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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2021

Durchhaltevermögen erforderlich

Tod und Nachtigallen
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Klappentext:

„1883: Billy Winters, protestantischer Grundbesitzer im Norden Irlands, war reichlich betrunken und sehr zornig, als er seiner Frau eröffnete, dass er ihrer Tochter Beth auf keinen Fall etwas ...

Klappentext:

„1883: Billy Winters, protestantischer Grundbesitzer im Norden Irlands, war reichlich betrunken und sehr zornig, als er seiner Frau eröffnete, dass er ihrer Tochter Beth auf keinen Fall etwas vererben wird. Steinbruch, Pachten, Farmland und ein erheblicher Goldschatz sollten dem katholischen Kuckuckskind nicht in die Hände fallen. Jahre später beschließt Beth, den Hof zu verlassen. Sie hat genug von Billys Wutanfällen und der mehr als väterlichen Zuneigung. An ihrem Geburtstag will sie mit seinem Gold und ihrem Geliebten durchbrennen. Doch der Mann, dem sie ihr Leben und das ihres ungeborenen Kindes anvertraut, ist ein skrupelloser Verbrecher.“



Autor Eugene McCabe hat hier ein sehr hartes und emotionales Stück verfasst, das eines klar verlangt: Durchhaltevermögen. Seine Geschichte rund um Beth und Billy wirkt zu Beginn umheimlich steif, trocken und irgendwie typisch. Das Ganze ändert sich aber ab dem letzten Drittel des Buches - nur muss man bis dahin erstmal kommen. Das „zahme“ Mädchen Beth zeigt ihr anderes Gesicht, sie ist eine Mischung aus Dr. Jekyll und Mr. Hyde, nur hat dies ja auch einen bestimmten Grund und dieser heißt Billy. Aber Beth wird auch hier kein schönes Ende beschert. Die Arme ist vom Pech verfolgt und hat ein schweres Los auf sich gezogen. Die Geschichte, ihre Geschichte, scheint wie ein Fluch auf ihr zu liegen. Drama pur und typisch für McCabe, der als Drama-Autor für solche Story’s bekannt ist. Als Leser wird man lange auf die Folter gespannt und doch gibt es höchst interessante Wendungen aber dennoch auch keine große Überraschungen.

Schlussendlich ein sehr trübsinniges Buch mit viel Kraft und viel Drama….und auch Tod….und auch dem Gesang der Nachtigallen, der durch jede Seite dieses Buch mit sich zieht.

4 von 5 Sterne

Veröffentlicht am 20.11.2021

Wilde Rezepte für den Gaumen

Richtig Wild!
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Klappentext:

„Es ist Zeit für eine neue, kreative Wildküche, die neben Rehbraten, Hirschgulasch oder Kaninchenragout neue Akzente setzt. Der preisgekrönte Kochbuch-Autor Martin Kintrup zeigt, wie Wildbret ...

Klappentext:

„Es ist Zeit für eine neue, kreative Wildküche, die neben Rehbraten, Hirschgulasch oder Kaninchenragout neue Akzente setzt. Der preisgekrönte Kochbuch-Autor Martin Kintrup zeigt, wie Wildbret in mediterranen Pasta-Gerichten, auf dem Grill oder in hippem Streetfood eine gute Figur macht. Mit 40 modernen Wild-Rezepten und acht passenden Menü-Empfehlungen wird das Sonn- oder Feiertagsessen mit Freunden oder der Familie zum unvergesslichen Erlebnis.“



Wild mal ganz modern und eben richtig wild. Autor Martin Kintrup nimmt den Leser hier auf die Pirsch der anderen Art mit. Wir pirschen uns in der Küche nämlich an neue Rezepte mit traditionellen Zutaten: Wild mal anders sozusagen. Die Bandnudeln mit Wildschweinragout sind ein Gedicht erster Klasse und auch der Reh-Burger ist ein Hit. Sehr lobenswert ist zudem auch wie Kintrup erklärt, dass das schießen von Wild und die Pflege des Bestandes ein wenig mehr Beachtung beim Esser erfahren sollte. Es ist wichtig zu verstehen was man da auf den Tellern haben möchte und wo es herkommt. Bei allem wird momentan nach Bio gequakt und auch hier sollte man genau zusehen wo das Fleisch denn herkommt und warum. Aber nicht nur das ist eine Kunst, auch die Zubereitung ist ein besonderes Highlight. Ein Rehrücken auszulösen kann für viele eine schweißtreibende Maßnahme sein, andere schaffen dies blind. Kintrup beleuchtet hier dezent und mit ein wenig Humor beide Seiten und zeigt dem Leser wie es richtig geht.

Weiteres Highlight sind die Rezepte für Desserts aber hier ist klar gesagt: die sind wild aber eben ohne Wild zubereitet.

Kintrup geht so herrlich leicht mit Wild um, aber muss man erstmal ein gutes Stück bei seinem Metzger des Vertrauens oder gar Jäger ergattern….so leicht ist es nämlich nicht überall an Wild zu kommen…

Ein wirklich tolles und wildes Kochbuch welches 4 von 5 Sterne von mir erhält!

Veröffentlicht am 19.11.2021

Hannes

Hannes
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Klappentext:

„Niemand weiß, ob Hannes nach einem schweren Motorradunfall je wieder aus dem Koma erwachen wird. Doch einer glaubt ganz fest daran: sein bester Freund Uli. Er besucht ihn täglich im Krankenhaus, ...

Klappentext:

„Niemand weiß, ob Hannes nach einem schweren Motorradunfall je wieder aus dem Koma erwachen wird. Doch einer glaubt ganz fest daran: sein bester Freund Uli. Er besucht ihn täglich im Krankenhaus, obwohl ihm sein Zivildienst einiges abverlangt. Jeden Tag schreibt Uli Briefe und lässt Hannes an dem Alltag teilnehmen, den dieser selbst nicht erleben kann, immer begleitet von der Hoffnung auf eine winzige Regung, ein Blinzeln, ein Wort von ihm. Eine berührende Geschichte über das Leben, über die Kraft der Hoffnung, über Treue und Verrat. Vor allem aber über eine Freundschaft, die durch nichts auf der Welt zerstört werden kann.“



Autorin Rita Falk hat die Geschichte rund um „Hannes“ verfasst. Sprecher bei diesem Hörbuch hier ist Johannes Raspe. Seine Art und sein Ausdruck diese emotionale Geschichte zu erzählen, ist ihm sehr gut gelungen. Die Betonungen lagen an der richtigen Stelle, die Emotionen wurden wahrlich gut dargeboten und generell habe ich ihm gern zugehört. Die Geschichte rund um Hannes und Uli hat Tragik und Glück in einem. Der Unfall ist der Knackpunkt aber die Freundschaft der beiden der rote Faden. Dass Uli so viel Hoffnung in das Aufwachen von Hannes steckt, ist erstaunlich und bewundernswert - hier grübelt man selbst oft nach, wie man reagieren würde in der Situation. Der Nachhall der Geschichte ist hier sehr groß. Nach jeder Hör-Sitzung brauchte ich erstmal etwas Verschnaufpause um alles zu sortieren und selbst zu verarbeiten. Wie gesagt, man fragt sich hier immer wieder selber wie man reagiert hätte. Und es stellt sich die Frage: Was hält eine Freundschaft alles aus? Ist eine Freundschaft das wert?

Rita Falk hat eine sehr emotionale und fesselnde Geschichte verfasst, die einem als Hörer sehr nahe geht - ich vergebe hier sehr gerne 4 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.11.2021

Urgewalt Wasser

Flussnatur
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Klappentext:

„Flüsse gehören zu den attraktivsten Lebensräumen, nicht nur für Pflanzen und Tiere. Auch Menschen siedeln sich dort mit Vorliebe an – und sorgen für zahlreiche Umweltkonflikte: Auwälder ...

Klappentext:

„Flüsse gehören zu den attraktivsten Lebensräumen, nicht nur für Pflanzen und Tiere. Auch Menschen siedeln sich dort mit Vorliebe an – und sorgen für zahlreiche Umweltkonflikte: Auwälder werden gerodet, Flüsse begradigt oder aufgestaut, und »Jahrhunderthochwässer« werden dadurch immer häufiger.

In seinem Blick auf ausgewählte Flüsse Mitteleuropas plädiert Josef H. Reichholf für eine differenzierte Sicht auf unser Tun: Überschwemmungen sind nicht allein Menschenwerk, sondern typische, einst regelmäßige Naturereignisse; Stauseen haben sich zu bedeutenden Feuchtgebieten entwickelt, und Wasserkraft wird als erneuerbare Energiequelle heute wieder geschätzt.

Indem er zu Flussspaziergängen zwischen Donau, Inn und Elbe einlädt und uns zu Ausflügen an Biberburgen und in dschungelartige Auwälder mitnimmt, bringt uns Reichholf diesen Lebensraum nahe – und liefert eine Darstellung der Natur von Flüssen, die ihresgleichen sucht.“



Ich sage es gleich vorweg: ich mag Reichholf‘s Ansichten und Erklärungen immer sehr. Sie sind fundiert, verständlich erklärt und beschönigen nichts oder halten Dinge hinter‘m Berg. Er ist immer klar und präzise und stellt manchmal auch seine eigenen Theorien in Frage…Selbstkritik ist immer gut. So auch hier im Buch „Flussnatur“ zeigt er wieder ganz klar, dass Flüsse ein Eigenleben haben. Seine Beschreibungen und Erläuterungen zu Entstehung, Formen, Vegetationen und Tierwelt umzu sind äußerst interessant und aufschlussreich. Seine Darstellung der Biberburgen scheint schon fast unglaublich. Gerade der Biber zählt immer noch zu einer bedrohten Tierart und wird immer seltener, aber es gibt ihn noch und es ist so schön zu lesen, was Reichholf uns hier erzählt. Das Jahr 2021 war wieder ein Spiegel für die Urgewalt des Wassers im Ahrtal und weiteren Teilen Deutschlands die von einem Hochwasser riesigen Ausmaßes heimgesucht worden sind. Fest steht aber, es muss mehr in den Schutz der Menschen aber auch in den Schutz der Flüsse investiert werden und vor allem müssen wir sie verstehen lernen bevor es wieder zu spät ist.

4 von 5 Sterne

Veröffentlicht am 15.11.2021

Murphys Gesetz

Mitte
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Klappentext:

„Fritze Thormann, Vielleser und begeisterter Sportler, gehört zu den Menschen, die das Pech haben, dass sie immer wieder zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Mit seinen fast 16 Jahren ...

Klappentext:

„Fritze Thormann, Vielleser und begeisterter Sportler, gehört zu den Menschen, die das Pech haben, dass sie immer wieder zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Mit seinen fast 16 Jahren ist er deswegen schon in viele riskante Situationen geschlittert. Zuletzt beim Ehrendienst der HJ während der Olympiade 1936. Gerade noch gelang es ihm, seinem Läufer-Idol Jesse Owens ein Autogramm abzujagen, als kurz darauf dunkle Wolken über ihm aufziehen: Fritz wird zufälliger Zeuge eines Selbstmords, dessen Umstände mehr als fragwürdig sind. Doch die Polizei und sein Ziehvater glauben ihm nicht. Schlimmer noch: die Gestapo will ihn für etwas drankriegen, das er nicht getan hat, sodass dem Jungen nichts übrigbleibt als zu fliehen und abzutauchen.



Mit gefälschtem Pass fängt Fritz beim Kohlenhandel Kleinfeldt in Berlin-Mitte an. Der Lohn stimmt, sein Chef ist in Ordnung, doch Fritz ist allein und vermisst seine Freunde. Vor allem Charly, die einmal seine Pflegemutter war. Und seine Schicksalsfreundin Hannah, von der er auch nur weiß, dass sie sich in Breslau unter falschem Namen versteckt. Und so beginnt Fritz aus seiner Tarnung heraus Briefe zu schreiben. Sie ersetzen ihm die Gesprächspartner, die er dringend braucht, weil es erneut kreuzgefährlich für ihn wird. Denn nicht nur die Gestapo hat sich auf die Suche nach dem unliebsamen Zeugen begeben. In unmittelbarer Nähe lauerte eine noch viel tödlichere Bedrohung …“



Autor Volker Kutscher erzählt und hier die Geschichte rund um Fritze Thormann. Schnell wird klar, Fritze ist Murphys Gesetz in Menschenform. Seine naive Art ist eine kleine Herausforderung an die Leserschaft. Kann man wirklich so doof sein? Ja, man kann wenn man „Fritze Thormann“ heißt, aber es sei hier klar gesagt, die Geschichte ist keineswegs langweilig oder dümmlich verfasst, nein. Hier geht es um eine zeitliche Beleuchtung und eine Figur, die lernen musste, zu kämpfen, die Augen zu öffnen, Lebenserfahrung zu sammeln, aber dies zu einer Zeit, die niemand von uns gebraucht hätte - die Zeit unter der Führung von Adolf Hitler. Die Zeit war eine andere, die Gedanken waren anders, das Verständnis war anders als heute…das sei klar gesagt.

Durch die Beschreibungen, Briefe und erzählten Gedanken fasst man schnell Bezug auf Fritz und ja, man fiebert mit ihm und seinem Verhalten mit.

Natürlich ist ein großes Highlight hier die illustrierte Aufmachung durch Kat Menschik. Ihr unvergleichlicher Stil verzaubert auch dieses Buch und schnell bekommt Fritze ein Gesicht und wir Leser ein Bild von ihm…Ich vergebe 4 von 5 Sterne.