Abschied von Max Heller
Es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Nach 7 Bänden mit Max Heller, in denen wir ihm von der Bombennacht 1945 bis Ende der 1950er Jahre durch seine Heimatstadt Dresden gefolgt sind, löst er in „Feind des Volkes“ ...
Es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Nach 7 Bänden mit Max Heller, in denen wir ihm von der Bombennacht 1945 bis Ende der 1950er Jahre durch seine Heimatstadt Dresden gefolgt sind, löst er in „Feind des Volkes“ seinen letzten Fall.
Ich muss schon sagen, das hat mir wehgetan! Schließlich ist Max mittlerweile zu einer Figur geworden, die man mit jedem neuen Buch begrüßt hat wie einen alten Freund.
Und diesmal bekommt es Hauptmann Heller, wie er sich mittlerweile nennen darf, mit einem besonders schwierigen Fall zu tun, der ihn über zwei Jahre beschäftigt – von den ersten Geschehnissen 1959 bis zum August 1961, den Tagen vor dem Mauerbau.
Wie schon in den letzten Krimis hat es Autor Frank Goldammer geschafft, immer wieder neue Spuren zu legen, immer wieder Zweifel zu säen und immer wieder mit einer neuen Wendung um die Ecke zu kommen. Ganz ehrlich – wer diesen Krimi liest und dann sagt, diesen Showdown hätte er vorausgesehen, der kann sich gleich beim „Supertalent“ als Hellseher anmelden! Ich muss schon sagen, die Konstruktion dieses Falles ist eine Meisterleistung.
Und auch privat ist gegen Ende des Buches noch alles offen… Hellers Frau Karin hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie lieber heute als morgen in den Westen gehen würde, Heller tut sich schwer mit einer solchen Entscheidung. Sein geliebtes Dresden zu verlassen kann er sich nicht vorstellen. Dann macht der entfremdete Sohn Klaus, überzeugter Stasi-Mann, einen Schritt auf Heller zu – und warnt ihn, dass in Kürze keiner mehr die DDR verlassen könne. Wenn Flucht, dann jetzt!
Wie sich Heller entscheidet und was seine letzten Gedanken in dem Roman sind, ist fast genau so spannend zu lesen wie der Kriminalfall selbst (und daher werde ich natürlich auch hier nichts weiter verraten). Ich kann nur sagen: ich habe eine Weile darüber nachdenken müssen, ob das nun ein versöhnliches Ende ist oder nicht… und genau das fand ich gut. Dass das Buch und damit die ganze Buchreihe einen auch nach der letzten Zeile nicht loslässt.
Ich kann jedem, der sich für deutsche Geschichte interessiert, nur ganz dringend raten, diese Krimireihe zu lesen. Denn neben den Kriminalfällen geht es hier vor allem um ein Gesellschaftsbild der (ostdeutschen) Nachkriegszeit, so, wie Dresdner Bürger es erlebt haben. Heller ist ein normaler Mann, mit einem für damalige Verhältnisse normalen Lebenslauf. Sein Leben in dieser Buchreihe zu verfolgen heißt, deutsche Geschichte zu erleben. Ganz großartig!
PS. Ich kann es kaum erwarten, bis die neue Reihe von Frank Goldammer herauskommt – im Frühjahr 2022 ist es soweit! Dann nimmt er sich der Wende an und lässt seine neuen Figuren Anfang der 1990er Jahre ermitteln.