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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.12.2021

Weihnachten ist ein gefährliches Fest

SCHWEIG!
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Das Cover von Judith Merchant's neuestem Buch "Schweig" hat Wiedererkennungswert. Man erinnert sich sofort an den Vorgänger "Atme", der ebenfalls ein psychologischer Spannungsroman war, (auch wenn bei ...

Das Cover von Judith Merchant's neuestem Buch "Schweig" hat Wiedererkennungswert. Man erinnert sich sofort an den Vorgänger "Atme", der ebenfalls ein psychologischer Spannungsroman war, (auch wenn bei beiden Büchern Thriller draufsteht).

In "Schweig" geht es um eine toxische Geschwisterbeziehung, die immer mehr zu eskalieren droht. Die Schwestern Sue und Esther sind in einem schwierigen Elternhaus aufgewachsen. Esther, als die Ältere, erfüllte von klein auf die Beschützerinnenrolle für ihre kleine Schwester und fühlt sich auch als Erwachsene immer noch verantworlich für Sue's Wohlergehen. Das hat Auswirkungen, auch auf Esther's Familienleben. Aus Angst, Sue könnte mit dem Weihnachtsfest als Alleinstehende, mt einem einsamen Haus mitten im Wald nicht klarkommen, macht sich Esther am Weihnachtstag auf den Weg zu ihr, um ihr wenigstens ein Geschenk vorbeizubringen, auch wenn sie selber sicher leer ausgehen würde.

Aus Sue's Perspektive entsteht ein ganz anderes Bild, nämlich eins von Manipulation und Übergriffigkeit. Und wie lange sich Sue die Bevormundung ihrer Schwester noch gefallen lassen wird, und ob es vielleicht ein grausames Ende nehmen wird zwischen den beiden, das fragt man sich beim Lesen permanent.

Auch Esther's Ehemann kommt ab und an zu Wort und so setzt sich für den Leser nach und nach ein komplexes Familiengefüge zusammen, dass einen frösteln lässt und nur nach außen hin perfekt wirkt. Fazinierend wie wandelbar die Wahrheit ist, je nachdem welche Perspektive man als Leser gerade einnimmt.

Dieses weihnachtliche Kammerspiel, ist wirklich raffiniert gemacht, die Atmosphäre wird immer beklemmender und die Geschichte wartet zum Schluss noch mit einem Überraschungsmoment auf. Besonders als Hörbuch, vorgelesen von wechselnden Sprecher*innen (Ulrike Kapfer, Christiane Marx und Tim Gössler) war das Buch ein Genuss.

Für alle, die zur Weihnachtszeit psychologische Spannungsromane mögen, bei denen auch das Setting weihnachtlich ist, ist dieses Buch absolut empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 18.11.2021

Den eigenen Weg finden

Writers & Lovers
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Lily King hat ihrer Protagonistin Casey Peabody so einige Lasten mit auf den Weg gegeben, so dass es nicht verwunderlich ist, dass die 31Jährige von Panikattacken geplagt wird. Ihre Mutter, zu der sie ...

Lily King hat ihrer Protagonistin Casey Peabody so einige Lasten mit auf den Weg gegeben, so dass es nicht verwunderlich ist, dass die 31Jährige von Panikattacken geplagt wird. Ihre Mutter, zu der sie ein sehr inniges Verhältnis hatte, ist plötzlich verstorben. Die Schuldenlast ihres Studienkredits ist erdrückend. Seit 6 Jahren schreibt sie an einem Buch und befindet sich zwar schon in der Endphase, kommt aber nicht von der Stelle, einerseits weil ihre Zeit für ihren Kellnerjob draufgeht, mit dem sie sich mehr schlecht als recht finanziert, andererseits weil ihr plötzlich Zweifel kommen, ob sie überhaupt gut genug ist, um wirklich Schriftstellerin zu sein. Auch die Liebe ist für Casey bisher keine Erfolgsgeschichte. Sie ist hin und hergerissen zwischen zwei Männern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und es kämpfen ihr Herz und ihr Verstand und machen ihr die Entscheidung nicht leichter.

Es ist ein amerikanischer Roman und es fließen Dinge mit ein, die man mit Amerika verbindet, Schulden, die sich junge Leute mit ihrem Studium aufbürden, fehlende Kranklenversicherungen, die die Entscheidung zum Arzt zu gehen auch wenn man es tun sollte, verhindern. Vielleicht ist dieser Roman auch ein Stück weit autobiografisch, denn er beschreibt schließlich den Werdegang einer Schriftstellerin. Auf jeden Fall aber hat es die Autorin geschafft, dass man sich in ihre Protagonistin richtig gut einfühlen konnte. Ich habe mit ihr gelitten und mit ihr gelacht. Den wunderbaren warmen Erzählton mochte ich sehr. Ich habe mich mit diesem sehr unaufgeregten, aber auf keinen Fall langweiligen Roman einfach rundum wohl gefühlt.

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Veröffentlicht am 14.10.2021

Doppelte Wirklichkeit

Die Anomalie
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Ein Flugzeug gerät am 10.März 2021 in einen Jahrhundertsturm. Nicht nur die Passagiere auch die Besatzung befürchten abzustürzen, und doch gelingt es der Cockpit Crew die Maschine heil zu landen. 3 Monate ...

Ein Flugzeug gerät am 10.März 2021 in einen Jahrhundertsturm. Nicht nur die Passagiere auch die Besatzung befürchten abzustürzen, und doch gelingt es der Cockpit Crew die Maschine heil zu landen. 3 Monate später erbittet ein Flugzeug die Landeerlaubnis, mit exakt der gleichen Kennung, mit exakt der Besatzung und exakt den Passieren an Bord, wie auf dem legendären Paris - New York Flug vom 10. März.

Natürlich kann dieses Flugzeug, dass es eigentlich nicht geben dürfte nicht normal auf dem NewYorker Flughafen landen. Es wird umgeleitet auf eine Militärbasis und die Militärs, sowie die höchsten politischen Kreise versuchen die Situation irgendwei zu händeln.

Zunächst einmal versucht man sich mit den renommiertesten Wissenschaftlern ( Mathematikern und Wahrscheinlichkeitstheoretikern) diese Verdopplung zu erklären. Tatsächlich gibt es Erklärungsversuche und es gibt sogar ein Protokoll an dem sich Soldaten und Offiziere bei ihrer Befragung entlanghangeln sollen. Das ist urkomisch, da die Wissenschaftler, die den eingetretenen Fall als zu unwahrscheinlich eingestuft hatten, als dass er sich je ereignen könnte, bei bekannten Science Fictionfilmen Dialoge abgeschrieben haben , was natürlich auffliegt.

Überhaupt enthält das Buch jede Menge Humor, so dass es einen Riesenspaß macht es zu lesen. Es ist aber gleichzeitig so intelligent geschrieben, voller philosophischer Weisheiten, einem Schreibstil zum Niederknien, dass ich es jedem nur empfehlen kann zu lesen.

Was ich besonders raffiniert und toll von dem Autor fand, ist die Idee, dass diese verdoppelten Menschen mit einem Zeitversatz von 3 Monaten aufeinandertreffen. So sind die Erinnerungen gleich, aber die März-Passagiere haben in diesen 3 Monaten weitergelebt. Es sind ihnen Dinge widerfahren, die den Juni-Passagieren fehlen. So war z.B ein Schriftsteller an Bord, der ein Buch mit dem Titel "Die Anomalie" veröffentlich hat, dass ihm posthum wohlgemerkt, zu Weltruhm verholfen hat, während sein Doppelgänger all das nicht erlebt hat und dann vom Selbstmord seines März-Ichs erfährt.

Es gibt nicht nur Reaktionen aus der Politik, auch Geistliche melden sich zu Wort usw. ...! Es steckt soviel in diesem Roman, dass man wahrscheinlich gar nicht alles beim ersten Lesen erfasst. Ich habe das Buch als Hörbuch genossen, gelesen von dem fabelhaften Sprecher Camill Jammal. Der Roman hat mir aber so gut gefallen, dass ich mir das Buch auch noch zulegen werde."Die Anomalie" möchte ich gerne demnächst noch einmal lesen.

Jahreshighlight, 5 Sterne ++

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Veröffentlicht am 07.10.2021

Das Versprechen vom lebenslangen Glück

The One - Finde dein perfektes Match
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Ist es nicht eine faszinierende Vorstellung, dass ein simpler Gentest genügen könnte, den perfekten Partner fürs Leben zu finden? Nachdem die Wissenschaftlerin Ellie tatsächlich beweisen konnte, dass es ...

Ist es nicht eine faszinierende Vorstellung, dass ein simpler Gentest genügen könnte, den perfekten Partner fürs Leben zu finden? Nachdem die Wissenschaftlerin Ellie tatsächlich beweisen konnte, dass es eine Art Match-Gen gibt und es somit für jeden Menschen noch genau einen anderen Seelenverwandten gibt, der eine beständige und glückselige Beziehung verspricht, erlebt das Start Up „ Match your DNA“ einen absoluten Höhenflug. Fast jeder möchte seinen DNA Test einschicken, und erhofft sich , sein Match möge schnell gefunden werden und alle Liebesträume in Erfüllung gehen.



In dem Roman „The one“ begleiten wir abwechselnd unseren fünf Protagonisten, die sehr unterschiedlich sind. aber alle eine DNA Probe abgegeben haben. Für alle fünf wurde ein Match ermittelt und wir erfahren nach und nach, wie sich diese Mitteilung auf ihr weiteres Leben auswirkt. Die Auswirkungen sind gewaltig, denn was macht ein Mensch, der z.B einen Partner hat und jetzt erfährt, dass das Match eine ganz andere Person ist? Kommt es jetzt unweigerlich zur Trennung, weil der eigene Ehepartner plötzlich nur noch die zweite Wahl ist? Auch wohnt das Match vielleicht weit weg. Wie verhält man sich dann? Diesen und vielen anderen Fragen , sowie ethischen Aspekten geht der Autor intensiv nach, wobei der Spannungsbogen der Geschichte bis zum Schluss hoch ist.

Auch das Ende des Romans war für mich überzeugend. Ich habe „The One“ wirklich mit großem Vergnügen gelesen, und ich kann diesen kurzweiligen Pageturner als gute Unterhaltung nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 23.09.2021

Beeindruckend

Die vier Winde
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Die vier Winde“ von Kristin Hannah ist ein Familienepos, dass zur Zeit der Weltwirtschaftskrise und der großen Depression in Amerika spielt. Wir begleiten die in Texas lebende Protagonistin Elsa, die sich ...

Die vier Winde“ von Kristin Hannah ist ein Familienepos, dass zur Zeit der Weltwirtschaftskrise und der großen Depression in Amerika spielt. Wir begleiten die in Texas lebende Protagonistin Elsa, die sich nach Jahren extremer Dürre und katastrophaler Staubstürme gezwungen sieht mit ihren Kindern das Land, welches zu den sogenannten Dust Bowl Gebieten zählt, zu verlassen, mit der Hoffnung auf ein besseres Leben in Kalifornien.



Nachdem ich einmal in die Geschichte eingetaucht bin, konnte ich das Buch kaum mehr zur Seite legen. Es handelt sich beileibe nicht um einen Wohlfühlroman, den die Autorin hier erzählt. Elsa, die in einem wohlhabenden aber lieblosen Elternhaus aufgewachsen ist, hat nur wenig Vertrauen in sich selbst und ihre Fähigkeiten. Auf der Suche nach Liebe, lässt sie sich dann auch von einem italienisch-amerikanischen Jungen aus der Arbeiterschicht schwängern und wird von ihrer Familie verstoßen. Auf der Farm ihrer Schwiegereltern findet sie trotz harter Arbeit und vieler Entbehrungen ein Zuhause für sich und ihre Kinder, auch als ihr Mann die Familie verlässt, weil er das Leben auf dem Land, das immer mehr zur Staubwüste wird, nicht mehr erträgt. Diese schreckliche Umweltkatastrophe, zum Teil durch falsche Anbaumethoden von den Bauern mit verursacht und die furchtbaren Folgen für Mensch und Tier beschreibt Kristin Hannah so eindrücklich, dass man die Bilder dieser Zeit wie einen Film vor Augen hat. Meisterhaft beschreibt die Autorin nicht nur ihre Figuren, sondern auch deren Interaktionen miteinander.

In Kalifornien angekommen, hat das Elend leider kein Ende, und die geflüchteten Menschen der Dürregebiete, die auf Arbeit und ein besseres Leben gehofft hatten, werden schlimmer als Tiere behandelt. Es ist ein Drama und mir kamen unweigerlich die Flüchtlingsströme, die sich aus Verzweiflung seit Jahren nach Europa aufmachen in den Sinn. Nur schlüpfen wir im Roman in die Haut einer Betroffenen und fühlen intensiv ihre Verzweiflung, Ohnmacht und Wut mit. Das Lesen gerade der letzten Kapitel hat mich oft sehr aufgewühlt und hat auch Tränen fließen lassen, obwohl ich wirklich selten beim Lesen weinen muss.



Mein Fazit:

„ Die vier Winde“ von Kristin Hannah war für mich ein großartiger Roman mit geschichtlichem Hintergrund, der sich wie die Autorin in einem ebenfalls lesenswerten Nachwort sagt, nicht komplett an die historischen Fakten hält, sondern diese auch einmal so verändert hat, dass sie die Geschichte besser abrunden, was ich aber durchaus legitim finde.

Deshalb gibt es von mir eine ganz dicke Leseempfehlung und verdiente 5 Sterne.

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