Das Grand Hotel mit dem märchenhaften Charme
Willkommen im kleinen GrandhotelEs gibt Bücher, bei denen man nach 20 Seiten weiß: das ist genau meins. Oder bei denen man nach 20 Seiten weiß: ich leg es lieber beiseite. Und dann gibt es Bücher wie dieses – bei denen das Lesen einer ...
Es gibt Bücher, bei denen man nach 20 Seiten weiß: das ist genau meins. Oder bei denen man nach 20 Seiten weiß: ich leg es lieber beiseite. Und dann gibt es Bücher wie dieses – bei denen das Lesen einer Achterbahnfahrt gleicht.
Zu Beginn war ich völlig hingerissen von dem Setting, den Figuren und dem magischen Touch, den die Geschichte vermittelt. Die mysteriöse Einladung, die Charlotte in ihrem Briefkasten findet, macht neugierig und man möchte zusammen mit Charlotte dem Geheimnis dieser Einladung auf die Spur kommen.
Charlotte fährt schließlich trotz ihrer Skepsis nach Schottland in das besagte „24 Charming Street“. Das kleine, aber sehr feine Hotel, in dem sogar der Premierminister Großbritanniens seine Weihnachtstage verbringt, hat einen geradezu magischen Charme und als Leser hat man das Gefühl, dass hier am Ende eine faustdicke Überraschung auf einen warten wird. Die Bediensteten sind sympathische Charaktere, wie kleine Heinzelmännchen versuchen sie den Gästen unaufdringlich jeden Wunsch zu erfüllen. Und auch Charlotte ist gerührt von der Art, wie sie umsorgt wird – wohl wissend, dass sie sich einen solchen Aufenthalt ohne die mysteriöse Einladung nie hätte leisten können. Umso gespannter wird man im Laufe des Buches, was denn wohl dahintersteckt.
Der Schreibstil des Buches war sein großer Pluspunkt. Die wunderbar warmherzige, aber auch witzige Erzählweise lässt immer wieder an ein „Weihnachtsmärchen“ denken, allerdings eins aus der heutigen Zeit. Oft hatte ich beim Lesen ein Schmunzeln auf den Lippen und habe mich sehr wohl gefühlt.
Nun könnte man denken – was für ein fantastisches Weihnachtsbuch! Aber hier kommen wir zum absoluten Manko des Buches: liebe Leser – erwartet nicht zuviel von der Auflösung. Ich bin mir nicht sicher, ob man es in einer Rezension verraten sollte (grundsätzlich eher nicht). Aber hier möchte ich Leser davor bewahren, die gleiche kalte Dusche zu erhalten wie ich und dann enttäuscht zu sein: Die Auflösung der vielen kleinen Geheimnisse findet nicht statt. Null. Nada. Niente. Stattdessen wird im letzten Drittel eine gewagte Story um die englische Thronfolge aufgebaut (der ich allerdings leider nicht so recht folgen konnte, das war mir etwas zu verworren – zumal nie Namen genannt werden, sondern nur Titel oder Zahlen. Es geht oft nur um „Nummer 4“ oder „den Duke of Sussex“.)
Um es kurz zusammenzufassen:
Die Autorin hat zu Beginn ihres Buches ein wunderschönes Setting erschaffen und einen Plot, der Lust auf das Entdecken der Geheimnisse rund um das zauberhafte kleine Hotel und seiner Angestellten macht. Doch das Ende, welches in den meisten Hinsichten sehr offen bleibt, ließ mich enttäuscht und ratlos zurück. 3 Sterne für einen Weihnachtsroman, der für meine Begriffe nicht rund war.