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Veröffentlicht am 10.12.2021

Lernen von einer Jahrtausende alten Lebenstechnik

Karma
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Im Buch „Karma, wie wir das eigene Schicksal beeinflussen können“ beschreibt Autor Sadhguru Jaggi Vasudev in einer detaillierten Weise Theorie und Praxis zu Karma und Yoga.
Das in drei Teile gegliederte ...

Im Buch „Karma, wie wir das eigene Schicksal beeinflussen können“ beschreibt Autor Sadhguru Jaggi Vasudev in einer detaillierten Weise Theorie und Praxis zu Karma und Yoga.
Das in drei Teile gegliederte Buch verspricht eine Enträtselung des Begriffes ‚Karma‘. Im ersten Teil wird Karma näher erläutert. Der Guru kommuniziert dabei immer mit den Lesenden, in direkter Ansprache. Er benützt jede Menge von Parabeln, um Begriffe zu klären und um Irrglauben zu widerlegen. Im Teil zwei vereinigt sich das Karma mit der körperlichen Ausdrucksweise Yoga, während dann im Teil drei der Guru direkte Gespräche mit den Lesenden führt.
Im Epilog zeigt Sadhguru auf, dass der Weg eigentlich ganz einfach sein könnte: Dazu nimmt er das Beispiel der Kurtisane und ihrem großartigen Körperschmuck. Sie macht alle Verehrer heiß, doch keinem gelingt es den Schmuck, über ihren reizvollen Körper gelegt, zu öffnen, um sich an ihren Reizen zu laben. Währenddessen werden die Verehrer mit Wein abgefüllt (die Verführungen des materiellen Lebens). Dabei hält eine einzige Nadel die Juwelen zusammen. Eine einzige!
Und was sagt uns das – statt sinnlos herum zu stochern und nach dem Sinn des Lebens zu suchen, genügt es den einen einzigen Sinn zu finden (Dein Karma).

Damit begibt man sich auf die Reise ins Innere. Für Indien Fahrende nicht unbekannt. Karma ist gut - das eigene Leben in Griff zu nehmen und sich von Lebensumbrüchen nicht niederschmettern zu lassen. Der Guru erzählt nicht nur von dem Karma für jeden einzelnen, er spricht auch vom kollektiven Karma. Wird ein Mädchen vergewaltigt, dann hat nicht das Mädchen schlechtes Karma auf sich geladen, sondern die Gesellschaft. Denn der Gesellschaft war es nicht möglich, das und andere vergewaltigte Mädchen zu schützen. Denn das ist das Karma der Gemeinschaft Mädchen vor Gewalt zu schützen. Menschen vor Gewalt zu schützen.

Der Meister Sadhguru ist mir unbekannt. Das will aber nichts heißen. Ich habe auf Indien Reisen und in meinem Umfeld mit indischstämmigen Menschen viel zu ihrer Kultur erfahren. Es gibt Großartiges in Indien zu sehen und zu hören. Die alte Medizin Ayurveda, die vegetarische Ernährung, Kamasutra (der Respekt füreinander im sexuellen Bereich) – diese Jahrhunderte alte Kultur birgt große Weisheit in sich. Indien hat nach der Unabhängigkeit einiges erreicht, eine gewisse Autarkie, eine Stabilisierung ihres alten Wissens und Können. Doch leider wird das nicht von allen in dem Vielvölkerland, auch Subkontinent genannt, angewandt. Auch dort sollten einige den Begriff 'Karma' reflektieren. Sadhguru Jaggi Vasudev bringt seine Weisheit nach Europa. Das ist gut und nützlich. Es gipfelt in lebenslangem Lernen.

Das Buch liest sich einfach und flüssig, vor allem die vielen Parabeln regen zum Nachdenken an. Unterwegs in der Straßenbahn eine Lebensweisheit auf sich wirken lassen und darüber sinnierend aus dem Fenster schauen... Die vielen Fachbegriffe werden am Schluss des Buches im Glossar erklärt (ich habe mir einen Lesemarker dort eingesteckt, damit ich sofort nachschlagen konnte).
Das Umschlagbild ziert ein Foto des Meisters in meditativer Haltung, was an östlichen Techniken Interessierte sofort anzieht.

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Veröffentlicht am 30.11.2021

eine jüdische Familie

Wellenflug
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Schon der Prolog ist interessant: Die Ich-Erzählerin berichtet von ihrem Großvater und der Familiengeschichte, die sie nicht kennt; von Verwandten, die ihre unbekannt sind, von den Kerrs (Judith und Alfred, ...

Schon der Prolog ist interessant: Die Ich-Erzählerin berichtet von ihrem Großvater und der Familiengeschichte, die sie nicht kennt; von Verwandten, die ihre unbekannt sind, von den Kerrs (Judith und Alfred, die bekannten Schriftsteller). Das alleine treibt meine Neugierde auf einen ersten Höhepunkt – denn auch ich habe erst vor kurzem von Verwandten erfahren, von denen ich nie etwas wusste.

Dann geht es zurück ins 19.Jahrhundert….Das Leben der Familie, vor allem der kleinen Anna, wird erzählt. Die große Schwester stirbt an Cholera. Der Stoffhandel, Messen und ein Brand. Doch Anna wird unversöhnlich. Denn als ihr Sohn Heinrich mit Marie ankommt, lehnt sie diese ab. Für immer (manche Schwiegermütter sind so).
Anna hat in die reiche Fabrikantenfamilie eingeheiratet. Als ihr Sohn, eine Spielernatur, mit der Garderobenfrau Marie ankommt, ist ihr diese nicht gut genug.

Sehr schöner Erzählstil

Das Titelbild ziert eine Fotografie einer sehr sensibel aussehenden jungen Frau, offensichtlich (Frisur, Patina der Fotografie) aus einer früheren Zeit (Anfang des 20. Jahrhundert?). Blickfang! Für mich schon, denn großflächige Gesichter auf dem Umschlagbild ziehen mich an.

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Veröffentlicht am 30.11.2021

wo ist Cecilia?

Gesammelte Werke
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Cecilia, eine bekannte Romanschriftstellerin, ist verschwunden. Mann, Sohn und vor allem Tochter vermissen sie. Wo ist sie? In Berlin vielleicht? Rakel, die Tochter, sieht ihr Gesicht überall in Paris. ...

Cecilia, eine bekannte Romanschriftstellerin, ist verschwunden. Mann, Sohn und vor allem Tochter vermissen sie. Wo ist sie? In Berlin vielleicht? Rakel, die Tochter, sieht ihr Gesicht überall in Paris. Es geht um Literatur, es geht um das Leben.

Martin schreibt auch, aber er ist nicht erfolgreich. Martin ist Verleger. Martin denkt an seine Frau (und ihre Turnschuhe, die sie nicht weggeworfen hat), er denkt an seine Kinder, die erwachsen werden.
Durch aktuelle Einsprengsel zu Kunst, Geschichte, Philosophie und natürlich Literatur hebt Lydia Sangren ihr Werk in das Tagesgeschehen, verbindet damit ihr Leben mit unserem; die Charaktere im Buch werden lebendiger, als ob sie zu uns direkt sprächen.

Leicht lesbarer Stil mit meditativen Pausen. Fast 900 Seiten, da wird dem Lesenden einiges zugemutet. Das ist kein Überfliegerbuch, sondern für Musestunden (in der Winterzeit) zum Lesen mit nachdenklichen Lesepausen. Die Autorin selbst hat rund zehn Jahre an ihrem Debütroman gearbeitet.

Das Umschlagsbild ist natürlich mega auffallend: Ganz in Gelb und diese Augen überall, die einem zu verfolgen scheinen

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Veröffentlicht am 26.11.2021

Von Wollretterinnen und anderen Heldinnen

Green Rebels – Frauen und ihr Traum von einer besseren Welt
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„Für ein Kilo Mischwolle bekommt ein Schäfer zwischen dreißig und achtzig Cent, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass er große Mengen liefert. Ein Schaf produziert zwischen drei und fünf Kilo Rohwolle ...

„Für ein Kilo Mischwolle bekommt ein Schäfer zwischen dreißig und achtzig Cent, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass er große Mengen liefert. Ein Schaf produziert zwischen drei und fünf Kilo Rohwolle pro Schur – doch die allein kostet zwischen zwei und fünf Euro. Kleinschäfer müssen draufzahlen, wenn sie ihre Wolle verkaufen wollen, und werfen sie deswegen weg…“ Stattdessen bezieht die Bundesrepublik Deutschland mit ihren wollverarbeitenden Unternehmen Tonnen von Wolle aus Übersee.

Dass da etwas nicht stimmt hat eine Mutter mit ihrem ersten Kind festgestellt: Sie kommt aus der Modebranche. Die 41jährige Iris Voß mit ihrem Unternehmen lyttn verarbeitet einheimische Schafswolle zu Babyschalenbezüge.

Das ist ein sogenanntes ‚start up‘ (also eine Unternehmensgründung im Mittelstand). Mit einem ‚online shop‘ macht sie auf ihre Produkte aufmerksam und kann sich dabei auch noch um ihr Kind kümmern. Das Kind schwitzt nicht in seiner Trage, gepolstert mit einheimischer Schafswolle.

„Elbwolle“, die Deichschafe wissen jetzt, dass mit ihrer Wolle etwas Sinnvolles passiert. (Ich erinnere mich daran, dass unsere Eltern und Großeltern auf Schaffellen sitzend oder liegend fotografiert wurden als Kleinkinder. Damals wusste man noch was gut ist. Ich habe auch einige Schafspullis und mein bester Überzieh – Pulli für den Winter, der riecht immer noch herrlich nach Schaf, weil ich ihn noch nie in den vielen Jahrzehnten Besitz gewaschen habe, er wärmt großartig und ist kuschelig.

In 13 Porträts stellt Andrea Juliane Bitzer Frauen vor, die kleine Unternehmensgründungen auf die Beine stellten. Davon hat mich Iris Voß am Meisten beeindruckt.

Ich habe das große Glück in einer Region (Südschwarzwald) zu leben, wo sehr viele kleine Unternehmen bestehen, die seit Jahrzehnten ökologisch orientiert produzieren. ‚Unverpackt‘ gibt es hier schon lange, Bauernhofläden wo wir einkaufen gehen (kurze Wege, regional, Bio, unverpackt)

Viele der anderen Porträtierten arbeiten ebenfalls in der Modeindustrie. Die Modeindustrie ist wohl eine der übelsten Industrien: Allein der Film, ‚der Teufel trägt Prada‘, hat von der Arroganz, Hektik und Gemeinheit dieser Branche berichtet (das Buch dazu ist von einer Frau aus der Branche geschrieben worden), auch das deutsche TV Format von ‚Germanys next Topmodel‘ geht in die gleiche Richtung, höchst brutal. Ich bin froh darüber, dass es green labels gibt, auch in meiner Stadt gibt es Designmenschen, die ihren eigenen Weg gehen. Außerdem ist mittlerweile bekannt, was für eine Unmenge von Wasser für die Modebranche verprasst wird, und wie Färbemittel und Co Flüsse zerstören. Großer Hut ab vor den Mode-Rebellinnen.

Jetzt warte ich auf das nächste Buch von Andrea Juliane Bitzer über die Öko-Oldies, die schon in den 70ern anfingen, mit ihrer Ausgabe von ‚Club of Rome‘ in der Hand, gegen den Strom zu schwimmen, der heute nun zum Glück ‚mainstream‘ geworden ist.

Das Umschlagsbild ist sehr auffallend gestaltet worden, pink (die neue 'girlie' Farbe) und einen blitzartigen grünen Zacken. Wenn das nicht auffällt auf dem Büchertisch...

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Das Grand Hotel in den Anden

Flucht nach Patagonien
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Allein der Buchtitel ‚Flucht nach Patagonien‘ lockt. Eugenia Errazuriz ahnt was kommt, oder kann die bereits vorhandenen Anzeichen richtig deuten. Mit ihrem Vermögen hat sie bereits aufwärts strebende ...

Allein der Buchtitel ‚Flucht nach Patagonien‘ lockt. Eugenia Errazuriz ahnt was kommt, oder kann die bereits vorhandenen Anzeichen richtig deuten. Mit ihrem Vermögen hat sie bereits aufwärts strebende Talente gefördert (Coco Chanel und Pablo Picasso wird erwähnt). Mit dem jüdischen Innenarchitekten Jean-Michel Frank flieht sie nach Argentinien. Dort lässt die Kunstmäzenin das berühmte Grandhotel in den Anden von dem jungen Frank einrichten. Und er? Nicht überzeugt von sich, mit einer unsteten Todessehnsucht. Auf dem Schiff, sein Blickwinkel, 30 Grad nach links, 30 Grad nach rechts, kein gerader Horizont und keine Unterlagen, die aus Paris rechtzeitig ankamen, um das Grandhotel fertig zu stellen.

Das Buch ist der wahren Geschichte nacherzählt. Die darin vorkommenden Personen haben existiert und die Autorin erzählt auch, was mit ihnen passierte bis zu ihrem, teilweise tragischen Lebensende

Das Grandhotel existiert noch heute. Bis in die 70er Jahre ein beliebtes Hotel. Dann verfiel es. Heute ist es ein Golfressort.

Stil: Jana Revedin hat Ahnung von dem Metier, das sie beschreibt,. Sie ist selbst Architektin und hat bereits einige Bücher zu diesem Bereich, Architektur, Kunst, geschrieben. Manchmal ein bißchen holprig, doch im großen Ganzen sehr flüssig. Im Laufe der Geschichte jedoch wird zuviel von den großen Gestalten der Weltgeschichte erzählt (Kunst, Film, Flugpionierin, Politiker) und das zieht das Dröge etwas mehr in die Länge. Interessant sind die Details über Patagonien und seine Schönheiten, auch Erwähnungen der Mapuche und ihrer Sicht der Dinge (A. Earheart und das Geschenk, was Walt Disney von Mme Roosevelt überreichen soll. Vorahnung, dass Earhearts Pionierreise nicht gut ausgeht...). Leider kommt auch oft der depressive Charakter von Jean - Michel Frank zum Vorschein. Also kein heiteres Buch. L.-M. Frank ist mit Anne Frank verwandt und er versuchte auch die Familie Frank aus Amsterdam zu retten. Doch da waren sie bereits im Versteck verschwunden.

Buchumschlag: Zwei Schiffe, eines was vorbeifährt, das andere auf dem die Protagonistin steht und winkt, gekleidet im Stil der 1920 – 30. Nach dem Lesen des Buches kommt mir das Titelbild etwas apokalyptisch vor - das andere Schiff fährt vorbei, wie eine Chance im Leben, die verpasst wurde...

Interessant für diejenigen, die an Ereignisse im letzten Jahrhundert interessiert sind.

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