Lässt kein Klischee aus
FLOWERNachdem Grandma sich schlafen gelegt hat, schlüpfe ich unter die Laken und rufe Carlos an. Ich entschuldige mich, dass ich unsere Verabredung zum Lernen habe platzen lassen, erzähle ihm aber nichts von ...
Nachdem Grandma sich schlafen gelegt hat, schlüpfe ich unter die Laken und rufe Carlos an. Ich entschuldige mich, dass ich unsere Verabredung zum Lernen habe platzen lassen, erzähle ihm aber nichts von meinem Tag mit Tate. Ich weiß nicht, warum, aber ich möchte, dass Tate mein Geheimnis bleibt. Ich habe weder Lust, die Details unserer Beziehung zu analysieren, noch will ich alles, was Tate sagt oder tut, teilen. Ich will, dass er mir gehört. Mir allein.
Schließlich ist er das Einzige in meinem langweiligen, pflichtbewussten Leben, das nur mir gehört.
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INHALT:
Charlotte tut alles, um nicht den gleichen Fehler zu begehen, wie alle Frauen ihrer Familie: sich viel zu früh auf einen Mann einzulassen und dann schwanger zu werden. Deshalb geht sie auf keine Dates und konzentriert sich vollständig auf die Schule und ihren Nebenjob in einem Blumengeschäft. Bis eines Tages Tate in eben diesem vor ihr steht und Charlotte sofort diese Spannung zwischen ihnen bemerkt. Seinem Charme kann sie nicht widerstehen, und so lässt sie sich auf ihn ein. Doch sie ahnt nicht, dass Tate der Tate Collins ist, weltberühmter Sänger und Mädchenschwarm. Eine Tatsache, die ihre Beziehung ziemlich verkompliziert...
MEINE MEINUNG:
Die Geschichte der unberührten, unschuldigen Jungfrau, die vom Bad Boy verführt wird, scheint noch immer sehr begehrt zu sein - und um genau eine solche handelt es sich auch in "Flower". Gerüchten zufolge soll sich Shea Olsen das Ganze ausgedacht und Elizabeth Craft es dann zu Papier gebracht haben. Letztere hätte aber vielleicht lieber eine eigene Idee verwenden sollen. Der Schreibstil ist nämlich angenehm flüssig und durchaus hübsch, der Inhalt aber strotzt nur so vor Klischees und Langeweile.
Charlotte ist eine Mary Sue wie sie - wortwörtlich - im Buche steht: Sie ist gut in der Schule, sieht toll aus (wird von Tate als "das schönste Mädchen", das er je gesehen hat bezeichnet) und ist bei ihren Mitschülern nicht beliebt, aber jeder, der sie kennen lernt, mag sie sofort. Sobald sie jedoch ihrem Herzensmann begegnet, wirft sie alle Tugend über Bord: Plötzlich ist er wichtiger ihre komplette Zukunft, alle bisher geschmiedeten Pläne sind auf einmal nicht mehr gut genug und sie lügt ihre Liebsten an, um Tate zu "besitzen". Das fand ich ganz schön gruselig. Tate ist zum Glück nicht so abweisend und cool wie man das oft in solchen Romanen geboten bekommt, sondern wirbt im Gegenteil stark für Charlotte - hat aber auch diesen nervigen Charakterzug des ständigen Zurückweisens, der immer wie aus dem Nichts kommt. Die restlichen Figuren sind alle vollkommen austauschbar: Der schwule Kumpel (denn ein Mädchen muss einen schwulen besten Freund haben, der mit ihm über den heißen Typen kreischt), die strenge Großmutter und die herzensgute Blumenladenbesitzerin. Hach.
"Flower" lässt wirklich und wahrhaftig kein Klischee aus. Angefangen von der Instant-Liebe zwischen Protagonist und Protagonistin über die bereits nach wenigen Seiten große, große Liebe bis hin zu der Jagd durch Paparazzi ist alles dabei. Überraschungen? Fehlanzeige, abgesehen von den unpassendsten Momenten, in denen er sie wegschickt, und einem verrückten Fan, dessen Auftauchen einfach keinen Sinn ergibt. Bis zum Ende nervt das Hin und Her in der Beziehung gewaltig, weil die romantischen Gefühle nie beim Leser ankommen und weil Charlotte ständig, wirklich ständig wegen ihm heult. Auf den letzten Seiten versuchen die Autorinnen dann wohl noch so etwas wie Charakterentwicklung, was gut hätte sein können - wenn sie sich damit mehr Zeit gelassen hätten. So wirkt auch der Schluss eher wie hingeschmissen und nicht sorgfältig durchdacht.
FAZIT:
Man kann es sich ja schon beim Klappentext vorstellen, dass "Flower" nichts Neues zu diesen Superstar-Liebesgeschichten beizutragen hat - aber irgendwie bin ich masochistisch veranlagt und musste mich dementsprechend auch ganz schön durchquälen. Wer auf die gängigen Klischees steht, ist hier richtig. Der Rest nicht. 1,5 Punkte.