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Veröffentlicht am 03.05.2017

Flucht durch den Eisernen Vorhang

Duft nach Weiß
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Der Roman „Und der Duft nach Weiß“ von Stefanie Gregg erzählt die Flucht des siebzehnjährigen Mädchens Anelija aus dem kommunistischen Bulgarien 1987.

In einer Parallelhandlung wird das historische Attentat ...

Der Roman „Und der Duft nach Weiß“ von Stefanie Gregg erzählt die Flucht des siebzehnjährigen Mädchens Anelija aus dem kommunistischen Bulgarien 1987.

In einer Parallelhandlung wird das historische Attentat auf den großen bulgarischen Schriftsteller Georgi Markow beschrieben, der als Dissident nach England emigrierte und dort ermordet wurde.

Im Prolog des Buches gehen wir ins Jahr 1968 nach Sofia, in den Präsidentenpalast. Dort hat der Präsident Schiwkow eben jenen Schriftsteller, Georgi Markow, empfangen. Dieser ist halb stolz und halb verunsichert, fühlt sich in der protzigen Atmosphäre nicht wohl. Schiwkow erkennt, er mag diesen Künstler, doch er ist keiner von ihnen – kein Kommunist. Und genau dieser Umstand soll Markow später zum Verhängnis werden.

In Kapitel 1 befindet sich Anelija gerade erbärmlich frierend auf der Ladefläche eines LKW’s, der sie in die Freiheit bringen soll. Ihre dünne Jacke und der Strickpullover können sie nicht schützen, sie glaubt sich selbst dem Kältetod nahe. Doch sie weiß, warum sie diese Flucht von Bulgarien nach Deutschland im Jahre 1987 auf sich genommen hat: sie will in die Freiheit, etwas zu essen und ihre Mutter wieder sehen. Wunderschön beschreibt Stefanie Gregg wie Anelija sich den Duft vorstellt, der sie in Deutschland und der Freiheit erwarten wird: Weiß! Das Symbol für Freude, Frieden, Reinheit.

In Kapitel 2 ist es bereits sieben Jahre später in der Zeit, Anelija erzählt ihrem Freund Enno zum ersten Mal Teile ihrer Geschichte. Der versteht nun, warum sie eine solche Angst vor Kälte hat. Doch noch kann sie sich nicht entschließen, sich ihm völlig zu öffnen, zu endgültig wäre ihre eigene Geschichte damit gefestigt, nicht mehr zurücknehmbar. Aber Enno, der sie liebt, gibt ihr die Zeit, die sie benötigt. Die Autorin findet auch hier bewegende und unvergessliche Worte voller Poesie: „Erst wenn die Worte ausgesprochen waren, formten sie die eigene Vergangenheit, die, wenn sie unausgesprochen war, ungewiss, offen und formbar blieb.“

Es ist ein heißer Sommer und die beiden Studierenden benötigen dringend eine Abkühlung, die sie am Isarstrand finden. Herrlich wie die Autorin diese Szene beschreibt, ich fühle mich, als wäre ich selbst dort, kann die Erfrischung fast schon auf meiner Haut fühlen.

Es ist nun der Zeitpunkt, wo Anelija bereit ist für das erste Mal, sie ist hungrig danach, sich Enno ganz hinzugeben.

Nach diesem Akt ist sie auch endlich bereit, ihre ganze Geschichte zu erzählen, ihre Mauern komplett für ihn aufzureißen. Sie beginnt zu erzählen, so befinden wir uns im nächsten Kapitel im Jahre 1975, in Radilovo. Anelija ist fünf Jahre alt, das Mädchen muss gerade Abschied nehmen von ihrer Mutter Nadja, die sie in der Obhut ihrer Großmutter zurück lässt.


In den weiteren Kapiteln schwenkt die Autorin abwechselnd zwischen den Zeiten und Schauplätzen, was dem Buch eine gewisse Auflockerung verleiht und die Spannung erhöht. Stefanie Gregg nimmt mich als Leserin kontinuierlich mit und hält mein Interesse stets wach. Sehr gelungen finde ich die Öffnung Anelijas, deren wahre Gefühle tief in ihr verschüttet waren, aufgrund ihrer eigenen Umstände, des ärmlichen Lebens in Bulgarien, den Verlust der Mutter und der Flucht ins Ungewisse.

In einem wunderbaren Schreibstil berichtet uns Lesern die Autorin Stefanie Gregg die Geschichte, die nach wahren Begebenheiten entstanden ist. Eindringlich und fesselnd nimmt sie mich sofort gefangen, die Seiten fliegen nur so dahin und schon ist das Buch beendet. Die Autorin schreibt völlig authentisch, ich kann die einzelnen Szenen direkt vor meinem inneren Auge ablaufen sehen, nahezu wie einen Film.


Von Herzen gerne möchte ich diesen Roman empfehlen, den ich mit fünf von fünf Sternen bewerte.


Veröffentlicht am 03.05.2017

Drei sind einer zuviel!?

Ewig und eins
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Sieben Jahre nach der Schulentlassung, die ebenso sieben Jahre absolute Funkstille zu ihren ehemaligen besten Freunden Jasper und Ben bedeuten, begibt sich Ella mit ziemlich gemischten Gefühlen auf die ...

Sieben Jahre nach der Schulentlassung, die ebenso sieben Jahre absolute Funkstille zu ihren ehemaligen besten Freunden Jasper und Ben bedeuten, begibt sich Ella mit ziemlich gemischten Gefühlen auf die Reise in ihre alte Heimatstadt Stuttgart. Die Fahrt dorthin mit Kerstin, der Zufallsbekanntschaft durch die Mitfahrzentrale, verläuft chaotisch, zum einen wegen Kerstins mehr als gewöhnungsbedürftigen Fahrstils, zum anderen wegen Ellas Achterbahnfahrt ihrer Gefühle. Was wird sie erwarten? Wie wird Ben, ihre erste große Liebe, auf das Wiedersehen reagieren? Egal, da muss sie nun durch und sei es bloß, um sich dieses Mal richtig von Ben zu verabschieden, so wie es beide verdient haben.

Das Klassentreffen selbst gleicht denn einem Spießrutenlauf für Ella. Fühlt sie sich doch sowieso schon wie eine Versagerin, weil sie keine ihrer Lebensziele bisher erreichen konnte, so kommt sie sich nun auch noch völlig fehl am Platz vor, alte Rivalitäten brodeln hoch und sie erkennt, sie hatte während der Schulzeit nur zwei wirkliche Freunde.

Wie wird dieser Tag enden? Was wird das Treffen für Ella verändern?


Eine herrliche Lesezeit, von der ich nicht möchte, dass sie endet, bringt mich durch dieses Buch. Ein Zitat, das hier wirklich angebracht ist: „The problem with a good book ist that you want to finish the book but you don’t want to finish the book.“

Ich muss gestehen, bereits nach den ersten Sätzen war ich gefangen in der Geschichte und mochte mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören, so sehr hat mich Adriana Popescu mit ihrem Buch „Ewig und eins“ in ihren Bann gezogen.

Der Schreibstil ist wundervoll leicht, die Story stimmig, die Figuren kommen authentisch rüber und das Buch ist in jedem Fall ein wahrer Pageturner.

Die Autorin trifft den richtigen Ton und schafft eine wunderbare und stimmungsvolle Atmosphäre, so dass ich mich mit den drei Protagonisten Ben, Jasper und Ella tief verbunden und vertraut fühle, als würde ich sie bereits seit Jahren kennen. Auf jeden Fall würde ich sie gerne in meinem Freundeskreis wissen – Personen mit dem Herzen am rechten Fleck.

Adriana Popescu hat ihre Charaktere liebenswürdig gestaltet, sie sind frech, jung und spritzig und es macht Spaß ihnen zu begegnen. Die Dialoge sind flüssig und verleihen der Geschichte eine enorme Lebendigkeit.


„Ewig und eins“ hat es geschafft, es konnte bei mir voll punkten; es ist mein neues Lieblingsbuch und ich habe große Lust es gleich noch einmal zu lesen! Auch kann ich es gar nicht erwarten, nun die anderen Bücher der Autorin zu lesen und hoffe auf viele weitere Geschichten von ihr. Mit „Ewig und eins“ hat sie einen neuen, treuen Fan mit mir gewonnen. Ganz klar vergebe ich dem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle dieses Herzensbuch mit Freuden weiter.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Friedhofsgärtnerin auf Spurensuche

Kaninchenherz
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Ein unerwarteter Schock trifft die Friedhofsgärtnerin Gesine an diesem Morgen. Ihr heutiger Auftrag, Kränze für eine Beerdigung zu liefern und in der Kapelle zu arrangieren, trifft sie tief ins Mark. Denn ...

Ein unerwarteter Schock trifft die Friedhofsgärtnerin Gesine an diesem Morgen. Ihr heutiger Auftrag, Kränze für eine Beerdigung zu liefern und in der Kapelle zu arrangieren, trifft sie tief ins Mark. Denn die Tote ist ihre eigene Schwester, zu der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte und von deren Tod sie bis eben gerade keine Ahnung hatte. Mit Sonnenbrille und Baseballkappe versucht sie sich zu tarnen, aber vergeblich, ihr Schwager Jan und zumindest eine ihrer Zwillingsnichten, Frieda, erkennen sie. Nichtsdestotrotz macht sie sich aus dem Staub und ist nur froh, nicht auch noch ihren Eltern begegnet zu sein. Jedoch soll es noch schlimmer kommen für Gesine, denn sie wird mehr und tiefer mit ihrer Vergangenheit konfrontiert als es ihr lieb ist. Seit zehn Jahren hatte sie jeglichen Kontakt zu ihrer Familie und ihrem ehemaligen Leben als Kriminalkommissarin abgebrochen und dies aus gutem Grund. Nun, da sie die Umstände des Todes ihrer Schwester aufklären möchte, stößt sie auf blanken Hass, besonders durch ihren dominanten und scheinbar alles zu beherrschenden Vater. Eine schwierige Zeit für Gesine, die alte Wunden aufreißt, doch sie findet Unterstützung in neuen Freunden.


Die Autorin Annette Wieners schreibt in einem flüssigen Stil, die Charaktere sind allesamt liebevoll stimmig und authentisch. Das Buch bietet spannende und spritzige Leselektüre. Die Autorin fügt Kapitel ein, in denen sie uns Lesern, die zehn Jahre zurückliegenden, dramatischen Ereignisse um den Tod des kleinen Sohnes von Gesine, schildert. Äußerst einfühlsam ist speziell der Weg Gesines zurück in ein, wenngleich anderes, neues Leben formuliert. Wie Gesine sich nach einem derart furchtbaren Schicksalsschlag zurück ins Leben kämpft, die vorsichtige Unterstützung der bis dahin fremden Menschen, ist so unglaublich schön und eindrucksvoll durch Annette Wieners beschrieben, dass ich Gesines Schmerz förmlich selber fühlen kann.


Ich vergebe diesem Buch fünf von fünf möglichen Sternen, weil es unglaublich gut geschrieben ist, dass ich sogar noch einen Zusatzstern vergeben würde. Gern empfehle ich es weiter und ich möchte anmerken, dass Annette Wieners mich mit ihrer Art zu schreiben ein klein wenig an eine Mischung aus Diane Mott Davidson und Rita Mae Brown erinnert, die ich beide herzlich verehre. Gespannt warte ich nun auf die bereits angekündigte Fortsetzung von „Kaninchenherz“.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Raus aufs Land in neue Abenteuer

Schorsch Clooney, die Landluft und ich
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Ina Frinks, die Chefreporterin des auflagenstärksten People-Magazins, wird durch einen Hörsturz außer Gefecht gesetzt. Schweren Herzens beugt sie sich dem Urteil ihres Arztes und nimmt sich eine Auszeit. ...

Ina Frinks, die Chefreporterin des auflagenstärksten People-Magazins, wird durch einen Hörsturz außer Gefecht gesetzt. Schweren Herzens beugt sie sich dem Urteil ihres Arztes und nimmt sich eine Auszeit. Da sie es als Schwäche und somit als imageschädlich betrachtet, sich als krank zu outen, befindet sie sich offiziell im Urlaub. Dazu muss sie natürlich das umtriebige Berlin, in dem sie jeder kennt, verlassen. So begibt sie sich aufs Land, in die abgeschiedene Idylle im Umland Berlins, dort hat eine Freundin ein Haus, das sie für eine Weile nutzen darf. Hier in Bienensee in der Mark Brandenburg erholt sie sich und erlebt neue Abenteuer, die sie so nicht erwartet hat.


Ein zum Brüllen komischer Roman, der mich lauthals lachen lässt und der zu keinem Augenblick langatmig wird. Mit herrlichen Charaktern, sei es die Hauptprotagonistin Ina Frinks, die kompetent und herzlich rüber kommt; der schrullige Nachbar und Bauer Herbert, der an „Büttenwarder“ erinnert; Frauke Harms, die aufstrebende und zu ehrgeizige junge Kollegin, die versucht an Inas Stuhl zu sägen; der so leicht beeinflussbare Chef Klaus Berger; die herrlich authentische Gemischtwarenhändlerin Simonn (das spricht man französisch aus!) – sie alle und die vielen anderen Figuren sind in wunderbarer Weise auf einander abgestimmt. Die Autorin vereinbart hochklassige Schreibweise mit fein pointiertem Humor. Fabelhaft finde ich auch die Passagen, in denen sich Ina an turbulente Akte aus ihrem ehemaligen Job als Künstler-Agentin erinnert, insbesondere diese Szenen sehe ich vor meinen Augen wie einen Film ablaufen – brillante Erzählkunst der Autorin. Und obwohl bibo Loebnau zu Beginn ihres Buches darauf hinweist, dass sämtliche Personen frei erfunden sind, so ertappe ich mich dennoch dabei, zu glauben, den einen oder anderen Promi, in den Schilderungen wieder zu erkennen.

„Schorsch Clooney, die Landluft und ich“ ist ein zauberhaftes Buch, das ich von Herzen gerne weiter empfehlen möchte, an alle, die gute Geschichten lieben und die einmal wieder befreit lachen wollen. Ich vergebe dem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und würde ihm sogar einen Zusatzstern für ausgezeichneten Humor vergeben, wenn dies denn möglich wäre. Da bleibt mir nur zu hoffen, dass bibo Loebnau bereits an ihrem nächsten Werk bastelt und ich bald aufs Neue ein Buch von ihr in den Händen halten kann, ich bin sicher auch das werde ich dann verschlingen wie dieses Meisterwerk.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Die Vergangenheit streckt ihre gefährlichen Fühler aus

Salziges Blut
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Welch ein fulminanter Einstieg in ein Buch, der Prolog in Wolfgang Haupts neuestem Werk „Salziges Blut“, ist eindrucksvoll geschrieben und ganz und gar atmosphärisch, ich bin als Leserin sogleich völlig ...

Welch ein fulminanter Einstieg in ein Buch, der Prolog in Wolfgang Haupts neuestem Werk „Salziges Blut“, ist eindrucksvoll geschrieben und ganz und gar atmosphärisch, ich bin als Leserin sogleich völlig gebannt von der Situation, doch in erster Linie bin ich zutiefst überrascht: ich hatte ihn in der Art nicht erwartet, nämlich er ist aus der Sicht eines Pferdes, einer Stute, beschrieben. Eine einzigartige Idee, die der Autor hervorragend umgesetzt hat – Chapeau!

Felix Horvat, ein Personenschützer, lebt in Salzburg, er ist leidenschaftlicher Raucher und er besitzt die Kaffeemaschine, für die George Clooney Werbung macht, in der Hoffnung, dass sie ihm ebenso beim Flirten hilft wie diesem in der TV-Reklame. Gerade befindet er sich selbst in einer melancholischen Stimmung, da erhält er einen Anruf seiner Freundin und Gelegenheitspartnerin Andrea, sie, die Polizistin, bittet ihn um Unterstützung in einem Fall, in dem das Opfer die gleiche Tätowierung trägt wie Felix; das „Brandzeichen“ einer Jugendgang und deren ehemalige Mitglieder scheinen sich in Gefahr zu befinden. Felix beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und gerät dabei ins Visier der Täter.


Der Autor schafft eine wunderbare Stimmung, fängt das Leben in der Großstadt Salzburg mit all seinen Farben und Schwingungen ein, positiv wie negativ, macht das Buch damit lebendig. Mit seinem Protagonisten Felix hat er eine starke und interessante Persönlichkeit hervor gebracht. Horvat ist ein wenig der einsame Wolf, ist jemand der neben seinem Job mit eigenen Problemen aus seiner Vergangenheit zu kämpfen hat. Die Nebencharaktere, besonders benennen möchte ich Suzuki, Felix einzigem engen Freund, mit dem er auch mal zusammen schweigen kann, sind ebenfalls durch die Bank erstklassig geglückt, runden das Geschehen glänzend zu einem hervorragendem Thriller ab. Stück für Stück fügt sich die Geschichte mit all ihren Personen und Schauplätzen wie ein Puzzle zusammen. Wolfgang Haupt nimmt mich als Leserin zu jedem Zeitpunkt mit, lässt den Spannungsbogen nie abreißen. Ich habe sein Erstlingswerk „Der algerische Hirte“ bereits geliebt, umso mehr beeindruckt mich sein neuestes Buch, denn es ist intensiver, schneller in den Entwicklungen, damit ereignisreicher und falls dies überhaupt möglich ist, noch fesselnder geschrieben.

„Salziges Blut“ ist ein atemraubend spannungsvoller und speziell bestens gelungener Thriller, dem ich leichten Herzens seine verdienten fünf von fünf möglichen Sternen vergebe. Dieses packende Buch möchte ich gerne weiter empfehlen, an alle die Leser, die nervenzerreißende, temporeiche und brisante Lektüre bevorzugen.