Nico ist der Künstlername von Christa Päffgen (nach dem Filmemacher Nico Papatakis), die 1938 geboren wurde und 1988 starb. In den 50er Jahren verdiente sie ihr Geld in Paris und New York als Fotomodell und Gesicht für Werbespots, auch beim Film hatte sie einige Auftritte. Richtig bekannt wurde sie allerdings erst, als sie als Sängerin und Frontfrau der Band „Velvet Underground“ durchstartete. Viele bekannte Persönlichkeiten prägten ihren Weg, darunter Andi Warhol, Jim Morrison, Lou Reed und Bob Dylan…
Mari Roth legt mit „Nico-Die Sängerin der Nacht“ einen halb biografischen, halb fiktiven Roman vor, um dem Leser Christa Päffgen, genannt Nico, näher zu bringen. Obwohl der Erzählstil flüssig ist, gelingt es leider nicht, den Leser fest an die Geschichte zu binden. Die Autorin spult zwar routiniert alle Daten und Fakten der Künstlerin runter, doch diese kann man sich auch im Internet selbst erlesen, dafür braucht es keinen Roman. Roth gelingt es nicht, die Persönlichkeit von Nico so einzufangen, dass der Leser ihr gern folgt. Nico wuchs ohne Vater auf und hat den Zweiten Weltkrieg als Kind miterleben müssen. Schon immer war es ihr Wunsch, mal ein Star zu werden, von dem jeder spricht. Mit dem nötigen Aussehen und der passenden Größe ausgestattet, hat sie schnell Erfolg als Fotomodell und erlangt dadurch schon einen gewissen Bekanntheitsgrad, der sie auch international arbeiten lässt. Als die Modellkarriere sie langweilt, versucht sie es erst mit Werbespots und beim Film, doch dann findet sie ihre Erfüllung in der Singerei. Drogenkonsum pflastert ebenso ihren Weg wie wechselnde Männerbekanntschaften. Sie hat nie genug, will immer noch mehr, dabei wird das Bild einer sehr unsicheren und zerrissenen Persönlichkeit deutlich. Obwohl sie ein Kind hat, fehlt es ihr dafür an dem nötigen Interesse und der nötigen Liebe, was sie noch unsympathischer werden und den Leser schnell ungeduldig mit ihr werden lässt. Das Streben nach immer mehr, die Suche nach dem nächsten Kick zeigt einfach nur, dass in ihrem Leben Beständigkeit und vor allem Geborgenheit gefehlt haben. Die Geschichte ist langatmig und liest sich wie viele seichte Romane, wobei man als Leser schnell die Lust und das Interesse verliert. Ob das dies der Person Christa Päffgen gerecht wird, sei dahingestellt.
Päffgen wirkt zu Beginn noch wie eine auf ihren Traum fokussierte Frau, die alles dafür tut, um erfolgreich zu sein. Mit ihren äußeren Attributen schafft sie schnell den Durchbruch, wirkt aber unbeständig und flatterhaft, immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung. Sie ist allerdings auch eine Frau, die den Lastern verfällt und dadurch an Boden verliert. Als Mutter versagt sie völlig und fällt viele sehr fragwürdige Entscheidungen.
Mit „Nico-Die Sängerin der Nacht“ wird Päffgen wahrlich kein Denkmal gesetzt, der Leser ist eher abgestoßen von einer Frau, die völlig oberflächlich und unsympathisch dargestellt wird. Diese Lektüre kann leider nicht überzeugen und wird der Künstlerin Nico hoffentlich nicht gerecht. Keine Empfehlung!