Im Garten des Winters laufen die Fäden zusammen
Gärtnerin Emma hat eine große Leidenschaft- sie lässt historische Gärten nach einer behutsamen Restaurierung wieder aufblühen und verleiht ihnen Glanz und Ansehen, wie zu alten Zeiten. Ihr aktueller Auftrag ...
Gärtnerin Emma hat eine große Leidenschaft- sie lässt historische Gärten nach einer behutsamen Restaurierung wieder aufblühen und verleiht ihnen Glanz und Ansehen, wie zu alten Zeiten. Ihr aktueller Auftrag für sie nach Highbury House und dieser Garten ist mehr als geschichtsträchtig, denn er wurde einst von Victoria Smith angelegt, bevor diese nach Amerika ausgewandert ist. Aber was steckt hinter diesem Schritt, der so endgültig gewesen ist ? Findet Emma in den alten Gartenskizzen und Aufzeichnungen die Antwort ?
Eigentlich müsste der Titel vom englischsprachigen Original übernommen werden und richtigerweise "Der letzte Garten" betitelt werden, denn um einen Wintergarten im eigentlichen Sinne handelt es sich hier nicht, auch wenn fälschlicherweise das Cover dieses suggeriert. Vielmehr handelt es sich um einen Garten des Winters, dessen nähere Erläuterung im Buch zu finden ist.
Julia Kelly erzählt von Frauenschicksalen, die sich eben in jenem Garten des Winters zugetragen habe und lässt durch ihre bildhafte Sprache nicht nur Highbury House, sondern auch die herrschaftliche Gartenanlage vor dem inneren Auge der Leser:innen entstehen.
Üppig blühende Rhododendren, ein Blütenmeer aus duftigen Rosen und nicht zuletzt die kühle Stille des sagenumwobene Garten des Winters mit seinen hohen Mauern, den Schattengewächsen und dem stillen Teich laden zum Spaziergang durch die unterschiedlichen Gärten ein und wecken die Erinnerungen, um hier tragische Einzelschicksale zu erleben.
Es kommt mir so vor, als würde Emma mit dem Zurückschneiden des überwucherten Gartens die Zeit zurückdrehen und so die einzelnen Erzählstränge aus dem Verborgenen hervorholen.
Die Geschichten um Vitoria, Diana, Beth und Emma werden sehr ansprechend ausgeschmückt und bieten eine Zeitreise der Extraklasse. Standesdünkel, Kriegswirren und die Probleme der Gegenwart werden hier perfekt ineinander verschlungen, um so ein Teil der Figuren zu werden, die hier im Garten des Winters einschneidende Erlebnisse verarbeiten müssen.
Trauer und Verlust, große Gefühle und das Erleben der einzig wahren Liebe können ebenso überzeugen wie die Entwicklung von Emma, die sich vor die Entscheidung gestellt sieht, wie ihr Leben nun weitergehen soll.
Es ist, als würde die historische Gartenanlage immer wieder neu zum Leben erweckt werden, um unter den knorrigen Ästen der Bäume und dem Flüstern des Windes im Laub die Lebensgeschichten zu hören, die man hier als Leser:innen hautnah begleiten darf.
Gefühle, Romantik und große Geheimnisse- die perfekten Zutaten für diese gelungene Zeitreise.