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Veröffentlicht am 21.11.2021

Wer anderen die Freiheit verweigert, verdient sie nicht für sich selbst. (Abraham Lincoln)

Das Leuchten der Sehnsucht - Töchter der Freiheit
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1859 Amerika. Die junge Nordstaatlerin Annie Braun bekommt eine Anstellung als Lehrerin auf der Südstaaten-Plantage Birch Island, um dort die beiden Töchter zu unterrichten. Annie muss sich mit dem dort ...

1859 Amerika. Die junge Nordstaatlerin Annie Braun bekommt eine Anstellung als Lehrerin auf der Südstaaten-Plantage Birch Island, um dort die beiden Töchter zu unterrichten. Annie muss sich mit dem dort herrschenden Lebensstil auseinandersetzen, der nicht nur von Luxus geprägt ist, sondern in dem auch Sklaven eine Rolle spielen, was ihr gar nicht behagt und es ihr schwer macht, sich einzugewöhnen. Annie nimmt kein Blatt vor den Mund und lässt sich auch nicht verbiegen, was schon bald die Aufmerksamkeit des Sohnes des Plantagenbesitzers weckt. Zur gleichen Zeit hat Annies Schwester Sophia in Kansas alle Hände voll zu tun, die Familie und die Farm zu beschützen, denn nächtliche Überfälle machen ihnen allen das Leben zur Hölle. Und Anwalt Marcus Tanner, Cousin von Annie und Sophia, ist in die Südstaatenschönheit Susanne verliebt. Leider ist die junge Frau schon einem anderen aus ihrer Gesellschaftsschicht versprochen, doch Marcus zieht alle Register, um Susanna für sich zu gewinnen…
Noa C. Walker hat mit „Das Leuchten der Sehnsucht“ den Auftakt für ihre neue historische Südstaatensaga vorgelegt, der nicht nur sehr fesselnd und spannend ist, sondern auch mit viel Gefühl zu bezaubern weiß. Der flüssige, farbenprächtige und anrührende Erzählstil nimmt den Leser mit ins Amerika des 19. Jahrhunderts kurz vor Beginn des Bürgerkrieges, wo er über wechselnde Handlungsorte mal an Annies Seite, mal der von Sophia und mal an der von Cousine Jennifer und Marcus Tanner in New York ist. Jeder der drei Handlungsstränge ist für sich schon sehr interessant und informativ. Annie kommt zum ersten Mal in Berührung mit Sklavenhaltung. Da sie im Norden aufgewachsen ist, kann sie sich nur schwer daran gewöhnen. Annie ist nicht auf den Mund gefallen und gerät deshalb auch immer wieder in Schwierigkeiten, was besonders dem Plantagensohn David gefällt, mit dem sie so manchen Schlagabtausch hat. Die Autorin hat die Sklavenhaltung wunderbar in ihre Geschichte eingewoben, so dass Annies widersprüchliche Gefühle für den Leser gut nachvollziehbar sind. Sophia lebt mit ihrem Ehemann auf einer Farm und hat mit Bandenüberfällen zu kämpfen. Ebenso fesselt die Lage um Marcus und die Südstaatenschönheit Susanna, die wie zwei Königskinder anscheinend aufgrund von Standesunterschieden nicht zueinander kommen können. Die Autorin versteht es auf sehr geschickte Weise, ihre Leser an sich zu binden und ihn an die Handlung zu fesseln. Neben ihrer Haupthandlung lässt sie viele Dinge aus der Vergangenheit ihrer Protagonisten einfließen, so dass man alle gut kennenlernt und ins Herz schließt. Obwohl der Roman nur die Zeitspanne von 8 Monaten umfasst, ist die Geschichte sehr facettenreich, tiefgründig und spannend, dass die Seiten dem Leser regelrecht an den Händen kleben und man sich gar nicht trennen mag.
Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet und sprühen voller Leben. Der Leser hat das Gefühl, Teil des Ganzen zu sein, alles hautnah mitzuerleben und mit den Protagonisten mitzufiebern. Annie hat das Herz auf der Zunge und denkt gar nicht daran, sich zu verbiegen. Sie ist offen, ehrlich und manchmal auch etwas forsch, doch gerade das macht sie umso liebenswerter, lebt sie doch nach ihren eigenen Prinzipien. Sophia ist eine bodenständige und gefestigte Frau, die ihre Familie sowie ihr Hab und Gut bis aufs Blut verteidigt. Susanna hat ihren eigenen Kopf und will sich den Wünschen ihrer Familie nicht beugen. Zudem verleihen Jennifer, David, Marcus, Crystal, Melody, Bobby und Marianna der Geschichte weitere Glanzpunkte mit ihren Auftritten.
„Das Leuchten der Sehnsucht“ ist ein wunderbarer Auftakt auf eine historische Saga, die viele weitere Spannungsmomente mit der nötigen Prise Romantik verspricht. Alle, die süchtig sind nach Familiengeschichten, gern in alte Zeiten eintauchen und historische Details lieben, aber auch eine gewisse Spannung nicht missen möchten, werden diesen Pageturner lieben. Absolute Leseempfehlung!!!

Veröffentlicht am 21.11.2021

„Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.“(Wilhelm von Humboldt)

Die Magnolienfrauen
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Seit vor acht Jahren ihre beste Freundin Eva kurz vor deren Hochzeit bei einem Besuch im Juweliergeschäft ihres Vaters bei einem Überfall erschossen wurde, ist es der 32-jährigen Felicia nicht mehr möglich, ...

Seit vor acht Jahren ihre beste Freundin Eva kurz vor deren Hochzeit bei einem Besuch im Juweliergeschäft ihres Vaters bei einem Überfall erschossen wurde, ist es der 32-jährigen Felicia nicht mehr möglich, als Schmuckdesignerin zu arbeiten, zu sehr hat diese Tragödie ihr Leben verändert, die sie bis heute nicht richtig verarbeitet hat und die durch ein amtliches Schreiben plötzlich alles wieder an die Oberfläche zerrt. Felicitas, die von allen nur Fee genannt wird, steht kurz vor ihrer eigenen Hochzeit mit dem ambitionierten Christian, der eine Politikerkarriere anstrebt und dessen Verhalten inzwischen Zweifel bei Fee an der Beziehung schüren. Als ihre geliebte Großmutter Violetta stirbt, vererbt sie Fee ihren Anteil an einer Villa in tessinischen Brissago, damit diese ihren Anteil veräußern kann. Vor ihrem Tod hat sie Fee noch ein Familiengeheimnis anvertraut, das sie lange gehütet und in Fee die Neugier geweckt hat, mehr darüber zu erfahren. Deshalb entschließt sie sich kurzerhand, nach Brissago zu reisen, die Magnolienvilla in Augenschein zu nehmen und mehr über die Vergangenheit zu erfahren. Vor Ort trifft sie nicht nur auf ihre abweisende Großtante Pippa, sondern lernt auch den sympathischen Nachbarn Nando kennen, der sie bei ihren Nachforschungen unterstützt…
Christine Jaeggi hat mit „Die Magnolienfrauen“ einen wunderschönen, gefühlvollen Roman vorgelegt, der sich über zwei Zeitebenen erstreckt und den Leser mit einer fesselnden Familiengeschichte zu faszinieren weiß. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser schnell an Felicias Seite gleiten, um ihr auf Schritt und Tritt bei ihren Unternehmungen zu folgen, während gleichzeitig ihre Gefühls- und Gedankenwelt offen vor ihm liegt. Der Leser erfährt über wechselnde Perspektiven und unterschiedliche Zeitebenen mal die Gegenwart um Fee, mal die Vergangenheit von Fees Urgroßmutter Alice um 1940. Fee hat schon einiges durchmachen müssen und nicht nur den Mord an ihrer Freundin zu verarbeiten, sondern auch einen rapiden Berufswechsel, der sie nicht wirklich auszufüllen scheint. Sie hat sich von Dingen getrennt, die ihr lieb und teuer waren, um möglichst viel Abstand zu schaffen zwischen sich und dem tragischen Ereignis, doch wirklich verarbeitet hat sie es nicht. Auch wenn ihr Verlobter Christian nach der Tragödie für sie da war, ist er doch immer noch ein Muttersöhnchen und zudem sehr egoistisch auf all seine eigenen Vorteile bedacht. Eine Unterstützung für Fee sieht anders aus, er möchte sie nach seinen Wünschen ummodeln, bis nichts mehr von ihr übrig bleibt. Hier zeigen sich die Parallelen zu Alice, deren Ehemann Maurizio auch seine Mutter Ludmilla regelrecht alles hat regeln lassen, während er Alice mit seinen Vorstellungen und Ansichten fast erdrückt und eingesperrt hat. Vor dem Hintergrund der malerischen Villa mit den herrlichen Magnolienbäumen hat die Autorin sehr geschickt beide Handlungsstränge wunderbar miteinander verwoben und steigert die Spannung immer mehr, indem sie nach und nach ein altes Familiengeheimnis offenlegt, während Fee ihr Leben überdenkt und Weichen für ihre Zukunft stellen muss.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet, überzeugen mit menschlichen Ecken und Kanten und ziehen den Leser regelrecht in die Handlung hinein, wo er mitfiebern kann. Felicia ist eine vom Schicksal gebeutelte Frau, die völlig verunsichert wirkt. Je näher man sie kennenlernt, umso mehr verbirgt sich dahinter eine starke Frau, die ihrem Leben eine neue Richtung geben muss Pippa benimmt sich wie eine Hexe, ist aber selbst tief verletzt und versucht nur, sich zu schützen. Alice ist eine schüchterne Frau, der böse mitgespielt wurde. Aber auch Christian, Victoria, Aurelia, Maurizio und viele andere bereichern die Geschichte mit ihren Auftritten.
„Die Magnolienfrauen“ ist ein wunderbarer Roman voller Familiengeheimnissen, Liebe und Dramatik, der von Beginn an zu begeistern weiß. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight!

Veröffentlicht am 20.11.2021

Was heute wie ein Unglück aussieht, kann sich morgen als Glück erweisen. (Vicki Baum)

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
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20er Jahre Berlin. Rosalie Gräfenberg ist geschieden und eine recht bekannte Journalistin, die mit der Schriftstellerin und Redakteurin Vicky Baum eng befreundet ist. Auf einem Bankett begegnet sie dem ...

20er Jahre Berlin. Rosalie Gräfenberg ist geschieden und eine recht bekannte Journalistin, die mit der Schriftstellerin und Redakteurin Vicky Baum eng befreundet ist. Auf einem Bankett begegnet sie dem verwitweten Direktor des Verlagshauses Ullstein, Dr. Franz Ullstein, mit dem sie nicht nur interessante Gespräche führt, sondern sein Herz sofort in Brand setzt. Schon bald macht er ihr einen Heiratsantrag, was seiner Familie ein Dorn im Auge ist und sie alles versuchen, um eine Ehe der beiden zu verhindern. Doch Rosalie nimmt den Antrag an und stellt sich mit Hilfe von Vicky Baum und deren Sekretärin Lilli Blume dem Familienwiderstand entgegen. Werden die drei Frauen am Ende triumphieren?
Beate Rygiert hat mit „Die Ullstein-Frauen und das Haus der Bücher“ einen sehr interessanten historischen Roman über das bekannte Verlagshaus vorgelegt, indem sie Realität und Fiktion wunderbar miteinander vermischt und vor allem drei Frauen den Vortritt lässt, hier die Hauptrollen zu übernehmen. Der flüssige, bildhafte und atmosphärische Erzählstil Rygierts erlaubt dem Leser eine Zeitreise in eine spannende Zeit Berlins, den Goldenen Zwanzigern, wo er mit Rosalie, Vicky und Lilli auf drei sehr unterschiedliche Frauen trifft, die mit ihrer inneren Stärke von Beginn an überzeugen können. Alle drei Frauen stehen im Berufsleben, verdienen sich ihren Lebensunterhalt selbst und setzen alles daran, in einer Männerdomäne ihre Frau zu stehen, wo ihnen oft genug Widerstand entgegenschlägt. Vor allem Rosalie hat mit Diffamierungen und Verleumdungen zu kämpfen, die von Franz Ullsteins Familie in die Welt gesetzt werden, um ihre Verbindung zu Franz und eine Ehe zu unterbinden. Wie gut, wenn man dann verlässliche Freundinnen und helfende Hände zur Verfügung hat, die im Verlagshaus etabliert sind und somit einiges verhindern können. Die Autorin gewährt dem Leser zudem Einblick in das Verlagswesen mit seiner Komplexität, das sie für den Leser gut aufbereitet und in ihre Handlung integriert hat. Ebenfalls erwähnenswert ist der gut recherchierte historische Hintergrund und das Leben der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten sowie die damalige Rolle der Frau, die wunderbar in der Geschichte miteinander verwoben wurden.
Die Charaktere sind mit menschlichen Ecken und Kanten liebevoll und realistisch in Szene gesetzt. Der Leser folgt ihnen gern und schließt vor allem die drei Frauen schnell ins Herz. Rosalie ist eine gebildete, selbstbewusste, unabhängige und starke Frau, die sich so schnell nicht unterbuttern lässt. Sie weiß sich durchzusetzen, stößt aber immer wieder an die von Männern gesetzten Grenzen, die sie aber zu durchbrechen versucht. Vicki Baum ist ebenfalls eine Frau, die immer wieder in die Männerdomäne vordringt und sich nichts verbieten lässt. Sie weiß zu argumentieren, ist intelligent sowie literarisch recht gewandt. Lilli Blume ist von eher zurückhaltender Natur, was vielleicht auch mit ihrem gesellschaftlichen Status zu tun hat. Sie stammt nicht wie Vicki und Rosalie aus der gehobenen Gesellschaftsschicht, besticht aber durch ihre Liebenswürdigkeit und Verbundenheit. Sie ist vertrauenswürdig und verlässlich, was sie schnell zur Vertrauten von Rosalie und Vicki werden lässt.
„Die Ullstein-Frauen und das Haus der Bücher“ ist ein fesselnder und spannender historischer Roman über die Welt des Verlagswesens, vor allem aber über drei selbstbewusste Protagonistinnen, die der dominierenden Männerwelt die Stirn bieten. Wunderbar erzählt, was eine absolute Leseempfehlung verdient!

Veröffentlicht am 07.11.2021

"Wünsche sind nie klug. Das ist sogar das beste an ihnen." (Charles Dickens)

Das Kaffeehaus - Geheime Wünsche
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1891 Wien. Nach dem Tod ihres Onkels Stefan Danzer hat dieser der 21-jährigen Sophie von Werdenfels sein Kaffeehaus vermacht, so dass sie nun alle Fäden in der Hand hält, um das Traditionshaus weiterzuführen. ...

1891 Wien. Nach dem Tod ihres Onkels Stefan Danzer hat dieser der 21-jährigen Sophie von Werdenfels sein Kaffeehaus vermacht, so dass sie nun alle Fäden in der Hand hält, um das Traditionshaus weiterzuführen. Allerdings muss sich Sophie schon bald mit dem langjährigen Geschäftsführer Toni Schleiderer herumschlagen, der sich schon selbst als Erben des Kaffeehauses gesehen hat und ihr nun bei Entscheidungen ständig Scherereien bereitet. Aber Sofie lässt sich nicht beirren und führt das Haus nach ihren Vorstellungen, wozu auch individuelle, aufsehenerregende Schaufensterdekorationen gehören, für die Gustav Klimt Pate steht. Fortan gibt sich die Wiener Künstlerszene dort die Klinke in die Hand. Obwohl das Kaffeehaus all ihre Aufmerksamkeit benötigt, muss sie auch noch für ihre Mutter als auch Schwester Milli da sein, die nach der Trennung von ihrem Stiefvater bei ihr einziehen. Richard von Löwenstein, Sophies große Liebe, steht ihr treu zur Seite, doch auch er hat mit einer unglücklichen, arrangierten Ehe zu kämpfen. Werden Sophie und Richard irgendwann endlich ihre Liebe öffentlich leben können?
Marie Lacrosse hat mit „Geheime Wünsche“ den dritten und finalen Band ihrer „Kaffeehaus“-Trilogie vorgelegt, der den Vorgängern an Dramatik, Spannung und exzellent recherchiertem historischen Hintergrund in nichts nachsteht und den Leser von Seite 1 an begeistern kann. Mit flüssigem, farbenfrohem und gefühlvollem Erzählstil lässt die Autorin den Leser erneut ins Wien des 19. Jahrhunderts eintauchen, wo er sich in einer gemütlichen Ecke im Kaffeehaus Prinzess niederlässt, um das weitere Schicksal von Sophie, ihrer Familie, Richard von Löwenstein und dem Unternehmen mitzuverfolgen. Gekonnt verwebt die Autorin geschichtliche Details und damalige gesellschaftliche Gepflogenheiten mit ihrer Geschichte, lässt gleichzeitig die Crème de la Crème der Wiener Künstlergemeinschaft vor den Augen des Lesers vorbeiziehen und katapultiert den Leser mit bildhaften Beschreibungen in die wohlige und gemütliche Atmosphäre des Kaffeehauses, wo es nach dem schwarzen Muntermacher ebenso verführerisch durftet wie nach köstlichem Gebäck. Dabei lässt Lacrosse auch die Rolle der Frau zur damaligen Zeit nicht außer Acht, denn diesen war es eigentlich nicht bestimmt, ein Geschäft zu führen. Sophie hat einiges an Verantwortung zu tragen, denn nicht nur die Führung des Kaffeehauses obliegt ihr, sie muss sich auch um ihre Familie, insbesondere um ihre jüngere Schwester Milli kümmern, die unter Alpträumen und Hysterie leidet. In ihrem Fall soll Dr. Sigmund Freud helfen, der als Nervenarzt tätig ist und das Kaffeehaus regelmäßig frequentiert. Lacrosse hat die besondere Gabe, ihre Protagonisten mit realen Personen wunderbar interagieren zu lassen, so dass man als Leser das Gefühl hat, hautnah dabei zu sein und alles vor dem inneren Auge mitzuverfolgen.
Die Charaktere sind lebendig ausgestaltet und haben erneut eine glaubwürdige Entwicklung durchlaufen, die sie dem Leser noch mehr ans Herz wachsen lassen, der sie neugierig bei ihren Unternehmungen verfolgt. Sophie ist eine liebevolle und warmherzige Frau, die niemandem ihre Hilfe und Unterstützung verweigert. Sie ist durchsetzungsstark und energisch genug, sich gegen andere zur Wehr zu setzen und ihre Träume zu verwirklichen. Richard konzentriert sich zwar auf seine militärische Karriere, doch sucht er verzweifelt nach einem Ausweg aus seiner unglücklichen Ehe. Toni Schleiderer ist ein konservativ denkender Mann, der sich an Neuerungen erst gewöhnen muss. Seine etwas arrogante Art Sophie gegenüber zeugt von Unsicherheit und Eigennutz. Aber auch Henriette, Milli, Amalie von Thurnau sowie die Riege aus bekannten Künstlern, Literaten, Medizinern und Kämpferinnen für das Frauenrecht besetzen wichtige Rollen in dieser Geschichte und machen diesen Pageturner dadurch umso farbenprächtiger und unterhaltsamer.
Mit „Geheime Wünsche“ heißt es leider Abschied nehmen von einer fesselnden, spannenden Geschichte, die auf wunderbare Weise Historie, Liebe und Familiengeschichte in sich vereint. Absolute Leseempfehlung für ein einzigartiges Highlight! Chapeau!!!

Veröffentlicht am 31.10.2021

"Tust du nichts für deinen Nächsten, sind alle deine Gebete umsonst." (Chinesisches Sprichwort)

Wenn die Schatten einmal weichen
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1939 Niederlande. Gemeinsam mit Ehemann Pieter und ihren drei Kindern lebt und arbeitet Lena de Vries auf einem Bauernhof. Ihrer ältesten Tochter Ans dagegen ist das alles zu eng, sie ergreift die erste ...

1939 Niederlande. Gemeinsam mit Ehemann Pieter und ihren drei Kindern lebt und arbeitet Lena de Vries auf einem Bauernhof. Ihrer ältesten Tochter Ans dagegen ist das alles zu eng, sie ergreift die erste Chance, die sich ihr bietet, um in die Großstadt Leiden zu ziehen, um dort als Gesellschafterin für die depressive Professorengattin Eloise Huizenga zu arbeiten. In dem Haushalt trifft Ans auf die junge jüdische Geigenspielerin Miriam, die zusammen mit ihrem Vater vor den Nazis von Köln in die Niederlande geflohen ist und bei den Huizengas untergekommen sind. Doch dann überrollen die Nazis das Land und übernehmen das Regiment. Während Lena sich zur Aufgabe macht, sich gegen die Nazis zu stellen und die Juden zu unterstützen, schließt sich Ans einer im Untergrund agierenden Widerstandsgruppe an und setzt sich immer wieder großen Gefahren aus. Und Miriam, die inzwischen mit Avi verheiratet und Mutter ist, muss sich vom Liebsten trennen, dass sie besitzt…
Lynn Austin hat mit „Wenn die Schatten einmal weichen“ einen sehr berührenden und tiefgründigen historischen Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur in die grausame Zeit des Zweiten Weltkrieges zurückreisen, sondern darüber hinaus das Schicksal von drei eindrucksvollen Frauen kennenlernen lässt, die mit ihrem Mut, ihrer Tatkraft und ihrem Glauben zu beeindrucken wissen. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil schickt den Leser sofort auf Zeitreise ins damalige Holland, um über wechselnde Perspektiven mal auf Lena und ihre Familie in der ländlichen Idylle zu treffen, mal auf Ans und deren Leben in der Stadt Leiden sowie auf Miriam, die gerade aus Deutschland geflohen und in Leiden Unterschlupf gefunden hat. Der Einmarsch der Nazis in den Niederlanden verändert das Leben aller drei Frauen auf unterschiedliche Weise, jedoch beweist jede von ihnen Mut zu drastischen Entscheidungen, wobei sie die Gefahr immer wieder auszublenden versuchen. Während sich die Schlinge der Nazis immer mehr um sie zuzieht, gehen sie Wege, die den Leser nicht nur durch eine Achterbahn der Gefühle jagen, sondern ihnen auch den tiefsten Respekt zollt für ihren Widerstand gegen das grauenvolle Regime. Wohlwissend, dass sie ebenfalls von den Nazis hart bestraft werden, setzen sich sowohl Ans als auch Lena für die Verfolgten und Gejagten ein, zeigen dabei ein großes Maß an Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe. Sie handeln in Gottvertrauen und versuchen dieses auch anderen zu vermitteln, die die Hoffnung schon aufgegeben haben. Hier wurde der christliche Aspekt von der Autorin wunderbar mit ihrer fesselnden Handlung verwoben.
Die Charaktere sind liebevoll und lebendig angelegt und entwickeln sich während der Geschichte vor den Augen des Lesers weiter, der gar nicht anders kann, als sich wie ein Schatten an ihre Fersen zu heften. Lena ist eine liebevolle und warmherzige Frau, die an den immer wiederkehrenden Schicksalsschlägen zu zerbrechen droht, wenn ihr Mann Pieter sie nicht auffangen würde. Gleichzeitig besitzt sie den Mut einer Löwin, den sie auch ihrer Tochter Ans vermacht hat. Ans ist unerschrocken, dickköpfig und weltoffen, aber auch mit einem großen Gerechtigkeitssinn ausgestattet. Sie stellt sich unerschrocken den Gefahren, um anderen zu helfen. Miriam ist eine feinsinnige Künstlerseele, die mit dem Geigenspiel ihr eigenes Leben rettet, jedoch vorher das Wichtigste in ihrem Leben gehen lässt. Eloise ist eine weise ältere Dame, die mit ihren Worten manches ins rechte Bild rückt. Aber auch Pieter, Abba, Avi, Wim und Maaike haben wichtige Auftritte in dieser packenden Geschichte.
„Wenn die Schatten einmal weichen“ ist ein historischer Roman, der aufs Tiefste berührt ob der einzelnen Schicksale und den Gräueltaten, die die Menschen zur damaligen Zeit unter dem Naziregime durchleben mussten. Eine Reise durch das gesamte Gefühlsbarometer, die eine absolute Leseempfehlung mehr als verdient! Unbedingt lesen!!!