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Veröffentlicht am 02.12.2021

Ein starkes, emotionales Leserlebnis, das einen mitreißt

Die Fliedertochter
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Eine geheimnisvolle Schneekugel
Das Erbe einer starken Frau
Eine Liebe, die sich nie erfüllt hat............
Was für ein emotionales Buch, welches den Leser stark berührt und fordert.

Es ist das dritte ...

Eine geheimnisvolle Schneekugel
Das Erbe einer starken Frau
Eine Liebe, die sich nie erfüllt hat............
Was für ein emotionales Buch, welches den Leser stark berührt und fordert.

Es ist das dritte Buch, das ich von Teresa Simon gelesen habe.
Nach den Holunderschwestern und den Oleanderfrauen, die, meiner Meinung nach, kaum zu toppen waren, überbietet sie sich mit der Fliedertochter selber und setzt diese wunderbare Reihe, die in geschichtsträchtigen Städten spielt, fort.

Der Prolog des Buches, der im Herbst 1999 handelt, beginnt mit der Neugierde eines elfjährigen Mädchens. Ihr Papa ist schon verstorben und die kleine Paulina erschafft sich ihre eigenen Welten. Dazu geht sie auf Entdeckungsreise in das Zimmer, was ihm gehörte. Dort findet und liest sie einen älteren, sehr traurigen Brief. Auf ihre Fragen bekommt sie aber noch keine Antworten von ihrer geliebten Mutter. Diese soll sie erhalten, wenn sie alt genug dazu ist....

Die Handlung der Fliedertochter spielt auf zwei Zeitebenen, 1936 bis 1945 in Wien  sowie 1936 und 2018 in Berlin.

Berlin 2018, die mittlerweile 30-jährige Paulina Wilke wird von ihrer langjährigen mütterlichen Freundin Antonia gebeten nach Wien zu reisen um dort ein geheimnisvolles Vermächtnis an ihrer Stelle abzuholen. Sie hatte erst jetzt von einer ihr unbekannten Wiener Familie davon erfahren und kann aus gesundheitlichen Gründen  nicht selber reisen. Einen persönlichen Bezug zu Wien hat sie nicht.

So reist Paulina in diese schöne Donaustadt und ahnt nicht, was sie dort erwartet.

Von der Familie Ferdinand und Lena Brunner und deren Sohn Moritz, wird sie auf das Herzlichste empfangen. Lena`s Vater, geboren 1928,  ist erst mit fast 90 Jahren verstorben und hat als Vermächtnis ein altes Tagebuch einer jungen Frau hinterlassen, auf dem er schrieb:                                                                                            "Lotte Laurich, Berlin. Unbedingt suchen., Tochter Antonia Laurich, geboren 1943."

Paulina hält nun diese alten Aufzeichnungen  in ihren Händen beginnt gespannt darin zu lesen.

Das Tagebuch gehörte einer Luzie Kühn, einer Sängerin die in Berlin bei ihren Großeltern lebt. Sie hat einen Makel. In ihr fließt jüdisches Blut. In Berlin wird es immer brenzliger für die Juden und so haben die Großeltern beschlossen, das sie Deutschland verlassen  und in Wien einen neuen Anfang suchen soll.

Teresa Simon schildert in ihrem Buch die schwärzesten Zeiten des 3. Reiches. Voller Emotionen und schonungslos läßt sie uns mit Luzie diese Schreckensherrschaft durchleben, denn auch Wien bleibt nicht verschont. Im Frühjahr 1938 wird Österreich dem Deutschen Reich angeschlossen, es wird zur Ostmark.

Durch die Aufzeichnungen der Luzie erfahren wir viel von der Geschichte Österreichs, die mir bislang so nicht bekannt war. Wie man die Juden und anderer, nicht den Vorstellungen eines gesunden Ariers entsprechenden Menschen  ganz grausam durch die Wiener Nazis behandelte, vertrieb, ausrottete. Luzie Kühn lebt in dieser Zeit in stetiger Angst, denn auch ihr Freund ist Jude.

Zum Ende des Buches erfahren wir dann natürlich auch, warum Paulinas ältere Freundin Antonia, genannt Toni, dieses Tagebuch erhalten soll.                                                               
Auch Paulina bekommt jetzt die Antworten auf ihre Fragen zu dem Brief, den sie als kleines Mädchen las. Mit einer wunderbaren Leichtigkeit hat die Autorin die Personen miteinander verstrickt und jetzt wieder entwirrt.

In Wien fällt es Paulina schwer dieses Tagebuch aus der Hand zu legen. Sie besucht die Straßen und Plätze, die von Luzie so präzise beschrieben sind und fühlt sich ihr ganz nahe. Der Autorin gelingt es so uns für Wien zu begeistern. Man merkt, dass auch sie, genau wie ihre beiden Hauptfiguren, die Stadt liebt. Daran läßt sie uns mit diesem wuderbaren, gefühlvollen und doch so herzzerreißenden Roman teilhaben.

Ich habe mich mit Luzie gefreut und mit ihr gelitten und geweint. Teresa Simons Schreibstil  ist so wunderbar und plastisch , das ich mitten im Geschehen war. Es ist für uns unvorstellbar, was die Menschen der damaligen Zeit ertragen mußten.     
Wir müssengerade in der heutigen Zeit alles dafür tun, dass so eine grausame Gewaltherschaft keine Chance mehr bekommt.

Die Gestaltung des  Buchcouvers, die seitlichen Klappen alles paßt prima zueinander. Auch die Schriftart der Tagebucheinträge fand ich sehr schön und war für mich diesmal sehr gut lesbar.

Dieses Buch ist absolut zu empfehlen und erhält von mir 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 18.11.2021

Eine strake Frau nimmt uns mit auf ihrem steinigen Weg

Die Farben der Schönheit – Sophias Träume (Sophia 2)
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Nun ist er endlich da, der zweite Teil von „Die Farben der Schönheit“.
Corina Bomann entführt uns wieder in die fantastische Welt der Kosmetikindustrie.
Durch ihren wunderbaren gefühlvollen und sehr ...


Nun ist er endlich da, der zweite Teil von „Die Farben der Schönheit“.
Corina Bomann entführt uns wieder in die fantastische Welt der Kosmetikindustrie.
Durch ihren wunderbaren gefühlvollen und sehr flüssigen Schreibstil ist man wieder sehr schnell in das Buch eingetaucht. Es spielt jetzt in den Jahren 1929 bis 1934 und schließt übergangslos an den ersten Teil an.

Sophia Krohn, unsere Protagonistin, verlor ihre Arbeit in der Fabrik der Helena Rubinstein. Nun hatte sie Zeit und wollte dem anonymen Brief, den sie in New York erhielt, gern Glauben schenken, das ihr Sohn Louis, noch am Leben sei.
So fährt sie im Januar des Jahres 1929 zum zweiten Mal über den Ozean. Ihr Ziel ist Paris.
Sehr emotional nehmen wir an der Suche nach Sophias Sohn teil. Leider führt sie nicht zum erwünschten Erfolg. Sie erfährt Misstrauen, keiner will oder kann, ihr helfen. Auf ein Wiedersehen mit ihrer Freundin Henny hatte sie sich so gefreut aber diese verhält sich auch sehr distanziert.

Wieder zurück in New York entschließt sich Sophia bei der Konkurrentin von Helena Rubinstein, Elizabeth Arden, als Chemikerin zu arbeiten. Die beiden Unternehmerinnen sind beide in die USA emigriert und wurden zu zähen Rivalinnen. Ihr so genannter Puderkrieg ging in die Geschichte ein. Auch Sophia gerät so zwischen die Fronten dieser beiden Frauen, die es weltweit als erste schafften einen Konzern zu gründen und diesen in die Spitzenposition ihrer Branche zu bringen.

Corina Bomann gelingt es, den Weg der Sophia Krohn mit der Zeitgeschichte zu verbinden.
Wir erfahren so ganz nebenbei die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. Dürfen eintauchen in die Zeit und die Umstände, die zur Machtergreifung Hitlers führen. Der Judenhass gewinnt an Nährboden.
Es gibt viele Veränderungen in der Welt.
Die gut recherchierten historischen Zusammenhänge fließen nahtlos in die Handlung ein. Spielen aber nur eine untergeordnete Rolle.

Sophia ist gereift, nimmt ihr Leben selbst in die Hand und weiß was sie will. Eliszabeth Arden fordert Sophia stark, wodurch sie immer mehr an Charakterstärke gewinnt. So können Rückschläge und Schwierigkeiten sie nicht von ihrem Zielen abbringen.
Das Buch ist sehr abwechslungsreich. Sophia hat in ihrem jungen Leben schon viel Gutes und Negatives erlebt. Auch die Liebe kommt mit Höhen und Tiefen daher.

Das Ende von Sophias Träumen kommt recht überraschend. Der Erzählstil von Corina Bomann hat mich durch die Seiten fliegen lassen.
Noch immer ist offen, was mit ihrem Sohn Louis damals geschah.
Sophia steht wieder an einer Weggabelung wir Leser warten sehnsüchtig auf Teil drei der Trilogie von den Farben der Schönheit.

Das Buch ist bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung

Sehnsüchtig erwarte ich den letzten Teil der vielversprechend den Titel: Sophias Triumph“ trägt.

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Veröffentlicht am 26.10.2021

Spannend vermittelte Geschichte

Das Kaffeehaus - Geheime Wünsche
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Nachdem mich schon die beiden voran gegangenen Teile der Kaffeehaus Trilogie, in ihren Bann zogen, war ich sehr gespannt auf den finalen Schlussteil. Schon der Titel, geheime Wünsche, macht neugierig. ...

Nachdem mich schon die beiden voran gegangenen Teile der Kaffeehaus Trilogie, in ihren Bann zogen, war ich sehr gespannt auf den finalen Schlussteil. Schon der Titel, geheime Wünsche, macht neugierig.
Wie die Vorgänger ist auch dieses Taschenbuch hochwertig als Klappenbroschur gestaltet. Durch den ähnlichen Bildaufbau des Covers mit der jungen Frau hat es einen hohen Wiedererkennungswert. Im Innenteil gibt es das Rezept der Orangentorte, die im Cafè Prinzess angeboten wird. Eine umfangreiche Liste der handelnden fiktiven und historischen Personen lädt zum Nachschlagen ein. Die Stadtpläne von Wien und das Glossar sind ebenso hilfreich für den Leser.
Das Buch schließt sich unmittelbar an den vorigen Band an. Es wird aus aus Sicht der Komtess Sophie von Werdenfels und ihrer großen geheimen Liebe, Richard von Löwenstein, erzählt.
Die Jahre 1891 bis 1897 im Habsburger Reich bilden den geschichtlichen Hintergrund. Es ist eine Zeit vieler Veränderungen. Mit der Bandbreite dieses Buches, die uns mit Künstlern, Politikern, Ärzten, dem Leben der armen Menschen, dem Hochmut des Adels, in ihrer so unterschiedlichen Vielfalt konfrontiert, hat Marie Lacrosse, die ersten beiden Bände nochmals übertroffen.

Nach dem frühen Tod ihres geliebten Onkels tritt die junge Sophie ihr großes aber auch sehr schwieriges Erbe an. Durch die von Stephan Danzer, zwar gut gemeinte aber recht komplizierte Nachlassverteilung, hat Sophie von Anfang an einen schwierigen Stand. Ihr Onkel leitete sowohl das Kaffeehaus als auch das später damit verbundene Cafè Prinzess. Das Kaffeehaus hat in Wien eine lange Tradition. Frauen sind in diesen Häusern nicht erwünscht. So übernimmt erst einmal der Chefkonditor, Toni Schleiderer, die Geschäfte im Kaffeehaus Danzer und Sophie die im Cafè, wo feine Torten, Pralinen und mehrere Kaffeespezialitäten, angeboten werden. Das urige Kaffeehaus ist ein beliebter Treffpunkt. Politiker, Maler, Literaten angehende Ärzte hielten sich stundenlang dort auf. Es wurde debattiert, geraucht, gespielt und vor allen Dingen, die vielen Zeitungen, konnten in einer separaten Leseecke kostenlos studiert werden. Hier begegnen sich viele aufstrebende Persönlichkeiten wie Dr. Sigmund Freud und Dr. Arthur Schnitzler. Aber auch der Maler Gustav Klimt, der eine andere Vorstellung von Malerei hat. Er will mit seinen Bildern polarisieren. Männer, in einer kunterbunten Mischung voller Gegensätze treffen aufeinander.

Marie Lacrosse schuf ein bildgewaltiges Gesamtwerk, das dem Leser das österreichische Leben, Ende des 19. Jahrhunderts, sehr nahe bringt. Das Kaiserhaus, welches in den vorigen Bänden noch eine wesentliche Rolle spielt, tritt nun in den Hintergrund. Stattdessen wird unter anderem der Geheimdienst und die k und k Armee beleuchtet, wo viele Dinge sehr im Argen liegen. Was eigentlich nicht mehr sein sollte, es gibt in diesem Kreis noch immer Duelle mit tödlichen Regeln. Überhaupt, Ehre und Hoffähigkeit stehen über allen Dingen. Koste es was es wolle. Das Menschen standesgemäß heiraten müssen und dadurch unglücklich werden ist oft vorhersehbar.

Geheime Wünsche, die nicht immer an das Tageslicht dringen, haben sicherlich viele in diesem Buch. Es gibt die ersten Frauenbewegungen, denn ob arm oder reich, der Mann hat die absolute Herrschaft über Frau, Kinder, Hab und Gut. Die Frauen fangen an sich zu wehren und organisieren sich. Auch Kindesmissbrauch, Homosexualität, Spielsucht und Antisemitismus. All diese Dinge fließen gekonnt in die Handlung ein und werden miteinander verwoben.
Sehr vielfältig sind die einzelnen Handlungsstränge. Mit der lebendigen Erzählweise der Autorin möchte man kaum mit dem Lesen aufhören.

Für mich ist dieser Abschlussband der grandiose Höhepunkt der Kaffee Haus Saga.Geballte Geschichte und eine ganze Reihe von später berühmten und erfolgreichen Menschen, fließen in dieses fantastische Werk ein.

Wie schon in den anderen Teilen der Saga, hat die Marie Lacrosse im Nachwort geschildert, was Wahrheit und Fiktion ist. Ihre Recherchearbeit war dieses Mal noch umfangreicher. Leider muss ich mich von dieser brillanten Trilogie verabschieden aber nicht ohne eine ausdrückliche Leseempfehlung zu geben. Die Reihe steigerte sich von Buch zu Buch, so das meine Erwartungen noch übertroffen wurden. Ich vergebe 5 Sterne für diese ausgezeichnete Leistung.

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Veröffentlicht am 17.10.2021

Ein glänzender Abschlußband

Die Schwestern vom Ku'damm: Ein neuer Morgen
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Leider heißt es nun Abschied zu nehmen. Die Tetralogie um die Schwestern vom Ku`damm hat mit dem vierten Teil ihren krönenden Abschluss gefunden. Für mich ist es der emotionalste Band, mit dem die Autorin ...


Leider heißt es nun Abschied zu nehmen. Die Tetralogie um die Schwestern vom Ku`damm hat mit dem vierten Teil ihren krönenden Abschluss gefunden. Für mich ist es der emotionalste Band, mit dem die Autorin der Reihe noch einen letzten Schliff verpasst hat und sie damit perfekt machte. Gefühlvoll und lebendig hat Brigitte Riebe die Geschehnisse um das Modekaufhaus geschildert und sehr gekonnt mit deutscher Geschichte verwoben.

Nachdem Rike, Silvie und Florentine in je einem Buch die Hauptprotagonistinnen waren, gibt es nun den lang erwarteten Abschlussband. Er wurde auf Bitten der Lesegemeinschaft geschrieben. Ursprüglich war eine Trilogie geplant.

Ein neuer Morgen, nach meiner Meinung passt dieser Titel sehr gut zur Handlung. Miriam Feldmann, genannt Miri, ist die Schwester, deren belastende Vergangenheit sie jetzt immer öfter zurück erinnern lässt und mich erschauern ließ. Für sie ist jeder neue Morgen ein Glücksmoment auf ihrem Weg dem Naziwahnsinn zu überleben. Sie ist die uneheliche Tochter von Friedrich Thalheim und Ruth Sternberg, einer Jüdin. Vordergründig nimmt die Gegenwart der Jahre 1966 bis 1971, den so genannten Swinging Sixties. den größten Teil dieses Bandes ein. Es sind Zeiten der Umbrüche, sowohl in Musik und Mode als auch in den Köpfen der Menschen. Allen voran der Jugend. Sie rebelliert und protestiert. Es kommt zu Studentenunruhen in Westberlin, der BRD und anderen westlichen Staaten. Diese enden oft in blutigen Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit.

Schon das Cover, das in knallig, frischen und fröhlichen Farben hervor sticht, lässt ahnen, dass eine neue Epoche bevor steht. Die Zeiten der Eintönigkeit und Tristesse sind vorbei. Die Menschen haben schon einen kleinen Wohlstand erreicht. Nun wollen wieder Spaß und Freude am Leben,

Wie ich es von Brigitte Riebe gewöhnt bin, zieht sie mich von der ersten Seite an in ihren Bann. Man spürt, sie will nicht nur eine Geschichte um das Kaufhaus schreiben, nein, sie will vor allen Dingen, die Leser zum Nachdenken und Hinterfragen anregen. Ihr fließender bildlicher Schreibstil trägt dazu bei, tief in der Handlung zu versinken. Diese spielt auf zwei Zeitebenen. Die fiktive Familie Thalheim lebt in einer Zeit, die auch ich als Heranwachsende erlebte. Nur ganz anders. Als Deutsche. In der DDR. Gemeinsam ist uns nur noch die Zeit bis zum Kriegsende.

Ein trauriges und gleich unter die Haut gehendes Gedicht leitet das Buch ein. Geschrieben von einem jungen Mädchen, Selma Meerbaum-Eisinger das nicht lange leben durfte.
Der Prolog beginnt mit einer besorgten Mutter, Ruth Sternberg, die nur eines im Sinn hat, die kleine elfjährige Miriam zu schützen. Sie ahnt, was durch die Nazis auf sie zukommt.
Miriam Feldmann ist fest in das Kaufhaus integriert. Sie ist dort die Chefdesignerin. Die Weichen für eine tiefgreifende Umgestaltung des Modekaufhauses werden von ihr gestellt. Die Zeit wird immer schnelllebiger und wenn die Familie das Kaufhaus weiterführen will, muss sie sich den Anforderungen einer stets wechselnden Mode stellen. Kein leichtes Unterfangen.
Familie Feldmann hat gerade ihr neues Zuhause bezogen. Aus der kleinen Jenny ist ein pubertierendes junges Mädchen geworden, das sich gegen die Eltern austestet. Und nun das Unglaubliche für Miri. Was eigentlich fast unmöglich war. Sie ist schwanger. Mit 42. Ausgerechnet jetzt trifft sie auf eine Freund aus ihrer schlimmsten Zeit. Moritz Schwarz. Ihre nicht verarbeitete Vergangenheit hat sie eingeholt und wird vor ihren Augen wieder lebendig. Mit Moritz kann sie darüber sprechen. Ihre Familie weiß nichts über Miri`s schlimmste Zeit als so genanntes U-Boot. Ihr Leben bestand aus untertauchen und angst.
Eingeflochten in aktuelle Erlebnisse beschreibt Brigitte Riebe Episoden aus Miri`s Überlebenskampf im dritten Reich. Ihre Mutter wurde schon sehr früh von den Nazis abgeholt und sie war auf sich allein gestellt. Wie gut, dass es immer wieder Menschen gab, die ihr Hilfe und Halt gaben.
Miri beginnt allmählich in der Familie über dieses gefährliche Leben zu erzählen. Es gibt immer einen kleinen Auslöser, ein Bild oder einen Geruch, der dies in ihr auslöst. Ich kann mir vorstellen, dass es für sie gut ist, darüber zu sprechen. Es ist zwar tief in ihr verschlossen aber es ist nur ein Verdrängen. Mir scheint, dass keiner der Familienmitglieder eine Ahnung davon hat, was damals mit den Juden geschah und was in Miriam vorging. Gut das es Menschen wie Moritz, der selber durch seine Krankheit, ausgegrenzt war und seine Mutter gab.
Sehr interessiert aber auch traurig begleite ich die Feldmann`s in diesen fünf Jahren der Swinging Sixties mit seinen weit reichenden Veränderungen. Jenny, die es als dunkelhäutiges Mädchen mit krausen Haaren nicht einfach hat. Miriam, die bis zur plötzlichen Frühgeburt der kleinen Lilly arbeitet. Nicht zu vergessen da Modekaufhaus, dass nach einem umfangreichen Umbau den neuen Namen Thalheim City trägt.
Wie bereits in den anderen Büchern der Ku`damm Schwestern, sind auch in diesem finalen Abschlussband die historischen Ereignisse der Zeit eingeflossen. Eine tiefgehende Familiengeschichte, die für mich ihren Höhepunkt mit diesem grandiosen Finale erreichte. Danke für dieses famose Werk, das es mir ermöglicht in die Geschichte des anderen Deutschlands einzutauchen.
Für diesen letzten Teil kann ich leider nur 5 Sterne vergeben, mehr stehen mir nicht zur Verfügung. Es erhält meine absolute Leseempfehlung. Um sich gut in die Handlung einzufinden ist es hilfreich, die ersten drei Bände zu kennen, die allesamt ein Highlight sind.

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Veröffentlicht am 08.10.2021

Bienvenue - Ein unverwechselbarer Duft

Das Haus der Düfte
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Anouk träumt seit ihrer Kindheit davon, ein eigenes Parfüm aus verschiedenen Duftnoten zu entwickeln. Sie wächst zu einer willensstarken jungen Frau heran und verfolgt zielstrebig ihren Traum. Der Zufall ...

Anouk träumt seit ihrer Kindheit davon, ein eigenes Parfüm aus verschiedenen Duftnoten zu entwickeln. Sie wächst zu einer willensstarken jungen Frau heran und verfolgt zielstrebig ihren Traum. Der Zufall meint es gut mit ihr und sie lernt Stèphan Girard kennen. Er erkennt ihre außergewöhnlich seltene Gabe, über einem ausgeprägten Geruchssinn zu verfügen.


Das Buch hat ein wunderschönes Cover. Es sticht mit den beiden Schwalben, den Rosenblüten und den typischen Häusern der südfranzösischen Region, ins Auge.

Das Thema ist gut gewählt. Bestimmt nehmen viel Frauen dieses Buch in die Hand. Die Welt der Parfümherstellung ließ mein Herz sofort höher schlagen. Ich wurde nicht enttäuscht. Es war für mich ein Lesevergnügen.
Pauline Lambert, die unter ihrem bürgerlichen Namen, sicher vielen als Autorin bekannt ist, zog mich mit diesem Buch sofort in den Bann. Von Grasse, der Welthauptstadt des Parfüms in Südfrankreich, hatte ich noch nie gehört. Sie liegt im Hinterland der Côte d'Azur. Dieser akribisch recherchierte Roman lässt mich tief in diese Gegend und die Menschen dort eintauchen. Sie alle leben von und für die verführerischen Düfte.
Anouks zog aus der Normandie mit Ihrer Mutter nach Paris, die dort eine Apotheke erbte. Sie wünscht sich, dass ihre Tochter Pharmazie studiert. Aber Anouk bewirbt sich heimlich bei Pariser Parfümschulen. Leider ohne Erfolg. Die Pharmazie ist nicht ihr Leben. Sie liebt schöne Düfte, die für sie ein Kunstwerk sind. Etliche kann sie unterscheiden. Eine glückliche Fügung führt Stèphan Girard in die Apotheke. Er erkennt ihr Talent und bietet ihr die Möglichkeit sich bei seinem Großvater, der ein Parfümimperium in Grasse aufgebaut hat, zu beweisen. Das ist ihre Chance auf die sie gewartet hat. Im Frühjahr 1952 beginnt ihr neues Leben, in einer Welt voller Düfte.
Die Handlung spielt auf verschiedenen Zeitebenen. Zwei junge Frauen sind die Protagonisten. Das sie miteinander verbunden sind, erschließt sich so langsam im Buch. Liebe, Rivalität, Krankheit, viele Überraschungen erlebt Anouk. Pauline Lambert hat einen Spannungsbogen aufgebaut, der mich mitriss.
Durch ihre gute Recherche erfahre ich sehr viel rund um die Parfümherstellung.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr bildhaft. Die Blumenfelder mit Lavendel, Rosen oder auch Veilchen und Jasmin, konnte ich sehen und riechen. Der Stadt Grasse hat sie mit diesem Buch ein Denkmal gesetzt.
Es ist für mich ein Highlight. Gern empfehle ich es weiter und vergebe fünf wohlverdiente Sterne.

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