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Veröffentlicht am 17.01.2022

liest sich schnell und bietet eine pure spannende Unterhaltung.

Wintersturm
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Nancy Eldridge lebt seit sieben Jahren an der Ostküste der USA gegenüber von Cape Cod. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder, doch ob sie glücklich ist, ist nicht so leicht einzuschätzen. Denn dem Leser ...

Nancy Eldridge lebt seit sieben Jahren an der Ostküste der USA gegenüber von Cape Cod. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder, doch ob sie glücklich ist, ist nicht so leicht einzuschätzen. Denn dem Leser wird unmissverständlich klargemacht, dass Nancy hier an die Ostküste gezogen ist, weil sie vor sieben Jahren zwei Kinder verloren hat. Es war genau an ihrem Geburtstag, als ihre beiden Kinder spurlos verschwanden. Erst Wochen später wurden die Leichen aufgefunden und Nancy wurde in einem aufsehenerregenden Prozess des Mordes an ihren Kindern für schuldig gesprochen. Ihre Unschuldbeteuerungen hatte ihr keiner geglaubt. Dennoch kommt sie frei. Ein simpler Verfahrensfehler ist Grund dafür, dass sie auf freien Fuß gesetzt werden muss. Ihr Prozess hatte in den Medien hohe Wellen geschlagen. So verwundert es nicht, dass sie es nach diesem Prozess an der Westküste der USA nicht mehr aushält. Sie glaubt, mit ihrem Umzug an die Atlantikküste auch ihre Vergangenheit weit hinter sich lassen zu können. Da passiert an einem trüben Novembermorgen der schlimmste Albtraum für sie. Während Nancy oben im Haus die Betten macht, spielen die Kinder draußen im Garten. Als sie sie nach einer Viertelstunde hereinholen will, findet sie nur noch den Handschuh der kleinen Missy. Es scheint alles wieder von vorne zu beginnen.
Es beginnt das perverse Spiel eines Psychopathen, der die Kinder entführt hat und Nancy dafür büßen lassen möchte. Es scheint alles genauso abzulaufen wie vor sieben Jahren. Auch dieses Mal ist die Polizei der Ansicht, dass die Mutter ihre Kinder getötet hat. Hatte bislang keiner in diesem Örtchen gewusst um die Vergangenheit von Nancy, so wird diese jetzt schnell entdeckt. Die Leute reden über sie. Doch es gibt ganz wenige Menschen, die ihr nach wie vor zur Seite stehen.
In mehreren Parallelsträngen wird von den Ermittlungen genauso erzählt wie von den Machenschaften des Täters. Da zumindest der Leser jetzt weiß, dass Nancy dieses Mal nicht ihre Kinder entführt hat, mag er etwas Verständnis dafür aufbringen, dass sie vor sieben Jahren wohl recht gehabt hatte mit ihrer Unschuldsbehauptung. Ob dem aber wirklich so ist, wird sich herausstellen müssen.
In schnörkellosem Stil ist dieser Psychothriller geschrieben, mit dem sich die Schriftstellerin Mary Higgins Clark 1975 in die Bestenlisten hineinschrieb. Seitdem gilt sie nach wie vor als eine Meisterin des Psychothrillers. Oft sind typisch amerikanische Kleinstädte die Orte für ihre Romane.
Wintersturm liest sich schnell und bietet eine pure spannende Unterhaltung.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015

Veröffentlicht am 17.01.2022

extrem lesenswert und sehr gute Unterhaltung

Der Nachbar
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Sicherlich, es war nur eine Frage der Zeit, bis ich einen Roman von Minette Wolters in den Händen halte. Bei meiner Englandaffinität muss schließlich ein solcher Roman von mir gelesen werden. Die britische ...

Sicherlich, es war nur eine Frage der Zeit, bis ich einen Roman von Minette Wolters in den Händen halte. Bei meiner Englandaffinität muss schließlich ein solcher Roman von mir gelesen werden. Die britische Schriftstellerin ist dafür bekannt, dass ihre Krimis und Thriller einen starken britischen Charakter aufweisen. Ihr Roman „Der Nachbar“ erschien 2001 und verbindet auf hervorragende Weise die Kriminalermittlung um ein vermisstes Mädchen mit einem gänzlich anderen Thema.

Darum geht es in dem Roman: In der Sozialsiedlung Bassindale bei Southampton schlägt bei der Bevölkerung die Aufregung in Chaos um. Ein zehnjähriges Mädchen ist verschwunden. Die Leute sind besorgt. Da sickert dank einer Sozialarbeiterin durch, dass in der Siedlung ein Sexualstraftäter unter einer neuen Identität einquartiert worden war. Die Erregung der Leute um das Verschwinden des kleinen Mädchens schlägt um in Hass. In Demonstrationen wollen sie ihrer Wut freien Lauf lassen. Doch unter die Demonstranten mischen sich auch randalierende Jugendliche. Unter Alkohol- und Drogeneinfluss basteln sich die Jugendlichen Benzinbomben und wollen diese gegen den Kinderschänder, den sie für den Entführer des kleinen Mädchens halten, einsetzen. Das kleine Viertel verwandelt sich in einen Hexenkessel. Es gibt Tote und zahllose Verletzte. Während ein großes Polizeiaufgebot unter Zuhilfenahme eines Polizeihubschraubers versucht wird, der Lage in dem Viertel Herr zu werden, forciert eine kleine Einsatzgruppe der Polizei die Ermittlungen im Falle der verschwundenen Amy.

Die Autorin hat den Roman in zwei Parallelhandlungen aufgeteilt. Da ist zum einen der Strang um die Ausschreitungen in dem Sozialviertel und zum anderen die Jagd und Suche nach dem Mädchen und ihrem Entführer. Gespickt wird die Handlung immer wieder mit Protokollen von der Polizei, die dem Ganzen den Hauch einer Liveberichterstattung geben. Vom Polizeihubschrauber aus wird die ganze Szenerie beobachtet und immer wieder ein Überblick über die Randalierer gegeben. Als die Randalierer das Oberwasser gewinnen, geraten selbst die Initiatoren der Demonstrationen in das Fadenkreuz dieser Rowdys. Der erste Tote allerdings ist selbst einer von den Randalierern, der durch seine eigene Benzinbombe in Brand gerät. Die hilfsbereite Ärztin gerät in die Fänge des Sexualstraftäters und seines Vaters. Dieser ist polnischer Abstammung und geht wahrlich nicht zimperlich mit der Ärztin um. Auch das gesamte Chaos im Viertel ist bildhaft beschrieben und versetzt den Leser in eine chaotische Ausnahmesituation. Chronologisch parallel erfährt der Leser von der Suche nach den zehnjährigen Mädchen. Dabei kommt es immer wieder sporadisch zu Kontakten mit den Leuten im Ausnahmezustand. Informationen werden hin und her gegeben. Aber zu einem wirklichen Zusammenführung beider Stränge wird es nicht kommen. Beide Stränge sind aufregend und spannend. In beiden Handlungsverläufen werden die Ursache für das Verschwinden des Mädchens aufgezeigt.

Die Aufmachung des Taschenbuches ist ansprechend. Neben den Protokollen der Polizei ist gleich zu Beginn eine Karte des Stadtteils mit den Straßen abgebildet, auf die der Leser immer wieder zurückgreifen kann, wenn die Straßennamen in der Handlung beschrieben werden. Das Flair der englischen Stadt und der englischen Landschaften kommt ausreichend rüber. Darauf liegt sicherlich nicht das Hauptaugenmerk der Schriftstellerin, aber wer die Großstädte in England kennt, kann eine gute Vorstellung von dem Sozialviertel bekommen. Die südenglische Stadt Southampton macht darin keinen Unterschied.

Der Roman ist extrem lesenswert und bietet eine gute Unterhaltung.

Veröffentlicht am 15.12.2021

sogar mit Humor

Die Tochter des Königsmörders
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Auf diesen Roman aus dem Rowohlt Verlag hatte ich mich bereits bei Ankündigung sehr gefreut. Zum Jahresende empfehle ich gerne dicke, historische Romane, weil man in ihnen trief versinken kann. Dies ist ...

Auf diesen Roman aus dem Rowohlt Verlag hatte ich mich bereits bei Ankündigung sehr gefreut. Zum Jahresende empfehle ich gerne dicke, historische Romane, weil man in ihnen trief versinken kann. Dies ist der Debütroman von Miranda Malins, einer Historikerin.

Der Roman handelt von und beschreibt die Familie des Oliver Cromwell, der Mitte des 17. Jahrhunderts das britische Parlament angeführt hatte.

Der Erzählstil, den Miranda Malins wählte, ist für einen historischen Roman etwas ungewöhnlich. Francis, die jüngste Tochter von Oliver Cromwell erzählt in der ersten Person aus ihrer Sicht über das Geschehen am Hofe bzw. am Parlament. Damit ist man als Leser sehr nah am Geschehen. Mit den Augen dieses fast 20jährigen Mädchens werden viele Details über den Umgang der Leute zur damaligen Zeit untereinander, über die Gepflogenheiten bei der Jagd, beim Essen, bei den Bällen gezeigt. Und man erfährt viel von den Regeln des politischen Geschehens im damaloigen England, Schottland und Irland. Malins hat die faktenreichen, historischen details sehr geschickt in die Gedanken der erzählenden Fanny eingeflochten, so dass sie nicht wie in einem Lehrbuch daherkommen.

Etwas vergessen schien mir eine tragende Handlung, die von Anfang bis zum Ende reicht. Am Ehesten handelt es sich bei diesem Roman um einen Liebesroman. Denn die Beziehung der Ich-Erzählerin zu einem Snob Namens Robert Rich gibt, dem Enkel des Earl of Warwick, gibt am ehesten die Spannung vor, an der sich der Leser entlanghangelt.

Ein zweiter Handlungsbogen ergibt sich aus dem politischen Geschehen in England. Soll Oliver Cromwell zum König gekrönt werden obwohl gerade durch ihn eine Republik geschaffen worden war? Für den geschichtsbewussten Leser, der sich für die Historie Englands interessiert, gibt es sehr viele Details in diesem Handlungsbogen.

Als historischer Roman ist dieses Buch dennoch extrem interessant, gespickt mit vielen Details. Und Miranda Malins beweist auch Sinn für Humor. Denn eine Szene von Francis mit einer Hofdame und einem Kaplan entbehrt nicht mal einer sehr unterhaltsamen Situationskomik. Lautes Lachen sei erlaubt.

Als dicker Weihnachtsschinken mit historischen Details ist dieser Roman in jedem Fall zu empfehlen. Dieser Roman ist der erste Band einer Trilogie mit dem Titel »Cromwells Töchter«. Freunde von Rebecca Gablé, Bernhard Cornwell und Ken Follett sollten ihn nicht missen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021

Veröffentlicht am 15.11.2021

Paris und seine Karussels

Das Karussell der verlorenen Träume
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Mit diesem Roman von Juliet Blackwell begeben sich die Leser mit Cady aus Kalifornien auf die Suche nach dem Hersteller des Kaninchens Gus. Gus ist ein Karussellkaninchen und hatte wohl vor vielen Jahren ...

Mit diesem Roman von Juliet Blackwell begeben sich die Leser mit Cady aus Kalifornien auf die Suche nach dem Hersteller des Kaninchens Gus. Gus ist ein Karussellkaninchen und hatte wohl vor vielen Jahren seine Runden auf einem Karussell gedreht.

Cady ist Fotografin und arbeitet manchmal für Zeitschriften. Sie hat ein persönliches Faible für alte Karussells. Sie fotografiert diese am liebsten und setzt sie mit unterschiedlichsten Techniken in Szene, um sie auf ihre Fotos zu bannen. Nachdem ihre Freundin verstorben ist, wird sie von einer anderen Freundin angespornt, nach der Herkunft des Kaninchens zu forschen. Das soll nämlich aus der berühmten Karussellschnitzerei Bayol in der Provence stammen. Cady geht den Spuren in Frankreich nach und lernt viel über die europäische Geschichte und Jean-Paul kennen.

Die Geschichte um Cady und Gus wird in verschiedenen Zeitebenen erzählt, die wie Zahnräder ineinander greifen. Die Haupthandlung spielt in der Gegenwart. Dazu gehört der Tod ihrer Freundin, der Auftrag zu einem Fotobuch über Pariser Karussells, die Begegnung mit Jean-Paul.

In der Zeitebene um den Beginn des 20sten Jahrhunderts erfahren die Leser vom Wachstum der Karussellfabrik Bayol, seinen Künstlern und Schnitzern, von Auftraggebern für die Herstellung eines Karussells. Wie eine abgeschlossene Geschichte liest sich das Streben eines jungen Mädchens, das in die Männerwelt der Schnitzkünstler eindringen möchte, um Schnitzerin zu werden. Herrlich!

Mit der dritten Zeitebene geht es zurück in die Kindheit von Cady. Wir erfahren, wie es ihr als Kind ergangen ist, warum sie herumgereicht wurde und wie sie schließlich bei der Freundin gelandet ist, deren Tod sie nun betrauert. Die Geschichte von Cady sorgt für Verständnis, Nachvollziehbarkeit und Mitgefühl für ihr Verhalten in der Gegenwart. Ihr Streben, der Herkunft von Gus auf die Spur zu kommen, erscheint ganz klar.

Neben diesen Geschichten erzählt Juliet Blackwell in Bildern die Landschaften, Örtlichkeiten und das Verhalten der Menschen in dem für Cady fremden Land Frankreich. Mit glitzernden Augen können die Leser die zahlreichen Karussells in Paris bestaunen. Man hört die Glöckchen, das Rasseln, die Kinderstimmen und die Musik der sich drehenden Vergnügungsstätten. Aber auch den Lärm in den Pariser Straßenzügen.

Man spürt das Glück von Cady über ihr erstes selbstgekochtes Gericht. Man sieht ihre Röte im Gesicht, wenn Sie ein Kompliment erhält. Es ist anrührend!

Den Roman von Juliet Blackwell habe ich sehr genossen. Sowohl die Handlung um die Suche als auch die Liebesgeschichte haben mir gefallen. Als Parisliebhaber hatte ich wieder die Gelegenheit, auf den mir vertrauten Straßen zu wandeln.

Ein Roman, den ich sehr gerne empfehle und Leserinnen und Lesern anrate, die in eine spannende Geschichte eintauchen wollen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021

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Veröffentlicht am 06.11.2021

In der Tränennacht macht ein Serienkiller Jagd auf Frauen

Tränennacht
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In Karen Rose’s neuem Thriller bekommt man es mit einem Täter zu tun, wie er aus TV-Serien wie »Criminal Minds« bekannt ist.

Ein Serienkiller macht den Sacramento Jagd auf Frauen. Eines Abends sucht er ...

In Karen Rose’s neuem Thriller bekommt man es mit einem Täter zu tun, wie er aus TV-Serien wie »Criminal Minds« bekannt ist.

Ein Serienkiller macht den Sacramento Jagd auf Frauen. Eines Abends sucht er sich Daisy als Opfer aus. Doch damit gelangte er an die Falsche. Daisy hatte viele Jahre Nahkampftraining und weiß sich zu wehren. Sie schlägt ihn in der nächtlichen Straße in die Flucht, nicht ohne ihm eine Kette mit Medaillon vom Hals zu reißen.

Zu Daisys Freunden gehören viele Polizisten, es ist eine Cop-Familie. Ebenfalls dabei FBI-Mann Gideon. Der erkennt das Medaillon und es katapultiert ihn in seine eigene Vergangenheit. Daisy und Gideon machen sich gemeinsam auf die Spurensuche.

»Tränennacht« bietet einen fantastischen Plot, der mich sehr begeistert hat. Die ganze Story wird in zwei Strängen erzählt. Sie beginnt mit dem Strang um den Serientäter. Akribisch lässt Karen Rose in die Leben dieses Menschen blicken, wie er sich betrogen und missbraucht fühlt. Man erfährt alles über den Killer, nur nicht, wer es ist. Sehr, sehr lange nicht.

Der andere Strang schildert das Geschehen um die Ermittlungen und das Verhältnis zwischen Daisy und Gideon. Auch in diesem Handlungsgeschehen geht Karen Rose sehr detailliert die Biografien der Figuren ein. Man erfährt alles über sie, angefangen von ihrer Kindheit bis zur Gegenwart.

Da man auch den Täter beobachtet, hat man immer das Gefühl, dass etwas Schlimmes mit den Ermittlern passieren wird. Denn offenbar weiß er mehr über sie als sie über ihn.

Getrennt werden die einzelnen Szenen beider Stränge durch Ortsangaben und einer Chronologie bis hin zur Uhrzeit.

Die Gedanken einzelner Figuren stellen sowas wie eine zweite Ebene dar. Besonders in der wörtliche Rede während eines Dialogs werden diejenigen Gedanken gezeigt, die der- oder diejenige am liebsten gesagt hätte. Tatsächlich wird aber etwas anderes ausgesprochen. Damit wird ein detailliertes Bild von der jeweiligen Gefühlslage gezeichnet.

Der Thriller hat mir sehr gut gefallen, obwohl er viele Redundanzen aufweist. Mit neuen Personen – Polizisten, Zeugen, Nachbarn – wird immer wieder dieselbe Information geteilt. Das sind aber Informationen, die man als Leser längst weiß und in aller Regel auch nicht vergisst. Beispielweise, was die Bilder auf dem Medaillon bedeuten. Diese Wiederholungen machen den »Tränennacht« etwas langatmiger als er sein müsste.

Trotz allem ist »Tränennacht« sehr empfehlenswert und ich hebe einen dicken Daumen hoch!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021

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