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Veröffentlicht am 29.12.2021

Eine unglaublich packende und fesselnde Geschichte

Strangers Again (Strangers - Reihe 1)
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Inhalt:


Endlich ist für Jamie die Zeit gekommen, ihren großen Traum zu verwirklichen. Sie möchte nach Seattle zu ihrem Bruder Max ziehen, um dort ihr Kunststudium anzutreten. Jamie fällt der Abschied ...

Inhalt:


Endlich ist für Jamie die Zeit gekommen, ihren großen Traum zu verwirklichen. Sie möchte nach Seattle zu ihrem Bruder Max ziehen, um dort ihr Kunststudium anzutreten. Jamie fällt der Abschied von zu Hause schwer. Die Mutter macht ihr Vorwürfe und möchte sie nicht gehen lassen, zudem muss sie ihren einzigen und besten Freund Cooper in der alten Heimat zurücklassen. Dennoch wagt sie das Abenteuer.

In Seattle erwartet Jamie sofort die erste Überraschung. Ihr Bruder muss in der Bar, in der er arbeitet, eine Schicht übernehmen. Ein Taxi soll sie an seiner statt abholen und der Schlüssel zur Wohnung, so verspricht Max, liegt unter der Fußmatte. Dort hat ihn Sam, für sie hinterlegt.

Wer Sam ist, wird Jamie bald erfahren. In ihrem neuen Zuhause macht sie sofort ihre erste unschöne Erfahrung mit dem weiteren Mitbewohner, den Max ihr geflissentlich verschwiegen hat. Mitten im Flur treibt es dieser mit einer hübschen Blondine. Na, das kann ja heiter werden.

Die ersten Tage in Seattle verlaufen für Jamie ereignisreich. Stadtluft macht frei: Sie lernt neue Menschen kennen, die bald zu guten Freunden werden. So z.B. Hannah, die ihr beim Tragen einer Einkaufstüte im Hausflur hilft und mit der Jamie sofort auf einer Wellenlänge ist. Oder Finn, der in der selben Bar wie Max arbeitet und mit dem sie sofort ins Gespräch kommt.

Einzig die Beziehung zu Sam scheint von Abneigung und Animosität geprägt. Immer wieder begegnet er ihr im Hausflur oder in der Bar. Immer wieder geht er sie barsch und abweisend an. Ein wahres Ekelpaket, mit dem sie nun gezwungenermaßen ihre Zeit verbringen muss.



Meinung:


Emma Vaughn schreibt mit „Strangers again“ ein Buch, das von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Ihre Protagonistin Jamie war mir sofort sympathisch.

Jamie hat es nicht einfach. Bis vor kurzem hat sie noch bei ihrer Mutter gelebt, die manipulativ, indoktrinativ und suggestiv agiert. Sie choreografiert Schuldgefühle. Als Jamie das elterliche Haus verlassen möchte, macht sie ihr Vorwürfe und ein schlechtes Gewissen.

Jamies Bruder Max spendet ihr Trost und Kraft und hilft Jamie, endlich ihren Traum zu leben. Doch die neue Umgebung in Seattle ist gewöhnungsbedürftig. Jamie fehlt ihr bester Freund Connor, der jedoch weiterhin in jeder Notlage am Telefon für sie da ist. Beide halten zusammen, wenn es hart auf hart kommt.

In der neuen Heimat lernt Jamie dann neue Freunde kennen. Auch, wenn Jamie allen Personen unabhängig voneinander begegnet, so stellt sich bald heraus, dass diese ebenfalls eine Bindung zueinander haben. Finn z.B. ist ein Freund und Kollege von Max und der Bruder von Sam, der wiederum der Mitbewohner von Max ist. Und dann gibt es da noch Hannah, eine Freundin von Sam.

Emma Vaughn gelingt es, scheinbar spielend leicht, ihren Figuren Tiefe zu verleihen und deren Gefühle so darzustellen, dass diese für den Leser nachvollziehbar, ja sogar spürbar sind.

Hannah stellt sich schnell als die perfekte beste Freundin für Jamie heraus. Sie hat ein großes Herz, ist hilfsbereit und immer gut gelaunt. Nach einer durchzechten Nacht ist sie es, die mit guter Laune in aller Frühe bereits „Anti-Kater-Drinks“ braut und schon alles aufgeräumt hat. Bei ihr findet Jamie Trost und Rat in jeder Lebenslage.

Finn begegnet Jamie das erste Mal in der Bar, in der auch Max und Sam arbeiten. Er ist aufgeschlossen, nett und sorgt sich um “die Neue“. Er hilft dabei, dass Jamie sich nicht alleine und verloren fühlt und sorgt dafür, dass sie gleich von allen gut aufgenommen wird.

Und dann gibt es da noch Sam. Jemand, der keine Rücksicht auf die Gefühle anderer nimmt und insbesondere Jamie gegenüber arrogant und herrisch auftritt. Bald schon muss Jamie herausfinden, dass dieser scheinbar nicht nur ein Alkoholproblem, sondern eventuell sogar ein Aggressionsproblem haben könnte.

Dadurch, dass einzelne Abschnitte aus der Perspektive von Sam erzählt werden, gelingt es dem Leser, hinter die abweisende und harte Fassade des unnahbaren Mitbewohners zu blicken. Sam hat mit einem Verlust zu kämpfen, der ihm täglich mehr zu schaffen macht.
Gelegentlich gelingt es ihm, gegen diese Impulse anzukommen; gelegentlich kann er sich ein Stück weit auf "die Neue“ einlassen, die ihn schmerzhaft an seine Vergangenheit erinnert. Doch diese Phasen sind kurz.

Dieses abweisende und teils garstige Verhalten macht Jamie, verständlicherweise zu schaffen. Doch am Horizont braut sich ein weit größeres Problem zusammen: Denn ein Brief von ihrem Vater, der sie mit seinem Weggang vor acht Jahren stark verletzt hat, taucht auf und die Vergangenheit holt sie wieder ein.



Fazit:


Emma Vaughn stellt uns in "Strangers again" die großen und kleinen Dramen zwischenmenschlicher Beziehungen vor. Das Buch überzeugt als kunstfertig ausgefeilte, romantische Geschichte, die unglaublich kurzweilig erzählt wird. Im Kern ist das Werk die Geschichte einer Liebe, die es aus vielerlei Gründen nicht geben darf, die aber auf ein gerechte Schicksal hoffen kann.

Also genau die Art von Buch, die das Herz des (meist weiblichen) Literaturfans höher schlagen lässt. Die Parallelgeschichten sind dabei fast gleichrangig emotional fesselnd. Die Figuren kommen dabei ganz normal und dennoch unglaublich packend daher. Eine Empfehlung für Leser/innen, die ein Buch suchen, das auf jeder Seite zu berühren weiß.

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Veröffentlicht am 23.12.2021

Lesespaß für Groß und Klein

Das NEINhorn und die SchLANGEWEILE
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Inhalt:


Das NEINhorn und die KönigsDOCHter streiten sich den lieben langen Tag lang, einfach um des Streitens willen. Als der WASbär vom Hummelrummel Riesenlutscher mitbringt, haben beide endlich wieder ...

Inhalt:


Das NEINhorn und die KönigsDOCHter streiten sich den lieben langen Tag lang, einfach um des Streitens willen. Als der WASbär vom Hummelrummel Riesenlutscher mitbringt, haben beide endlich wieder ein neues Konfliktthema, nämlich die Frage, wer den pinken und wer den blauen Lutscher bekommen soll.

Dem NahUND wird das alles bald zu blöd und er macht sich einen Spaß daraus, die beiden aufzuziehen. Das NEINhorn findet diese Neckereien aber überhaupt nicht lustig. Beleidigt zieht es von dannen.

Auf dem Weg durch den Wald trifft das NEINhorn dann die SchLANGEWEILE, der ständig langweilig ist und die zu allem „nein“ sagt. Das kann das NEINhorn so gar nicht verstehen. Wie kann man ständig alles ablehnen und wie kann man im Land der Träume Langeweile verspüren?

Bald schon macht sich das NEINhorn wieder auf den Weg, und muss kurz darauf feststellen, dass man die Schönheit des Lebens doch viel intensiver erleben kann, wenn man Freunde hat, mit denen man all den Spaß und die Erlebnisse teilen kann.



Meinung:


„Das NEINhorn und die SchLANGEWEILE“ war nicht mein erstes Buch von Marc-Uwe Kling, allerdings mein erstes Buch aus der NEINhorn-Reihe. Ich hatte ein wenig Sorge, dass man als Leser des zweiten Bandes eventuell Schwierigkeiten haben könnte, in die Geschichte und die Figuren hineinzufinden. Das war nicht der Fall. Dieser Band funktioniert auch als unabhängige Geschichte hervorragend.

Da ich bereits die Känguru-Chroniken des Autors gelesen habe und diesen auch in einer Livelesung erleben durfte, ahnte ich, dass auch „Das NEINhorn und die SchLANGEWEILE“ wieder mit einer guten Portion Humor überzeugen würde.

Bereits beim Aufklappen des Buchdeckels erwartet den Leser die erste schöne Illustration von Astrid Henn. Hier lernt der Leser das Land der Träume anhand vieler Bilder kennen. So gelingt es z.B. den „hübschen Herzwald“, den „sprudelig schäumenden Seifenblasensee“ und den „letzten Leuchtturm am magischen Meer“ örtlich besser zuzuordnen.

Es folgt ein kleines Gedicht, das bereits ein Schmunzeln auf das Gesicht des Lesers zu zaubern weiß. Denn mitten im Paradies, wo eigentlich alles perfekt ist und jeder glücklich sein kann, lebt das NEINhorn und das ist ein kleiner, grummeliger Miesepeter, der immer nur zu allem „NEIN“ sagt.

Das NEINhorn und die KönigsDOCHter streiten sich den lieben langen Tag. Oft auch, ohne noch zu wissen, worum es überhaupt ging. Hauptsache das NEINhorn kann alles ablehnen und die KönigsDOCHter kann das Gegenteil behaupten. Davon gelangweilt und manchmal auch ein wenig genervt, sind der WASbär, der nicht ganz so gut hören kann und deshalb immer nochmal nachfragen muss, und der NahUND, dem vieles oft auch einfach egal ist.

Marc-Uwe Kling erzählt in diesem Buch eine Geschichte über das Reisen, Abenteuer, Selbstreflexion und vor allem über Freundschaft. Das Buch wird vom Verlag an Leser/innen im Alter ab 3 Jahren empfohlen. Ich denke, dass hier Leser/innen jedweden Alters voll auf ihre Kosten kommen können.

Neben einer süßen Geschichte und einer Menge Humor gibt es dank der farbenfrohen und detailreichen Illustrationen von Astrid Henn unglaublich viel zu entdecken.

Wem das noch nicht genug ist, der findet im Anschluss ans Buch noch viele schöne Specials. Ein Ausschnitt aus dem Freundschaftsbuch des NEINhorns verrät den Eintrag der SchLANGEWEILE und fordert auf, selbst eine kleine Botschaft fürs NEINhorn zu hinterlassen. Es gibt ein Suchspiel, bei dem du während des Lesens die Zipfelmützen der Zwergvögel aufspüren kannst, ein lustiges Tierraten und auf der allerletzten Seite sogar ein Schleiterspiel.



Fazit:


„Das NEINhorn und SchLANGEWEILE“ ist ein Werk voller Herz und Humor, das von der ersten bis zur letzten Seite zu unterhalten weiß.

Marc-Uwe Kling erschafft mit dem WASbären, der SchLANGEWEILE, dem NaHUND, der KönigsDOCHter und allen voran dem NEINhorn witzige Figuren, die dem Leser mit ihren kleinen schrulligen Eigenarten schnell ans Herz wachsen. Überdies liefert Kling kreative Geistesblitze en gros.

Das Buch ist kurzweilig, aber nicht ohne Tiefgang. Themen wie Freundschaft und Rücksichtnahme spielen eine große Rolle.

„Das NEINhorn und die SchLANGEWEILE“ ist eines dieser Bücher, die man immer wieder lesen kann und an wertvolle Menschen verschenken möchte. Die Geschichte garantiert Lesespaß für Groß und Klein. Und eins ist gewiss: SchLANGEWEILE kommt hier mit Sicherheit nicht auf!

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Veröffentlicht am 18.12.2021

Die Welterklärerin

Von Wagemut, Irrtum und Verblendung
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Inhalt:


Von Wagemut, Irrtum und Verblendung: Einblicke in politöokonomische Schlamassel von Franziska Augstein ist eine sozio-ökonomische Bestandsaufnahme der letzten vier Jahre.

Das Buch enthält eine ...

Inhalt:


Von Wagemut, Irrtum und Verblendung: Einblicke in politöokonomische Schlamassel von Franziska Augstein ist eine sozio-ökonomische Bestandsaufnahme der letzten vier Jahre.

Das Buch enthält eine Auswahl von Kolumnen, die Franziska Augstein für das Wirtschaftsressort der Süddeutschen Zeitung geschrieben hatte. Diese wurden dramaturgisch und stilistisch überarbeitet. Zielsetzung des Werks ist es, Einblicke in die Mechanismen unseres Wirtschaftsgeschehens zu vermitteln.

Das Buch erzählt kunstfertig, aber auch beklemmend, von den Abgründen und Untiefen in den Cheftagen von Wirtschaft und Politik. Die Autorin kennt die Praxis der Wirtschaft und der Politik anscheinend sehr gut. Wir erfahren, wie der Lebensbereich der Wirtschaft oft einen Riss in die Psyche des Menschen und die Gesellschaft treibt.



Eigene Meinung:


„It's the economy, stupid!". Mit diesem Slogan gewann Bill Clinton 1992 die US-Präsidentschaftswahlen. Gemeint war damit, dass die Wirtschaftslage Wahlen entscheidet; sie geht uns alle an, weil sie direkt oder indirekt unser Leben beeinflusst. Wir alle nehmen am Wirtschaftsleben teil, weil wir sparen, arbeiten und konsumieren.

Wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, ist daher erforderlich, um Neuigkeiten zu begreifen und einzuordnen. Wir leben in hektischen Zeiten. Um hier nicht den Überblick zu verlieren, müssen wir, und das ist kontraintuitiv, unsere Informationskanäle entbeschleunigen. Bücher sind daher kein überflüssiger Anachronismus, wie auch das vorliegende Werk zeigt, und haben auch im 21. Jahrhundert ihren Platz.

Augstein präsentiert keine News, und hilft gerade daher weiter. Sie ist eine Welterklärerin, die die einzelnen “ Nachrichten“ an ihrem richtigen Ort platziert und in einen Kontext einbettet.

Sie entpuppt sich als kunstfertige Erzählerin, die den Leitspruch “Alles ist Wirtschaft“ auf den Lippen trägt.



Fazit:


Von Wagemut, Irrtum und Verblendung: Einblicke in politöokonomische Schlamassel von Franziska Augstein vermittelt einen Einblick in die Ökonomisierung in der Zeitgeschichte.

Augstein will dabei alles andere als abstrakt schreiben. Das Buch ist zwar eine durchaus komplexe Abhandlung zu den angesprochenen Themen, aber auch mit philosophisch/historisch aufgeladenen Schilderungen in nüchterner Sprache, die manchmal die Tonalität eines Romans annimmt, verfeinert. Sie vermittelt Wissen und Werte, sie reduziert Komplexität. Kurz: Man wird durch das Buch nicht dümmer.

Wer sich zur Lektüre längerer Texte nicht mehr fähig oder gewillt fühlt, dem/der lässt sich dieses Buch insbesondere ans Herz legen. Informationsfülle wird hier auf relativ engem Raum komprimiert.

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Veröffentlicht am 18.11.2021

Making a lot out of a little

Zeichnen: Auf den Bleistift, fertig, los!
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Inhalt:

In ihrem neuen Buch, “ Auf den Bleistift, fertig los!“, zeigt Anne Kubik in bebilderten Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie man niedliche Motive (im Stil der Zeichnungen auf dem Cover) spielend ...

Inhalt:

In ihrem neuen Buch, “ Auf den Bleistift, fertig los!“, zeigt Anne Kubik in bebilderten Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie man niedliche Motive (im Stil der Zeichnungen auf dem Cover) spielend leicht aufs Papier bringt. Du brauchst gar nicht viel, um direkt loszulegen: Bleistifte in drei verschiedenen Härtegraden, ein Radiergummi und ein Anspitzer reichen erst mal völlig aus. Später kannst du auch noch einen Fineliner und Materialien wie z.B. einen Tuschkasten zum Färben der Motive dazunehmen.

Jede Schritt-für-Schritt-Anleitung wird mit einem Textfeld “So geht’s?“ untermalt. Hier geht die Autorin allerdings nicht explizit auf jedes einzelne Bild ein. Sie konzentriert sich aufs Wesentliche und verrät, worauf man beim Zeichnen ganz besonders achten muss.

Neben Anleitungen für süße Tier- und Pflanzenmotive erhält der Leser wertvolle Tipps und Tricks, die das selbständige Zeichnen eines Bildes unterstützen. So geht die Autorin u.a. auf das Thema Schraffuren und Schatten ein. Alleine beim Thema Schraffur gibt es so viele Möglichkeiten, die man nutzen kann, um dem Motiv Leben einzuhauchen. Exempli causa lassen sich Kreuzschraffur, organische Linien entlang der Kontur, parallele Linien, verwischen der Linien und kleine Pünktchen anführen.

Wie verleihe ich dem Fell eines Tieres die passende Struktur? Ist es plüschig oder struppig, ist es eher kurz oder handelt es sich um einen Vogel mit glattem oder flauschigen Gefieder? Das Buch bleibt auch hier keine Antwort schuldig: Kleine Zacken oder Bögen können die Struktur andeuten und vermitteln dem Auge des Betrachters sehr gut, auch ohne große Details, den Charakter des Motivs.

Da dieses Buch, wie der Titel schon verrät, den Fokus auf das Zeichnen mit dem Bleistift legt, erfährt man als Leser hier auch einiges über die Varianzen und Potentiale des Stiftes. Was kann eine harte, mittlere oder weiche Mine mit viel oder wenig Druck auf dem Papier bewirken? Teste doch mal den Unterschied der unterschiedlichen Stärken aus, indem du eine größere Fläche ausmalst, indem du den Bleistift seitlich ansetzt und eine Schraffur malst. Anne Kubik erklärt genau, wie man die verschiedenen Minenstärken gekonnt für seine Zeichnung einsetzt.

Sukzessive offenbart Anne Kubik dem Leser neue Möglichkeiten. Du hast verstanden, was man alles nur mit einem Bleistift machen kann? Versuch doch mal Fineliner und Bleistift zu kombinieren.

Natürlich kannst du auch Farbe mit ins Bild bringen. Unterschiedliche Stifte wie beispielsweise ein Marker oder Buntstifte entfachen eine völlig andere Wirkung auf den Betrachter.
Färbe nur mal den Hintergrund ein und belasse das Motiv selbst in Schwarz-Weiß. Die Flächen einfach mal im „Messy-Style“ ausmalen oder aber, ganz im Gegenteil zur ersten Variante das Motiv farbig gestalten und den Hintergrund weiß lassen. Lass dich von der Wirkung, die das Bild danach entfacht, überraschen.

Das Buch enthält zudem einige Übungen, die die Kreativität fördern. Formen miteinander kombinieren, diese erst mal auf sich wirken lassen und dann daraus z.B. ein niedliches Tier zeichnen. Ein unförmiger Klecks. Was kann man daraus machen? Das macht nicht nur Spaß, sondern hilft auch “locker zu lassen“ und einfach loszulegen. Lass dich überraschen, wohin deine Kreativität dich führen kann.

Zum Abschluss erklärt die Autorin, dass man eine Zeichnung nicht immer mit unglaublich vielen Details aufhübschen muss. Das kostet Zeit und nimmt dem Künstler - und zuvorderst dem Anfänger - oft die Motivation. Zu wenig Details können eine Zeichnung allerdings wie aus Kinderhand wirken lassen. Das Buch begleitet den Künstler auf dieser beständigen Gradwanderung durchs Werk.



Eigene Meinung:

Besonders gefallen hat mir, dass man für die Realisierungsvorgaben in diesem Buch so gut wie keine Materialien braucht. Einen Bleistift hat man mit Sicherheit irgendwo zu Hause rumliegen. Man benötigt nicht mal Papier, da es in dem Buch hinter jeder Anleitung eine Übungsseite zum “direkt Loslegen“ gibt.

Die Autorin schlägt vor, dass man mit Bleistiften in drei Härtegraden startet. Ich hatte nur einen weichen Bleistift vorrätig. Das hat – für den Anfang – auch gereicht.

Übungsseiten empfand ich immer als unnötiges “Füllmaterial“. Bei „Auf den Bleistift, fertig los!“ haben mich diese Leerseiten aber nicht gestört.Die Werthaltigkeit des Buches wird nämlich zu keinem Zeitpunkt infrage gestellt. Die motivierenden Sprüche auf den Leerseiten, haben sogar ganz im Gegenteil meine Motivation gefördert. Auch fand ich es klasse, dass ich gar nicht erst auf Materialsuche gehen, sondern eigentlich mit meinem Bleistift direkt hätte loslegen können.

Auch für Künstler, die nicht nur mit dem Bleistift arbeiten wollen, hat Anne Kubik Tipps und Tricks. Fineliner und Bleistift z.B. sind ein wahres Dreamteam. Outlines mit dem schwarzen Stift und dazu feine Schraffuren mit der grauen Mine. Das verleiht dem Motiv einen ganz besonderen Charakter und kann ihm im Vergleich zu einer reinen Finelinerzeichnung auch ein wenig die Schärfe nehmen.

Sehr gefallen hat mir bei diesem Buch natürlich die Motivwahl. Ich liebe Anne Kubiks comicartigen Zeichenstil, der viel wert auf “Niedlichkeit“ legt. Die Autorin hält sich nicht lange mit großen Reden auf. Sie kommt gleich zur Sache. Auch betont sie, dass es beim Zeichnen darum geht, Spaß zu haben. In ihrem Buch geht es nicht nur darum, Motive nachzuzeichnen. Als Leser erhält man wertvolle Tipps und Tricks, was z.B. Schattierungen und Frakturen betrifft. Die Kreativität wird durch bestimmte Aufgaben gefördert.

Ein Buch, dass den Fokus auf den Bleistift legt. So etwas fehlte mir noch im Regal.



Fazit:

Welch großes Potenzial lässt sich aus Bordmitteln heben. Wo und wann der Bleistift zur Welt kam, ist nicht eindeutig nachgewiesen, aber jeder dürfte einen zuhause haben.
Der Grundgedanke von „Auf den Bleistift, fertig, los!“ ist, wie der Titel schon so schön sagt, die Möglichkeiten dieses Klassikers unter den Stiften einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Doch darüber hinaus bietet das Buch dem Leser noch so viel mehr. Es wirft eine Reihe von Problemen auf, die im Folgenden sofort exemplifiziert werden. Die unüberbrückbar scheinende Kluft zwischen den eigenen Ambitionen und der Möglichkeit ihrer Realisierung wird schnell geschlossen.

Konkrete Anleitungen für niedliche Zeichnungen, wertvolle Tipps und Tricks zum eigenständigen Zeichnen, einfach gehaltene Motive können mit der richtigen Technik ein imposantes Gesamtwerk bilden.

Für fortgeschrittene Künstler, die bereits mit den Möglichkeiten des Bleistiftes vertraut sind und mehr wollen, gibt es selbstverständlich weitere Anleitungen und Hilfestellungen. Anne Kubik erklärt beispielsweise, wie man mit Fineliner und Wasserfarben dem Bild einen völlig anderen Charakter geben kann.
Anne Kubik erweist sich als Meisterin des künstlerischen Minimalismus. Making a lot out of a little scheint die ungeschriebene Leitlinie ihres Buches.

Ein Buch von Anne Kubik, dass ich guten Gewissens und mit ganzem Herzen weiterempfehlen kann. Qualität und Didaktik des Buches stehen auch in einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis.

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  • Cover
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Veröffentlicht am 10.11.2021

Ich würde mehr als fünf Sterne geben, wenn das nur möglich wäre

Das Babel Projekt – Lifelike
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Inhalt:

Eve wohnt, seit einem Überfall der Miliz, dem das Elternhaus und die gesamte Familie der 17-jährigen zum Opfer gefallen ist, gemeinsam mit ihrem Großvater auf der Insel Dregs, einer Insel die ...

Inhalt:

Eve wohnt, seit einem Überfall der Miliz, dem das Elternhaus und die gesamte Familie der 17-jährigen zum Opfer gefallen ist, gemeinsam mit ihrem Großvater auf der Insel Dregs, einer Insel die fast vollständig vom Treibgut des goldenen Zeitalters überschwemmt wurde. Hier unterhält sie sich und ihren Anhang mit illegalen Roboterkämpfen. Der Gewinn, den Eve unter dem Namen „Fräulein Blechmix“ generiert, muss zudem für die wichtigen Medikamente ausreichen, die sie für ihren Großvater einkaufen muss.

Doch bei einem der Wettkämpfe läuft etwas schief. Eve scheint zu verlieren. Sie flieht aus ihrem selbstgebautem Roboter und möchte die Kampfarena verlassen. Goliath, ihr Gegner, lässt jedoch nicht locker. Er holt zum finalen Schlag aus. Eve entgleitet ein Schrei, ein Deus Ex Machina, der den Kampfroboter stoppt und Eve in Sicherheit bringt.

Auf dem Weg nach Hause lässt Eve die Situation noch lange nicht los. Sie resümiert mit ihrer besten Freundin Lemon das Geschehen des Abends, als beide plötzlich auf einen Luftkampf am Himmel aufmerksam werden. Drei Killer-Drohnen scheinen einen Ultraleicht-Hubschrauber zu verfolgen. Nach und nach gehen die Drohnen und zuletzt der Hubschrauber zu Boden. Eve und Lemon wittern leichte Beute. Man muss schließlich dankbar sein, für alles, was man plündern und verkaufen kann.

Doch was Eve, Lemon und ihre beiden treuen Begleiter, der Blitzhund Kaiser und der freche Logika Cricket, letztlich an der Unfallstelle vorfinden, ist nicht nur ein Wrack, bestehend aus Drohnen und Hubschrauber. Der Pilot ist ein LifeL1k3, ein künstlicher Mensch, ein Android. Eines der Wesen, die wegen ihrer Ähnlichkeit zu Menschen und ihrer überlegenen Kampfkunst verboten wurden. Dieser LifeLike stammt noch aus der 100er Serie, die einst die drei Robotergesetze umgingen und dann den Chef und die Mitarbeiter ihres Herstellers GnosisLabs töteten, kurz bevor dann das ganze Labor in die Luft ging und alles im Umkreis von fünf Kilometern ausgelöscht wurde. Der Unfall sorgte damals dafür, dass das ganze Gebiet noch heute verstrahlt ist. Dieser Unfall war ein Grund dafür, dass Eves Onkel Silas heute, wie viele andere, an Krebs leidet.

Eve und Lemon treffen für sich eine Entscheidung. Sie sammeln ihr Plündergut ein und gehen heim zum Großvater. Diese Entscheidung war vielleicht nicht die Beste, denn was nach dem Kampf in der Arena und dem Plündern der Wracks passiert, wird das Leben der beiden Freundinnen, des Großvaters und ihrer kleinen mechanischen Begleiter für immer ändern.

Denn plötzlich haben diese nicht nur eine Menge Verfolger am Hals, auch holt Eve ihre traumatische Vergangenheit ein.



Meinung:

Jay Kristoff ist, das wissen Leser meines Blogs vermutlich, einer meiner absoluten Lieblingsautoren. Und das, so möchte ich meinen, aus objektiv nachvollziehbaren Umständen, die absolut gesetzt werden können. Auch hier stimmt wieder einfach alles. Wir bekommen eine große Hintergrundstory, der Schreibstil ist düster, brutal, sehr bildhaft und absolut fesselnd. Die Figuren sind tough, haben ihre Ecken und Kanten und irgendwie schließt man sie trotz - oder vielleicht sogar gerade wegen ihrer Widersprüche - als Leser sofort ins Herz.

„LifeL1k3“ überzeugt auf ganzer Linie. Als Leser begleitet man Eve, ein Mädchen, das Konflikte nicht scheut, durch ihre persönliche Geschichte. Eve kämpft in einer Arena um Preisgelder, die Medikamente für den Großvater finanzieren sollen. Das Erscheinungsbild der Protagonistin ist alles andere als gewöhnlich. Mit einem rechten Auge, das aus einer schwarzen Metallkugel besteht, einem Undercut plus Fake-Iro, einem Hautimplantat von der Schläfe bis zur Schädelbasis und ihrem stromgeladenen Schläger, den sie liebevoll „Excalibur“ nennt, sieht sie vermutlich auf den ersten Blick ziemlich „aberwitzig“ aus. Und dennoch merkt man dem Mädchen an, dass sie eben erst siebzehn Jahre alt ist. Eine Vergangenheit, in der ihre gesamte Familie getötet wurde, hängt ihr nach. Sie lebt in einer Welt voller Maschinen, die bereit sind, ohne mit der Wimper zu zucken, ihr Gegenüber umzubringen.

Trost und Rat findet Eve bei ihrer besten Freundin Lemon, die stets einen coolen Spruch auf den Lippen führt, die damit aber auch ziemlich burschikos wirkt. Ähnlich wie Eve erscheint auch Lemon tough und mutig. Ähnlich wie Eve zeigt auch diese Figur eine kindliche und zarte Seite.

Dieses „Dreamteam“ wird begleitet von zwei Robotern. Einem ziemlich frechen Logika (einer Maschine mit eingebauter Eigenintelligenz) namens Cricket, der mit beweglichen Augenbrauen in der Lage ist, seinen originellen Sprüchen mit der passenden Gesichtsmimik Ausdruck zu verleihen. Der überdies darauf programmiert ist, Eve mit all seinen verfügbaren Möglichkeiten ein treuer Freund zu sein und sie mit seinem Leben zu beschützen. Und Kaiser, einem Cyborg: Ein geklontes Rottweilergehirn und fünfzehn Zentimeter Wirbelsäule verbunden mit einem gepanzerten Kampfgehäuse.

Kristoff lässt seinen Figuren von der ersten, bis zur letzten Seite keine Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Denn bald schon merken Eve und ihre Freunde, dass ihnen nicht mehr nur die Bruderschaft auf den Fersen ist. Diese war auf Eve erstmals in der Arena aufmerksam geworden.
Bei der Bruderschaft handelt es sich um eine Inquisition, die jeden, der mit einer „Abnormalität“ daherkommt, ans Kreuz nageln will.

Überdies wurde ein Kopfgeldjäger auf Eve und ihre Crew angesetzt. Zudem erfährt Eve immer mehr über ihre Vergangenheit, die scheinbar auf einem Konstrukt aus Lügen aufgebaut ist.



Fazit:

Jay Kristoff schreibt mit „LifeL1k3“ eine Geschichte, die von der ersten bis zur letzten Seite zu begeistern weiß. Dass ein Buch, das im Milieu von Kampfrobotern in einer postapokalyptischen Welt spielt äußerst düster und brutal ist, muss man wohl nicht erklären.

Hervorzuheben ist aber das gelungene Setting in einer zerstörten Welt, die von Tragik durchzogene Story, die ohne Klischees, dafür aber mit ambivalenten und einprägsamen Charakteren daherkommt.

Man kann sich oft gut vorstellen, wohin die Reise geht. Doch auch wenn man ahnt, was letztendlich am Horizont wartet, so sorgen die gekonnten wie überraschenden Wendungen auf dem Weg dahin immer wieder für grandiose Unterhaltung. Die größte Überraschung aber, das darf ich verraten, wartet am Schluss.

Für mich ein weiteres grandioses Buch des Schriftstellers Jay Kristoff, das man als Liebhaber dieses Genres und Fan des Autors gelesen haben muss! Ich würde weit mehr fünf Sterne vergeben, wenn das möglich wäre.



Buchzitate:

Ein großer Bursche namens Pooh war mit einer methangetriebenen Kettensäge bewaffnet und trug einen räudigen Teddybär um den Hals.

Schon kam Großvater in seinem summenden kleinen Stuhl durch die aufgesprengte Tür gerollt, den rauchenden Raketenwerfer noch in der Hand. Seine Haare standen in einer glimmenden Tolle nach hinten ab. Er erfasste die Lage mit einem Blick, zeigte auf den Lifelike und grunzte.

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