Mal ganz nett zu lesen, aber für die meisten doch eher realitätsfern
Willkommen bei großartigen GastgeberinnenManuela von Perfall hat für dieses Buch 20 Gastgeberinnen aus Adel und Jetset, Unternehmersgattinnen oder -erben besucht, die dem Leser einen kleinen Einblick in ihr Domizil und ihre Ansprüche an sich ...
Manuela von Perfall hat für dieses Buch 20 Gastgeberinnen aus Adel und Jetset, Unternehmersgattinnen oder -erben besucht, die dem Leser einen kleinen Einblick in ihr Domizil und ihre Ansprüche an sich selber, ihre Gäste, Dekoration sowie Tipps für Feste inklusive No Gos und Verhaltensregeln geben. Nebenbei finden sich einzelne Angaben zum beruflichen Werdegang, zur Erbfolge, zu eigenen Projekten oder Schirmherrschaften.
Jede der vorgestellten, professionellen Gastgeberinnen parliert über ihre Planungen von Feiern und erstellt auch in einer Tipp-Box Listen mit den wichtigsten Informationen.
Nun weiß ich, dass es in den vorgestellten Kreisen ein No Go sein soll, zur Einladung einen Blumenstrauss mitzubringen, den man entweder am Tag vor oder nach der Feier vorbeischicken läßt. Oder, dass es bei vorgestellten Gastgeberinnen ein NoGo ist, einen Caterer zu beauftragen, denn das erledigt die eigene Köchin. Ein Kindergeburtstag wurde vorgestellt, bei dem die Jungen im Kindergartenalter, vielleicht auch noch Erstklässler, mit gestärktem Hemd am dekorierten Tisch sitzen, den man ganz leicht mit ein paar KPM-Vasen dekoriert, damit die Kinder von Klein auf guten Geschmack lernen. Es wird mit Gästen und Freunden aus der Prominenz kokettiert; aber wer braucht schon Tipps, mit wem er Margret Thatcher, Sean Connery, Jil Sander oder Mick Jagger vergesellschaften könnte oder dass man „Partys, von denen man nicht mehr wegkommt, sicherheitshalber meiden“ sollte. „Dazu gehören beispielsweise Einladungen auf Boote, Inseln“...
Manche der Gastgeberinnen geben auch einzelne bodenständigere Tipps, z.B. dass man in der Gästetoilette schöne Handtücher, gutes Toilettenpapier und vielleicht das Lieblingsparfum eines Gastes plazieren solle. Die Regel, bei Tisch 70% der Gespräche zu hören und 30% beizutragen wurde mehrmals genannt oder verschiedene Ansichten, wie man die Gästeliste zusammenstellt, Einladungen mit Kleidungsordnung formuliert und die Sitzordnung regelt.
Zum Ende des Buches kamen für mich die Highlights: Da wurden Gastgeberinnen vorgestellt, die von sich selber sagen „Ich bin mir für nichts zu schade“ und für ihre Gäste selber kochen, manchmal auch nur eine improvisierte Kleinigkeit, wie einen Bratapfel oder, die in den Wald gehen um in der Natur höchstpersönlich Dekorationsmaterial zu sammeln. Da gibt es sogar Fotos eines Empfanges mit lockerer Kleidung, ganz ohne Zwang oder eintrainierten KuK-Ritualen.
Auf den letzten Seiten finden sich einzelne "Geheimrezepte" der vorgestellten Gastgeberinnen, z.B.
Krebstierfond, Tafelspitz, Osterschinken in Brotteig mit weißem Spargel mit Kartoffeln und Sauce Hollandaise, Quittengellee, souffliertes Schokoladentörtchen mit Eierlikör, Käsekuchen à la Monika oder Fürst-Pückler-Eis.
Ich muß gestehen, dass ich keine dieser bunten Illustrierten lese und die meisten der Gastgeberinnen mir vollkommen unbekannt waren. Es war interessant, mal in ihren repräsentierenden Alltag zu schauen; wirkliche Tipps konnte ich für meinen Alltag aber beim Lesen nicht mitnehmen, wohl aber die Erkenntnis, dass ich in unglaublicher Freiheit lebe und glücklich bin, nicht solchen Zwängen zu unterliegen. Ich koche für meine Gäste gerne selber, Kindergeburtstage müssen bunt und kreativ sein, Spaß machen und nicht steif sein, und als Dekoration benötige ich weder Antiquitäten noch Luxusartikel. Dennoch leben wir Gastfreundschaft und gemeinsame schöne Stunden mit Freunden, ganz zwanglos und mit hohem Wohlfühlfaktor.
Fazit: Mal ganz nett zu lesen, aber für die meisten doch eher realitätsfern