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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2017

Schicksal jüdischer Kaufmannsfamilie wunderbar beschrieben

Das Haus der schönen Dinge
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Erzählt wird in diesem Buch die Geschichte der jüdischen Kaufmannsfamilie Hirschvogl, welche in München am Rindermarkt sich Anfang des 20. Jahrhunderts ihren Traum vom Kaufhaus der schönen Dinge erfüllt.
Sehr ...

Erzählt wird in diesem Buch die Geschichte der jüdischen Kaufmannsfamilie Hirschvogl, welche in München am Rindermarkt sich Anfang des 20. Jahrhunderts ihren Traum vom Kaufhaus der schönen Dinge erfüllt.
Sehr einfühlsam beschreibt Heidi Rehn die Charaktere der Hauptfiguren. Interessant und wunderbar umgesetzt fand ich die damalige Sprach- und Denkweise. So wurden auch zwischen engsten Freundinnen die Worte wohl überlegt. Gerade Lily hat mich mit ihrer Energie, ihrem Einfühlvermögen, ihrem Organisationstalentstark für dich eingenommen. Trotz der Tiefschläge, die sie sowohl im Privat- wie auch im Berufsleben hinnehmen musste, trotz der Enttäuschungen und Intrigen, die sie gerade von Seiten ihrer besten Freundin erlebt hat, verlor sie nie den Mut und konnte verzeihen. Manchmal war sie in meinen Augen etwas zu gutmütig. Während des Lesens war ich überrascht, dass es schon damals Arbeitgeber gegeben haben soll, die sich um Kranken- und Rentenversorgung ihrer langjährigen Angestellten gekümmert haben.
Während des Lesens erfährt man mit welchem Einfallsreichtum und Mitteln diese jüdische Kaufmannsfamilie immer wieder versucht mit ihrem Kaufhaus aufzufallen und als Erste mittels neuer Ideen oder Produkte in aller Munde zu sein. Das klingt alles sehr glaubwürdig und entspricht wohl den Anfängen des heutigen Marketings. Auch über die privaten Sorgen und Nöte der Hirschvogls und dessen Freundeskreis werden sehr anschaulich geschildert, was der Handlung Glaubwürdigkeit und Lebendigkeit verleiht.
Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und bin für Stunden in eine durch viele Veränderungen und Wirrungen deutscher Geschichte (auf die man nicht unbedingt stolz sein kann) entführt worden. Von mir gibt’s daher eine uneingeschränkte Leseempfehlung und 4 Lesesterne.

Veröffentlicht am 19.04.2017

Wahrnehmung oder Einbildung? Spannend!

Was du nicht siehst
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Liz lebt nach ihrer Scheidung vor zwei Jahren allein in ihrem Haus. Immer wieder entdeckt sie Dinge in ihrer Wohnung die sich verändert haben. Bildet sie sich das nur ein? Oder ist wirklich jemand in ihre ...

Liz lebt nach ihrer Scheidung vor zwei Jahren allein in ihrem Haus. Immer wieder entdeckt sie Dinge in ihrer Wohnung die sich verändert haben. Bildet sie sich das nur ein? Oder ist wirklich jemand in ihre Privatsphäre eingedrungen??? ….
Auch in diesem Thriller gelingt es der Autorin wunderbar die menschlichen Gefühle, die wachsende Angst, die Panik, welche Liz beim Erkennen von immer mehr Veränderungen in ihrer Wohnung feststellt, in Worte zu fassen und den Leser dadurch mit gefangen zu nehmen. Wobei sie dabei so geschickt vorgeht, dass man fast bis zum Schluss den wahren Hintergrund kaum erraten kann und auch falsche Fährten legt.
Dadurch entsteht und bleibt die Spannung beim Lesen. Man muss einfach weiterlesen.
Sehr gut gefallen hat mir der kritische Dialog zwischen Vater und Tochter. Hier macht Liz ihren Vater klar, dass man die Gegenwart nur genießen kann, wenn man sich ihr stellt und Gefühle zulässt, was auch Trauer einschließt. Dieser Abschnitt hat mich stark berührt.
Das Ende hat mir diesmal nicht so gut gefallen. Irgendwie fehlte mir hier die Dramatik etwas. Die Aufklärung lief mir hier zu „rund“. Das kam bei mir einem Spannungsknick gleich.
Trotzdem vergebe ich 4 Lese-Sterne und spreche eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 17.04.2017

Lesen, eintauchen, mitleiden, einfach ergreifend

Die zwei Leben der Florence Grace
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Florence Buckley, genannt Florrie, wächst wenn auch in Armut wohl behütet im abgeschiedenen Cornwall im Einklang mit der Natur auf. Aber als ihre letzte lebende Verwandte ihre Großmutter genannt Nan auch ...

Florence Buckley, genannt Florrie, wächst wenn auch in Armut wohl behütet im abgeschiedenen Cornwall im Einklang mit der Natur auf. Aber als ihre letzte lebende Verwandte ihre Großmutter genannt Nan auch noch stirbt, wird sie vom Familienoberhaupt der Graces (losgesagter Familienteil ihrer verstorbenen Mutter) nach London geholt. Nicht wohlwollend aufgenommen, muss sie sich nun ihren Weg suchen…
Mir hat dieses Buch ganz wunderbar gefallen. Am Anfang wird der Leser entführt in die Moorlandschaft Cornwalls, in der sich Florrie wie keine zweite auskennt. Der Autorin ist es sehr gut gelungen die Einheit des Mädchens mit der Natur zu beschreiben und auch die unwirtliche Landschaft dem Leser nahe zu bringen. Die Alte Rilla kam mir anfangs etwas kauzig vor, aber im Laufe der Geschichte hat sich dann gezeigt, dass ihre Orakel eigentlich Lebensweisheiten waren, die sich dann auch bewahrheitet haben. Stilistisch >immer als kursiv hervorgehobene Gedanken< fand ich das prima umgesetzt.
Florence kam mir als sie nach London in die selbstherrliche Familie Grace „umgesiedelt“ wurde vor wie ein Vogel der im goldenen Käfig gefangen wurde. Das hat mich richtig traurig gemacht. Man muss das Mädchen, die junge Frau einfach mögen und auch mit ihr leiden. Denn in ihrer Heimat Cornwall durfte man sagen was man dachte. So trug Florence auch ihr Herz auf der Zunge, wodurch ihr so einige Schwierigkeiten im vornehmen Haushalt der Graces entstandene sind und ein Umdenken bei ihr erfolgen musste. Ich hatte immer Angst, dass diese verbiesterte Familie die arme Florrie seelisch brechen würde. Gott sei Dank kam alles anders.
Ich habe mich mit diesem Buch in die Zeit des endenden 19. Jahrhunderts entführen lassen und habe mich wunderbar unterhalten gefühlt. Dies ist in meinen Augen ein wunderbarer, gefühlvoller Frauenroman. Von mir gibt’s daher 4 Lese-Sterne.

Veröffentlicht am 27.03.2017

prima zu lesen, aber Spannung ausbaufähig

Grausames Erbe
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Erzählt wird die Geschichte vom Petty, die einsam, von ihrem Vater bewusst isoliert wird, aber auch gleichzeitig stark zur Selbstverteidigung trainiert wird. Als der Vater plötzlich stirbt und sie Hinweise ...

Erzählt wird die Geschichte vom Petty, die einsam, von ihrem Vater bewusst isoliert wird, aber auch gleichzeitig stark zur Selbstverteidigung trainiert wird. Als der Vater plötzlich stirbt und sie Hinweise auf ihre Mutter und ihren richtigen Vater findet, nutzt sie die Change zur Flucht…..
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Die Beschreibungen zu Pettys in meinen Augen grausamer Kindheit haben mich schon berührt. Man muss einfach Mitleid mit der jungen Frau haben, die durch ihre Isolation keine menschliche Wärme und Nähe zulässt. Irgendwie wirkt sie dadurch in manchen Situationen weltfremd. Aber dann gibt es im Buch immer wieder Situationen, die gar nicht zu ihrer Weltfremdheit passen. Ich denke da z.B. als von Scabble die Rede ist. Das kennt sie, obwohl ihr Vater sie eigentlich nur sportlich gefordert hat und es sonst nur ausgesuchte Fernsehsendungen gab? Schon etwas unglaubwürdig. A pro Po unglaublich! Nie hätte ich mit dem Wandel der Geschichte gerechnet. Damit habe ich ja nie im Leben gerechnet.
Als Petty dann mit Decker auf der Flucht war, fühlte ich mich an ein Roadmovie erinnert. Diese Geschichte könnte ich mir auch gut als Spielfilm vorstellen.
Insgesamt betrachtet fühlte ich mit dem Buch bestens unterhalten und empfehle es auch uneingeschränkt weiter. Von mir gibt’s daher 4 Lese-Sterne.

Veröffentlicht am 12.03.2017

liebevoll und appetitmachend erzählt

Das Brombeerzimmer
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Nora, seit einem Jahr mit Ende Zwanzig Witwe, leidet sehr unter dem Verlust ihres Ehemannes. Vielleicht will sie ihm dadurch näher kommen, in dem sie in die alte Heimat ihrer Schwiegermutter und deren ...

Nora, seit einem Jahr mit Ende Zwanzig Witwe, leidet sehr unter dem Verlust ihres Ehemannes. Vielleicht will sie ihm dadurch näher kommen, in dem sie in die alte Heimat ihrer Schwiegermutter und deren Eltern reist, um eine bisher unbekannte Tante (Klara) kennenzulernen. Dort im Mecklenburgischen, findet sie gleichgesinnte und kommt einem Familiengeheimnis auf die Spur….
Der Roman liest sich wunderbar. Der Schreibstil ist flüssig, anschauliche Beschreibungen der Boddenlandschaft wechseln sich mit der eigentlichen Handlung ab. Die Geschichte wird dadurch lebendig und die Schilderungen machen es dem Leser leicht eigene Bilder zur Gegend zu entwickeln.
Was mir ein wenig missfallen hat war, dass Nora gleich beim ersten Telefonat mit der ihr völlig unbekannten Mandy so intensiv auf persönliche Dinge eingegangen ist. Das ist in meinen Augen wenig glaubhaft. Ich hatte überhaupt während der ganzen Geschichte den Eindruck, dass in dem Buch nur Gut-Menschen vorkommen. Außer dem Nachbar mit bissigem Schäferhund war da ja nicht viel Negatives.
Was mich gleich am Anfang für das Buch eingenommen hat waren die herrlichen Beschreibungen zu den selbst hergestellten Marmeladen. Wunderbar! Da habe ich doch gleich Appetit auf solche Sorten bekommen. Ja und als ich dann auch noch die Rezepte im Buch gefunden habe – da warte ich doch jetzt schon auf den Frühsommer, wenn der Holunder blüht, um es selbst auszuprobieren.
Die Zwiesprache, welche Nora immer wieder (in kursiv) während des Handlungsverlaufs mit ihrem verstorbenen Ehemann hält, gehen echt ans Herz. Und auch die Idee der beiden glückliche Tage mit JoNa-Tage zu bezeichnen, fand ich rührend.
Insgesamt ist das ein sehr warmherzig geschriebenes Buch, ein echter Frauenroman für den ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung ausspreche und 4 Lese-Sterne vergebe.