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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.12.2021

Ein gelungener hist. Roman

Die Brücke der Ewigkeit
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Wolf Hector entführt seine Leser in das Prag des Spätmittelalters. Als der jugendliche Jan Otlin und seine Mutter beim Einsturz der Judith-Brücke über die Moldau nur knapp mit dem Leben davonkommen, schwört ...

Wolf Hector entführt seine Leser in das Prag des Spätmittelalters. Als der jugendliche Jan Otlin und seine Mutter beim Einsturz der Judith-Brücke über die Moldau nur knapp mit dem Leben davonkommen, schwört er, eine Brücke für die Ewigkeit zu bauen. Er erlernt das Handwerk des Steinmetzes und kehrt nach langen Jahren in Frankreich wieder nach Prag zurück. Dort sind die Brüder Peter und Michael Parler dabei, den Veitsdom und andere Bauwerke zu errichten. Als Wenzel, König von Böhmen, die abermals zerstörte Judith-Brücke durch einen Neubau ersetzt haben will, beteiligt sich neben Otlin und Parler auch der Straßburger Rudolph an der Ausschreibung. Jan Otlin erhält den Auftrag. Rudolph ist neidisch auf Jan Otlins und Peter Parlers Erfolge. Zudem verdreht im Peter Parlers Ehefrau, die sich von ihrem Mann vernachlässigt fühlt, den Kopf. Er fängt mit ihr eine Liebesbeziehung an, was zu dieser Zeit mit dem Tod des Liebespaares geahndet wird. Von Neid und Wut zerfressen will Rudolph alle seine Widersacher aus dem räumen und bedient sich der undurchsichtige Ricarda Scorpio, die aber ihre eigenen Intrigen spinnt...

Meine Meinung:

Wolf Hector hat ein großartiges Mittelalterepos geschaffen, das an Ken Folletts Kingsbridge-Reihe erinnert, dennoch einen ganz eigenen Schreibstil aufweist.
Der Autor verquickt die historischen Personen wie Jan Otlin, Peter Parler, den kaiserlichen Leibarzt und Astrologen Gallus von Strahlov sowie den Prediger Militsch von Kremsier geschickt mit seinem fiktiven Personal wie Rudolph von Straßburg. Da wir uns nach wie vor im Mittelalter befinden, haben Astrologen und Sterndeuter Hochsaison. Doch, wenn deren Vorhersagen nicht oder verspätet eintreffen, sind sie in Gefahr. Daher spinnen sie, wie Ricarda Scorpio, ein Netz von Informanten, um möglichst treffsichere Prognosen abgeben zu können.

Der Beginn, die Lehr- und Wanderjahre, des Jan Otlin sind für meinen Geschmack ein wenig zu ausführlich geraten. Dieser Abschnitt hätte getrost ein wenig gestrafft werden können. Sonst gefällt mir der Schreibstil sehr gut.

Bei der Vielzahl der Charaktere ist es nicht immer möglich, alle komplett „durchzustylen“. So fehlt mir das Motiv der Ricarda, warum sie alle ihre Schandtaten begeht. Zu Beginn ist sie mir (fast) sympathisch. Doch sie verändert sich im Laufe der Geschichte zu einer bösen Intrigantin.

Gerne hätte ich noch mehr Details über die Technik beim Brückenbau gelesen. Interessant finde ich, dass man dem Mörtel (rohe) Eier, Topfen/Quark und Wein beigemengt hat, um eine bessere Haltbarkeit zu erreichen. Vermutlich trägt das im Topfen enthaltene Kasein dazu bei. Die Topfen/Wein-Mischung soll bereits von den Römern verwendet worden sein.

Fazit:

Ein spannender Mittelalterroman, dem ich gerne 4 Sterne gebe. Die Brücke steht übrigens heute noch und heißt nach mehreren Umbenennungen nach ihrem Auftraggeber Karl IV. (=Wenzel, 1316-1378) „Karlsbrücke“.

Veröffentlicht am 24.11.2021

Ein lesenswerter biografischer Roman

Mutters Lüge
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Dieser autobiografische Roman ist bereits unter dem Titel „Marta“ erschienen. Er handelt von Marta, die als Jugendliche gemeinsam mit Mutter und Zwillingsbrüder illegal von Polen nach Deutschland gekommen ...

Dieser autobiografische Roman ist bereits unter dem Titel „Marta“ erschienen. Er handelt von Marta, die als Jugendliche gemeinsam mit Mutter und Zwillingsbrüder illegal von Polen nach Deutschland gekommen ist.

Wir erfahren einiges aus dem Leben im kommunistischen Polen, stellen uns mit Marta um Lebensmittel an, nur um dann erfahren zu müssen, dass alles ausverkauft ist. Wenn man über Dollars verfügt, ist dann doch einiges erhältlich. Wir ärgern uns mit Marta, wenn sie von ihrer Mutter, die unnahbar scheint und kaum anwesend ist, Hausarbeit aufgebürdet bekommt und Zwillingsbruder Tomek auf der faulen Haut liegen oder sich seinem Hobby, dem Kampfsport, widmen darf.
Marta ist ehrgeizig und versucht durch schulische Höchstleistungen die Anerkennung der Mutter zu erringen, doch vergeblich. Bis zum Tod der Mutter wird das Verhältnis distanziert bleiben. Die Mutter wird Marta zeitlebens ein Rätsel bleiben. Während sie sich rührend um Heimkinder in Polen kümmert, sind ihr die eigenen nicht so wichtig. Warum spricht sie perfekt deutsch? Warum gibt es keine Verwandten? Ist Marta das Opfer von Mengeles Menschenversuchen? Fragen über Fragen, die nicht oder nur unzureichend von Dritten beantwortet werden. Als Marta das Geheimnis um ihren Vater lüftet und ihn trifft, bekommen manche Äußerungen der Mutter eine andere Bedeutung.

Meine Meinung:

Die Autorin hat einige Formulierungen ihrer Erstausgabe behutsam geglättet. All zu viel Unterschied kann ich nicht bemerken, was vermutlich auch daran liegt, dass ich das ursprüngliche Exemplar an eine Freundin weitergegeben habe und die beiden Texte nicht nebeneinander legen kann.

Wie schon im ursprünglichen Buch festgestellt, ist die Studienzeit von Marta sehr ausführlich beschrieben. Da hätte ich mir gut eine Kürzung vorstellen können. Die Anfangsschwierigkeiten in Deutschland nach der Flucht aus Breslau, Marta und Tomek können ja kein Wirt deutsch, erscheinen mir dafür gestrafft worden zu sein.

Als ich das Buch zum nochmaligen Lesen von der Autorin erhalten habe, habe ich gedacht, dass die eine oder andere drängende Frage, die mich beschäftigt, wäre beantwortet worden. Doch das ist nicht der Fall.

Fazit:

Dieser durchaus lesenswerte Roman erhält auch bei seiner Neubearbeitung 4 Sterne.

Veröffentlicht am 24.11.2021

Macht Lust auf Skitouren

Skitouren light
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Seit einigen Jahren erfreut sich das Skitouren gehen immer größerer Beliebtheit. Deswegen sind bereits zahlreiche Bücher über diesen, vom Hobby weniger Freaks zu einem Sport für viele, gewordene Freizeitbeschäftigung. ...

Seit einigen Jahren erfreut sich das Skitouren gehen immer größerer Beliebtheit. Deswegen sind bereits zahlreiche Bücher über diesen, vom Hobby weniger Freaks zu einem Sport für viele, gewordene Freizeitbeschäftigung. Leider zeigen es auch die Unfallzahlen, dass sich immer mehr Menschen in die verschneite Landschaft begeben, ohne ausreichend vorbereitet zu sein.

Mit diesem Buch hat der Doyen des Alpinjournalismus, Thomas Neuhold, dieses Buch für Einsteiger und Genießer von Skitouren geschrieben, das nun in zweiter und überarbeitete Ausgabe vorliegt.
Neben Lawinen- und Wetterkunde werden dem interessierten Tourengeher 100 technisch einfache Skitouren präsentiert. Die meisten davon in Salzburg und Umgebeung, doch auch ein Abstecher in die Kitzbüheler Alpen oder auf den Dachstein dürfen nicht fehlen. d

Jede Tour enthält eine verbale Beschreibung, Informationen zu Ausrüstung und Einkehr, ein Foto und eine Kartenskizze, nicht ohne die Warnung, die Tour auch ordentlich zu planen.

Fazit:

Dieses Buch richtet sich vor allem an Neu- und Wiedereinsteiger, die ohne Leistungsdruck durch die verschneiten Berge gehen mögen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 21.11.2021

25 Kurzkrimis zum Jubiläum

Tour de Mord
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Die Vereinigung der „Mörderischen Schwestern“ feiert ihren 25 Geburtstag, natürlich standesgemäß mit der Herausgabe eines Krimis. Nein, nicht ein Krimi, sondern 25 Krimis von 25 Autorinnen.

Jede Autorin ...

Die Vereinigung der „Mörderischen Schwestern“ feiert ihren 25 Geburtstag, natürlich standesgemäß mit der Herausgabe eines Krimis. Nein, nicht ein Krimi, sondern 25 Krimis von 25 Autorinnen.

Jede Autorin hat so ihren eigenen Schreibstil und deshalb gibt es 25 höchst unterschiedliche Morde. Allen ist gemeinsam, dass Frauen im Mittelpunkt stehen und das Morden in ihre eigenen Hände nehmen. Dabei wird, wir sind ja mit einer Busfahrerin in den Alpen unterwegs, gerne auch einmal die schöne Landschaft zur Komplizin. Denn, schroffe Berge und einsame Wanderwege eignen sich trefflich dafür, den inzwischen ungeliebten (untreuen) Ehemann zu entsorgen. In vielen Fällen ist das Leiden der betrogenen, drangsalierten und schlecht behandelten Ehefrauen ein veritables Mordmotiv. Wir Leserinnen können das durchaus verstehen.

Meine Meinung:

Die 25 ausgesuchten Mörderischen Schwestern (es gibt mehr als 600), die den Jubliäumsband bestückt haben, sind in alphabetischer Reihenfolge:
Yvonne Asmussen, Sybille Baecker, Ulrike Bliefert, Susanne Brügmann, Carola Christiansen, Katharina Eigner, Deborah Emrath, Mareike Fröhlich, Laura Gambrinus, Petra K. Gungl, Cornelia Härtl, Andrea Hessler, Thea Lehmann, Heidi Möhker, Christine Neumeyer, Regina Ramstetter, Andrea Z. Rhein, Regina Schleheck, Ilona Schmidt, Anette Schwohl, Barbara Steuten, Heidi Troi, Fenna Williams, Jennifer B. Wind und Ashley Wood.

Der Großteil der Krimiautorinnen ist mir schon länger bekannt, einzelne Namen sind mir neu.

In allen Krimis ist eine Busreise durch die Alpen das verbindende Element, natürlich mit einer Busfahrerin. Neben dem Verbrechen spielt auch die schöne Landschaft eine bedeutende Rolle. So dürfen wir in Sterzing, Davos oder in Ischgl morden. Die Täterin hat fast immer einen guten Grund, den Widersacher oder die Widersacherin loszuwerden. Jahrelange Demütigungen, aber auch Habgier sind die Motive.

Fazit:

Ich selbst bin ja nicht so der unbedingte Fan von Kurzkrimis, dann kaum bin ich in die Geschichte „hineingefallen“, ist sie schon wieder zu Ende. Als Geschenk oder für Fahrten mit den Öffis sind diese Kurzkrimis sehr gut geeignet. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 19.11.2021

Nordsee = MOrdsee

Die Frau aus der Nordsee
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Dieser Krimi rund um die LKA-Kommissarin Lena Lorenzen ist der achte dieser Reihe.

Der aktuelle Fall stellt Lena Lorenzen vor einige Herausforderungen. Eine junge Frau wird tot aus der Nordsee gefischt. ...

Dieser Krimi rund um die LKA-Kommissarin Lena Lorenzen ist der achte dieser Reihe.

Der aktuelle Fall stellt Lena Lorenzen vor einige Herausforderungen. Eine junge Frau wird tot aus der Nordsee gefischt. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass sie ermordet wurde und, dass sie vor Kurzem ein Kind geboren hat. Lorenzen soll den Täter finden und muss Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen des Lebens der Toten herausklauben und zusammensetzen. Die Ermittlungen führen sie nach Pellworm, Kiel und Husum. Dabei kommen einige schockiernde Wahreheiten ans Tageslicht.

Meine Meinung:

Ich kenne einige Krimis dieser Reihe und daher bin ich nicht allzu überrascht, dass Lena Lorenzen ihre Aufgabe bravourös meistert.
Wie immer, ist eine große Anzahl von Personen in den Fall verwickelt, was manche Krimileser sicherlich stören kann. Mir hat das gut gefallen. Einzig die vielen ähnlichen Frauennamen Lena, Luna oder Lisa sind ein wenig anstrengend. Es gibt doch sicherlich noch andere Namen oder?

Fazit:

Ein gelungener 8. Fall, der mit einer privaten Neuerung in Lena Lorenzens Leben endet. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.