind in vielen Bereichen noch weit von denen entfernt, die die Leser:innen aus der Trilogie ›Die Tribute von Panem‹ kennen. Vor den Spielen sind die Tribute ausgehungert und werden in einem Affenhaus gehalten, in dem es von Ratten wimmelt. Viele Elemente der Spiele, die in der Trilogie längst selbstverständlich sind, werden in ›Die Tribute von Panem X‹ geboren.

»Vierundzwanzig Tribute, aus jedem der zwölf besiegten Distrikte jeweils ein Junge und ein Mädchen, wurden per Los dazu ausgewählt, bei den Hungerspielen in einer Arena auf Leben und Tod gegeneinander zu kämpfen. So stand es im Hochverratsvertrag, mit dem die Dunklen Tage der Rebellion beendet worden waren.«

Doch im Verlauf von ›Die Tribute von Panem X‹ ändert sich nicht nur Coriolanus‘ Verhältnis zu Lucy Gray. Auch sein Band zu Sejanus, dessen Familie einst in Distrikt 2 lebte, ändert sich. Ebenfalls bedeutend für seine Entwicklung wird die Bekanntschaft der Obersten Spielmacherin. Sie ist eine absolute Befürworterin der Spiele und interessiert sich vor allem für ihre Mutationen. Grausamkeit und Wahn begleiten sie.

Coriolanus hat ein Ziel vor Augen: das Ansehen seiner Familie retten und zu altem Glanz zurückfinden. Doch wie weit ist er bereit, dafür zu gehen? Und wie werden die Grundsteine gelegt, die aus Coriolanus Snow den Mann machen werden, der in der 64 Jahre später spielenden Trilogie ›Die Tribute von Panem‹ so bedeutungsvoll ist.

»Coriolanus galt noch immer als reich, doch seine einzige Währung war sein Charme, den er nun auf dem Weg durch die Menge großzügig versprühte. Die Gesichter hellten sich auf, wenn er Schüler und Lehrer gleichermaßen freundlich grüßte, sich nach ihren Familien erkundigte und hier und da ein Kompliment fallen ließ.«

Ziel und Wesen der Hungerspiele ist ihre Grausamkeit. Ausgehungerte Kinder dazu zu bringen, sich gegenseitig umzubringen, während das Kapitol und die Distrikte dabei zusehen. Und während die Zuschauer Teil der Hungerspiele werden, werden dies gewissermaßen auch die Leser:innen. Man verfolgt die Spiele, erfährt die Grausamkeiten, die geschehen und kommt gar nicht umhin, sich zu überlegen, wer die Spiele gewinnen wird. Diese Dimension von ›Die Tribute von Panem X‹ ist so groß, dass sie allein mehrere Hausarbeiten füllen könnte.

Collins hat mit ›Die Tribute von Panem X‹ einen Roman veröffentlicht, der das Werden eines Mannes zeigt, der für ganz Panem bedeutend sein wird. Wir lernen seine grausamen Lehrmeister kennen, sein Abwägen, seine Pläne. Denn wenn Coriolanus Snow eins bereits als Jugendlicher ist, so ist dies berechnend.

›Die Tribute von Panem X‹ zeigen einen Teil der Entstehungsgeschichte der Hungerspiele, wie man sie aus der Trilogie ›Die Tribute von Panem‹ kennt. Für mich nimmt es leider einen Teil der Spannung, beim Lesen bereits zu wissen, was einmal aus Coriolanus Snow werden wird. Umso mehr interessiert, wie es dazu kommen konnte. Wer die Trilogie noch nicht gelesen hat, kann also gerne das Prequel ›Die Tribute von Panem X‹ zuerst lesen, um auch diese Spannung zu haben. Ich persönlich mochte die Trilogie insgesamt zwar mehr, doch auch ›Die Tribute von Panem X‹ hat Charaktere, die mir sehr nahe gegangen sind. Für Fans der Trilogie meiner Meinung nach ein Muss.

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Die Rätsel der Toten, Verbindungspartys und ein verschwundener Vergil

Das neunte Haus
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Alex studiert in Yale. Doch haben sie weder glänzende Schulnoten noch gute Beziehungen dorthin gebracht. Alex‘ Leben war alles andere als vorzeigbar. Als ihr der Studienplatz angeboten wird, liegt sie ...

Alex studiert in Yale. Doch haben sie weder glänzende Schulnoten noch gute Beziehungen dorthin gebracht. Alex‘ Leben war alles andere als vorzeigbar. Als ihr der Studienplatz angeboten wird, liegt sie im Krankenhaus. Als einzige hat sie ein Verbrechen überlebt, bei dem mehrere Jugendliche brutal starben. Alex‘ Freunde, mit denen sie zusammenlebte, versuchte über die Runden zu kommen, Drogen nahm und vertickte.

Was Alex nach Yale bringt, ist das gleiche, das ihr Leben schon von frühester Kindheit an bestimmt hat. Die Geister, die niemand sehen kann außer ihr, und die doch überall sind. Sie verwandeln Alex‘ Leben in einen Alptraum. Die meisten Geister lassen sie in Ruhe, solange sie ihnen keine Aufmerksamkeit schenkt. Doch wie Alex am eigenen Leib erfahren muss – nicht alle.

Was für Alex ein Fluch ist, ist für das neunte Haus, Lethe, ein Segen. Die Aufgabe Lethes ist es, die alten Acht zu überwachen. Verbindungen der Universität, in denen im Geheimen Magie praktiziert wird. Knochenmagie, Portalmagie, Tiermagie und andere. Doch die Beschwörungen und Praktiken der alten Acht sind gefährlich. Die Magie kann fehlgeleitet werden und Unschuldige verletzten oder gar töten. Eine der größten Gefahren besteht darin, dass Geister die Rituale stören. Und genau hier kommt Alex ins Spiel. Doch zum Glück ist sie dabei nicht allein, sondern hat ihren Mentor Daniel Arlington an ihrer Seite.

»Er hatte die Angewohnheit, sich abwesend die braunen Haare aus der Stirn zu streichen, die in einem den Wunsch auslöste, ihm das abzunehmen. Aber Darlingtons Anziehungskraft wurde von der gesunden Angst aufgehoben, die er ihr einimpfte. Schlussendlich war er ein reicher Junge in einem schönen Mantel, der sie zum Kentern bringen konnte, ohne es zu wollen.«

Doch als Darlington verschwindet, ist nichts mehr so, wie es vorher war. Die Lage spitzt sich weiter zu, als die Leiche einer jungen Frau in der Nähe der Universität gefunden wird. Doch obwohl auf den ersten Blick alles darauf hindeutet, dass die alten Acht dabei ihre Finger nicht im Spiel hatten, beschleicht Alex ein ungutes Gefühl.

Und wenn sich Alex erst einmal an einer Sache festgebissen hat, dann lässt sie so schnell nicht mehr los. Vor allem, wenn die Vergangenheit des toten Mädchens Parallelen zu Alex‘ eigener aufweist. Ein Mädchen, das mit dem Gesetz im Konflikt war und das nur wenige wirklich zu vermissen scheinen.

»Alex hingegen war mit nichts verbunden, sie fühlte sich, als hätte bei ihr jemand zu früh alle Fäden durchtrennt.«

Ich liebe Leigh Bardugos Bücher. Ich habe alles gelesen, was sie zum Grishaverse veröffentlicht hat – die ›Legenden der Grisha‹-Trilogie, die ›Glory or Grave‹-Dilogie, die ›King of Scars‹-Dilogie und alle Einzelwerke wie ›The Demon in the Wood‹, ›Die Sprache der Dornen‹ und ›Die Leben der Heiligen‹. Ich war also unglaublich gespannt auf Bardugos neuestes Fantasy-Buch ›Das neunte Haus‹.

Leider hat ›Das neunte Haus‹ meine Erwartungen nicht erfüllen können. Versteht mich nicht falsch, es ist definitiv ein gutes Buch, das viele sehr mögen. Und die Zutaten der Geschichte sind super: Geheimnisvolle Verbindungen, ein mysteriöses Verbrechen, unheimliche und atmosphärische Gestalten, eine Protagonistin mit Biss und eine liebevoll ausgearbeitete Welt. Vor allem der Bräutigam hat es mir angetan. Aber obwohl die Zutaten spitze sind, konnte die Geschichte bei mir einfach nicht richtig zünden. Vielleicht liegt es daran, dass durch die ganzen unterschiedlichen Verbindungen viel erklärt wird und erst spät deutlich wird, wie die ganzen scheinbar nebensächlichen Szenen miteinander zusammenhängen.

Da die Geschichte von Alex Stern mit ›Das neunte Haus‹ aber definitiv noch nicht zu Ende erzählt ist, hoffe ich sehr, dass sie weitergeht und freue mich schon auf die Fortsetzung. Denn nun sind mir die Verbindungen und die Gesetze der Welt vertraut und ich glaube, dass die Zutaten sich nun entfalten können.

»Alex hatte sich gefragt, was so besonders war an den Studenten, die jedes Jahr von den Verbindungen gewählt wurden. Aber es waren nur Favoriten – Legaten, Überflieger, Charisma-Königinnen, der Redakteur der Daily News, der Quarterback des Football-Teams, jemand, der eine besonders kantige Aufführung von ›Equus‹ auf die Bühne gebracht hatte, das niemand hatte sehen wollen.«

›Das neunte Haus‹ ist ein guter Roman, der aber bei mir keine Begeisterungsstürme ausgelöst hat. Ich liebe das Rätsel um den Bräutigam und seine Verlobte und Alex‘ Schlagfertigkeit. Ich werde an der Geschichte auf jeden Fall dran bleiben, weil ich Bardugos Schreibkünsten und ihrem Gespür für Menschen und deren Verwicklungen absolut vertraue.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Wie weit ist ein Mensch bereit zu gehen?

Todesnacht
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Elías Freysson wird brutal ermordet. Auf den ersten Blick scheint er ein freundlicher und ausgeglichener Zeitgenosse gewesen zu sein – niemand weiß etwas Schlechtes über ihn zu berichten.
Doch je länger ...

Elías Freysson wird brutal ermordet. Auf den ersten Blick scheint er ein freundlicher und ausgeglichener Zeitgenosse gewesen zu sein – niemand weiß etwas Schlechtes über ihn zu berichten.
Doch je länger die Ermittlungen andauern, desto deutlicher wird, dass Elías Freysson Geheimnisse hatte. Geheimnisse, die ihm viele Feinde eingebracht haben.
Und die eines deutlich machen: Der Ermordete ist nicht der freundliche Kerl, als der er sich auf den ersten Blick präsentiert hat.
Doch so lange der Mantel des Schweigens über die Geheimnisse ausgebreitet wird, tappt die Polizei im Dunkeln.

»Der erste Winter war die reine Hölle gewesen, und der viele Schnee schien es nur darauf abgesehen zu haben, ihn zu ersticken. Der erste Sommer war dann das absolute Gegenteil, warm und hell, und jetzt hatte er schon den zweiten Winter überstanden. Die Einsamkeit und die Dunkelheit machten ihm immer noch zu schaffen, aber man gewöhnte sich an alles.«

Aus mehreren Perspektiven entfaltet sich der Fall gleichzeitig. Sowohl Ari als auch eine Journalistin und eine Reihe anderer Figuren legen nach und nach die Geschehnisse um Elías Freysson offen. Doch dann wird deutlich, dass die Ermittler es mit mehr zu tun haben, als mit der Aufklärung eines Mordes.
Denn eines von Elías‘ Geheimnissen ist dunkler, als sie es für möglich gehalten hätten. Und plötzlich läuft die Zeit gegen sie.

»Kristín ging mit schnellen Schritten durch den Flur des Krankenhauses von Akureyri. Das gelbe Linoleum war von der jahrzehntelangen Abnutzung verblichen, die weißen Fliesen an der Wand glänzten nicht mehr so wie früher. Eine kühle und ungemütliche Umgebung.«

Ich werde mit der Hauptfigur Ari einfach nicht warm. Die Hulda-Trilogie des Autors habe ich so gerne gelesen – ›Dunkel‹, ›Insel‹ und ›Nebel‹ sind einfach tolle Bücher und Hulda eine faszinierende Protagonistin. Ari fehlt es für mich an Tiefe, er wirkt unfreundlich und starr.
Dennoch werde ich die Dark-Iceland-Reihe nicht aufgeben. Wenn ein Autor mich so begeistern konnte, wie es Jónasson mit der Hulda-Trilogie gelungen ist, dann hat auch diese Reihe noch Potential zur Entwicklung.

»Jónatan stand in der Türöffnung wie ein Wächter vor einem Schloss. Ari hatte ihn schon mal im Ort gesehen, aber nicht gewusst, wer er war. Der Sohn der Bauern, auf deren Hof Elías die Sommerferien verbracht hatte.«

Meine Erwartungen an Ragnar Jónasson sind so hoch, doch ist es dem Autor noch nicht gelungen, mich mit der Dark-Iceland-Reihe zu begeistern. Auch ›Todesnacht‹ macht da leider keine Ausnahme. Doch hat der Autor in anderen Werken sein Händchen für Krimis und Thriller zweifellos bereits bewiesen, sodass ich auch dem dritten Band der Reihe sicherlich eine Chance geben werde.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Bühne frei für alte Geheimnisse

Schneeblind
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Ari wusste nicht, was auf ihn zukommt, als er sich für eine Stelle bei der Polizei im rauen Norden Islands entschieden hat. Endlose Nächte, Einsamkeit, eine verschworene Dorfgemeinschaft, in der Neue erst ...

Ari wusste nicht, was auf ihn zukommt, als er sich für eine Stelle bei der Polizei im rauen Norden Islands entschieden hat. Endlose Nächte, Einsamkeit, eine verschworene Dorfgemeinschaft, in der Neue erst ihren Platz finden müssen.
Kein leichter Start für den jungen Polizisten, der zu allem Überfluss kopfüber in einen alles andere als einfachen Fall stolpert. Ein alter Mann stürzt in den Tod. Ein Unfall, oder?
Doch bei seinen Ermittlungen stößt Ari schnell auf Widerstand. Denn schnell ist klar: Wenn es kein Unfall war, muss es jemand aus dem verschlafenen Fischerdörfchen gewesen sein. Und wie soll Ari Fragen stellen, ohne sich das halbe Dorf zum Feind zu machen, in dem sich die meisten Einwohner schon ihr Leben lang kennen? Doch leugnen lässt es sich nicht: Etwas Unheimliches geschieht im Dorf.

»Angst war nicht das erste Gefühl, das sie verspürte, sondern die Wut darüber, nicht bemerkt zu haben, dass etwas Seltsames in der Luft lag, dass jemand hinter ihr in der Dunkelheit stand.«

Wer Jónassons Hulda-Trilogie – ›Dunkel‹, ›Insel‹ und ›Nebel‹ – gelesen hat, kennt das besondere Gespür des Autors für Geheimnisse der Vergangenheit, glaubwürdige Charaktere und eine düstere Atmosphäre.
Doch so ideal sich das im Winter fast vom Rest der Welt abgeschnittene Fischerdörfchen auch als Schauplatz eines Verbrechens eignet, wirkt der Beginn der Dark-Iceland-Reihe ›Schneeblind‹ noch unausgereift. Vieles von dem, was Jónasson in der Hulda-Trilogie bereits meisterhaft ausgefeilt hat, ist hier bereits angelegt, doch steckt noch in den Kinderschuhen.

»Die Dunkelheit lastete über dem Dorf, als sie in den Fjord hineinfuhren.
Die Häuser mit ihren bunten Dächern waren in dieser Dunkelheit wie von einem Schleier überzogen, eine leichte Schneeschicht lag über den Gärten und Grashängen.«

Die Schicksale der Figuren erreichen nicht die gleiche menschliche Tiefe, wie der Autor dies sonst gezeigt hat. Auch der Spannungsbogen und die Kernthemen sind weniger ausgearbeitet oder facettenreich.
Nachdem ich die Hulda-Trilogie geradezu verschlungen habe, hatte es ›Schneeblind‹ auch wirklich schwer, mich zu überzeugen. Dennoch bin ich gespannt, wie sich der junge Polizist Ari im Verlauf der Reihe weiterentwickeln wird und ob der Autor mich im zweiten Band ›Todesnacht‹ wieder überzeugen können wird.

»Ein Gefühl von Schwermut hatte ihn überwältigt. Ein Gefühl, das immer schlimmer wurde, je dichter der Schnee fiel. Nichts war wahrscheinlicher, als dass die Wettergötter eine dicke Mauer um das Haus bauen würden, durch die er nie herauskommen könnte.«

›Schneeblind‹ entführt die LeserInnen in den Norden Islands zur Weihnachtszeit. Menschliche Schicksale verweben sich in dem kleinen Fischerdörfchen und wollen nach und nach aufgedeckt werden. Ich bin gespannt, wie es im zweiten Band der Dark-Icaland-Reihe weitergehen wird.

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