Welches Arschloch bin ich selbst?
Ein Arschloch kommt selten alleinAuf den ersten Blick mag der Titel des Buches etwas rüde und provokativ daher kommen. Soll er vielleicht auch! Beim Lesen jedoch bemerkt man schnell, dass die Ausführungen der Autorin weder das Eine noch ...
Auf den ersten Blick mag der Titel des Buches etwas rüde und provokativ daher kommen. Soll er vielleicht auch! Beim Lesen jedoch bemerkt man schnell, dass die Ausführungen der Autorin weder das Eine noch das Andere sind. Vielmehr erklärt sie sachlich fundiert, ohne Zurückhaltung aber mit einem Augenzwinkern und jeder Menge Humor die unterschiedlichen Arschlochtypen und - was ich am Wichtigsten finde - wie sie zu dem wurden, was sie sind. Dazu nutzt Claudia Hochbrunn Beispiele, die für wirklich jeden nachzuvollziehen sind.
Im ersten Teil des Buches werden die verschiedenen Typen vorgestellt und bereits hier kommt der Leser nicht umhin, sich die Frage zu stellen, welche Eigenschaften wohl auf ihn selbst zutreffen. Das betrifft sowohl die positiven als auch die negativen Eigenschaften. Mir ging es so, dass ich mich des Öfteren mal ertappt fühlte und so bleibt Hochbrunns Aussage, dass jeder von uns irgendeinem Arschlochtyp entspricht, (leider) wahr. Das Wichtigste jedoch ist, selbst wenn sie hier von Arschlöchern spricht, so wohnt jedem Charaktertyp niemals nur Negatives inne.
Der zweite Teil ist einem Selbsttest gewidmet. Der macht allerdings nur wirklich Spaß (und Sinn), wenn man ehrlich zu sich selbst ist. Und immerhin muss man das Ergebnis ja niemandem verraten. Es ist erstaunlich, welche Erkenntnisse man selbst für sich daraus ziehen kann. Natürlich sind die Fragen und möglichen Antworten teilweise etwas überzogen, aber am Ende folgt eine wunderbar verständliche Erklärung in der Auswertung. Ich hatte meinen Spaß und habe mehr als einmal herzhaft gelacht.
Den dritten Teil widmet die Autorin der Frage, wer zu wem passt. Gerade hier wird es sehr deutlich, dass niemals alles schlecht ist, sondern dass in jedem Typen sowohl positive als auch negative Eigenschaften stecken und dass auf jeden Topf auch ein Deckel passt - eben wie es im Leben tatsächlich ist. Mich hat dieser Teil besonders fasziniert, denn vor dem Hintergrund des eigenen Tests kann man hier auf den Prüfstand stellen, ob man tatsächlich einen passenden Partner hat. Falls nicht… Nun vielleicht ist das der Grund für den letzten Streit?
Im vierten und letzten Teil geht es um die Frage, wie man am besten mit den unterschiedlichen Arschlochtypen umgehen kann. Mit Sicherheit ist dies keine Anleitung dafür, wie es ab sofort richtig und gut läuft, aber es lohnt sich auf jeden Fall darüber nachzudenken und mit etwas Glück kommt sogar der eine oder andere Aha-Effekt dazu, dem das Verstehen des Anderen zugrunde liegt.
Claudia Hochbrunn ist Fachärztin für Psychatrie und Psychotherapie. Ihre Ansichten - mögen sie auch noch so humorvoll dargelegt werden - sind also fachlich fundiert. Und gerade dieser Aspekt bringt mich beim Lesen dazu, doch einmal genauer über das Gelesene nachzudenken, vielleicht in Gedanken ein paar Kreise zu ziehen und Revue passieren zu lassen. Wie schon oben erwähnt, man muss die eigenen Erkenntnisse ja mit niemandem teilen, aber der Mehrwert in der Interaktion mit anderen Menschen oder aber bei der eigenen Betrachtung von Situationen dürfte unbedingt gegeben sein.
Der Schreibstil ist locker und flüssig. Die Autorin ergeht sich nicht in ellenlangen Ausführungen in Medizinerdeutsch, das man nur mit einem Lexikon versteht, sondern schreibt kurz und knackig in Beispielen, die jeder schon mal erlebt haben könnte oder sich zumindest gut vorstellen kann. Sie schreibt mitten aus dem Leben und somit für wirklich Jedermann. Damit wird aus dem Sachbuch eher eine Ansammlung von lebensnahen Anekdoten, über die der Leser schmunzeln kann.
Fazit:
Ein Sachbuch, das eigentlich gar keines ist. Ein Buch, das dem Leser zeigt, welcher Typ er selbst (vermutlich) ist und wie er mit anderen Typen (besser) umgehen kann. Das Buch zeigt ehrlich die Schwachstellen der einzelnen Arschlochtypen, tut dies jedoch stets mit einem Augenzwinkern und ganz viel Humor. Und wie der Klappentext so schön sagt: Bitterböse, sehr, sehr lustig und leider wahr. Unbedingt lesen! Es lohnt sich. 5 von 5 Sternen.