Ein genialer King, ganz ohne Monster und Übernatürlichem, aber dennoch voller Thrill
Billy Summers will nach diesem lukrativen Auftrag sein Leben und seine Identität ändern. Sein Job: Auftragsmorde. Doch diesmal kommt alles anders. Obwohl er der Beste seines Faches ist, tappt er um ein ...
Billy Summers will nach diesem lukrativen Auftrag sein Leben und seine Identität ändern. Sein Job: Auftragsmorde. Doch diesmal kommt alles anders. Obwohl er der Beste seines Faches ist, tappt er um ein Haar in eine tödliche Falle. Auf seiner Flucht nimmt sein Leben eine unerwartete Wendung. Er rettet Alice das Leben. Was soll er nun tun? Die Antwort ist nicht einfach zu finden – aber sie findet Billy.
War Stephen Kind anfangs noch der typische Horrorautor, der mit Monstern und Wahnvorstellungen arbeitete und damit eindeutig ins Schwarze traf, hat sich sein Fokus im Laufe der Jahre verändert. Der Stil ist nach wie vor unfassbar gut, doch die Mittel, die Werkzeuge, sind anders. Mir gefällt das sehr, doch könnte der eine oder andere Fan diese Elemente hier vergebens suchen. Das einzige Monster im Buch ist der Mensch mit der großen Palette der Grausamkeiten, zu denen er fähig ist. Das geht von Krieg über Auftragsmord bis zu Gruppenvergewaltigungen und all den Gräueltaten dazwischen.
Mich hat Billy Summers sehr bewegt. Mal wieder ist es King gelungen, mein Herz mit meinem Verstand streiten zu lassen. Sympathie für einen Auftragskiller zu haben, ist schon eine schwierige und schwer zu verkraftende Sache. Billys Geschichte nimmt aber einen Verlauf, mit dem ich so nie gerechnet hätte. Sein Hintergrund rechtfertigt ganz sicher nicht das Töten von Menschen, dennoch kann man nachvollziehen, wieso er zu dem wurde, der er ist. Und trotz aller entsetzlichen Taten ist Billy ein Gerechtigkeitsfanatiker und achtet sehr darauf, keine unschuldigen Menschen zu töten.
Wie er hereingelegt wird, wie er sein Leben durch Flucht zu retten versucht, was die Begegnung mit Alice auslöst und wie die ganze Sache endet – es ist so typisch King, so ergreifend, so verwirrend und so in sich schlüssig, dass einem fast der Atem wegbleibt. Billy Summers ist eine ganz außergewöhnliche Figur, aber man hat sie real vor Augen. Die unterschiedlichen Rollen, die Billy einnimmt, sind genial. Dass King diesmal auf all das verzichtet, für das er bei vielen steht, erfreut mich sehr. Denn trotz der fehlenden Monster ist hier sehr wohl das Böse in unterschiedlichsten Varianten vertreten. Und das vielleicht sogar erschreckender, als jede mystische Figur es sein könnte.
Das Ende – es ist so typisch King und doch so unerwartet, so anders, so atemberaubend und so schmerzlich, dass ich im ersten Moment sehr wütend auf meinen Lieblingsautoren war. Doch inzwischen habe ich ihm verziehen und finde seinen Einfall nicht nur in sich stimmig, sondern auch genial. Ja, ich bin mal wieder begeistert! Fünf Sterne! Und könnte ich es, gäbe es für David Nathan noch mal fünf Sterne extra obendrauf! Er ist definitiv der beste Sprecher für Kings Bücher, den man sich denken kann.