Ein anspruchsvoller Krimi
Gudrun Lerchbaum ist eine Meisterin des dystopischen Krimis. Wie schon in „Lügenland“ beschwört sie auch hier in „Das giftige Glück“ eine verstörende Welt herauf. Einige Begebenheiten fühlen sich gar nicht ...
Gudrun Lerchbaum ist eine Meisterin des dystopischen Krimis. Wie schon in „Lügenland“ beschwört sie auch hier in „Das giftige Glück“ eine verstörende Welt herauf. Einige Begebenheiten fühlen sich gar nicht so fremd an.
Worum geht’s also?
In einem Wien der nicht allzu fernen Zukunft sorgt ein Pilz dafür, dass der echte Bärlauch (botanischer Name Allium Ursinum), wenn er gegessen wird, ebenso zum Tode führt wie seine tödlichen Zwillinge Maiglöckchen und Herbstzeitlose. Die preisgünstige Art, seinem Leben ein Ende zu bereiten, lässt Menschen, die des Lebens überdrüssig sind, in Wiens Wälder ausschwärmen und die giftige Pflanze pflücken. Allerdings ruft der vergiftete Bärlauch auch potenzielle Mörder auf den Plan ...
Mitten in diesem Hype befinden sich die 13-jährige Jasse, die allein und orientierungslos bei ihrem Vater lebt und ihrer verschwundenen Mutter nachtrauert, Olga, die an MS leidet und Kiki, einer verurteilten Straftäterin, die Olga pflegt. Olga, des Leidens überdrüssig, bekniet Kiki, ihr das Kraut zu besorgen. Kiki hingegen sträubt sich, denn wenn Olga nicht mehr ist, hat sie weder Wohnung noch Einkommen. Was wird Kiki also tun? Noch bevor sie eine Entscheidung treffen kann, werden sie und Jasse in einen Mord verwickelt.
Meine Meinung:
Wie eben auch in „Lügenland“ sprengt die Autorin die strengen Genregrenzen und beschert ihren Lesern einen Krimi, der gleichzeitig ein Gesellschaftsroman ist. Er hält uns einen Spiegel vor Augen, wie wir mit dem Tod umgehen, vor. Vor allem im Lichte der aktuellen Diskussion um die „assistierte Sterbehilfe“ (Sterbeverfügungsgesetz) in Österreich ist dieser Roman lesenswert.
Die Figuren haben alle ihre Ecken und Kanten, manche sind stark, andere sind schwach wie Jasses Vater.
Aus der Hoffnungslosigkeit der drei Frauen entwickelt sich eine Freundschaft und eine Geschichte über den Sinn des Lebens, den die drei, jeweils auf unterschiedliche Weise für sich selbst wiederfinden.
Fazit:
Die Lektüre ist gleichzeitig anspruchsvoll wie unterhaltsam. Das liegt zum einem an den philosophischen Fragen und zum anderen an den Figuren, die durchaus mit Humor präsentiert werden. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.