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Veröffentlicht am 06.12.2021

Viel zu ausschweifender Verlauf mit viel zu vielem Perspektivenwechsel ...

606
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Klappentext:
Ein genial inszenierter Massenausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis mitten in der Wüste von Nevada: 606 der gefährlichsten Verbrecher ‒ Mörder, Psychopathen, Wahnsinnige und anderen ...

Klappentext:
Ein genial inszenierter Massenausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis mitten in der Wüste von Nevada: 606 der gefährlichsten Verbrecher ‒ Mörder, Psychopathen, Wahnsinnige und anderen Gewalttätern ‒ schwärmen in alle Himmelsrichtungen aus und verbreiten Schrecken und Chaos. Die größte Menschenjagd in der US-Geschichte beginnt.

Doch für einen der Flüchtigen, John Kradle, ist dies die einzige Chance, endlich seine Unschuld zu beweisen, fünf Jahre nach dem Mord an seiner Frau und seinem Kind. Er muss den Strafverfolgungsbehörden nur immer einen Schritt voraus sein.

Allerdings hat sich auch eine Aufseherin des Todestrakts, Celine Osbourne, an seine Fersen geheftet. Sie hat sehr persönliche Gründe, ihn zu hassen ‒ und sie weiß anscheinend ganz genau, wo er hin will ...


Autorin:
Candice Fox stammt aus einer eher exzentrischen Familie, die sie zu manchen ihrer literarischen Figuren inspirierte. Nach einer nicht so braven Jugend und einem kurzen Zwischenspiel bei der Royal Australian Navy widmet sie sich jetzt der Literatur, mit akademischen Weihen und sehr unakademischen Romanen. Für den ersten und zweiten Teil ihrer Trilogie, »Hades« und »Eden« , wurde sie 2014 und 2015 mit dem Ned Kelly Award ausgezeichnet.


Übersetzerin:
Andrea O’Brien, M.A., geboren 1967, übersetzt seit fast zwanzig Jahren zeitgenössische Literatur aus dem Englischen.


Bewertung:
Das Cover und der Klappentext haben mich direkt aufmerksam gemacht. In der Mitte des Covers läuft eine Person, die Frau und Mann sein kann ... übertragen auf die Geschichte; John Kradle oder Celine Osbourne. Nach ein paar Seiten fiel mir auf, dass der Klappentext und der Titel nicht stimmen. Es fliehen keine 606 Männer, sondern 604. Denn zwei bleiben im Gefängnis.

Die Erzählung erfolgt in der Über-Erzählung der verschiedenen Personen, also keine Ich-Erzählungen. Es gibt zig Handlungsstränge und die Geschichte führt ein paar Rückblenden zu John Kradles Weg bis zu dem Mord an seiner Familie zwischen der Gegenwart auf.

Mein größtes Problem waren die viel zu vielen Charaktere, die alle ihre eigenen Handlungsstränge haben und über die abwechselnd berichtet wird. Es gibt einige Personen, bei denen das überhaupt nicht nötig und sinnvoll ist - diese hätte man rauslassen sollen. Autoren setzen so eine verstreute Erzählweise ein, um Spannung zu erzeugen. Bei manchen gelingt das, bei manchen passiert das Gegenteil; es verwirrt. Dies ist leider so ein Fall. Die Autorin wollte mit den vielen Perspektiverzählungen auf verschiedene Personen Spannung erzeugen, das merkt man beim Lesen. Aber ich hatte ziemliche Probleme damit, denn es sind einfach viel zu viele Personen. Ich wusste nach verschiedenen Wechsel bei einigen gar nicht mehr, wer die sind und konnte sie nicht zuordnen. Für mich persönlich waren das zu viele Personen mit ihren Problemen zum Aufnehmen und verarbeiten. Vor allem, weil auch einige sinnlose Wechsel dabei sind, die vom eigentlichen Geschehen eher ablenken und Spannungsstopps erzeugen - so erging es mir jedenfalls.

Die ersten 175 Seiten war ich genervt und musste mich wirklich anstrengen, weiterzulesen und nicht aufzugeben. Es beginnt zwar direkt fesselnd, da der Ausbruch sofort beginnt, baut sich aber auch sofort durch diese Erzählweise wieder ab. Erst ab Seite 175 baut sich allmählich Spannung auf und ich konnte das Buch kaum weglegen.

Die Charaktere sind zahlreich, sodass ich mir nicht alle aneignen und mit ihren Erzählwechsel verbinden konnte. Aber die Hauptcharaktere John Kradle und Celine Osbourne sind mal mehr und mal weniger im Mittelpunkt. Vor allem Kradles Versuch, während seiner Flucht, den Mörder seiner Familie zu ermitteln, bleibt im ersten Drittel unbearbeitet. Es geht um alles andere, nur nicht um dieses Hauptthema, dass ja laut Klappentext im Mittelpunkt steht. Das drückte zusätzlich negativ auf meine Stimmung.

Es sind aber auch Logikfehler drin, die den Verlauf verfälschen. Zwei große sind einmal die Erkenntnis der Drahtzieher des Ausbruchs. Diese kommt aus dem Nichts und der weitere Verlauf wird darauf aufgebaut. Bis jetzt rätsle ich, wie die auf die Drahtzieher kamen ... Der andere Fehler ist gegen Ende, der auch die Auflösung und das Gesamtende entscheidet. Diesen möchte ich aus Spoilergründen nicht angeben, aber er ist der zweite große Fehler, der völlig unlogisch ist und aus dem Nichts und ohne Erklärung auftaucht und auf dem sich das ganze Ende aufbaut. Dann gibt es noch kleinere Fehler, zum Beispiel ist John Kradle gefesselt und um Spannung zu erzeugen für einen Kampf ist er es plötzlich nicht mehr. Auch tauchen einige Personen wie aus dem Nichts auf, wo niemand weiß, woher sie wissen, wo Kradle ist. Ich mag unlogische Szenen nicht, die künstlich nur wegen einer Spannungsszene oder für einen spannenden Verlauf erstellt werden. Dann sollte man die Geschichte auch so logisch schreiben, wie man dann den Verlauf wünscht.


Mir hat ein Zitat richtig gut gefallen:

"Wenn man ein Kind bekommt, ist man nichts Besonderes mehr. Dann steht das Baby im Mittelpunkt.
Plötzlich bist du kein Medium mehr, stellst keine Verbindung zum Jenseits her. Auch keine weiße Hexe. Sondern Mutter. Das Gegenteil von einzigartig. Eine Mutter hat jeder."

(Seite 225/226)



Fazit:
Die Atmosphäre bleibt wegen der viel zu vielen Perspektivwechseln durchwachsen. Die Geschichte hat auch einige spannende Stellen, aber auch einige sinnfreie, die man überlesen kann. Den Gedanken hatte ich, hatte aber Sorge, dann noch irritierender zu sein. Jetzt nach dem Lesen weiß ich, ich hätte die Kapitel überspringen können. Für einige Leser mit einem guten Gedächtnis sicher kein Problem, diese vielen Personen aufzunehmen und zuzuordnen. Für mich war das Lesen größtenteils anstrengend. Es ist keine schlechte Geschichte, aber künstlich gezogen und unnötig erschwert geschildert. Die Idee ist nicht neu, aber hat eine große Anziehungskraft. Da kommt es auf die Umsetzung an, die ich hier nicht so gelungen finde, wie ich gerne gelesen hätte.

Die Geschichte beinhaltet 465 Seiten und kostet 16,95 €. Ich finde das etwas überteuert. Für die Seitenzahl hätten auch 14,95 € gereicht. Hinterlässt bei mir immer einen bitteren Beigeschmack.




  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.12.2021

Außen hui, innen stöhn ...

Onkel Dagobert und der Geist der Weihnacht
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Klappentext:
„Pah! Weihnachten! Wenn ich das schon höre! Nichts als grober Unfug!“, ruft Onkel Dagobert. Diese Worte könnten auch von seinem literarischen Vorbild Ebenezer Scrooge aus Charles Dickens' ...

Klappentext:
„Pah! Weihnachten! Wenn ich das schon höre! Nichts als grober Unfug!“, ruft Onkel Dagobert. Diese Worte könnten auch von seinem literarischen Vorbild Ebenezer Scrooge aus Charles Dickens' A Christmas Carol stammen. Im Jahre 1960 illustrierte Dagobert-Schöpfer Carl Barks in Anlehnung an Dickens eine Bilderbuchgeschichte, in der Festtagsmuffel Dagobert von drei Geistern in der Gestalt von Tick, Trick und Track besucht wird, die ihm doch noch den Geist der Weihnacht einhauchen.

Ein (Vor-)Lesevergnügen für die ganze Familie, das garantiert festliche Stimmung aufkommen lässt.


Autor und Illustrator:
Carl Barks (1901-2000) gilt als der unbestrittene Großmeister der Disney-Comics. Der amerikanische Zeichner gründete Entenhausen, gab Donald eine Persönlichkeit und entwickelte zahlreiche illustre Figuren: Daniel Düsentrieb, Gundel Gaukeley, die Panzerknacker und als Krönung seiner Schöpfung Dagobert Duck, der 1947 in der Geschichte »Die Mutprobe« sein Debüt feierte. Er zeichnete etwa 500 Geschichten auf mehr als 6.300 Seiten und wurde schon zu Lebzeiten als »der gute Zeichner« verehrt.


Bewertung:
Das Cover und die Gesamtaufmachung sind sehr schön und ansprechend zur Weihnachtszeit. Ich denke, alle, die vor 2000 geboren wurden, sind mit diesen Comics aufgewachsen, ob man selbst wollte oder nicht. Ich finde Neuauflagen auf der Basis der Klassiker super. Aber auch Fortführungen der Serie mit den Spezialcomics zu Saisonzeiten sind immer noch Kult und ich grinse immer vor mich hin, wenn ich wieder welche sehe, die herauskommen. Die Serie stirbt hoffentlich nie aus.

Jedoch bin ich in diesem Fall enttäuscht. Aus dem alten Charles Dickens Klassiker hätte man wirklich viel mehr herausholen können, um sie für Kinder zu veranschaulichen. Hier wurde eine große Chance vertan. Der Comic ist eher für 5 Jährige erstellt worden, so habe ich den Eindruck. Mit 8 Jahren kann man sehr viel mehr aufnehmen, und damit meine ich nicht die Menge, sondern das Verständnis einer Geschichte. Der Klassiker ist viel zu viel abgekürzt worden und zu vereinfacht wiedergegeben. Das ist sehr schade!

Die Illustrationen sind weiterhin echt gelungen, das ändert sich ja nicht. Es ist derselbe Stil aus meiner Kindheit in den 90ern. Hier gefällt mir vor allem der wirklich alte Zeichnungsstil, eine Art Filter um die Zeichnungen - wie aus alten Zeiten unbearbeitet vom Design. Das gefällt mir sehr gut!


Fazit:
Die Aufmachung und Zeichnungen sind super, der Inhalt dagegen nicht. Enttäuschend viel gekürzt und viel zu vereinfacht dargestellt, als ob alle ab 8 Jahren nichts verstehen würden. Hat einen kleinen fahlen Beigeschmack. Schade.


UMSETZUNG/DARSTELLUNG ⭐⭐⭐,🌠

INHALT ⭐⭐⭐



Gelesen am 24. November 2021



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 17.11.2021

Nur bei viel Muße anwendbar

Brötchen backen - einfach perfekt
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Klappentext:
Locker, fluffig und aromatisch – so müssen Brötchen sein. Im seinem neuesten Backbuch beschreibt Brotenthusiast und SPIEGEL-Bestseller-Autor Lutz Geißler einfache Grundteige mit langer Teigführung ...

Klappentext:
Locker, fluffig und aromatisch – so müssen Brötchen sein. Im seinem neuesten Backbuch beschreibt Brotenthusiast und SPIEGEL-Bestseller-Autor Lutz Geißler einfache Grundteige mit langer Teigführung für gelingsichere Wecken, Semmeln, Schrippen ... Der fundierte Grundlagenteil lässt keine Fragen offen. Laugenbrötchen, Panini, Dresdner Schuster, Franzbrötchen oder Brioche? Ob regional, traditionell, modern interpretiert, süß oder herzhaft: In rund 100 Rezepturen finden alle Hobbybäcker und Profis ihr Lieblingsbrötchen – Schritt für Schritt erklärt und mit praktischen Stepfotos.


Autor:
Lutz Geißler ist Geologe und der bekannteste Brot-Blogger und Brotbuch-Autor im deutschsprachigen Raum. Er schreibt Bücher, entwickelt Brot- und andere Backrezepte auf dem Grundsatz der Naturbelassenheit und gibt stets ausgebuchte Brotbackkurse. Seine Brotexperimente, Backreportagen und Rezepte veröffentlicht er regelmäßig auf seiner Internetseite.


Bewertung:
Aufreger am Anfang: Schon wieder foliert, schon wieder dieses extrem stinkende Papier benutzt, wie so oft bei Sachbüchern. Warum? Ist ja nicht so, als ob andere Papiersorten keine gute Qualität haben. Ich bin enttäuscht! Das Cover ist ganz gut, mir fehlt da nur die Vielfalt an Brötchen, es sind keine Saaten-Brötchen dabei, auch in den Rezepten nicht.

Für mich ist dieser Rezeptaufbau sehr gewöhnungsbedürftig. Es ist in der Einleitung erklärt, wie es aufgebaut ist, das finde ich auch nötig. Aber diese Zeichen, wie dem Pfeilen, naja, da wäre das Ausschreiben für mich besser. Einfach zu schreiben "mit der Öffnung nach unten/oben" statt Pfeile zu benutzen. Ist schon irre; meine Mutter kann sich auf so ein ungewöhnliches und neues Modell einlassen und ich sehen mich eher nach dem alten Modell. Von wegen, die Alten wollen nichts ändern und die Jungen kommen damit generell klar.

Schön finde ich, dass bei manchen Rezepten Schritt-für-Schritt-Bilder dabei sind, da doch viele Fachbegriffe benutzt werden, die man so beim Lesen nicht ganz versteht - was gemeint ist. Ich komme aus dem Bäckereihandwerk, daher weiß ich auch ohne Erklärung, was walzen ist etc. Aber ich kann ja nicht nur von mir ausgehen.

Was mich neben dem Konstrukt stört, am meisten - sind die Rezepte selbst. Selten sind da Brötchen dabei, die sich ganz normal in wenigen Stunden, sogar Minuten zubereiten lassen, wie man das einfach kennt. Das Buch suggestiert, dass Brötchen derart aufwendig sind und viel Zeit beanspruchen, was nicht generell so ist. Da musst du Bäcker sein, um tolle Brötchen zu backen. Sehr schade und enttäuschend für mich persönlich. Natürlich gibt es die aufwendigen Varianten, aber das Buch hat ja durchweg zeitintensive Rezepte drin, bis auf wenige Ausnahmen. Und wie in meiner Bewerbung schon erwähnt, wäre eine Vielfalt an Brötchenarten sinnvoll gewesen, also auch mit Körnern und Saaten. Stattdessen haben wir hier eigentlich identische Rezepte, nur mit minimalen Änderungen am Brötchen selbst, z. B. Seite 109 Fränkische Kipf. Was ist da anders? Da kommt jeweils an den Enden noch ein Tropf gedreht rein.


Fazit:
Ich komme aus dem Bäckerhandwerk und weiß, dass Zeit eine gute Qualität hervorbringt. Jedoch setzen die Bäcker die Teige nicht eine Nacht zuvor an, um sie in der nächsten Nacht zu verarbeiten. Das ist realistisch nicht umsetzbar. Und das bedeutet auch kein Qualitätsverlust. Ich habe nichts gegen Nacht-Rezepte, aber muss es das ganze Buch betreffen? Finde ich sehr schade. Die professionelle Aufbereitung und Erläuterungen finde ich sehr gelungen.



BERICHTESTIL ⭐⭐⭐

UMSETZUNG/DARSTELLUNG ⭐⭐⭐

INHALT ⭐⭐⭐



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 10.10.2021

Ein Wechsel zwischen Anregung und Oberflächlichkeit

Ich hatte nicht immer, was ich wollte, aber alles, was ich brauchte
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Klappentext:
Was hilft uns, ein freieres Leben zu führen? Auf der Suche nach einer Antwort gibt Björn Lindeblad seine Karriere in der Wirtschaft auf und entscheidet sich für ein Leben als Waldmönch im ...

Klappentext:
Was hilft uns, ein freieres Leben zu führen? Auf der Suche nach einer Antwort gibt Björn Lindeblad seine Karriere in der Wirtschaft auf und entscheidet sich für ein Leben als Waldmönch im Dschungel Thailands. Dort wird er zu »Natthiko«, zu dem, »der an Weisheit zunimmt«. 17 Jahre später geht er zurück nach Schweden und fällt in eine tiefe Depression. Bis er sich auf die Lehren aus seiner Zeit als Mönch besinnt und beschließt, das, was er gelernt hat, weiterzugeben. Doch als er sein Glück und seine innere Ruhe wiedergefunden hat, erfährt er, dass er unheilbar an ALS erkrankt ist.

Autoren:
Björn Natthiko Lindeblad, geb. 1961, ist ein schwedischer Vortragsredner, Mediationslehrer und ehemaliger buddhistischer Mönch. Sein Buch hat er in Zusammenarbeit mit seinen Kollegen und Freunden Carolin Bankler und Navid Modiri verfasst.

Caroline Bankler, geb. 1983, ist eine schwedische Autorin, Produzentin und Projektmanagerin.

Navid Modiri, geb. 1983, ist Podcaster, Redner und Autor.


Sprecher:
Christian Baumann steht als Schauspieler seit 1996 auf der Bühne, vor allem im Münchner Metropoltheater. Er war u.a. im Polizeiruf 110 oder in der Thrillerserie Der Pass zu sehen. Mit seiner kraftvollen, ausdrucksstarken Stimme ist er die Station-Voice von Deutschlandfunk Kultur und regelmäßig beim Bayerischen Rundfunk sowie in Dokumentationen, Reportagen und zahlreichen Hörbüchern zu hören.

www.baumannchristian.de


Bewertung:
Das Cover und der Titel sind sehr schön und passen zur Erzählung.

Der Autor wendet sich direkt zu Beginn an den Hörer/Leser. Das wechselt zwischen seinen Erfahrungen. Er berichtet aus seinem Leben und gibt philosophische und nachdenkliche Ratschläge. Auch hier und da stellt er eine Übung dar, die man nachmachen kann.

Seine Erzählung beginnt, als er 8 Jahre alt war, geht zu seiner damaligen Arbeit und dann in sein Mönch-Sein. Von da aus geht es zurück zur Arbeit und zu einer Partnerschaft. Insgesamt alles sehr vereinfacht dargestellt. Nehmen wir das Beispiel Richtig Atmen. Er macht das einmal und schon beginnt eine Umwandlung in ihm. Daraufhin kündigt er sogar seinen gut bezahlten Job und wird Mönch. Im späteren Teil bekommt er eine Depression und kurze Zeit später scheint es von selbst verschwunden zu sein. Der Autor berichtet gehackt, sodass ich das, was er erzählt, nicht ganz ernst nehmen kann. Er springt von einer Etappe zu Nächsten und bleibt dabei oberflächlich.

Ich habe Gedanken, ich bin nicht meine Gedanken.
(Track 6)

Diese Sprüche nerven mich wirklich mittlerweile, weil sie nur teilweise stimmen, einen aber eintrichtern wollen, dass das absolut ist. Dann wiederum kommt man sich doof und schlecht vor, weil das für einen gar nicht so ist. Fakt ist doch, dass wir uns natürlich durch unsere Gedanken leiten lassen und uns in ihnen identifizieren. Das heißt nicht, dass wir allen Gedanken glauben sollen. Aber das generell Gedanken nichts mit dem zu tun haben, was ich bin, ist falsch. Wie viele Sprüche es um Gedanken gibt und fast alle nur einseitig sind ... das nervt!

Leider wird die Rolle der Frau im Buddhismus nur in zwei Sätzen erzählt. Man könnte ja jetzt DENKEN "Typisch Mann", aber lassen wir das. In der Tat ist der Buddhismus in der Öffentlichkeit viel positiver dargestellt als er in vielen Teilen ist. Nicht nur der Teil mit den Frauen, die dort genauso kaum Platz finden wie in anderen Religionsgemeinschaften. Auch die generelle Darstellung der Religion und des Mönch-Sein ist verkürzt dargestellt. Das Negative ist hier völlig rausgeschnitten - ich glaube, das ist die einzige Religion, bei der das so ist, in der Gesellschaft. Ich habe vor einigen Monaten eine Dokumentation über die Religion und einen ehemaligen Mönch gesehen. Er hat berichtet, wie Gottgleich das alles ist. Wie die Dorfbewohner nicht nur Spenden abgeben, sondern die Mönche derart huldigen, als seien sie Götter. Das hat ihn irgendwann derart gestört, dass er ausgetreten ist. Denn auch hier geht es eher ums Ego und um Macht als um etwas oder jemanden dienen. Dass die Dorfbewohner ihre Mönche so ehren, ist kein Geheimnis. Aber die Doku zeigt, wie weitreichend das ist - es hat etwas scheinheiliges, was die Mönche von Buddha predigen und wie sie sich aber behandeln lassen und sich preisgeben. Genau wie in allen anderen Religionen auch. Leider weiß ich den Namen der Dokumentation nicht mehr.

Irritiert bin ich wegen der wechselnden Zeitraffer. Der Autor erzählt von 20 Jahren Mönch-Sein, dann von 17 Jahren, dann wieder von 20 Jahren, dann wieder von 17 Jahren ... Wo ich den Kopf schütteln musste - als er erzählte, er habe seine Symptome bei Google nachgeschaut, ob sich eine Diagnose stellen lässt ... ich kapier so eine Blödheit nicht, tut mir leid. Ob Kassierer oder Mönch. Vor allem bei ihm nicht, da er ja eine diagnostizierte Krankheit hat. Da gehe ich doch dann zum Arzt und google nicht.

Wer das Schlußwort spricht, Adjard Shanto (weiß nicht, wie der Name gemeint ist), weiß ich nicht. Wer ist das??

Der Sprecher ist wunderbar klar und deutlich. Ich hätte so oft abbrechen können, weil zwei Stunden gereicht hätten, es wiederholt sich systematisch vieles. Aber dank des Sprechers habe ich es nicht abgebrochen.


Fazit:
Der Autor gibt Impulse, über seine eigenen Lebensumstände nachzudenken. Es ist eine Mischung aus Biografie und philosophischer Ratgeber. Leider erzählt der Autor recht oberflächlich und springt immer kurzweilig, sodass ich keine richtige Verbindung zu seinem Erleben habe.

Man darf nie vergessen, dass solche Menschen auch extrem privilegiert sind. Ein ausgewogener Familienhaushalt, finanzielle Absicherung ... Der Autor konnte in viele Länder reisen und in Kulturen ankommen. Wir vergessen gerne, dass Reisen für Seele und Geist äußerst wichtig ist. Auch spielt es eine Rolle, ob ich eine belastende Seele in finanzieller Armut habe oder nur eine belastende Seele. Ich merke bei solchen Biografien immer wieder, dass die meisten diese Menschen bejubeln und mit sich und anderen vergleichen. Das halte ich für kritisch, denn es ist einfacher anders zu sein, wenn man in vielen Bereichen privilegiert ist. Ich würde auch gerne ein ganz anderes Leben führen, aber die Ratschläge und Impulse des Autors helfen mir nicht weiter. Das geht nur, wenn man auf einem bestimmten Stand ist.

Viele nachdenkliche Sätze des Autors hatte ich selbst schon und sind auch wichtig, in die Gesellschaft zu tragen. Seine ganzheitliche Erzählung wirkt einfach nicht ganz glaubwürdig - jedenfalls ist es für solche Menschen nicht so schwer, wie er betont, sondern eher recht einfach, dank seines privilegierten Lebens. Das ist es, was ich kritisch finde. Und jedem zu sagen, dass er es auch so haben kann, ist falsch, denn nicht jeder hat die Werkzeuge wie er mitbekommen. Das Leben ist nun mal unfair. Das soll einen nicht davon abhalten, mal anders über sein Leben nachzudenken und Veränderungen einzuläuten. Aber diese Generalbotschaft "Jeder kann sein Leben so ändern, wie er es will" verbitte ich mir.



Erfolgreich zu sein ist nicht dasselbe wie glücklich zu sein.
(Track 4)



SPRECHER ⭐⭐⭐⭐⭐



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Veröffentlicht am 10.10.2021

Keine Hör-Eskalation!

Eskalation
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Klappentext:
”Nicht langsamer werden”, befiehlt die verzerrte Stimme durch die Freisprecheinrichtung. Dina Martin ist allein auf der Autobahn unterwegs. Hinter ihr ein riesiger Wagen, der plötzlich bedrohlich ...

Klappentext:
”Nicht langsamer werden”, befiehlt die verzerrte Stimme durch die Freisprecheinrichtung. Dina Martin ist allein auf der Autobahn unterwegs. Hinter ihr ein riesiger Wagen, der plötzlich bedrohlich nah auffährt. Zu den Schuldgefühlen, dass Dina heute Abend nicht bei ihrer Tochter ist, gesellt sich jetzt die Angst. ”Abfahren”, kommandiert die Stimme. Sie sind mittlerweile kilometerweit von ihrer eigentlichen Ausfahrt entfernt. Nach der Kurve sieht Dina ein rotes Licht aufflammen: Halt Polizei. Alles wird gut werden, denkt Dina noch. Doch dann ertönt ein Schuss - und der wahre Albtraum beginnt.


Autorin:
Nora Benrath, geboren 1978 in Warendorf, ist das Pseudonym einer deutschen Journalistin, die als Redakteurin u.a. in München und Münster gearbeitet hat. Sie gehörte über mehrere Jahre zum Rechercheteam des "Stern" in Düsseldorf und wurde vor allem in Recherchen zur Mafia und zu Kriminalfällen eingebunden. Seit einigen Jahren lebt sie mit ihrer Familie in Italien.


Sprecher:
Thomas Balou Martin ist vor allem den Fernsehzuschauern bekannt. Der Schauspieler stand u.a. für den Tatort, Alarm für Cobra 11, Großstadtrevier u.v.m. vor der Kamera. Aber auch der geneigte Hörbuchliebhaber dürfte schon mit Thomas Balou Martin in Kontakt gekommen sein. Als Hörbuchsprecher sitzt er oft vor dem Mikrofon und hat schon Romane von Wolfgang Hohlbein, Ethan Cross und Ian Rankin eingelesen. Dokumentationen für arte, n-TV und weitere Fernsehsender werden ebenfalls oft mit seiner Stimme besetzt. Von 2005 bis 2010 moderierte er die Sendung „Dings vom Dach“ für’s hr-Fernsehen.


Bewertung:
Cover und Titel passen wunderbar zusammen und auch zum Klappentext. Die Idee ist nicht neu, aber die Umsetzung ist auch nicht besonders.

Die Erzählung zeigt verschiedene Perspektiven, allerdings nicht in Ich-Form. Die Sicht der Opfer und des Täters ist weniger präsent als die der anderen. Erst im letzten Drittel hört/liest man viel mehr von ihnen.

Der Beginn ist sehr gut und fesselnd, man gerät direkt in die Eskalation, meint man. Das flaut so schnell ab, wie es kommt. Vieles wirkt irgendwie nicht ganz logisch, eher so wie verschiedene Puzzleteile zu einem Puzzle gesteckt.

Das Ende, also die Auflösung des Falles, kommt aus dem Nichts. Das meine ich nicht spannungsgeladen, sondern konstruiert. Am Schluß wird der Fall und die Motive des Täters (vor Gericht, denke ich) zusammengefasst, was Bodenständigkeit in diese Unruhe reinbringt.

Der Sprecher hat mich mit seiner recht lebendigen Stimme mitgetragen. Sehr schade, dass er so gegen den spannungsarmen Verlauf ankämpfen musste, so kam es mir vor. Mich konnte die Stimme an manchen Stellen nicht einfangen, aber ohne sie hätte ich wohl abgebrochen.


Fazit:
Weder Charaktere noch Geschichte haben mich so richtig vereinnahmt. Das Tempo ist schleppend, die Spannung mau. Auch eine schon mehrfach erzählte Grundidee lässt sich neuartig und fesselnd erzählen. Hier muss ich schreiben, dass die Geschichte kein Zugewinn ist. Man muss es nicht unbedingt hören, man verpasst wirklich nichts.

Eine Okay-Geschichte. Weder sehr gut noch schlecht. Die Eskalation in Form von Hörgenuss blieb aus.



SPRECHER ⭐⭐⭐⭐



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