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Veröffentlicht am 20.11.2021

Grillen aus Leidenschaft

Rob’s Barbecue
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Der bekannte DJ Robin Schulz grillt mehr als gerne. Es ist seine Leidenschaft. In Rob's Barbecue - Meine besten Rezepte erklärt er zunächst, warum er das Grillen liebt. Die wichtigsten Utensilien für die ...

Der bekannte DJ Robin Schulz grillt mehr als gerne. Es ist seine Leidenschaft. In Rob's Barbecue - Meine besten Rezepte erklärt er zunächst, warum er das Grillen liebt. Die wichtigsten Utensilien für die perfekte Grillausstattung werden ebenso dargestellt wie typische Fehler, die vor und beim Grillen passieren können. Verschiedene Grillarten und Techniken des Grillens, auch das Räuchern werden vorgestellt.

Der Rezeptteil beginnt mit Marinaden, Rubs, Soßen und Dips, die in verschiedenen Gerichten Anwendung finden. Der Hauptteil ist in verschiedene Kategorien eingeteilt wie z.B. Wenige Zutaten, Snacks, Lieblingsgerichte, Für Gäste usw. Auch Süße Grillrezepte sind enthalten. Alle Rezepte haben Angaben zu Zubereitungs-, Grill- und Ruhezeiten, zur Anzahl der Portionen und eine ausführliche Zutaten- und Zubehörliste. Die Anweisungen zur Zubereitung sind in Schritte unterteilt. Beim ein oder anderen Rezept gibt es Rob's Special Tipps. Zwischendurch kann man immer mal wieder etwas über den DJ uns eine Einstellung zum Grillen als Lifestyle lesen. Am Ende findet sich ein Register.

Rob's Barbecue ist ein sehr hochwertiges Buch, das recht edel wirkt mit den teils schwarzen Seiten mit weißer Schrift. Auch die Aufmachung im Buch gefällt mir sehr gut, alles ist verständlich erklärt und mit Bildern verdeutlicht. Zum Beispiel zeigt eine Seite ein Foto mit dem Zubehör, auf der andern wird erklärt, wozu die Gegenstände gebraucht werden. Die Seite zur Auswahl des Grills ist sehr einfach gehalten. Hier hatte ich doch den Eindruck, dass nicht jeder Grill (nicht Smoker) für jedes Rezept gleich gut geeignet ist. Schon allein zum indirekten Grillen sollte er aber einen Deckel haben. Der Rezeptteil ist sehr modern unterteilt und allein die Fotos sind allesamt Hingucker. Auch die Marinaden Soßen und Dips sind vielfältig und lecker. Natürlich gibt es auch einige Beilagen. Hin und wieder hat es mich gewundert, dass es auch Rezepte gibt, bei denen man den Grill nur für die Soße oder auch gar nicht braucht, weil frittiert wird. Manchmal braucht man den Grill auch nur zum Räuchern.

Der Autor weist immer wieder daraufhin, dass er gerne regionale Zutaten nutzt und auch regional kauft, was sehr löblich ist. Bei den teilweise recht exklusiven Fleisch- und Fischsorten sind die Rezepte nicht gerade günstig oder in größerer Menge herzustellen, sondern schon etwas sehr Besonderes. Daneben gibt es jedoch auch Gerichte aus Hack oder Wurst, die preislich machbarer sein dürften. Es ist also für jeden Geldbeutel etwas dabei. Ich muss allerdings gestehen, dass es mir bei manchen Gerichten zu aufwendig ist, dafür den Grill anzuwerfen. Das Buch drückt schon einen gewissen Lifestyle aus, der vielleicht nicht jedem liegt.

Fazit: Wer mal etwas wirklich Besonderes auf seinem Grill zaubern möchte, für den ist das Buch genau das Richtige, wer eh nur Steaks und Bratwürste grillt, braucht es nicht, wobei für diese Griller dann die leckeren Soßen und Marinaden verpassen. Wäre schade.

4 Sterne

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Aufwändig gereimte Geschichte der Mathematik

Wie die Mathematik in die Welt kam
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Wie kam die Mathematik in die Welt? Dieser Frage geht der Autor Rainer Kirsch in seinem Kinderbuch nach. Doch wer jetzt denkt das klingt langweilig, wird überrascht sein, denn der Text steht nicht etwa ...

Wie kam die Mathematik in die Welt? Dieser Frage geht der Autor Rainer Kirsch in seinem Kinderbuch nach. Doch wer jetzt denkt das klingt langweilig, wird überrascht sein, denn der Text steht nicht etwa kleingedruckt und dichtgedrängt auf hunderten Seiten, sondern kommt in Reimform daher. So erläutert der Autor die Meilensteine der Entwicklung mathematischer Strukturen von den ersten Zahlen bis hin zur höheren Mathematik. In einem Nachwort werden dann auch aktuelle Errungenschaften von Mathematiker kurz erläutert. Eine Seite mit Worterklärungen rundet das Ganze ab. Die Illustrationen sind ein kunstvoller Mix aus Zeichnungen und Collagen.

Von einem Buch, das in Reimform mathematische Zusammenhänge aufzeigt, war ich sehr angetan. Hier handelt es sich aber vornehmlich um ein recht langes Gedicht, das die Entwicklung mathematischer Strukturen im Laufe der Zeit aufzeigt. Die Verse erläutern, wie Zahlen entstanden sind, Maßeinheiten, Rechenarten, Geometrie usw. Auch wichtige Personen, denen wir diese Erkenntnisse zu verdanken haben, werden erwähnt. Natürlich kann ein Kinderbuch da keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, es soll eher zeigen, dass Mathematik allgegenwärtig ist. Die Reime sind teilweise witzig, manchmal aber auch etwas holprig, weil das Versmaß nicht ganz passt. Es besteht beim Vorlesen die Gefahr, dass man mal hängenbleibt oder das Ganze zu sehr herunterleiert.

Die Illustrationen waren für mich etwas gewöhnungsbedürftig, aber mittlerweile finde ich sie doch sehr künstlerisch gemacht. Es gibt sehr viel zu entdecken, manches nicht ganz zum Reim passend. Ich könnte mir vorstellen, dass jüngere Kinder sich eher weniger angesprochen fühlen. Für meine Tochter im Grundschulalter war es jedenfalls etwas zu viel. Das Buch empfehle ich eher für größere Kinder und mathematikinteressierte Erwachsene. Sicher auch ein witziges Geschenk für den gymnasialen Mathelehrer.

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Was von der Familie übrigbleibt

Wenn ich wiederkomme
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Weil die Eltern arbeitslos sind und die Familie in Rumänien kaum genug zum Leben hat, verlässt Mutter Daniela eines Nachts ohne Abschied ihre Kinder und ihr Heimatdorf, um in Italien als Pflegekraft in ...

Weil die Eltern arbeitslos sind und die Familie in Rumänien kaum genug zum Leben hat, verlässt Mutter Daniela eines Nachts ohne Abschied ihre Kinder und ihr Heimatdorf, um in Italien als Pflegekraft in einem Privathaushalt zu arbeiten. Das Geld, das sie sich schwer verdient, schickt sie nach Hause, damit Tochter Angelica studieren und Sohn Manuel in eine gute Schule gehen kann. Als auch der Vater im Ausland eine Arbeit findet, bleiben die beiden allein mit den Großeltern und jede Menge Verantwortung zurück. Das Verlassenwerden durch die Mutter lastet schwer, vor allem auf Manuel und die Kluft zwischen den Familienmitglieder wird immer größer. Dann passiert ein Unfall und Daniela muss entscheiden: Bleiben oder wiederkommen?


Das Thema dieses Romans ist ein hochaktuelles und wichtiges. Auch in Deutschland bedienen wir uns ausländischer Arbeitskräfte, die unsere Alten und Kranken pflegen, weil es hierzulande nicht genügend Personal gibt. Zu selten machen wir uns Gedanken darüber, was mit den Familien, vor allem den Kindern der Mütter passiert, die wir beschäftigen. Wie kommen sie ohne Mutter zurecht? Macht das Geld, das die Mütter schicken ihre Abwesenheit weniger schlimm? Was möchten die Kinder? Mit all diesen Fragen und Gedanken spielt der Autor in seinem Roman und konstruiert ein Einzelschicksal, dass uns aufmerksam macht auf die Probleme, die durch die reicheren Länder in den Familien der ärmeren entstehen.


Mit drei Erzählstimmen, Sohn, Mutter und Tochter, lässt er uns in die Köpfe der Betroffenen schauen. Es gelingt ihm gut, den Schreibstil an die jeweilige Person anzupassen, so dass man sich besser in sie hineinversetzen kann. Die Geschichte liest sich sehr flüssig und ich finde sie auch sehr fesselnd. Was mir allerdings gefehlt hat, sind Emotionen, die mich tief im Innersten berühren, so dass mich das Schicksal trifft, ich länger darüber nachdenke und mich verantwortlich fühle oder den unbändigen Willen verspüre, etwas zu verändern. Dennoch waren vor allem die Eindrücke, die uns Daniela zur Arbeit mit alten, verwirrten und senilen Menschen vermittelt hat, wichtig, um zu zeigen, was all jene täglich leisten, die die Pflege übernehmen, weil sie häufig nur zu gerne übersehen werden. 4 Sterne

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Veröffentlicht am 21.10.2021

Liebe in Zeiten des Krieges

Die Übersetzerin
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Aus Angst vor den Nazis wanderte die österreichische Jüdin Hedy aus und lebt seitdem auf der Kanalinsel Jersey. Doch als die Deutschen auch diese in Beschlag nehmen sitzt Hedy in der Falle. Um sich ihren ...

Aus Angst vor den Nazis wanderte die österreichische Jüdin Hedy aus und lebt seitdem auf der Kanalinsel Jersey. Doch als die Deutschen auch diese in Beschlag nehmen sitzt Hedy in der Falle. Um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, bleibt ihr nichts anderes übrig, als eine Stelle als Übersetzerin beim Feind anzunehmen, wo sie stillen Widerstand leistet. So lernt sie auch den jungen Leutnant Kurt kennen und die beiden kommen sich näher. Doch die aufkeimende Liebe bringt nicht nur Hedy in Gefahr.

Die Autorin Jenny Lecoat, deren Großmutter selbst von den Inseln stammt, zeichnet mit ihrem Roman ein eindrucksvolles Bild von der Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg. Natürlich wurden schon unzählige Romane, die im Krieg spielen verfasst, das Schicksal der Kanalinseln und der dort lebenden Bevölkerung war mir bisher jedoch nicht bekannt. Es ist eine Geschichte voller Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Leids, aber auch leisen Widerstands, großer Gefühle und Hoffnung.

Die Gefühle ihrer Protagonisten sind eindrücklich, bewegend und lassen den Leser abtauchen in eine schockierende Zeit, die wir uns heute gar nicht wirklich vorstellen können. Dabei ist Lecoats Schreibstil ruhig, ihre Schilderungen mehr als fair gegenüber allen Beteiligten. Sie zeigt, das, was wichtig ist: Es gibt nicht nur Gut und Böse, es gibt immer etwas dazwischen, das je nach Situation mal zur einen, mal zur anderen Seite tendiert. Da ist der Deutsche Kurt, der eine Jüdin liebt, da ist Hedy die mit vielen Menschen Mitgefühl hat, da sind Deutsche wie Briten, die Menschen schlecht behandeln. Mich hat das nachhaltig beeindruckt.

Auch wenn ich wegen der Beklemmung einige Längen in der Erzählung wahrnahm, ist "Die Übersetzerin" ein wichtiger, wertvoller Roman, vielleicht gerade jetzt, in einer Zeit in der einige wieder verstärkt ihre Einzelinteressen im Vordergrund sehen, anstatt das große Ganze. Daher empfehle ich in gern und vergebe 4 Sterne.

PS: Leider hat - wie ich finde - der Verlag beim deutschen Titel keine gute Arbeit geleistet. Der Originaltitel "Hedy's War" ist sehr viel treffender. Auch das Titelbild passt nicht wirklich.

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Veröffentlicht am 12.10.2021

Lang lebe der Punk!

Pop ist tot
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In den Neunzigern war er der Sänger der österreichischen Punkband "Pop ist tot" und tourte mit seinen Spezln Günther, Bronko und Hansi durch die Lande und lebte, als gäb es kein Morgen. Heute sitzt er ...

In den Neunzigern war er der Sänger der österreichischen Punkband "Pop ist tot" und tourte mit seinen Spezln Günther, Bronko und Hansi durch die Lande und lebte, als gäb es kein Morgen. Heute sitzt er in der wie er es nennt "Hipsterhölle", einer Firma die Social-Media-Kampagnen plant, als einziger Kerl unter lauter Feministinnen und fristet sein spießbürgerliches Dasein. Dann taucht der Günther auf und überredet ihn zu einer Reunion-Tour, um die verlockend-anarchische Vergangenheit als "moderne Nomaden" wieder aufleben zu lassen. Ob das gut gehen kann?

Thomas Mulitzer ist selbst Mitglied einer Punkband. Das merkt man seinem Roman auch an. Er weiß, wovon er schreibt. Bissig, ironisch, rotzig und ein bisschen abgedreht nimmt er uns mit auf einen Road-Trip der besonderen Art, huldigt dem Punk, aber rührt auch an Klischees sowohl in der modernen Spießer- als auch in der anarchischen Punkrock-Welt. Vor allem zu Beginn des Buches beschreibt er so überspitzt die Arbeitswelt von heute, dass einem die Tränen kommen vor Lachen und man gleichzeitig den Kopf schüttelt, weil so viel Wahrheit darin liegt. Der Protagonist ist unzufrieden, der Günther hat sonst nix, ganz klar ist die Reunion eine Flucht vor der Realität. Doch ob der Versuch, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen besser ist? Oder überhaupt möglich? In dem Alter? Mit dieser Frage konfrontiert der Autor "Pop ist tot" und spricht damit auch bitterernste Themen an. Mal melancholisch, mal nostalgisch. Mich hat die ganze Sause sehr gut unterhalten, zum Lachen und zum Nachdenken gebracht, denn auch ich bin in den 90er Jahren aufgewachsen und kann sehr gut verstehen, warum der Protagonist nochmal zurück will. Weil die Bissigkeit des Schreibstils in der zweiten Hälfte etwas nachlässt und das Ende mich nicht wirklich überzeugt hat, vergebe ich 4 Anarchiezeichen, äh Sterne.

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