facettenreicher, spannender Auftakt
A Kingdom Darkens (Kampf um Mederia 1)Mederia stehen düstere Zeiten bevor. Ein finsterer Krieg breitet sich nach und nach über das gesamte Land aus und scheint niemanden zu verschonen. Für Lana bedeutete das, ihre zerstörte Heimat verlassen ...
Mederia stehen düstere Zeiten bevor. Ein finsterer Krieg breitet sich nach und nach über das gesamte Land aus und scheint niemanden zu verschonen. Für Lana bedeutete das, ihre zerstörte Heimat verlassen zu müssen, ohne zu wissen, wer von ihren Liebsten überlebt hat, um zu versuchen, andere Völker vor ebenjener Bedrohung zu warnen und vielleicht helfen zu können. Begleitet wird Lana auf ihrem Weg von dem Kronprinz der Dämonen, über die der Krieg ebenfalls bereits hereingebrochen ist. Beide Protagonisten hätten eigentlich gute Gründe, sich um ihr eigenes Volk zu kümmern und doch haben sie sich dem großen Ganzen zugewandt und werden damit immer tiefer hineingezogen in die Kämpfe und die unheilvollen Machenschaften. Zwischen all der Düsternis, all dem Schmerz und Leid gibt es jedoch auch immer wieder kleine Momente, die positiv stimmen und Hoffnung geben. Doch wird das am Ende wirklich ausreichen können gegen die Übermacht an Dunkelheit und Gewalt?
Mir hat der Auftakt der Reihe richtig gut gefallen. Ich fühlte mich von Beginn an gut mitgenommen und die Spannung und Neugier wurde über die Seiten gut aufrechterhalten und immer wieder gesteigert durch kleine Wendungen, Enthüllungen, überraschende Ereignisse, Fortschritte und Rückschläge.
Sabine Schulter hält sich nicht mit einer langen Vorgeschichte auf. Es gibt lediglich eine kleine Einführung in die Tradition der Dämonen, die an ihrem 5. Geburtstag ihr „Schicksal“ offenbart bekommen. Diese Passage fand ich toll, es macht neugierig und bereitet gleichzeitig auf das vor, was da kommen könnte. Nach einem Zeitsprung lernt man auch Lana kurz kennen, dann bricht eigentlich auch schon das Chaos aus und für die Charaktere gibt es, nur noch kurze Augenblicke, um zur Ruhe zu kommen und Kraft zu tanken. Die Bedrohung ist über weite Strecken des Buches greifbar und selbst wenn sie Gegner mal ein wenig weiter weg sind, entspannen die Figuren sich nie zu sehr, sondern bemühen sich, sich einen Vorteil zu erarbeiten. Dabei hat man jedoch trotzdem die Möglichkeit, sie besser kennenzulernen und mehr über sie zu erfahren.
Lana kommt aus Ignis Fatuus und ist eine Bardin. Mit ihrer tollen Stimme und ihren lebhaft erzählten Geschichten verzaubert sie gern ihre Mitmenschen, vermittelt ihnen Ruhe und Hoffnung. Und diese Fähigkeit spiegelt auch einen großen Teil von Lana wieder. Sie ist ein sehr herzlicher Mensch, kümmert sich liebevoll um andere, ist besorgt und hilfsbereit, aber auch mutig und packt gern selbst mit an. Sie stellt sich den anstehenden Herausforderungen, arbeitet sehr ehrgeizig daran sich zu verbessern, gesteht sich aber auch ein, wenn sie etwas nicht kann. Manchmal traut sie sich zu wenig zu und glaubt zu wenig an sich selbst, aufgrund der aufwühlenden Situation, empfand ich das allerdings als passend für die junge Frau, deren Leben gerade völlig aus den Fugen gehoben wird. Sie ist wissbegierig und ein Stück weit neugierig, aber ohne dabei aufdringlich zu sein. Lana erfährt nur gern neue Dinge, möchte Zusammenhänge erfassen, Erfahrungen sammeln und daraus lernen – also eine durchaus nachvollziehbare Neugier. In ihr steckt so viel und obwohl man jetzt schon ein bisschen was offenbart bekommen hat, schätze ich, wir sind noch lange nicht am Ende ihrer Talente und Fähigkeiten angekommen.
Ich mag auch ihren vertraut-freundschaftlichen Umgang mit Gray sehr gern. Die beiden sind aus der Not heraus zu Gefährten geworden, verstehen sich aber wirklich gut. Sie sind beide umsichtig und feinfühlig, kümmern sich sehr einfühlsam und liebevoll umeinander, stützen und beschützen sich, so gut es eben geht. Und das obwohl Gray der Kronzprinz der Dämonen ist und man nun denken könnte, er müsste eigentlich ja finster, fies und düster sein – ist er aber nicht. Er kann zwar sehr beeindruckend finster schauen und in ihm brodelt sich auch eine gewisse Düsternis, die seinem Volk einfach innewohnt, aber er ist eigentlich nicht von der fiesen oder unbeherrschten Sorte. Er nimmt seine aktuellen Aufgaben sehr ernst, denkt aber auch immer wieder an sein Volk, das er derzeit in die Hände seiner Schwester gelegt hat, um Lana zu begleiten und den Elben beizustehen. Er ist mutig, aufmerksam und kann gut kämpfen, aber eben auch sehr feinfühlig und rücksichtsvoll.
Ich mochte beide Protagonisten sehr gern, sie harmonieren gut, ergänzen sich, stützen sich und schaffen es, sich gegenseitig zu motivieren und aufzubauen, sollte mal jemand zweifeln. Beide stehen für den jeweils anderen und den Rest ihrer Reisegemeinschaft ein. Ihre Begleiter mochte ich auch gern, es ist eine schöne Mischung aus Figuren, die sich da auf den Weg macht. Jeder bringt seine Eigenheiten mit und darf die an verschiedener Stelle auch zeigen. Besonders Sinsa habe ich sehr ins Herz geschlossen. Aber es gibt noch weitere tolle Charaktere, die an unterschiedlichen Stellen der Geschichte auftauchen.
Der Schreibstil von Sabine Schulter ist angenehm, flüssig, mitnehmend, gefühlvoll und gleichzeitig spannungsgeladen. Durch die Erzählerperspektive ist es möglich verschiedene Abschnitte in der Handlung zu begleiten und unterschiedliche Einblicke zu bekommen. Die meiste Zeit ist man allerdings bei Lana und Gray. Das Setting ist unglaublich toll und es gibt so viel zu entdecken. Ich mochte die verschiedenen Völker und magischen Wesen. Jedes Volk bringt besondere Fähigkeiten und Gaben mit sich, die eine Bereicherung oder ein Fluch sein können, je nachdem auf welcher Seite man steht. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es in dem Bereich auch noch einiges zu entdecken geben wird und wir noch längst nicht alle und alles kennen.
Die Handlung entwickelt sich stetig und bleibt durchweg spannend. Es gibt immer wieder turbulente Passagen und packende Ereignisse, die die Figuren kaum zur Ruhe kommen lassen. Szenen, in denen es neue Informationen und Zusammenhänge zu erfahren gibt, wobei es auch immer wieder Überraschungen und Offenbarungen gibt, die ebenso wie die aus den Turbulenzen geborenen Veränderungen zu Wendungen führen. Es wird einfach nie langweilig innerhalb des Buches und auch die Figuren bekommen Raum sich zu entwickeln, sich zu verbessern und zusammenzuwachsen. Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird und welche Hürden Lana, Gray und die anderen noch überstehen müssen und wie viele Rückschläge es geben wird, denn es ist bei weitem nicht so, dass hier alles glatt läuft, was ich als realistisch empfand. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass sich irgendwann noch eine Liebesgeschichte in die Handlung schleichen wird, das deutet sich schon ein wenig an, ist hier jedoch kein Hauptthema.
Fazit
Ein toller, spannungsgeladener Auftakt, der einen gut in die Welt einführt, viele verschiedene Aspekte präsentiert und gleichzeitig neugierig auf den Fortgang der Handlung macht. Man hat zwar schon viel erfahren und erlebt, es ist aber auch klar, dass da noch einiges kommen wird. Die Kombination aus unterschiedlichen Völkern, Magie, übernatürlichen Wesen, den toll angelegten Charakteren, der abwechslungsreichen Figurenmischung, den Wendungen und dem mitnehmenden Schreibstil hat mir richtig gut gefallen. Ich freue mich schon sehr aufs Weiterlesen.