Unglaublich heftig, brutal und bedrückend.
Inhalt
Die Zwillingsschwestern Rebecca und Hephzibah könnten unterschiedlicher nicht sein: Hephzi ist von engelhafte Schönheit, während Reb mit dem Treacher-Collins-Syndrom geboren ist. Doch was sie Zuhause ...
Inhalt
Die Zwillingsschwestern Rebecca und Hephzibah könnten unterschiedlicher nicht sein: Hephzi ist von engelhafte Schönheit, während Reb mit dem Treacher-Collins-Syndrom geboren ist. Doch was sie Zuhause erleben, schweisst die beiden eng zusammen. Der Vater ein fanatischer, gewalttätiger Pfarrer, die Mutter schwach und ohne Liebe für ihre Kinder. Trotz aller Widrigkeiten sind Hephzi und Reb gemeinsam stark. Doch dann lässt Hephzi ihre Schwester allein ...
Meine Meinung
Es fällt mir äusserst schwierig, zu diesem Buch eine Rezension zu verfassen. Denn es ist dunkel, düster, bedrohlich und bedrückend, lässt einen schaudern und ja, auch ich, die ich sonst nie weine bei Büchern, hatte Tränen in den Augen. Denn die Geschichte von Hephzi und Reb ist mir sehr nahe gegangen. Klar ist es Fiktion, aber es sollte jedem bewusst sein, dass diese Geschichte genau so gut hätte echt sein können - und es wahrscheinlich für viele Kinder auf der Welt auch ist.
Aber von Anfang an:
Die Zwillingsschwestern Hephzibah und Rebecca wachsen als Töchter eines schrecklichen Vaters und einer willensschwachen Mutter auf. Der Vater, ein beliebter aber fanatischer Pfarrer, führt das Zuhause mit eiserner Hand. Gewalt steht jeden Tag an. Die Mutter ist nur noch ein Schatten ihrer selbst und Liebe ist ein Fremdwort für sie. Die beiden Mädchen wachsen in diesem schrecklichen Umfeld auf, werden Zuhause unterrichtet und vor der Welt ferngehalten. Während der Vater die schöne Hephzibah immer mehr komisch begutachtet, lässt er Rebecca, die mit dem Treacher-Collins-Syndrom geboren ist, jeden Tag wissen, dass er sie für eine Ausgeburt der Hölle hält.
Das Buch behandelt also sehr wichtige, ernste Themen. Zum einen natürlich häusliche Gewalt, respektive Kindsmissbrauch, zum anderen aber auch religiösen Fanatismus und eine Erbkrankheit, die (zumindest in diesem Buch) zu sozialem Ausschluss führt.
Die Geschichte ist kapitelweise in Davor (aus der Sicht von Rebecca) und Danach (aus der Sicht von Hephzi) unterteilt, und fesselt einen von der ersten Seite an. Denn schon zu beginn erfährt der Leser, warum Hephzi ihre Schwester einfach alleine lässt. In den Kapiteln behandelt die Autorin dann den Kampf von Hephzi um ein normales Leben als Teenager wie auch den Versuch von Rebecca mit dem allem klar zu kommen.
Der Schreibstil ist einzigartig und perfekt. Die Autorin ist sehr talentiert darin, dem Leser die richtige Stimmung mitzugeben. Im ganzen Buch herrscht diese Qual, diese Dunkelheit, die Pein, es ist durch und durch schrecklich und ich habe dermassen mit Rebecca und Hephzi gelitten, habe so gehofft, dass das alles bald ein (gutes) Ende nehmen wird. Es widerstrebt mir daher eigentlich, dieses Buch ein "Lieblingsbuch" zu nennen, denn die Themen darin sind schrecklich und ernst, aber ich finde es unglaublich, finde es stark, dass es diese Tabu-Themen anspricht, dass es diese Abgründe aufzeigt, finde, dass es ein Meisterwerk ist, und das will ich gebührend anerkennen.
Setting
"In deinem Licht und Schatten" spielt mehrheitlich im Pfarrhaus, dem Zuhause der Zwillingsmädchen. Die Atmosphäre, die die Autorin hervorruft, ist kaum in Worte zu fassen. Man spürt, was die Mädchen spüren, was sie zu dem vermeintlichen Zuhause fühlen.
Andere Teile spielen in der Schule, in die die beiden nur mit grosser Überzeugungskraft gehen dürfen, und an anderen Orten, doch die will ich hier nicht nennen, ihr müsst das selber entdecken.
Charaktere
Rebecca ist von mir aus gesehen der Mittelpunkt der Geschichte. Da sie unter einem Syndrom leidet, dass ihr die Gesichtsknochen schon im Mutterleib verformt hat, wird sie vom Vater immer besonders hart "bestraft". Sie deckt ihre Schwester, hilft ihr, wo sie nur kann, denn sie hat den Blick des Vaters bemerkt und ihn richtig gedeutet. Rebecca hat kaum Hoffnung auf ein normales Leben, ist aber eine unglaublich starke Protagonistin, die einen Wandel durchmacht, der mich vollkommen überzeugt hat.
Hephzibah, genannt Hephzi, ist die Schönheit in Person. Sie kann dem Vater oder der Mutter eher etwas abluchsen, ist ein Talent in der Manipulation. Phasenweise hatte ich Mühe mit ihr, auch wenn ihre Beweggründe natürlich nur allzu verständlich waren. Ich hatte aber Mühe, dass sie Rebecca teilweise ausnutzte und dass sie manchmal einfach die Augen verschlossen hat, vor dem, was passiert ist.
Die Charaktere sind der Autorin hervorragend gelungen. Man leidet mit den Schwestern, hasst den Vater und die Mutter, und hofft, hofft so sehr, dass das alles nur ein Albtraum ist und bald vorbei sein möge.
Fazit
Erschreckend, heftig, grausam. Und doch ein Meisterwerk, da es Themen anspricht, an die andere nicht mal denken mögen. Ich werde das Buch noch lange in Erinnerung halten und es wird immer und immer wieder Gänsehaut und ein flaues Gefühl im Magen auslösen.