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Veröffentlicht am 03.05.2017

Was im Leben zählt

Als die Liebe endlich war
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Im April 1938 geht die Familie Schwarz, die Eltern Grete und Erwin und die beiden Kinder Carl, 12 Jahre alt, und Ida, 9 Jahre alt, fort von Deutschland. Sie besteigen in Genua das Schiff „Conte Biancamano“ ...

Im April 1938 geht die Familie Schwarz, die Eltern Grete und Erwin und die beiden Kinder Carl, 12 Jahre alt, und Ida, 9 Jahre alt, fort von Deutschland. Sie besteigen in Genua das Schiff „Conte Biancamano“ mit dem Ziel Shanghai. Einer der wenigen Orte auf der Welt, wohin Juden zu der Zeit noch fliehen konnten, denn es wurde kein Visum benötigt. Kurz vor dem Ablegen des Schiffes jedoch entschließt sich Erwin zurück nach Deutschland zu gehen, seine Verbundenheit für seine Heimat ist zu groß, hatte er doch für das Land im ersten Weltkrieg gekämpft. Außerdem ist er zuversichtlich, dass sich die Lage daheim bald zum Guten ändern wird. Seine Frau und die Kinder könnten dann bald ebenfalls nach Hause kommen. Grete hofft inständig, dass sich ihr Mann doch noch entschließt, ihnen mit einem der nächsten Schiffe zu folgen. Zu schlimm waren bereits die Repressalien gegen ihn, der als Arzt nur noch jüdische Patienten behandeln durfte, und die gesamte Familie. Nach dem Ende des Krieges geht der Sohn der Familie nach Amerika und baut sich dort ein neues Leben an der Seite von Emmi auf. Carl und Emmi, die ebenfalls aus Deutschland stammt leben 60 Jahre glücklich und in großer Liebe beisammen, bis die Vergangenheit sie beide einholt.





Die Autorin Andrea Maria Schenkel hat mit ihrem neuesten Werk eine Geschichte über die Liebe erschaffen und darüber, ob in der Liebe wirklich nur das Heute zählt und es kein Gestern gibt. Die Autorin verwendet dafür eine schöne und klare Sprache. Eindrucksvoll und tiefgreifend erzählt sie die Geschichte von Carl und Emmi und wie das Leben sie zusammen geführt hat. Ihr Schreibstil ist beeindruckend und unverwechselbar. Das Tempo ist perfekt angelegt. Die Charaktere sind hervorragend ausgefeilt und die Figuren spielen perfekt miteinander und hätten nicht besser getroffen sein können. Wie in einem Film sehe ich die einzelnen Szenen vor mir.


Von Herzen gerne vergebe ich diesem Buch seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es nur zu gerne weiter an Leser, die die Fähigkeiten einer exquisiten Geschichtenerzählerin, wie sie Andrea Maria Schenkel eine ist, zu schätzen wissen. Ich wurde von der ersten bis zu letzten Seite brillant unterhalten.

Veröffentlicht am 03.05.2017

(Un)heilige Schlagerwelt

Elbsirenen: Morinos erster Fall
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Kriminaloberkommissar Francesco Morino und Kriminalkommissarin Bea Hinrichs von der Polizei Hamburg ermitteln im Fall des tot aufgefundenen Schlagerstars Harald Menke AKA Harry. Schnell wird dem Ermittlerteam ...

Kriminaloberkommissar Francesco Morino und Kriminalkommissarin Bea Hinrichs von der Polizei Hamburg ermitteln im Fall des tot aufgefundenen Schlagerstars Harald Menke AKA Harry. Schnell wird dem Ermittlerteam klar, dass lediglich die zahlreichen Fans um den Sänger trauern. Im Familien- und Bekanntenkreis sowie unter Kollegen wird unumwunden zugegeben, dass niemand wirklich in Trauer um Harry weint. Einzig die Schwester der Ehefrau seines Bruders scheint die Ausnahme zu sein, denn sie ist völlig aufgelöst. Alle Befragten berichten von dem unangenehmen Zeitgenossen, der keinen Zwist ausgelassen hat und immer wieder anderen schaden wollte, solange er einen Nutzen für sich daraus ziehen konnte. Der Kreis der Verdächtigen ist somit groß und die Suche nach dem Täter nicht die leichteste. Zudem ist im Beginn der Recherchen noch unklar, ob Harry tatsächlich ermordet wurde, oder ob es sich um Totschlag handelt. Francesco und Bea müssen tiefer in die Schlagerwelt hinein tauchen und das Business verstehen lernen als es den beiden lieb ist.




Der Autorin Jelka Dieckens ist mit ihrem Krimidebüt ein hochspannendes Werk aus der gar nicht so heilen Schlagerwelt geglückt. Die erste Geschichte über das neue Kommissarduo enthält alles, was man von einem hervorragenden Kriminalroman erwartet: Dramatik, verschlungene Wege, viele Verdächtige, unklare Verhältnisse, der Mörder oder die Mörderin lange Zeit verborgen. Die Charaktere hat Jelka Dierckens allesamt auf unfassbare Weise lebhaft und glaubwürdig entworfen, ihr Zusammenspiel ist mustergültig. Die Schreibweise der Autorin, ihre Sprache und das Tempo im Roman sind bemerkenswert und mitreißend. Die Dialoge sind authentisch und leibhaftig. Besonders gut hat mir gefallen, dass dieses Ermittlerteam auch ein durchaus gesundes, erotisches Privatleben besitzt. Morino liebt es unverbindlich und hat so manches erotische Gastspiel. Während seine berufliche Partnerin Hinrichs in einer für sie aufreibenden Beziehung feststeckt. Schön ist hierbei der Konflikt der jungen Frau herausgearbeitet.


Nur zu gerne vergebe ich diesem Buch seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es weiter an alle Krimileser. Eine Liebe zu Hamburg ist für das Lesen dieses Regiokrimis nicht erforderlich, doch könnte es durchaus sein, dass sie sich ungewollt entwickelt, denn Jelka Dieckens hat die Stadt wunderbar getroffen. Ich selbst erwarte nun hibbelig den zweiten Band um Francesco Morino und Bea Hinrichs.



Veröffentlicht am 03.05.2017

Ein Sommer, der alles verändern soll

Rabenfrauen
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Im Sommer 1959 erhält das fiktive Dörfchen Grösitz Besuch von einem christlichen Zeltlager. Die Gemeinschaft wird geleitet von einem gewissen Paul Schäfer. Die Mädchen Ruth und Christa aus dem Ort kommend, ...

Im Sommer 1959 erhält das fiktive Dörfchen Grösitz Besuch von einem christlichen Zeltlager. Die Gemeinschaft wird geleitet von einem gewissen Paul Schäfer. Die Mädchen Ruth und Christa aus dem Ort kommend, fühlen sich gleich angezogen von einem der Mitglieder, dem charismatischen Erich. Letztendlich verlieben sich die Freundinnen nahezu gleichzeitig in den jungen Mann. Zum ersten Mal in ihrem Leben erfahren Ruth und Christa gegenseitige Eifersucht und Lügen sowie Heimlichkeiten. Doch etwas weitaus Schlimmeres soll ihrer beider Leben schließlich entscheidend verändern.





Ich muss zugeben, dass mich dieses Buch zunächst einmal sprachlos zurück gelassen hat. Das Schicksal der Menschen, die ihr Leben in der Colonia Dignidad unfreiwillig verbringen mussten, geht mir nahe und wird mich bestimmt noch eine Weile beschäftigen. Sicher hatte ich vorab durch die Berichterstattung der Presse von der Psycho-Sekte gehört, mich aber bisher nicht näher mit dem Thema auseinander gesetzt. Der Autorin Anja Jonuleit ist es gelungen, die fiktive Geschichte ihres Buches „Rabenfrauen“ perfekt in das tatsächlich Geschehene, in die wirklichen geschichtlichen Ereignisse, hinein zu verweben. Der Roman ist in drei Erzählsträngen angelegt. Anja Jonuleit lässt dabei abwechselnd ihre drei weiblichen Hauptfiguren zurück blicken. Alle drei sind durch ihre Schicksale und Familien mit der Colonia Dignidad verstrickt. Durch die verschiedenen Stränge steigert die Autorin die Spannung und Dramatik der brisanten Story noch einmal mehr. Satzbau und Sprache der Autorin sind brillant, ihr Schreibstil ist faszinierend. Mich hat Anja Jonuleit von der ersten bis zur letzten Seite mitnehmen und fesseln können; ich musste das Buch einfach in kürzester, möglicher Zeit durchlesen, so sehr hat mich das Schicksal der Protagonisten beeindruckt.


Nur zu gerne vergebe ich dem Buch seine mehr als wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es unbedingt weiter an Leser, die Familiengeschichten vor einem tatsächlichen, geschichtlichen Hintergrund lieben. Besonders aufmerksam machen möchte ich zudem auch auf den Film aus dem Jahre 2015 „Colonia“, verfilmt von Florian Gallenberger, durch den man noch einmal tiefere Einblicke und zusätzliche Bilder in das Leben der Sekte, erhält.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Gesine, Band 2

Fuchskind
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Gerade erst hat die Friedhofsgärtnerin und Ex-Polizistin Gesine Cordes die für sie erschreckenden Vorkommnisse des Sommers halbwegs bewältigt, als sie an einem nebligen November-Morgen in einem Gebüsch ...

Gerade erst hat die Friedhofsgärtnerin und Ex-Polizistin Gesine Cordes die für sie erschreckenden Vorkommnisse des Sommers halbwegs bewältigt, als sie an einem nebligen November-Morgen in einem Gebüsch auf dem Friedhofsgelände ein ausgesetztes Baby findet. Das Findelkind benötigt schnell ärztliche Hilfe, da seine Atmung aussetzt. Ohne Hilfe zu alarmieren und unnötig Zeit zu vergeuden, begibt sich Gesine selbst mit dem Säugling in die Klinik. Am selben Morgen wird auch noch an einer Bushaltestelle vor den Toren des Friedhofes die unbekleidete Leiche einer Frau aufgefunden. Somit wird Gesine wieder einmal zu einer wichtigen Zeugin für die Polizei. Doch Gesine gerät selbst in Gefahr, auf dem Betriebshof des Friedhofes bemerkt sie eine Person, die ihr offensichtlich auflauert. Als dann noch die Insassen eines besonders auffälligen Fahrzeuges ihr Zuhause beobachten, steht für Gesine fest, dass sie selbst in die Ermittlungen eingreifen muss. Wird Gesine die Aufklärung des Falles, an dem die ihr wohlbekannte Ermittlerin der Mordkommission Marina Olbert tätig ist, unterstützen können? Es sollen wieder aufregende Zeiten auf Gesine zukommen.





Wie schön es ist, wieder auf Gesine Cordes zu treffen und mit ihr zusammen auf andere wohlvertraute Personen aus dem ersten Band der Reihe „Kaninchenherz“ von Annette Wieners. Schon nach den ersten Zeilen bin ich wieder angelangt in Gesines Leben und werde erneut von einer hochspannenden Geschichte gefesselt. Die Autorin Annette Wieners schreibt in ihrem gewohnt flüssigen, temporeichen Stil und in schöner ausgeprägter Sprache; die Charaktere sind allesamt liebevoll stimmig und authentisch und verfügen über eine unglaubliche Tiefe. Die Story selbst ist beispiellos brillant und hervorragend durchdacht sowie einfühlsam erzählt.


Von Herzen gerne vergebe ich dem Buch seine wie ich finde wohlverdienten fünf Sterne von fünf möglichen Sterne und empfehle es ausdrücklich weiter, denn das Buch bietet Lesern nerven-zerreißende und spritzige Leselektüre gleichermaßen. Erwähnen möchte ich noch, dass es nicht zwingend erforderlich ist, den ersten Band der Reihe gelesen zu haben, doch ich bin sicher nach dem Lesen von „Fuchskind“ möchte der Leser wissen, wie die Geschichte von Gesine begann. Ich persönlich wünsche mir sehr, bald mehr von Gesine Cordes in einem dritten Band lesen zu dürfen.


Veröffentlicht am 03.05.2017

John Wayne 2.0

Regengötter
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Der aufgrund einer Kriegsverletzung zum Frührentner und Gelegenheitsjobber gewordene Alkoholiker Pete Flores ist in derben Schwierigkeiten. Bei seinem letzten Job als Fahrer wird er Zeuge von einem Massenmord ...

Der aufgrund einer Kriegsverletzung zum Frührentner und Gelegenheitsjobber gewordene Alkoholiker Pete Flores ist in derben Schwierigkeiten. Bei seinem letzten Job als Fahrer wird er Zeuge von einem Massenmord an asiatischen Prostituierten, die als Mulis Drogen in ihren Körpern transportierten. Voller Panik macht Pete sich vom Tatort aus dem Staub. Von nun an werden er und seine Freundin, die Kellnerin und Folksängerin Vikki Gaddis gejagt. Und dies nicht nur von diversen Auftragskillern und deren Bossen sondern auch von der Polizei. Sheriff Hackberry „Hack“ Holland tut zusammen mit seiner Partnerin Chief Deputy Pam Tibbs alles, um die beiden vor den Killern zu finden und somit zu schützen. Mehr oder weniger erhalten Hack und Pam Unterstützung vom FBI sowie ICE, doch auch die verfolgen eigentlich ihre eigenen Ziele, nämlich der großen Bosse hinter der ganzen Sache habhaft zu werden. Wer wird diese Jagd roadmoviegleich quer durch Texas gewinnen und wer muss schlussendlich dran glauben?





Wer sich für den Thriller „Regengötter“ von James Lee Burke entscheidet, wird ein wahres Meisterwerk in den Händen halten. Jede einzelne Szene ist eine perfekte Darbietung, bis ins kleinste Detail durchdacht und einzigartig geschrieben. James Lee Burke schreibt in einem guten Tempo und in unverwechselbarer Sprache. Das Lesen ist angenehm, natürlich hochspannend und zu jeder Zeit Unterhaltung auf höchstem Niveau. Die Charaktere hat der Autor ausgezeichnet herausgearbeitet und vollendet gezeichnet. Besonders Sheriff Holland sticht hervor, der einsame Wolf, der nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau und dem Wegzug seiner Kinder ein Einsiedlerleben führt und seinem Job geradezu verbissen nachgeht; diese Figur ist äußerst realitätsnah, selbst sein John-Wayne-gleiches Aussehen kaufe ich dem Autoren ab. Sehr gekonnt hat der Autor immer wieder überraschende Abläufe und unerwartete Reaktionen seiner Charaktere eingebaut, die ich als Leserin so nicht erwartet hatte.


Von Herzen gerne vergebe ich diesem brillanten Thriller seine wohlverdienten fünf Sterne von fünf möglichen Sternen und empfehle ihn unbedingt weiter an Leser, die anspruchsvolle Lektüre bevorzugen und sich von der Dicke des Buches nicht abschrecken lassen, die 672 Seiten sind die investierte Lesezeit mehr als wert. Wer ein Buch des Autoren gelesen hat, will seine anderen Werke gleich im Anschluss verschlingen – ein wahrer Pageturner ist dieses Buch.