Die Bloggeraktion, an der ich beteiligt bin, hat im Vorfeld natürlich sehr viel Werbung für Der schwarze Thron gemacht und da stellt sich natürlich die Frage, ob das alles denn gerechtfertigt ist. Aus dem Grund folgt jetzt auch vorab zum Erscheinungsdatum am 9. Mai 2017 meine Rezension zu diesem jungen Fantasyroman.
Zugegeben, ich musste in das Buch erst einmal reinkommen. Der Anfang hat sich für mich etwas schwierig gestaltet, weil die Kapitel anfangs doch etwas länger waren und die Geschichte aus mehreren Perspektiven erzählt wird. Besonders am Anfang, wo Kendare Blake, die Autorin, einen gewissen Erzählzyklus einsetzt, in dem immer in gleicher Abfolge Katharine, Arsinoe und Mirabella im Fokus stehen, braucht man etwas um einen Lesefluss zu entwickeln. Überraschenderweise bricht aber die Autorin ab einem gewissen Punkt in der Geschichte mit diesem Stilelement und danach ist die Geschichte in der Entwicklung und in seinem Erzählstil wesentlich freier und flüssiger.
Die Autorin schafft es aber zu Beginn von Der schwarze Thron eine sehr dichte und konstante Atmosphäre zu erzeugen, die mich immer wieder sofort gefangen genommen hat, sobald ich mich zu Katharine, Arsinoe oder Mirabella gesellt hatte. Das Ganze wird natürlich noch dadurch unterstützt, dass z. B. Katharine, welche die Königin der Giftmischer verkörpert sehr ausgemergelt, getrieben und zum Teil auch gebrochen wirkt. Seit Jahren wird sie mit Giften zugestopft, weil das eben als Giftmischer natürlich ist und sie eigentlich immun gegen Gifte sein sollte. Ihre sogenannte Gabe hat sich aber noch nie gezeigt und deswegen ist auch ihr Stellenwert unter den Giftmischern ein sehr wackeliger.
Das ist nicht besonder großartig, denn die Giftmischer regieren seit Generationen die Insel Fennbirn, auf der die drei Königinnen leben, und die letzten Königinnen waren stets starke Giftmischerinnen. Man merkt, da ist ein gewisser Druck, eine Erwartungshaltung. Aber nicht nur bei Katharine ist der da. Auch bei den anderen zwei Schwestern.
Da es aber neben den Giftmischern noch die Naturbegabten und die Elementwandler gibt, und die seit Jahren immer mehr der Armut verfallen, weil da ein eindeutiges gesellschaftliches Gefälle existiert, sind die Spannungen im Hintergrund immens. Ich finde es wirklich großartig, wie die Autorin durch feine Details, in den Dialogen, in den Handlungen oder Beschreibungen diese Spannungen aufgreift und transportiert.
Man sollte also nicht vorschnell urteilen, wenn es darum geht, dass die Geschichte nicht mehr bietet, als ein bisschen jugendliches und weibliches Anfauchen um den Thron zuliebe. Schnell habe ich selbst gemerkt, dass die drei Königinnen vielmehr Marionetten dieser Tradition, einer Politik sind, die mehr aus Show, als aus wirklicher politischer Diplomatie und Können besteht. Die eigentlichen Fäden werden im Hintergrund, von den regierenden Giftmischern und den Priesterinnen, gezogen. Da diese heilige Wahl und der Aufstieg einer Königin eigentlich etwas Religiöses ist, sind die Priesterinnen involviert, doch so unschuldig, wie man glauben mag, sind sie nicht.
Bei den Ladies geht es nämlich ordentlich zur Sache. Die Autorin hat mir ein ganz neues Bild von Priesterinnen auferlegt, nämlich das die auch ganz schön gewalttätig und grausam werden können, wenn es nicht nach deren „Vorsehung“ zugeht. Generell lässt sich sagen, dass Kendare Blake sich nicht davor scheut auch mal unschöne Szenen darzustellen. Vielleicht nicht in aller Ausführlichkeit und in allen hässlichen Details, aber sie liefert insoweit genug Material, damit der Leser sich den Rest denken kann. Und die eigene Fantasie ist meistens ja eh viel unschöner als man mit Worten beschreiben könnte, oder? Leidenschaft kann auch Leiden schaffen und das kommt in Der schwarze Thron in vielen Facetten, auch abseits der Priesterinnen und ihr Handeln, zum Vorschein.
Der schwarze Thron hat bei mir den Eindruck hinterlassen, dass die Spannung und der Kitzel im Hintergrund abläuft. Ich würde also nicht behaupten, dass man als Leser von einem spannungsgeladenen Moment zu nächsten hechtet. Vielmehr lebt das Buch davon, dass es auf das große Beltanefest, dem Fest an dem das Jahr des Aufstiegs beginnt, zuläuft. Bei dem sich übrigens alle drei Königinnen nach 10 Jahren wiedersehen und das Jahr beginnt, in denen die drei sich nach Lust und Laune abmurksen dürfen. Der Weg und die Vorbereitung sind die Handlung dieses Buches und ich denke, dass dem Leser im zweiten Band, schon einiges mehr erwarten wird.
Da die jungen Königinnen in der Blüte ihrer Jugend stehen und jede Königin auch einen Gemahl braucht für die kommende Drillingsgeneration, ist die Liebe in diesem Roman auch ein Thema. Ein mal mehr, mal weniger präsentes Thema. Aber auf jeden Fall auch eins mit ein paar sehr schrägen Momenten. Das ist tatsächlich der Punkt, der mir insgesamt, egal bei welcher Königin oder Nebenfigur, am wenigsten gefallen hat. In diesem Buch wird es tatsächlich auch eine Dreiecksgeschichte geben, die mir wirklich nicht so gut gefallen hat. Da war die Umsetzung irgendwie nix. Erstens, brauchte ich nicht noch ein Love-Triangle, zweitens, war das so nach dem Motto „What the fuck?!“ und drittens, hatte ich das Gefühl, dass gewisse „Liebesszenen“ einfach nicht die Stärke der Autorin sind. Die wirkten immer irgendwie holperig und schräg. Einfach nicht atmosphärisch und situationsbedingt passend. Ich bin neugierig, wie die Autorin das im Folgeband weiter ausarbeitet, hoffe aber auf eine Besserung.
Abschließend kann ich nur noch sagen, dass Der schwarze Thron den Leser durchaus überraschen kann. Man wähnt sich lange auf der sicheren Seite, und vereinzelt ist eine gewisse Vorhersehbarkeit nicht zu leugnen, aber im großen und ganzen wird man immer wieder aus dem Dunkeln heraus von der Autorin überrascht. Das macht Spaß und genau das darf Kendare Blake im zweiten Band so weiterführen.
Fazit
Der schwarze Thron von Kendare Blake mag derzeit die Gemüter spalten, aber unabhängig davon ist es ein gutes Fantasybuch. Ein paar Schwächen gestehe ich dem Auftakt zu, doch die eine oder andere Überraschung und eine gewisse Konstante in der Geschichte hat mich überzeugt und macht definitiv Lust auf mehr. Ich für meinen Teil bin sehr gespannt und freue mich schon auf den September, wenn der zweite Band erscheint.