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Veröffentlicht am 17.01.2022

Anonym unterwegs im World Wide Web

Creep
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Philipp Winklers dritter Roman „CREEP“ begleitet zwei junge Menschen, die sich mehr in ihrer digitalen Welt zuhause fühlen denn im normalen Leben.

Fanny arbeitet bei BELL in der Entwicklungsabteilung, ...

Philipp Winklers dritter Roman „CREEP“ begleitet zwei junge Menschen, die sich mehr in ihrer digitalen Welt zuhause fühlen denn im normalen Leben.

Fanny arbeitet bei BELL in der Entwicklungsabteilung, deren Überwachungskameras vermeintlichen Schutz vor Einbrechern und dgl. versprechen. Dafür bleibt die Privatsphäre auf der Strecke. Während Fanny in Deutschland Leute in ihrem Zuhause beobachtet, aus der Ferne an deren Leben teilnimmt, kapselt sich Junya im fernen Japan von der Außenwelt ab, schleicht sich dann aber nachts in böser Absicht in fremde Wohnungen. Auch er lebt im Netz, das Darknet ist ihm sehr vertraut.

Das World Wide Web ist allgegenwärtig, wir geben sehr viel Privates preis ohne darüber nachzudenken, dass es da draußen, in dieser wundervollen vernetzten Welt, sehr viel Düsternis gibt. Das moderne Kommunikationsmittel verbindet, setzt aber gleichzeitig zerstörerische Kräfte frei. Wollen wir wirklich ob der vermeintlichen Sicherheit die Totalüberwachung? Big Brother (und nicht nur er) is watching you.

Creep ist die alles verschlingende Pflanze, Creeper sind diejenigen, die sich der modernen Technik bedienen, anonym in das Leben der anderen eindringen. Philipp Winkler schärft mit seinem Roman den Blick, zeigt deutlich die Schattenseiten auf.

Was mich gleich so richtig genervt hat, war das verbissene Gendern. Zum einen ist der Lesefluss extrem gestört und zum anderen mag ich dieses Gutmenschentum überhaupt nicht. Unsere Sprache wird total verhunzt, egal ob in geschriebener oder in gesprochener Form. Sprache muss wachsen, sie verändert sich immer und das ist auch gut so. Aber nicht so - per Verordnung einzelner.

Richtig gut gefällt mir hingegen das Cover. Die dominante Schrift, die sich ins Dunkle so richtiggehend einbrennt - perfekt in Szene gesetzt.

Creep überspitzt unseren täglichen Konsum und das Bedürfnis, immer ein Stück weiter vorzudringen. Es ist ja so einfach, man ist nur einen Klick vom nächsten Kick entfernt. Fanny und Junya sind mir während des Lesens nicht sehr nahe gekommen, vor allem Junyas agieren war schon sehr befremdlich. Wie weit wollen wir gehen, wie viel von uns preisgeben?

Zwei Verlierer, gefangen im Netz, im dem alles möglich scheint. Durchaus nachvollziehbar, das Gendern hat viel verdorben.

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Veröffentlicht am 21.12.2021

Das Leben der Lady Diana

Diana (Ikonen ihrer Zeit 5)
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Das Leben der Diana, Princess of Wales, der Königin der Herzen - ihr Leben und auch die Vorurteile um sie sind wohlbekannt. Ich war nie mit den Königshäusern und deren mehr oder wenig gekrönten Häuptern ...

Das Leben der Diana, Princess of Wales, der Königin der Herzen - ihr Leben und auch die Vorurteile um sie sind wohlbekannt. Ich war nie mit den Königshäusern und deren mehr oder wenig gekrönten Häuptern vertraut und doch kam ich nicht umhin, die Geschichte der Lady Di zu kennen. Die meistfotografierte Frau der Welt ihrer Zeit hatte alles, was man sich mit Geld kaufen konnte. Zwei wunderbare Söhne noch dazu und einen Ehemann, der sie nie wirklich wollte, dem es nicht gestattet war, seine Herzensdame zu ehelichen. Der Schein musste immer gewahrt bleiben und so stolperte die blutjunge Diana Spencer in eine Ehe, der eine Märchenhochzeit voranging – verfolgt auf den Bildschirmen rund um den Globus.

Als Romanbiografie wird dieser Titel angeboten. Das Gerüst, um das sich diese Geschichte rankt ist das, was nur zu bekannt ist. Die unerfahrene, ja naive junge Frau ist angetan von Charles, da glaubt sie noch an das schöne Märchen. Zunehmend wird ihr bewusst, in welch goldenem Käfig sie lebt und sie findet mühevoll und schmerzhaft zu sich selbst. Aus dem verträumten Mädchen wurde eine selbstbewusste Frau.

Die fiktiven Dialoge sind schon sehr klischeebehaftet und diese Erzählung schrammt nahe am Kitsch vorbei. Das ganze Buch besteht überwiegend aus erdachten Gedanken und Gesprächen rund um das englische Königshaus, allen voran die nicht sehr ausgeprägte Zweisamkeit von Diana und Charles. Ich hatte immer wieder die allzu bekannten Fotos vor Augen, es waren und sind diese teilweise skandalösen Szenen, die hier ausgebreitet und ausgeschmückt werden. Das Buch suggeriert eine sehr intime Einsicht ins Privatleben der Royals, die es so nie gegeben hat.

Das Buch besteht überwiegend aus frei erfundenen Debatten und Gedanken – es ist schon unterhaltend geschrieben, aber eher Roman denn Biografie. Auch wenn die Eckdaten stimmen mögen.

Das Cover zeigt Diana, wie man sie in Erinnerung hat. Immer elegant, sie macht stets eine gute Figur, alles farblich aufeinander abgestimmt. Wer sie noch erlebt hat, erkennt sie – das Cover ist gelungen.

In der bei Ullstein erscheinenden Reihe „Ikonen ihrer Zeit – starke Frauen für die Ewigkeit“ hat Julie Heiland dem Leben und Wirken der Princess of Wales mit „Diana – Königin der Herzen“ ein Denkmal gesetzt. Ein Buch, das unterhält.

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Veröffentlicht am 12.12.2021

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Die Früchte, die man erntet
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Ein Fall für den Kriminalpsychologen Sebastian Bergmann – „Die Früchte, die man erntet“ - der siebente mittlerweile. Er arbeitet nicht mehr für die Polizei, ist als freier Therapeut tätig. Ein Australier ...

Ein Fall für den Kriminalpsychologen Sebastian Bergmann – „Die Früchte, die man erntet“ - der siebente mittlerweile. Er arbeitet nicht mehr für die Polizei, ist als freier Therapeut tätig. Ein Australier will mit seiner Hilfe das Trauma hinsichtlich des Tsunamis vor 17 Jahren aufarbeiten - Sebastian wird knallhart mit seiner Vergangenheit konfrontiert.

Vanja ist die neue Leiterin der Reichsmordkommission, hat ihre erste Pressekonferenz mit Ach und Krach hinter sich gebracht. Sie, die Perfektionistin, ist in ihren Augen grandios gescheitert. Ein Desaster. Privat steht alles zum Besten mit Jonathan und ihrer kleine Tochter Amanda - und den Job, den Vanja immer wollte, hat sie nun. Das beste Ermittlerteam Schwedens arbeitet für sie. Zeit, nach vorne zu schauen, viel Arbeit wartet auf sie alle. Innerhalb von acht Tagen ist das dritte Opfer zu beklagen. Angelica Carlsson, die vorerst letzte Tote, hat Nils, den sie im Internet kennengelernt hat, von Dick erzählt. Er will viel Geld von ihr, sie ist verzweifelt. Hofft, dass Nils ihr aus dieser Situation heraushilft, sie finanziell unterstützt. Kurz darauf ist sie tot.

Ziemlich schnell wird klar, wer dahinter steckt, wer die Morde kaltschnäuzig geplant und ausgeführt hat, alles schön der Reihe nach, eine Liste wird abgearbeitet und noch sind sie nicht fertig. Die Leser wissen es, nur die Kommissare tappen im Dunkeln. Hier ist die Luft ziemlich raus, die Spannung so gar nicht mehr gegeben. Man wartet, dass es endlich weitergeht, Neues bekannt wird. Eine Durststrecke, die sich über viele Seiten dahinzieht.

Sowohl aus Täter- als auch aus Ermittlersicht werden die Ereignisse geschildert, nebenbei bekommt man ein wenig Privatleben der einzelnen Charaktere vermittelt. Und dazu kratzt eine weitere Story an der Oberfläche. Diese zweite Geschichte ist interessant, jedoch weiß ich auch hier schon ziemlich sicher, wie es ausgehen wird. Ich komme nicht umhin, vor allem die erste, aber auch die zweite als halbherzig erzählt zu werten. Haben die Autoren hier zu viel gewollt und dann doch nicht alles untergebracht und war jede Episode für sich zu wenig?

Zwei problematische Straftaten, zwei Handlungsstränge, die wie zufällig einander berühren, im Grunde aber nichts oder nicht viel miteinander zu tun haben, werden hier erzählt. Jeder für sich ist interessant, hätte genügt. Serviert werden die beiden nicht miteinander, es ist eher ein harter Übergang, keine Mixtur. Das hat mir so gar nicht gefallen, auch wenn mich das ganze Buch durchaus gut unterhalten hat. Ich bin sozusagen hineingestolpert in Sebastian Bergmanns Welt, habe mich erst akklimatisieren müssen, um mich zurücklehnen und durchaus genießen zu können. Und doch bleibe ich despektierlich zurück, ich werde wohl nicht zum Bergmann-Fan mutieren.

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Veröffentlicht am 30.11.2021

Poetisch und doch sperrig

Greta und Jannis
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Die Winter und die Sommer nach der Apfelernte, auch Frühling und Herbst danach oder vor acht Jahren – davon schreibt Sarah Kuratle, von „Greta und Jannis“ und von den anderen. Ins allerletzte Dorf zieht ...

Die Winter und die Sommer nach der Apfelernte, auch Frühling und Herbst danach oder vor acht Jahren – davon schreibt Sarah Kuratle, von „Greta und Jannis“ und von den anderen. Ins allerletzte Dorf zieht Greta, nachdem ein lange gehütetes Familiengeheimnis sie daran hindert, mit Jannis zusammenzusein.

Der rote Hartriegel, die Früchte davon, passen in ihr Leben, zu dem abgelegenen Hof, der den vielen Kindern und auch Greta Heimat geworden ist. Zweige dieses widerstandsfähigen Strauches schmückt das zarte Cover.

Man muss in der richtigen Stimmung sein für das Buch. Ein sehr poetischer Schreibstil, manchmal sehr holprig, geradezu sperrig und zäh, uneinnehmbar. Wie wenn man vor verschlossenen Türen steht, einen unüberwindbaren Fels, ja einen Berg erklimmen muss.

Ich habe angefangen und dann dachte ich nein, das geht nicht, es weggelegt und wieder zur Hand genommen. Sehr viel drüber nachgedacht, den Klappentext gelesen und dem Ganzen nochmal eine Chance gegeben. Sich einlesen und sich einlassen auf diese ganz eigene Art sollte man und erst dann kann man, konnte ich das Buch genießen. Ich brauchte dafür Mußestunden, musste mich wegbeamen und in die Welt von Greta und Jannis eintauchen, zu ihnen hinübergehen.

Man mag das Buch oder man mag es nicht, es gibt nichts dazwischen. Es sind schon sperrige Sätze, die einen nachdenken lassen, die einen fordern. Die Charaktere leben in ihrer eigenen Welt, so richtig konnte ich zu ihnen nicht vordringen, ich war eher Beobachter denn mittendrin.

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Veröffentlicht am 24.11.2021

Bella ciao

Die Klänge der Freiheit
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Voller Stolz nimmt Inge die Brosche, die eine fertig ausgebildete Rotkreuz-Schwester auszeichnet, bei ihrer Vereidigung entgegen. Afrika, ihr Wunsch-Einsatzort, rückt näher. Aber an die Ostfront muss ...

Voller Stolz nimmt Inge die Brosche, die eine fertig ausgebildete Rotkreuz-Schwester auszeichnet, bei ihrer Vereidigung entgegen. Afrika, ihr Wunsch-Einsatzort, rückt näher. Aber an die Ostfront muss sie, ihr Vater sieht das kritisch, ihre ganze Rotkreuz-Schwesternschaft gefällt ihm nicht. Zuviel hat er gesehen vom Krieg, hat verbotenerweise Feindessender gehört und weiß um die Aussichtslosigkeit der Deutschen in diesen letzten Kriegsjahren. Jedoch glaubt Inge, blauäugig wie sie ist, nicht ihm, sondern dem Führer und seiner Propaganda. Für die richtige Sache will sie einstehen, den tapferen Soldaten helfen.

Mit der Realität, der Grausamkeit des Krieges, wird sie im Lazarett tagtäglich konfrontiert. Oberstleutnant Heinrich Preuss wird mit einem Streifschuss und einer Fleischwunde eingeliefert und schon bald will er bevorzugt von Inge betreut werden, will sie in seiner Nähe haben. Die Rote Armee ist nahe und Inge kommt seiner Bitte nach, ihn nach Italien zu begleiten. Dort wird er Vorbereitungen für ein Kriegslazarett treffen. Es ist ihre Chance, der Hölle zu entkommen.

Aus der Sicht einer jungen, idealistischen Frau nimmt Tara Haigh ihre Leser mit hinter die Front. Aus ihrer anfänglichen Euphorie, dem unbedingten Willen zu helfen und aus der Überzeugung, der richtigen Sache zu dienen, wird ihr Blick zunehmend kritischer. Sie sieht hinter den Kulissen die menschenverachtende Realität der Einzelnen, kann aber nichts tun als schweigend dem zuzusehen. Ein Stück Zeitgeschichte hat die Autorin zu Papier gebracht, das Lazarett mit all seinen Schrecken verdeutlicht gut die entsetzlichen Qualen der Verwundeten. Triage nannten sie das, was schlicht und ein Ausleseverfahren war. Bei wem ist es noch sinnvoll, die raren Medikamente auszugeben? Wer ist dann wieder voll einsatzfähig, kann dem Regime weiterhin dienen?

Italien zeigt sich zunächst von seiner schönsten Seite, der Spaziergang durch Rom setzt Bilder im Kopf frei, ich bin mit Inge in der Stadt, schwelge in Erinnerungen, auch Neapel mit all seinen nicht nur feinen Gerüchen bleibt im Gedächtnis. Die perfekte Lage des Klosters oben auf dem Berg macht die Abtei Montecassino zu einem strategisch günstigen Ort, die Deutschen nisten sich in der Nähe ein.

Ein Buch über die letzten Jahre des Zweiten Weltkrieges, von der Ostfront nach Italien. Während es in der ersten Hälfte um das harte Leben und Sterben im Lazarett geht, wandelt sich die Geschichte zunehmend in eine Romanze, umrankt vom Widerstand. Wobei mich der Anfang sehr gebannt immer weiterlesen ließ, hatte ich im Bella Italia zunehmend das Gefühl, die Kriegswirren und deren entsetzliche Taten müssen dem Patriotismus und einer Liebe zwischen den Gegnern weichen.

„Bella ciao“ – ein Lied über den Tod und doch waren es für die Partisanen die Klänge der Freiheit. Diese fiktive Geschichte mit dem bekannten historischen Hintergrund war durchaus kurzweilig zu lesen, weniger Amore wäre hier mehr gewesen. Unterhaltsam waren „Die Klänge der Freiheit“ allemal.

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