Platzhalter für Profilbild

Bianste

Lesejury Star
offline

Bianste ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Bianste über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2017

spannender Regionalkrimi

Der Drachen-Klau
0

Molly Preston reist zu ihrem Freund, dem Schriftsteller Charles, der auf Mallorca im Haus von Freunden lebt und an seinem Roman arbeitet. Leider hat er nicht allzu viel Zeit für Molly, weil er so tief ...

Molly Preston reist zu ihrem Freund, dem Schriftsteller Charles, der auf Mallorca im Haus von Freunden lebt und an seinem Roman arbeitet. Leider hat er nicht allzu viel Zeit für Molly, weil er so tief in der Arbeit drin steckt. So macht sie sich selbst auf den Weg, die Gegend zu erkunden. Dazu gehört auch ein Ausflug auf die Nachbarinsel Sa Dragonera, wo Molly einen Cache sucht. Den Cache findet sie nicht, stattdessen lernt sie Gabriel kennen. Da sie an einer Kopfverletzung schuld ist, die er erlitten hat, begleitet sie ihn nach Hause und erfährt, dass er Rosmarinöl destilliert, das für Seife und als Nahrungsergänzungsmittel verwendet wird. Bei ihm lernt sie auch Mattea kennen.
Bald erfährt sie, dass Mattea eine Gitana und mit Drogen handelt.
Als Mattea ermordet wird, steckt Molly bereits mitten in ihrem neuesten Fall. Sie macht sich Mit viel Köpfchen und Selbstbewusstsein geht sie an die Arbeit, benötigt aber stets die Unterstützung einheimischer Freunde und Bekannter.
Als Leserin oder Leser weiß man nicht immer genau, welche Rolle die einzelnen Figuren, denen Molly begegnet, spielen. Ist Gabriel wirklich einer von den Guten? Welche Rolle spielen Polizei und die Tatsache, dass es sich bei der Toten um eine Gitana handelt? Besonders drängend werden diese Fragen, als Charles verschwindet.
Der Krimi liest sich flüssig, schnell und hat einiges an humorvollen Szenen aufzuweisen, was sich hauptsächlich aus Mollys unorthodoxer Sicht der Welt ergibt.
Man muss die vorhergehenden Fälle, die Molly schon gelöst hat, nicht kennen, um an diesem Fall seine Freude haben zu können. Allerdings sind so doch einige der Kenntnisse und Fähigkeiten, über die Molly verfügt, höchst erstaunlich.
Das Lokalkolorit spielt nicht nur eine finanzierende Rolle, sondern ist integraler Bestandteil der Handlung und treibt sie voran. Die dazu notwendigen Beschreibungen der Atmosphäre und der Landschaft entführen einen mit wenigen Federstrichen.
Insgesamt ein gelungener Regionalkrimi der besonderen Art.

Veröffentlicht am 12.05.2017

Tolles Ambiente

Stallgeruch
0

Linda Becker wurde ermordet. Sie plante, den Sohn des Alpakahofbesitzers zu heiraten.
Christian Heldt, alleinerziehender Kommissar aus Göttingen reist mit seinem Kollegen Tomek, der wegen einer schweren ...

Linda Becker wurde ermordet. Sie plante, den Sohn des Alpakahofbesitzers zu heiraten.
Christian Heldt, alleinerziehender Kommissar aus Göttingen reist mit seinem Kollegen Tomek, der wegen einer schweren Krankheit um das Leben seines Vaters bangt, ins Eichsfeld, um zu ermitteln. Der Chef der Göttinger Polizisten ist mit dem Tierarzt befreundet, der die Alpaka-Farm betreut und hat um Unterstützung gebeten.
Das hält Christian nicht davon ab, auch ihn zu verdächtigen, neben dem Besitzer der Farm und dessen Söhnen. Auch die Mitarbeiter nehmen sie unter die Lupe. Tierschutzaktivisten scheinen die Farm ebenfalls ins Visier genommen zu haben. Zu allem Überfluss ist auch noch ein Wanderer verschwunden … und dann stirbt noch jemand.
Heldt ist auch privat mit sich und allem anderen im Unreinen, und Tomek kämpft mit sich und seiner Familie.
So erzählt Dominik Kimyon eine vielschichtige Kriminalgeschichte im beschaulichen Eichsfeld. Heldt wächst einem schnell ans Herz, man begleitet ihn gern durch die Ermittlungen und seine privaten Probleme.
Das Ambiente der Alpakafarm gibt dem Regionalroman eine besondere Atmosphäre. Ich habe mit Spannung alle Details über das Leben und Arbeiten mit Alpakas aufgenommen.
Außerdem gelingt es dem Autor, eine unglaubliche Bandbreite an Figuren aufzustellen, die alle „der Täter“ sein könnten. Trotzdem behält man als Leser den Überblick und wird am Ende dann doch mehr als überrascht.
Die Sprache ist flüssig, lässt sich leicht lesen, Dialoge und innere Monologe überwiegen. Beschreibungen sind so geschickt eingebettet, dass man sie kaum als retardierendes Element wahrnimmt.
Eine Leseempfehlung für alle Regionalkrimifans.

Veröffentlicht am 08.05.2017

Zwiespältig

Das Buch der Spiegel
0

Peter Katz erhält ein Manuskript von Richard Flynn, liest es und erfährt nicht, warum Professor Wieder in der Erzählung sterben musste. Offensichtlich handelt es sich um Geschehnisse, die vor 20 Jahren ...

Peter Katz erhält ein Manuskript von Richard Flynn, liest es und erfährt nicht, warum Professor Wieder in der Erzählung sterben musste. Offensichtlich handelt es sich um Geschehnisse, die vor 20 Jahren tatsächlich geschehen sind. Peter Katz will wissen, was wirklich passiert ist und beauftragt Ermittlungen. Obwohl er sich sogar mit dem Polizisten Freeman auseinandersetzt, der damals ermittelt hat, verläuft alles ins Leere.

Das Buch liest sich sehr flüssig, der Schreibstil ist beinahe hypnotisch. Trotzdem bleiben inhaltlich viele Fragen offen. Der Leser weiß nie genau, wer wann wem welche Wahrheit erzählt. Was ist überhaupt Wahrheit? Rücken wir sie nicht alle immerzu ein wenig zurecht? Trotz der hohen Spannung, die der Autor aufbaut, bleibt am Ende eine nagende Ungewissheit. Zu viele lose Fäden, ein geklärter oder ungeklärter Mordfall, widersprüchliche Ereignisse – trotzdem ist das Buch eine Empfehlung wert. Es bleibt in Erinnerung, weil die offenen Fragen weiter nagen.

Auch das Titelbild spricht mich sehr an. Wenn man das Buch gelesen hat, wird seine Aussage noch viel deutlicher.

Veröffentlicht am 04.05.2017

Spannend

Die Montez-Juwelen
0

Tom Perlinger kommt nach einer schweren Schussverletzung nach langer Zeit zurück nach Deutschland. Noch bevor er seinen Dienst aufnehmen kann, ereignen sich Dinge, die seine Familie bedrohen, sodass er ...

Tom Perlinger kommt nach einer schweren Schussverletzung nach langer Zeit zurück nach Deutschland. Noch bevor er seinen Dienst aufnehmen kann, ereignen sich Dinge, die seine Familie bedrohen, sodass er bereits vor Dienstbeginn tätig werden muss und will. Seine neue Kollegin, Jessica, ist dabei auf seiner Seite, soweit es geht. Der alte Kollege Mayrhofer, mit dem Tom sich schon vor seiner Zwangspause nicht gut verstanden hat, setzt dahingegen alle Hebel in Bewegung, um Toms Halbbruder Max als Mörder zu verhaften.
Hinzu kommt noch, dass Toms Jugendliebe Christl mit Benno verbandelt ist, obwohl die Luft zwischen ihnen brennt, wenn sie sich sehen.
Auslöser der ganzen Misere sind (u.a) die (erfundenen) Montez-Juwelen. Schmuckstücke, die Ludwig I. seiner Mätresse Lola Montez im 19. Jahrhundert geschenkt hat und die nun versteigert werden sollen.
Doch es geht um noch viel mehr, es geht – natürlich – um Geld und Macht, es geht ums Oktoberfest, um sexuelle Abwege, um Drogenmissbrauch, um ungewollte Schwangerschaft … Tom hat alle Hände voll zu tun.
Der Kriminalroman nimmt sich am Anfang Zeit, die Protagonisten in Stellung zu bringen. Obwohl viele verschiedene Figuren eingeführt werden, behält man den Überblick. Tom wächst einem schnell ans Herz, unter anderem auch, weil seine Perspektive sehr nah an ihn herangeht und die Leserinnen und Leser seine Gedanken und Gefühle, aber auch seine Zweifel und seinen Zorn, hautnah miterleben können.
Je weiter der Roman voranschreitet, umso stärker zeiht das Tempo an. Die „Stakes“ werden höher. Tom darf keinen Fehler machen, wenn er Schlimmes verhindern will.
Regionale Aspekte spielen eine große Rolle, einerseits als Schmankerl an die Leser, die bestimmte Orte wiedererkennen können, andererseits wären aber große Teile der Handlung (das Geschäft mit dem Bierausschank) andernorts gar nicht denkbar, sodass das Regionale mehr als nur Staffage ist.
Auch die Verquickung mit dem historischen Hintergrund um die Mätresse Ludwig I. sorgt für Spannung, obwohl eigentlich von Anfang an klar ist, dass hier zwei Verzweifelt hoch pokern und sich gegenseitig unter Druck setzen. Da frage ich mich, ob die Innenperspektive des Juweliers am Anfang nicht verzichtbar gewesen wäre und zur Spannung beigetragen hätte.
Insgesamt ein sehr lesenswerter Regionalkrimi, in dem die Region unverzichtbarer Teil der spannenden und interessanten Handlung um liebenswerte Charaktere ist und keine Deko.

Veröffentlicht am 01.05.2017

Atmosphärisch dicht

Aimées geheimer Wunsch
0

Aimées geheimer Wunsch ist nur eine von mehreren Episoden, die durch ein Geschehen in der Jetztzeit mit einander verknüpft sind. Aimée erschafft für ihre eigene Hochzeit einen ganz besonders aufwändigen ...

Aimées geheimer Wunsch ist nur eine von mehreren Episoden, die durch ein Geschehen in der Jetztzeit mit einander verknüpft sind. Aimée erschafft für ihre eigene Hochzeit einen ganz besonders aufwändigen Perlenkragen. Doch eigentlich will sie gar nicht heiraten … und so nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Die Mitarbeiterin eines Auktionshauses, Maggie, erhält die Überreste des Kragens und beginnt sie zu restaurieren. Parallel dazu werden verschiedene Episoden aus den unterschiedlichsten Epochen erzählt, in denen der Kragen eine Rolle gespielt hat. Anfangs denkt man, er bringe nur Unglück, aber das wandelt sich.
Insgesamt liest sich das Buch sehr flüssig, es erschafft in jedem Kapitel eine ganz eigene Atmosphäre, die dem Handlungsumfeld angepasst ist. Schade ist allerdings, dass die einzelnen Episoden ein wenig offen bleiben.
Maggies Liebe zu den Objekten, mit denen sie arbeitet, geht mir sehr ans Herz. Ich habe sie gern durch das Buch begleitet.