Allgemeines:
Nachttod ist der Auftakt einer Trilogie um die Polizistin Hanna Duncker.
Johanna Mo wurde zum Schreiben dieser Krimireihe animiert, da in ihrer Heimatstadt Kalmar ein ähnliches Unglück geschah.
Nachttod erschien am 05. Juli 2021 bei Heyne als Paperback und umfasst 496 Seiten.
Inhalt:
„Ein toter Junge weckt die Geister der Vergangenheit – Der erste Fall für Hanna Duncker.
Hanna Duncker ist zurück auf Öland. Hier in ihrer Heimat kennt man sie nur als die Tochter von Lars Duncker, dem Mann, der vor sechzehn Jahren einen grausamen Mord beging. Inzwischen ist Hanna diejenige, die Verbrecher jagt. Ihr erster Fall auf Öland: Ein toter Teenager, mitten in der Nacht erstochen an einem beliebten Ausflugsziel. Und niemand kennt seine Mutter besser als Hanna. Die Ermittlungen werden für Hanna zu einer Abrechnung mit ihrer eigenen Jugend, und Nachforschungen im Fall ihres Vaters reißen alte Wunden auf. Nicht alle sind froh darüber, dass die Tochter von Lars Duncker zurückgekehrt ist.“ (Quelle: Verlagsseite Random House)
Meine Meinung:
Mit dem ersten Band ihrer Trilogie Nachttod, legt Johanna Mo einen sehr spannenden Krimi vor. Schauplatz der Handlung ist ein kleines Dorf in Schweden, in das die Protagonisten Hanna nach vielen Jahren zurückkehrt. Wir haben verschiedene Schauplätze und auch Rückblenden. Durch die Kapitelüberschriften hat der Leser aber eine sehr gute Orientierung und weiß jederzeit, an welchem Handlungsort er sich gerade befindet. Johanna Mo versteht es sehr gut, Spannung zu erzeugen, indem Sie zunächst wichtige Informationen zurückhält. So kann der Leser selbst kombinieren und bekommt nicht alle Fakten auf dem silbernen Tablett serviert. Das ist positiv für den Lesegenuss und macht einfach Lust, das Buch weiter zu lesen, um zu überprüfen, ob die eigene Kombinationsfähigkeit zu dem passt, was Johanna Mo sich für ihren Plot überlegt hat.
Die Protagonistin Hanna Duncker, bislang Polizistin in Stockholm, kehrt nach vielen Jahren in ihr Heimatdorf zurück und kauft sich dort ein Haus. Die Großstadt ist nicht wirklich etwas für sie, die Insel Öland, auf der sie ihre Kindheit und Jugend verbracht hat, ist ihr in den ganzen Jahren, in denen sie auf dem Festland gelebt hat, nicht aus dem Kopf gegangen. Sie möchte sich ihrer Vergangenheit stellen, weiß aber noch nicht so recht, wie sie das genau anfangen soll. Ihr ist klar, dass ihre neuen Kollegen neugierig sind, da sie alle um ihre Vergangenheit wissen. Zudem ist ihr direkter Vorgesetzter in Hannas Vorgeschichte involviert. Das ist nicht einfach für sie und wird ihr erst bewusst, als sie ihren Dienst antritt. Hanna fällt es aber schwer, zu dem zu stehen, was vor 16 Jahren geschehen ist. Sie ist ausgesprochen misstrauisch und vermutet hinter jeder Bemerkung versteckte Botschaften und Kritik an ihrem Vorleben und ihrer Entscheidung, wieder in ihrem Heimatort zu leben. Nach und nach öffnet sie sich und lässt ihre Erinnerungen und Gespräche mit anderen zu. Aus dem Klappentext des Buches weiß man, dass Hannas Vater vor 16 Jahren als Mörder verurteilt wurde, was für sie ein Grund war, Polizistin zu werden. Als sie nun wieder in ihrer alten Heimat lebt, kommen ihr Zweifel an dem, was vor 16 Jahren geschehen ist. Vieles wird angedeutet, nichts ist klar. Alte Freunde und die eigene Familie werden von ihr zunehmend hinterfragt. Ein zusätzlicher Spannungsmoment dieses Buches.
Hannas erster Fall auf Öland katapultiert sie direkt in ihre Vergangenheit, denn die Menschen, die dort leben, sind geblieben und sie muss sich ihre Rolle als Polizistin erst einmal erarbeiten. Distanz zu halten und Professionalität zu wahren fällt ihr nicht immer leicht.
In diesem Buch gibt es unterschiedliche Beziehungsgeflechte. Zum einen Hanna und ihre Kolleginnen und Kollegen, die es nicht alle gut mit ihr meinen, zum anderen Hanna und ihren früheren Freundeskreis und außerdem Hanna und diverse Familiengeschichten. Es gibt viele Wendungen in der Handlung, man muss oft das, was man vermutet hat, revidieren und sich wieder auf eine neue Spur begeben. Das macht diesen Krimi so interessant.
Viele Figuren haben hohes Identifikationspotential. Man soll sich selber ein Bild machen und entscheiden, wie glaubwürdig, sympathisch oder abstoßend sie sind. Zudem gibt Nachttod einen realistischen Einblick in das gesellschaftliche Gefüge des Dorflebens. Jeder kennt irgendwie jeden, meint man zumindest… Alltägliche Probleme, die dort auftreten sind allen jedem bekannt und man kann sich als Leser gut mit ihnen identifizieren.
Fazit:
Man darf sich auf die Fortsetzung freuen. Ich gebe eine eindeutige Leseempfehlung!