Rebecca Gablé ist meine Lieblingsschriftstellerin was Historische Romane angeht. An sie kommt keine(r) heran! So war dann auch "Das Haupt der Welt" Pflichtlektüre für mich, zumal es endlich einmal ums deutsche Mittelalter ging.
Das Cover
ist wie immer wunderschön gestaltet. Diesmal mit einer mittelalterlichen Krone.
Die Charaktere
sind wie immer unglaublich gut herausgearbeitet. Die Hauptperson Tugomir muss sich in eine ihm fremde und zu Beginn auch feindlich gesinnte Welt einfinden. Er findet wider Erwarten Freunde und im Laufe der Geschichte sogar eine Liebe, die jedoch große Widerstände und Hürden überwinden muss. Sein Gegenpart - König Otto - ist für Tugomir manchmal schwer zu durchschauen. Otto wird König obwohl er nur der zweitgeborene Sohn seines Vaters ist. Er muss sich gegen Gegner aus den eigenen Reihen sowie auch gegen die feindlichen Slawen und anderen Grenznachbarn behaupten. Nicht zuletzt stellen seine eigenen Brüder eine Gefahr für sein Leben und seine Herrschaft dar.
Auch die weiblichen Figuren spielen wichtige Rollen und kommen nicht zu kurz. Auf slawischer Seite ist das Tugomirs Schwester Dragomira, die ihr Glück und ihre Liebe bei den Sachsen findet. Auf sächsischer Seite müssen hier vor allem die angelsächsischen Schwestern Editha und Egvina genannt werden. Rebecca Gablé zeichnet hier kein von Männern geprägtes Reich, sondern zeigt auf, dass auch Frauen eine aktive Rolle übernehmen und Schicksale beeinflussen konnten.
Die Handlung
ist wie immer detailreich geschildert, enthält zahlreiche nicht erwartete Wendungen und greift historische Wirklichkeiten auf. Ich persönlich mag es, historische Fakten und Begebenheiten in Romanen wiederzufinden. Rebecca Gablé ist darin eine Spezialistin. In die Charaktere kann man sich sehr gut reinversetzen, die Motive der Handlung sind immer nachvollziehbar. Keine Person ist nur gut oder nur schlecht. Auch das finde ich besonders beachtenswert. Die Autorin schreckt auch vor Beschreibung von Gewalt und Krieg nicht zurück. Der Leser empfindet hautnah mit, wie Tugomir von seinem Erzfeind Gero gepeinigt und gefoltert wird. Er empfindet seine seelischen Qualen, wenn er versucht, seine Liebe zu beschützen. Er freut sich mit Tugomir, als er das Land seiner Kindheit, seine Heimat wiedererblickt. Kurzum: Der Leser wird in eine Welt mitgenommen, die viele Jahre zurückliegt und taucht erst wieder auf, wenn er am Ende der Geschichte das Buch befriedigt zuschlägt!