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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2017

Gesellschaftstheorie vor erzählerischer Tiefe. Trotzdem hoch interessant!

2086 - Sturz in die Zukunft
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Nach einem tödlichen Autounfall im Sommer 1939 erwacht der Airforce Pilot Perry Nelson im Jahr 2086. Vieles hat sich verändert, gesellschaftlich und politisch und Perry muss vieles lernen um sich in der ...

Nach einem tödlichen Autounfall im Sommer 1939 erwacht der Airforce Pilot Perry Nelson im Jahr 2086. Vieles hat sich verändert, gesellschaftlich und politisch und Perry muss vieles lernen um sich in der neuen Welt zurecht zu finden.
Doch unbekehrt sich die Bewohner der Zukunft auch sehr interessiert an ihm.

Robert A. Heinlein hat sich in diesem lange unveröffentlichten Werk vor allem darauf konzertiert ein detaillreiches Bild einer zukünftigen, idealen Gesellschaft zu entwickeln. Er hat sowohl gesellschaftliche Normen wie auch politische Gefüge genau ausgearbeitet und sie so weit es ging mit wissenschaftlichen Fakten seiner Zeit untermauert.
Dabei kommen die Charakterentwicklung und der Handlungsbogen verständlicherweise etwas zu kurz. Dies war aber wahrscheinlich vom Autor so beabsichtigt und so dient beides nur als Gerüst für Heinleins Theorien.

Es ist faszinierend welche Veränderungen Heinlein 1938 für unsere Welt vorausgesagt hat. Einige Entwicklungen sind so plausibel, dass man sich fragt warm wir sie nicht schon längst realisiert haben.
Trotz der sehr ausführlichen und detaillierten Erklärungen, die Perry von "Experten" der Zukunft erhält bleibt an als Leser auf eine merkwürdige Weise interessiert.
Wo man sonst als Leser gelangweilt das Buch zur Seite legen würde, verfolgt man hier gespannt die Gegenüberstellung von 1939 und 2086.

Wer zur Abwechslung mal eine etwas andere Art Sci-Fi lesen möchte und sich vor einem Ausflug in die Wirren von Gesellschaft und Politik scheut, dem sei dieses interessante Werk auf jeden Fall empfohlen.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Mehr meiniger Lokalkolorit, weniger Krimi

Das Schlossgespinst
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Der Fickel (Vorname unbekannt) ist ein "juristischer Low-Performer". Das bedeutet er ist ein Anwalt auf der Ersatzbank, der auch eigentlich nicht selbst ermitteln müssen sollte.
Aber leider kommt es selten ...

Der Fickel (Vorname unbekannt) ist ein "juristischer Low-Performer". Das bedeutet er ist ein Anwalt auf der Ersatzbank, der auch eigentlich nicht selbst ermitteln müssen sollte.
Aber leider kommt es selten so, wie man es sich wünscht.
Als in Meinigen, im tiefsten Thüringen ein unbekanntes Stück von Johannes Brahms auftaucht und dann auch noch eine prominente Leiche gefunden wird, ist es aus mit des Fickels sommerlicher Ruhe.

"Das Schlossgestinst" ist ein wortwitziger Regional-Krimi mit besonderem Augenmerk auf die Schrullen der Figuren. Diese hadern zum Teil noch immer mit ihrer DDR-Vergangenheit, leben in schönstem Kleinbürgertum oder verfolgen verbissen ihre ehrgeizigen Karriereziele. So ergibt sich ein spannendes und witziges Mit- und Gegeneinander, bei dem die Aufklärung des Falles eher in den Hintergrund tritt.
Ergänzt wird das Schauspiel durch Fußnoten des Autors, die dem nicht-thüringischen Leser die lokalen Eigenheiten näher bringen sollen.
Selten hat Fußnotenlesen so viel Spaß gemacht.
Gewürzt mit einigen interessanten juristischen Details, entführt dieses Buch den Leser in ein sommerliches Provinzabenteuer, mit dem unmotiviertesten Helden in der Geschichte des Kimis.

Es handelt sich hier um den dritten Fall des Fickel.
Aber auch ohne Kenntnis der ersten beiden lohnt es sich mit ihm in seinem Wartburg durch Meiningen zu tingeln. Es gibt auf jeden Fall viel zu lachen und einen interessanten Fall zu lösen.
Besonders als Urlaubslektüre, aber auch an kalten Tagen sehr zu empfehlen.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Super spannende Story mit leichten Schwächen bei den Figuren.

Falsche Schuld. Private London
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Dan Carter ist der Chef der Londoner Büros von PRIVATE, der weltweit erfolgreichsten Detektivagentur. Sein derzeit bedeutendster Fall ist der Schutz von Hannah Shapiro, der Tochter eines reichen und wichtigen ...

Dan Carter ist der Chef der Londoner Büros von PRIVATE, der weltweit erfolgreichsten Detektivagentur. Sein derzeit bedeutendster Fall ist der Schutz von Hannah Shapiro, der Tochter eines reichen und wichtigen Klienten. Doch dann wird Hannah gekidnappt und gleichzeitig geht ein gnadenloser Serienmörder um, der es scheinbar auf junge Frauen abgesehen hat ...

Wie aus vielen Krimis und TV-Serien bekannt, ermitteln hier zwei Teams parallel.
Zum einen versucht Dan Carter alles um die entführte Hannah unbeschadet nach Hause zu holen und die Entführer zu schnappen. Und zum anderen ermittelt Carters Ex-Frau zusammen mit PRIVATE in einer Mordserie, bei der die Organe und der Ringfinger der Opfer entwendet werden.
Durch diese beiden komplexen Fälle, die hin und wieder auch zusammen treffen ist die Story sehr voll. Viele Figuren tauchen auf und plötzliche Wendungen sorgen immer wieder für Spannungsmomente.
Die Ausarbeitung der Figuren ist den Autoren aber scheinbar weniger wichtig, als der Handlungsbogen. Denn es sind zwar reichlich von ihnen vertreten, eine wirklich tief gehende Ausarbeitung findet so gut wie nicht statt.
Einzig kurze Einblicke in die Vergangenheit von Carter und sein Privatleben geben ihm ein echtes Innenleben und füllen so auch seine Ex-Frau mit etwas mehr Leben.

Die Story selbst weiß dagegen den Leser wirklich zu fesseln. Ist man einmal in das Geschehen eingetaucht ist es schwer das Buch wieder aus der Hand zu legen.
Man denkt, genau wie die Ermittler, man hätte eine heiße Spur, doch dann ist alles ganz anders.
So wird die Spannung durch das ganze Buch sehr hoch gehalten. Man fiebert mit und hofft, dass die Ermittler alles zu einem guten Ende bringen werden.

Dies war mein erster Privat-Roman und er hat mir insgesamt sehr viel Spaß gemacht.
Trotz der kleinen Schwächen der Figuren war die Story sehr gut ausgearbeitet. Ich werde wohl noch weitere Bücher der Reihe lesen.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Unterhaltsamer Ausflug in die Parallelwelt der Reichen und nicht ganz so Glücklichen.

Geschlossene Gesellschaft
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Welche Rolle spielt Geld, wenn Geld keine Rolle spielt? Was macht Reichtum mit dem Kopf und mit dem Herzen? Wie sind sie wirklich, die Millionäre und Milliardäre, die sich fast die Hälfte des weltweiten ...

Welche Rolle spielt Geld, wenn Geld keine Rolle spielt? Was macht Reichtum mit dem Kopf und mit dem Herzen? Wie sind sie wirklich, die Millionäre und Milliardäre, die sich fast die Hälfte des weltweiten Vermögens teilen? Gastmann reist von Oligarchen zu Society-Veranstaltung, tanzt mit reichen Ex-Frauen und erfährt den letzen Wunsch derer, die schon alles haben. Aus all diesen Abenteuern entsteht das Porträt einer Parallelwelt. Eine Psychologie des Geldes. Charmant, überraschend und garantiert ungeschönt.

Dennis Gastmann begibt sich auf eine Expedition in die Hautevolee. So zumindest behauptet es der Klappentext.
Wer durch den Untertitel des Buches ("Ein Reichtumsbericht") einen sachlichen Einblick in die Leben der wirklich prominenten Reichen dieser Welt erwartet sei gewarnt.
Es ist auch als bekannter Autor und Journalist nicht garantiert, dass man ein Interview mit den Zuckerbergs oder Trumps dieser Welt bekommt. Vielmehr öffnen sich in diesem Buch die Türen derer, die auch in der Bunten und anderen Boulevardblättern gerne mit ihren finanziellen Höhenflügen und gesellschaftlichen Bauchlandungen aufwarten.

Ich bin mit ähnlichen Erwartungen an dieses Buch gegangen, wie man sich eine Folge der Geissens anschauen würde: "Die 'Superreichen' haben alle einen am Sender und dieser Autor wird es einmal mehr beweisen. Und es wird ein mords Spaß werden."
Und genau das ist es auch. Gastmann streut seine persönlichen Empfindungen und Erlebnisse ziwschen die Biographien und Allüren nicht ganz so bekannter, aber durchaus übermäßig reicher Persönlichkeiten. Das Ganze vermischt sich zu einem amüsanten, kurzweiligen, manchmal erschreckenden aber immer unterhaltsamen Potpourri.

Durch kurze Sätze und Kapitel ist das Buch sehr flott zu lesen und kann auch wunderbar als kleiner Happen zwischendurch genossen werden.
Obwohl bei einigen Interviewpartnern ein weniger mehr Raum sicherlich ganz interessant gewesen wäre. Aber vielleicht haben sie einfach nicht mehr hergegeben.

Wer also gerne auf Kosten derer, die es sich leisten können, seinen Spaß haben möchte, dem sei dieses Buch empfohlen.
Es macht Spaß und es beweist einmal mehr, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Ein mörderisch malerischer Ausflug in die Provence.

Das Bücherhaus
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Als Kommissar Luc Vidal den Tod der vierundachtzigjährigen Claire untersucht, ahnt er nicht, dass dies eine Welle von Gewalttaten auslösen wird. Dabei rücken eine Gruppe von Claires Jugendfreunden und ...

Als Kommissar Luc Vidal den Tod der vierundachtzigjährigen Claire untersucht, ahnt er nicht, dass dies eine Welle von Gewalttaten auslösen wird. Dabei rücken eine Gruppe von Claires Jugendfreunden und ein Buch mit Briefen von Francesco Petrarca in den Mittelpunkt. In einem Wettlauf gegen die Zeit muss Vidal herausfinden, welches Geheimnis Petrarcas Briefe und dessen Gedichtsammlung an Laura birgt. Denn eines ist gewiss: Irgendwo zwischen den Kalkfelsen der Dentelles de Montmirail, den Weinbergen von Gigondas und der trügerischen Idylle von L’Isle-sur-la-Sorgue wartet der Tod auf das nächste Opfer.

Das Bücherhaus ist ruhiger Krimi aus der Provence. Kommissar Luc Vidal verkörpert den französischen Beamten, der nichts mehr liebt als seine Heimat, gutes Essen und die Natur um ihn herum. Unterstützung bekommt er von dem Kochbuchautor Anselm und dessen Freundin.
Durch eine listenreiche und raffinierte junge Dame werden sie in einen Kriminalfall gezogen, der alle verwirrt.

Die Charaktere haben alle besondere Eigenheiten, die dem Leser mal mehr oder weniger sympathisch sind. Sie sind aber alle gut ausgearbeitet und erwecken die Geschichte zum Leben. Da aber recht schnell sehr viele Charaktere auftreten, muss man aufpassen jeden richtig zuzuordnen.
Der Fall selbst ist recht verzwickt, so dass man schonmal leicht den Faden verlieren kann. Er ist nach dem typischen Prinzip des "Wer-hat-es-getan?" aufgebaut. Es gibt viele Verdächtige und auch einige falsche Spuren. Außerdem bekommt der Leser ein umfangreiches Bild der Provence mit ihren Landschaften, ihrer Kultur und vielen kulinarischen Genüssen präsentiert. Dadurch wird die Mordserie teilweise schon fast zu Nebensache.
Wer Frankreich und insbesondere die Provence und die damit verbundene Lebensweise liebt, ist in diesem Buch bestens aufgehoben.
Alle anderen Leser mögen bemängeln, dass den Morden und der damit verbundenen Ermittlung nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Eine schöne Idee sind die Erklärungen und Bilder am Ende des Buches. Auf dem ebook-Reader sind diese zwar nur in Schwarz-Weiß zu sehen, aber sie vermitteln noch ein besseres Bild vom Handlungsort. Außerdem wird so deutlicher welche Bezüge zu Petrarca real sind was der Autor für seine Geschichte dazu erfunden hat.

Insgesamt eine schöne Sommer- und/oder Urlaubslektüre.