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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2017

Absolut überzeugend!

Ich, Eleanor Oliphant
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INHALT:
Eleanor Oliphant ist anders als andere Menschen. Eine Pizza bestellen, mit Freunden einen schönen Tag verbringen, einfach so in den Pub gehen? Für Eleanor undenkbar! Und das macht ihr Leben auf ...

INHALT:
Eleanor Oliphant ist anders als andere Menschen. Eine Pizza bestellen, mit Freunden einen schönen Tag verbringen, einfach so in den Pub gehen? Für Eleanor undenkbar! Und das macht ihr Leben auf Dauer unerträglich einsam. Erst als sie sich verliebt, wagt sie sich zaghaft aus ihrem Schneckenhaus - und lernt dabei nicht nur die Welt, sondern auch sich selbst noch einmal neu kennen.

MEINUNG:
Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, da ich Geschichte mag, in denen spezielle Charaktere vorkommen. Dennoch hatte ich von Eleanor eine ganze andere Vorstellung als sie letzten Endes war. Dieses Buch hat mich wirklich überrascht und zwar sehr positiv.

Wir lesen die Geschichte aus der Sicht von Eleanor. Eleanor ist 30 Jahre alt, Buchhalterin und lebt alleine. Ehrlich gesagt kam mir Eleanor erstmal vor wie ältere, schrullige Frau und nicht wie eine junge Frau von 30 Jahren. Sie hat mich sehr an Britt-Marie von Britt-Marie war hier von Fredrik Backman erinnert und die war bereits eine ältere Frau. Der Eindruck von Eleanor entstand bei mir, weil sie auf Grund ihrer festen Abläufe, die auf mich häufig sehr schrullig, aber auch liebenswert wirkten. Eleanor ist eben sehr speziell, aber ich mochte sie gleich auf den ersten Seiten. Sehr gut hat mir gefallen, dass sich sie sich sehr bewusst ist, dass sie anders ist und sie geht in der einen oder anderen Situation auch offen damit um. Man kann es auch häufig als Pragmatismus beschreiben, den Eleanor dort betreibt. Ich hatte schon die Befürchtung, dass mich eine zutiefst traurige, melodramatische, einsame Protagonistin in diesem Roman erwartet. Natürlich ist Eleanor ein Stück weit einsam, denn sie hat anfangs nicht wirklich irgendwelche Freunde bzw. Leute, denen sie wichtig ist.

Durch einen Zufall ergibt sich zwischen ihr und ihrem Arbeitskollegen Raymond eine Verbindung, die ihr gut tut und die sie auch in ihrem sozialen Leben bereichert. Parallel dazu gibt es einen Love Interest, der dazu führt, dass Eleanor auch an ihrem Äußeren anfängt zu „arbeiten“ und ihre eigenen Grenzen zu überschreiten. Sehr lustig fand ich, dass auch Eleanor bei anderen auf Äußerlichkeiten achtet, wo sie sich davon doch vorher selbst ausgenommen hat. Ich musste sehr oft schmunzeln bei Eleanors Verhalten und Beobachtungen.

Für Eleanors Verhalten und die zum Teil fehlende soziale Kompetenz gibt es Gründe, die nach und nach anfangen durchzuschimmern. Es wird schnell deutlich, dass es ein Ereignis in ihrer Vergangenheit gibt, dass sie stark geprägt hat und das aber bis heute verdrängt hat. Im Verlauf der Geschichte kippt Eleanors psychischer Zustand dann auf einmal ganz rapide und sie ist auf Hilfe angewiesen, auch in professioneller Hinsicht. Mir gefiel diese Herangehensweise der Autorin sehr, denn ich finde es wenig realistisch, wenn Eleanor einfach durch die Liebe geheilt worden wäre, wie es in manch anderen Romanen der Fall ist. Für mich war diese Umsetzung sehr realistisch und damit auch glaubhaft. Eleanor wird dabei von Raymond unterstützt, der ihr in Zwischenzeit ein guter Freund geworden ist.

Raymond hat mir auch sehr gut gefallen, denn auch wenn er als der typische IT-Nerd dargestellt wird, ist er doch durch und durch einfach ein normaler Protagonist, der nicht völlig verkorkst ist. Das findet man auch nicht häufig in Bücher.

FAZIT:
Eleanor Oliphant war anders als ich erwartet habe, aber es konnte mich auf ganzer Linie überzeugen. Man bekommt hier eine wunderbare liebenswerte, wenn auch spezielle Protagonistin, die so langsam den Weg in ein soziales Leben findet. Das Buch überzeugte mich auch mit seiner Tiefgründigkeit. Unbedingt lesen!

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Erzählstil
  • Humor
  • Originalität
Veröffentlicht am 18.04.2017

Ich bin begeistert!

Ana und Zak
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INHALT:
Ana und ihr jüngerer Bruder Clayton nehmen an derselben Quiz-Meisterschaft in Seattle teil wie Zak. Alles könnte gut sein, doch Mastergenie Clayton entwickelt sich zum kleinen Aas und haut heimlich ...

INHALT:
Ana und ihr jüngerer Bruder Clayton nehmen an derselben Quiz-Meisterschaft in Seattle teil wie Zak. Alles könnte gut sein, doch Mastergenie Clayton entwickelt sich zum kleinen Aas und haut heimlich abends vom Turnier ab, um sich auf der nahe stattfindenden großen Science-Fiction-Comic-Convention zu amüsieren. Für Ana und Zak, die ihn finden müssen, bevor der Morgen graut (alles andere hätte furchtbare Konsequenzen) beginnt eine Nacht zwischen Orks, Bogen schießenden Amazonen und wild gewordenen Wikingern. Eine verrückte Nacht, in der beide über sich hinauswachsen, ihre Masken fallen lassen sich zum ersten mal so sehen, wie sie sind: verletzlich, wütend, voller Leben und randvoll mit Gefühlen füreinander.

MEINUNG:
So richtig wusste ich nicht, was bei diesem Buch auf mich zukommen würde. Ich habe mir ein wenig eine ähnliche Geschichte wie Flirt mit Nerd vorgestellt, aber Ana und Zak war viel besser, viel nerdiger. Ich habe schon nach den ersten 50 Seiten gemerkt, dass ich dieses Buch lieben werde.

Um das Buch wirklich so zu mögen, wie es ist, sollte man vielleicht ein klein wenig bewandert sein im Bereich der bekannten Science-Fiction-Charaktere unserer Zeit. Man muss kein ausgewachsener Trekki sein, um mit dem Buch seinen Spaß zu haben, aber ein gewisses Vorwissen schadet nicht. Ich kannte bei weitem nicht alles und bin auch in der ganzen Gamer-Szene (sowohl PC als auch Kartenspiele) gar nicht unterwegs, aber auch ich hatte mal meine Phasen in der Jugend und ich kann mich bis heute für dieses Fan-Dasein begeistern. Das Buch liefert einem genau das und noch mehr.

Ich habe nicht erwartet, dass das Buch auch so viel Tiefgang hat bei allem Spaß. Sowohl Ana als Zak haben familiär ihr Päckchen zu tragen und müssen beide auf ihre Art mit dem Verlust eines geliebten Menschen zurechtkommen. Anfangs gibt es zwischen den beiden noch relativ große Spannungen, vor allem von Anas Seite, da sie Zak anders einschätzt als er dann wirklich ist. Ich fand es hochamüsant, wie sie sich gegenseitig immer wieder Wortgefechte geliefert haben. Doch Stück für Stück ändert sich das Bild, welches Ana von Zak hat und auch sie lässt sich langsam hinter die Fassade gucken.

Zak ist wirklich ausgesprochen liebenswert, verrückt und vor allem steht er zu seinem Wort. Ich mochte ihn durchgängig, weil er auch bereit ist Dinge für Ana aufzugeben, die ihm wirklich wichtig sind. Ana wächst während ihres Ausfluges über sich hinaus und durchbricht auch endlich die zum Teil selbst auferlegten Grenzen und Einschränkungen. Ich mochte auch das Tempo, in dem sich die Liebesgeschichte der beiden entwickelt, auch wenn es nur diese eine, wenn auch sehr intensive Nacht ist.
Die Nacht durch die Convention ist einer wahren Odysseus, in der keine Katastrophe oder Peinlichkeit ausgelassen wird. Ana und Zak kämpfen mit vollen Körpereinsatz und machen sich dabei nicht nur Freunde. Es mag vielleicht an der einen oder anderen Stelle übertrieben gewesen sein, aber im Rahmen der Convention ist auch nichts normal. Von daher war das für mich absolut stimmig.

FAZIT:
Für mich war es eine rundherum tolle, amüsante und humorvolle Geschichte mit zwei äußerst liebenswerten Charakteren, die nur was für Nerds und Geeks, sondern auch für alle anderen! Absolute Leseempfehlung!

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 03.04.2017

Unterhaltsam und fesselnd

Die Erwählten von Aranea Hall
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INHALT:
Als Liv ohne ein Wort der Erklärung auf eine Fähre verfrachtet wird, glaubt sie, dass ihre Mutter sie in eine Besserungsanstalt abschiebt. Doch das Internet »Aranea Hall«, das abgeschieden auf ...

INHALT:
Als Liv ohne ein Wort der Erklärung auf eine Fähre verfrachtet wird, glaubt sie, dass ihre Mutter sie in eine Besserungsanstalt abschiebt. Doch das Internet »Aranea Hall«, das abgeschieden auf einer Insel liegt, ist luxuriös und technisch hochklassig ausgestattet. Liv stellt fest, dass jeder ihrer Mitschüler über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt und sie fragt sich, was sie selbst in »Aranea Hall« verloren hat. Als sie mehr Zeit mit Jayce, einem attraktiven »Bad Boy« verbringt, erfährt sie von der »verborgenen Geschichte der Welt«, dem epischen Kampf zweier Geheimgesellschaften »Arachne« und »Nadir« - und dass »Aranea Hall« ein Ausbildungscamp für »Arachne« ist. Doch noch schockierender ist die Erkenntnis, dass ihre Mutter sie ihr ganzes Leben lang belogen hat. Wer ist Liv wirklich und wem kann sie überhaupt noch trauen?
COVER:
Bei dem Cover hätte ich im Laden gleich zugegriffen. Es wirkt genauso mystische, wie es auch der Inhalt ist. Besonders gut gefällt mir, dass die Rosatöne und das Spinnennetz unter dem Schutzumschlag wieder aufgegriffen worden sind und das Buch in Rose erstrahlt. Da hat sich der Verlag etwas ganz Besonderes einfallen lassen.

MEINUNG:
Aranea Hall wurde im Vorfeld mit Nightschool verglichen. Das und die Tatsache, dass ich endlich mal etwas von Susanne Gerdom lesen wollte, haben dazu geführt, dass ich Aranea Hall im Rahmen einer Leserunde auf LovelyBooks gelesen habe. Da ich die Autorin nicht kannte, waren meine Erwartungen nicht besonders groß und was soll sagen, ich war von Anfang an begeistert von diesem Buch.
Der Einstieg in die Geschichte erfolgt relativ zügig ohne ellenlange Erklärungen und schon auf den ersten 50 Seiten gibt es genug Andeutungen, die enorm zur Spannung beitragen. Ich war sprichwörtlich ab der ersten Seite von der Geschichte gefesselt.
Den Vergleich mit Nightschool von C. J. Daugherty kann ich unterschreiben, aber die Geschichte hat mich auch sehr an Edelsteintrilogie von Kerstin Gier erinnert. Wie ich aber aus der Leserunde erfahren habe, hat Susanne Gerdom die Edelsteintrilogie gar nicht gelesen. Dennoch mochte ich die Edelsteintrilogie sehr gerne und Susanne Gerdom schafft es eine ähnliche Atmosphäre zu erzeugen. Davon war ich schlicht und einfach begeistert und habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt mit der Geschichte.
Die Autorin lässt ihren Roman auf einer fiktiven Insel spielen, die man viel Fantasie in der Nähe der Britischen Inseln ansiedeln könnte, zumindest war das mein Eindruck. Ich weiß, dass viele deutsche Autoren ihre Geschichte nicht in Deutschland ansiedeln, auch wenn sich mir der Grund noch nicht erschlossen hat, sondern eher in einer englischsprachigen Umgebung, also UK oder USA. Ich bin kein Fan davon, weil es sich trotzdem deutsch anfühlt. Susanne Gerdom gelingt es aber durch diesen fiktiven Ort, an dem sie die Regeln bestimmen kann ohne dass man einen realen Vergleich hat, dass ich das Setting in sich stimmig fand.
Liv mochte ich sehr gerne, vor allem ihre rotzige Art, der sie auch durchgängig treu bleibt. Man spürt, dass sie anderen nicht so leicht vertraut und wirft auch ihre Vorbehalte bei ihrem Love Interest nicht einfach so über Bord. Das fand ich sehr sympathisch und vor allem auch glaubwürdig. Auch die Nebencharaktere fand ich sehr gelungen. Die Autorin gelingt es auch den Leser lange im Dunkeln zulassen wer Freund und wer Feind ist.
Das Ende der Geschichte ist mein einziger Kritikpunkt, weil mir das alles ein wenig so schnell ging und sich die Handlung innerhalb kürzester Zeit überschlagen hat. Es wurden in dem Zuge zwar auch alle Fragen beantwortet, aber ich hatte etwas Schwierigkeiten hinterher zu kommen und alles für mich zu ordnen.

FAZIT:
Susanne Gerdom schafft es einen konstanten Spannungsbogen zu schaffen, der es schwer macht, das Buch bei Seite zu legen. Außerdem bekommen wir eine BadAss-Protagonistin, die äußerst schlagfertig und humorvoll ist. Mich konnte die Geschichte bis auf das Ende, bei dem es mir etwas zu schnell ging, restlos überzeugen und ich spreche eine absolute Leseempfehlung aus. Die Geschichte könnte gut und gerne auch noch einen zweiten Teil vertragen.
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 29.03.2017

Einfach nur toll!

Ich wollte nur, dass du noch weißt ...
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INHALT:
Wer hat nicht schon einmal einen Brief geschrieben und darin die geheimsten Gedanken und Gefühle preisgegeben, sich dann aber doch nicht getraut, ihn abzuschicken?

Die Social Media-Sensation aus ...

INHALT:
Wer hat nicht schon einmal einen Brief geschrieben und darin die geheimsten Gedanken und Gefühle preisgegeben, sich dann aber doch nicht getraut, ihn abzuschicken?

Die Social Media-Sensation aus den USA! Bisher unveröffentlichte Beiträge des beliebten Tumblr-Blogs Dear My Blank werden in diesem einzigartigen Geschenkbuch vereint. Die liebevollen Illustrationen, das wunderschöne Handlettering und die zutiefst bewegenden Worte machen diese Sammlung zu einem ganz besonderen Jugendbuch, das lange im Gedächtnis bleiben wird.

In ihrem Tumblr-Blog Dear My Blank postet die 16-jährige Emily Trunko anonyme Briefe, Nachrichten und E-Mails der mehr als 35.000 Leser ihres Blogs, die eigentlich nie versendet werden sollten: herzzerreißende Liebesbriefe, zutiefst traurige Abschiedszeilen und auch Worte voller Hoffnung. Diese Texte zeigen, dass wir mit unseren Problemen nicht allein sind, und geben uns den Mut, unseren eigenen Brief vielleicht doch noch zu verschicken.
MEINUNG:
Auch ich konnte mich dem Hype und den vielen positiven Stimmen zu der Sammlung von anonymem Briefen und Nachrichten basierend auf dem Tumblr-Blog von Emily Trunko nicht entziehen, als großer Freund von Briefromanen schon gar nicht. Und ich muss sagen, der ganze Hype um das Buch ist absolut verdient!
Ein paar Sätze muss ich auch der Aufmachung widmen, denn die ist wunderschön und sehr hochwertig. Man überlegt zweimal, ob seine Hände auch wirklich sauber sind, um das Buch zu berühren, denn der Bucheinband wirkt sehr anfällig dafür. Das Innere ist in Blau-, Weiß- und Orange-Töne gehalten und gibt zusammen mit dem Cover ein äußerst stimmiges Gesamtbild, bei dem ich gerne in Schwärmen gerate.
Auch inhaltlich ist dieses kleine Büchlein wirklich eine Wucht! Die Briefe/ Nachrichten sind thematisch sortiert und beschäftigen sich mit u.a. mit Liebe, Trauer und Dankbarkeit. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber mich hat das Buch wirklich emotional abgeholt und wirklich ergriffen. Das ein oder andere Mal hatte ich den sprichwörtlichen Kloß im Hals. In vielen Texten konnte ich mich auch selbst wiederfinden oder ein früheres Ich von mir. Das Buch zeigt einem, dass man nicht allein ist und es ganz viele andere Menschen gibt, die ähnlich fühlen.
Ich halte es auch für eine heilsame Maßnahme sich Dinge, die einen sehr beschäftigen und von denen man sich nicht lösen kann, in Form von Briefen aufzuschreiben. Vielleicht sollte ich das auch mal machen.  Das Buch gibt tolle Anregungen dazu.

FAZIT:
Es war ein kurzweiliges Lesevergnügen, aber es ist wahres Highlight, welches mich wirklich berührt hat und das schaffen Bücher bei mir nicht so leicht. In seiner wunderschönen Aufmachung eignet es sich auch wunderbar als Geschenk. Von meiner Seite ist es ganz große Liebe und ein Ehrenplatz im Regal wert.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 16.03.2017

Hat mich absolut überzeugt

Good as Gone
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INHALT:
Tom und Anna haben das Schlimmste erlebt, was sich Eltern vorstellen können: Ihre 13-jährige Tochter Julie wurde entführt, alle Suchaktionen waren vergebens, die Polizei hat den Fall längst zu ...

INHALT:
Tom und Anna haben das Schlimmste erlebt, was sich Eltern vorstellen können: Ihre 13-jährige Tochter Julie wurde entführt, alle Suchaktionen waren vergebens, die Polizei hat den Fall längst zu den Akten gelegt. Acht Jahre später taucht plötzlich eine junge Frau auf und behauptet, die vermisste Tochter zu sein. Die Familie kann ihr Glück kaum fassen. Doch schon bald spüren alle, dass die Geschichte der Verschwundenen nicht aufgeht. Anna hegt einen furchtbaren Verdacht. Sie macht sich auf die Suche nach der Wahrheit über die junge Frau, von der sie inständig hofft, dass es ihre Tochter ist, die ihr gleichzeitig aber auch fremd erscheint und das gesamte Familiengefüge gefährlich ins Wanken bringt …
MEINUNG:
Auf dem Buch steht „Roman“, aber es mehr als nur ein Roman. Es als Thriller einzuordnen ist vielleicht auch nicht richtig, aber von einem psychologischen Spannungsroman kann man hier definitiv reden. Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt.
Der Haupterzählstrang wird von Anna, der Mutter von Julie, in Ich-Form erzählt. Hinzu kommt dann noch die Sicht von Julie. Nach dem ersten Kapitel aus Julies Sicht, dachte ich eigentlich bereits alles zu wissen und vor allem auch zu wissen in welche Richtung die Geschichte gehen wird. Ich war fast ein wenig enttäuscht, aber umso weiter ich gelesen habe, desto mehr merkte ich, wie ich mich getäuscht habe. Die Autorin führt uns immer wieder aufs Glatteis. Mal ist man sich ganz sicher, dass dieses zurück gekehrte Mädchen auf keinen Fall Julie sein kann und ein anderes Mal säht sie wieder durch einen Halbsatz Zweifel. Es erinnert mich ein wenig an die Romane von Melanie Rabe. Amy Gentry weiß genau, welche Knöpfe sie beim Leser drücken muss.
Es ist kaum zu glauben, dass es sich hier um einen Debütroman handelt, denn sie Schreib- und Erzählweise der Autorin hat mich schwer begeistert. Ich mochte es sehr, wie sie Dinge formuliert hat und damit von einer typischen linearen Erzählweise abgewichen ist. Sie transportiert, durch ihre Erzählweise auch ganz viel zwischen den Zeilen, vor allem auf der zwischenmenschlichen Ebene. Die Autorin macht wunderbar deutlich, dass wir häufig, von Menschen, die wir lieben, ein Bild haben, welches mehr Illusion als Realität ist und das man irgendwann die Augen öffnen muss.
Völlig eindrucksvoll zeichnet die Autorin auch das Bild der Familie. Tom und Anna sind noch verheiratet, aber man merkt, dass die Familie nach Julies Verschwinden nicht mehr dieselbe war. Man kann schon sagen, dass sie ein Stück weit auch den Zugang zueinander verloren haben, in dem sie der anderen Person nicht zu nahe treten wollten oder bzw. auch einfach nicht nachgefragt haben. Besonders darunter gelitten hat Jane, Julies jüngere Schwester, die die Entführung aus dem Schrank heraus verfolgt hat. Man spürt, dass sie mit dieser „Schuld“ versucht zu leben, aber trotzdem auch gesehen werde möchte, nachdem Julies Verschwinden so ein Loch in die Familie gerissen hat. Ein Loch, welche tagtäglich spürbar ist und fast greifbar ist. Anna mochte ich sehr gerne. Ich habe sie einerseits als stark, aber andererseits auch an den richtigen Stellen als verletzlich wahrgenommen. Man spürt ihre Unsicherheit gegenüber der Rückkehr von Julie, aber sie steht trotz Zweifel immer hinter Julie. Selbst als die Zweifel am größten sind, steht sie für sie ein.
Das Buch ist auch nichts für Zartbesaitete. Es gab Stellen, da musste ich wirklich durchatmen und schlucken. Amy Gentry beschönigt nichts und genau damit erzeugt sie eine ungeheure Intensität. Sie schafft es immer wieder, dass man mitfühlt, dass man schockiert ist und dass man einfach hofft, dass doch jetzt endlich alles gut werden möge.

FAZIT:
Für mich ist das Buch ein absoluter Pageturner, der gleichzeitig einen hohen Spannungsbogen hält, aber auch viel Tiefgang aufweist. Die Autorin schafft es, den Leser fast jedes Mal aufs Neue in die Irre zu führen, so dass man am Ende an allen Theorien zweifelt. Für mich ein grandioses Debüt, dass sehr gerne weiter empfehlen möchte.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.