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Veröffentlicht am 14.06.2023

Würdet ihr gerne mit Toten sprechen können?

Die Bibliothek von Edinburgh
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Wie bereits angekündigt habe ich den ersten Band der Edinburgh Nights beendet und möchte euch meine Meinung dazu natürlich nicht vorenthalten.

Das Buch wird als eine Mischung aus "The Sixth Sense" und ...

Wie bereits angekündigt habe ich den ersten Band der Edinburgh Nights beendet und möchte euch meine Meinung dazu natürlich nicht vorenthalten.

Das Buch wird als eine Mischung aus "The Sixth Sense" und "Stranger Things" angepriesen, was ich nur bedingt nachvollziehen kann. Eigentlich hat es mit dem ersten nur die "Ich sehe tote Menschen"-Thematik und mit dem zweiten nur den "Es ist ein Kind verschwunden"-Plot gemeinsam. Vom Feeling und der Atmosphäre her ist es ganz anders.

Zuerst einmal fällt einem der rotzige Schreibstil auf, der aber wunderbar zur Hauptfigur Ropa passt. Sie ist eine mutige, sehr verantwortungsbewusste Jugendliche, die selten ein Blatt vor den Mund nimmt. Ich mochte sie sehr und sie hat auch die nötige Tiefe, um die Geschichte zu tragen. Auch die übrigen Charaktere sind selten flach (mit wenigen Ausnahmen), dafür aber manchmal ziemlich skurril gestaltet. Sie alle waren auf ihre Art toll, selbst wenn ich bei manchen gerne mehr über ihre Motive erfahren hätte.

Die Story an sich hat etliche originelle Einfälle zu bieten. Da wäre zum einen die Bibliothek der Toten, die allein schon ein ganzes Buch wert wäre, aber viel zu selten für meinen Geschmack vorkommt. Und zum anderen erwarten einen einige unerwartete Wendungen und Nebenschauplätze, die die Geschichte interessant machen.

Umso mehr hat es mich geärgert, dass kaum etwas über die Hintergründe erzählt wird. Man erfährt nicht viel über die Welt, die entweder in der Zukunft oder einer alternativen Realität spielt. Und das ist streckenweise verdammt verwirrend. Vor allem da Ropa über die Magietheorie sehr viel mehr preisgibt als über die Ereignisse, die zu dem veränderten Edinburgh geführt haben. Es werden nur ein paar Dinge angedeutet, viel zu wenig, um sich ein richtiges Bild zu machen.

Außerdem gab es so zwischendurch so manche Länge, in der der rote Faden schon fast verloren ging. Da hätte ich lieber mehr Infos über die Bibliothek bekommen,was hoffentlich im zweiten Band nachgeholt wird.

Ich werde "Das Hospital von Edinburgh" auf jeden Fall lesen, aber wenn es mich nicht mehr abholt als Band 1, könnt ihr euch bald auf ein weiteres Gewinnspiel freuen 😁

Insgesamt gebe ich dem Buch 3,5 von 5 Schals.

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Veröffentlicht am 05.06.2023

Gute Unterhaltung

Die Buchhändlerin von Paris
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Heute stelle ich euch mal wieder etwas ganz anderes vor, nämlich einen historischen Roman aus den goldenen Zwanzigern. "Die Buchhändlerin von Paris" von Kerri Maher schildert die Entstehungsgeschichte ...

Heute stelle ich euch mal wieder etwas ganz anderes vor, nämlich einen historischen Roman aus den goldenen Zwanzigern. "Die Buchhändlerin von Paris" von Kerri Maher schildert die Entstehungsgeschichte von James Joyce' Ulysses aus der Sicht der Verlegerin und Buchhändlerin Sylvia Beach.

Natürlich kenne ich den Roman Ulysses und wusste schon, dass er anfangs in den USA verboten war. Aber die genauen Umstände kannte ich bisher nicht. Allein deswegen war der Roman sehr interessant zu lesen, gerade aus der Sicht der Frau, die alles ermöglicht hat.

Und das ist auch das Positive an der Geschichte: Hier werden willensstarke und mutige Frauenfiguren präsentiert, die dennoch mit ihren Zweifeln und Ängsten zu kämpfen haben, allen voran Sylvia. Die Autorin schildert den Werdegang des Buches in all seiner schmerzlichen Ausführlichkeit, wieviel Mühen, Tränen und vor allem Geld es gekostet hat und wie viel Frustration und Enttäuschung die Hauptperson erleben musste.

Und trotzdem fühlt man viel zu selten mit ihr mit. Gerade bei den wirklich emotionalen Moment kam zu wenig Gefühl bei mir an, zu sehr ähnelt die Schreibweise einem kühlen Bericht. Außerdem wirken besonders die interessanten Nebenfiguren wie Hemmingway und Ezra Pound zu leblos und wie Randnotizen, obwohl sie die Geschichte vermutlich viel mehr belebt hätten, hätte man ihnen mehr Tiefe verliehen.

Alles in allem sind besonders die historische Atmosphäre und die mutige Hauptfigur die größten Pluspunkte des Romans. Aber ein bisschen weniger nüchterne Schilderung und etwas mehr emotionale Spannung hätte dem Buch wirklich gut getan.

Insgesamt gebe ich der Story 3,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 26.05.2023

Gemischte Gefühle

Dreamcatchers
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Ich muss ganz ehrlich sagen, dieser Roman hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Es gab einige Punkte, die mir sehr gut gefallen haben, aber auch andere, die mich gestört haben. Aber der Reihe ...

Ich muss ganz ehrlich sagen, dieser Roman hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Es gab einige Punkte, die mir sehr gut gefallen haben, aber auch andere, die mich gestört haben. Aber der Reihe nach.

Was der Autor wirklich sehr gut drauf hat: Tiefgründige Charaktere zu schaffen. Und davon gibt's einige in der Geschichte, was das Ganze noch schwieriger macht. Deswegen gefiel es mir richtig gut, dass jede Person so zur Geltung kam, dass man sich perfekt in die hineinversetzen konnte. Zwar sind ein paar von ihnen absolut nicht sympathisch, aber gerade das ist für mich ein weiterer Pluspunkt. Man muss sie ja nicht mögen, um ihre Handlungen nachvollziehen zu können.

Auch die Geschichte an sich war interessant zu lesen, besonders wie die einzelnen Handlungsstränge schließlich ineinander greifen. Zwar war mir ab einem bestimmten Zeitpunkt klar, wie alles zusammenhängt, aber ich fand es trotzdem toll zu lesen, wie die einzelnen Parteien aufeinander treffen.

Was mich allerdings gestört hat, war der Genremix bzw. wie er sich zusammensetzt. Am Anfang wirkt der Roman wie ein sozial- und gesellschaftskritischer Thriller, was atmosphärisch auch sehr gut umgesetzt ist. Doch dann kommt ein Element mit rein, das meiner Meinung nach viel zu wenig Raum bekommt. Es wird ganz langsam eingeführt, was ich noch okay fand, dann aber wirkt es den Rest der Geschichte wie Beiwerk. Daraus hätte man wirklich mehr machen können. Genauer kann ich das leider nicht erklären, sonst würde ich spoilern.

Auch das Ende wirkt irgendwie zurechtgebogen. Im Verlauf der Geschichte werden bestimmte Figurenkonstellationen beschrieben, die dann am Schluss komplett aufgehoben und völlig neu zusammengewürfelt werden. Ich hab nichts dagegen, wenn bestimmte Pairings kein Happy End bekommen. So, wie es der Autor allerdings handhabt, wirkt es wenig glaubhaft und zu aufgesetzt für meinen Geschmack. Auch hier kann ich nicht viel mehr sagen, ohne zu spoilern.

Insgesamt ist es kein schlechtes Buch, vor allem was die Figuren und die gut platzierte Sozialkritik angeht. Für mich hat es 3,5 von 5 Sonnenblumen verdient.

An dieser Stelle vielen lieben Dank an Chris Bennett für das Rezensionsexemplar!!

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Veröffentlicht am 02.12.2021

Kurzweilig, aber nicht herausragend

Four Dead Queens
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Am Anfang kam ich verdammt schwer in die Geschichte rein. Man wird mitten reingeworfen in diese Welt, eine Mischung aus Fantasy, Dystopie und Science Fiction, und muss sich erstmal zurechtfinden. Auch ...

Am Anfang kam ich verdammt schwer in die Geschichte rein. Man wird mitten reingeworfen in diese Welt, eine Mischung aus Fantasy, Dystopie und Science Fiction, und muss sich erstmal zurechtfinden. Auch der Wechsel zwischen der Perspektiven der Königinnen und der weiblichen Hauptfigur Keralie sorgte bei mir zuerst für leichte Verwirrung.

Doch ab einem gewissen Punkt, nachdem man erkennt, wohin die Story in etwa gehen wird, fiel es mir leichter durchzusteigen und ich wurde regelrecht von der Handlung mitgerissen. Der flüssige Schreibstil und die vielen, teils unerwarteten Wendungen haben mir sehr gut gefallen, obwohl das eigentliche Ende dann doch etwas vorhersehbar war.

Die Charaktere mochte ich sehr gerne, allen voran Keralie mit ihrem inneren Konflikt, hin- und hergerissen zwischen ihrer Familie und ihrem Leben. Auch Varin war sehr interessant als eigentlich empathieloser Eonist, der allmählich seine Gefühle entdeckt und zulässt. Dagegen wirken leider die Bösen der Geschichte etwas eindimensional, was vermutlich auch daran liegt, dass man kaum beziehungsweise erst spät von ihrer Vorgeschichte erfährt.

Alles in allem war das Buch sehr unterhaltsam und kurzweilig, wenn man sich erst eingelesen hat. Aber ich werde es wohl nicht noch mal lesen.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Kruder Verschwörungsthriller

JOE 9/11
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Ich muss zugeben, ich habe eine kleine Schwäche für Verschwörungstheorien, solange sie gut geschrieben sind und mich mitreißen können. Auf dieses Buch trifft beides eher weniger zu, obwohl die Inhaltsangabe ...

Ich muss zugeben, ich habe eine kleine Schwäche für Verschwörungstheorien, solange sie gut geschrieben sind und mich mitreißen können. Auf dieses Buch trifft beides eher weniger zu, obwohl die Inhaltsangabe verdammt viel versprechend klang.
Bereits mit den Figuren tat ich mir schwer. Ich habe wirklich nichts dagegen, wenn mir Protagonisten unsympathisch sind, oft macht gerade das einen Großteil ihrer Glaubwürdigkeit aus, besonders bei den vermeintlich Bösen. Aber eine gewisse Tiefe sollten sie dabei schon vorweisen können, damit sie mich von sich überzeugen. Dann bin ich auch gerne bereit, sie so richtig zu verabscheuen. Doch weder Peter noch Martty noch der ominöse Joe haben irgendetwas in mir ausgelöst, keine positive und auch keine negative Reaktion auf ihr Verhalten oder ihren Charakter. Sehr oft erschienen sie mir wie Karikaturen irgendwelcher Stereotypen, sodass mir ihr Schicksal nicht im Mindesten nahe gegangen ist. Das stellt für mich einen großen Minuspunkt für das Buch dar, da es mir dadurch gleichzeitig nicht leicht gefallen ist, mich in die Story hineinzufinden.


Der Schreibstil bereitete mir ähnliche Schwierigkeiten. Ich muss gestehen, es gibt wirklich Passagen in dem Roman, die mir sprachlich richtig gut gefallen haben. In diesen wurde eine gewisse Stimmung transportiert und es kam vereinzelt sogar Spannung auf. Andere Szenen wiederum wirken eher wie Versatzstücke aus einem Drehbuch, abgehackt, unpersönlich und unzusammenhängend. Man springt von einer Handlung zur nächsten, was so überhaupt keine passende Atmosphäre für einen Thriller erzeugt.
Und dabei finde ich die Idee dahinter gar nicht mal so schlecht: Die völlige neue Interpretation der Ereignisse des elfte Septembers ist mal was ganz Anderes, skurril zwar, aber im Grunde herrlich abgedreht und teilweise wirklich schön satirisch und zynisch. Allerdings ist die Umsetzung des Ganzen gar nichts für mich. Zuviel bleibt im Dunkeln, was nicht zu schlimm wäre, könnte man sich sonst in die Geschichte hineinfühlen. So kommt es einem vor wie abstrakte Kunst, die den Betrachter vollkommen außen vor lässt, eine Thematik, die auch im Text ausdiskutiert wird, wo der eigentliche Bösewicht Kommerzialisierung scharf verurteilt. Dass dieses Werk ebenfalls zum Verkauf angeboten wird, macht Joes Vorwürfe nicht unbedingt überzeugender.



Fazit

Joe 9/11 von Thomas Antonic und Janne Ratia ist ein Werk, mit dem ich mir sehr schwer getan habe. Zwar hörte sich der Plot und die Idee dahinter spannend und viel versprechend an und hatte auch trotz oder gerade wegen seiner abgedrehten Wendungen viel Potential, mich zu begeistern. Zudem haben mir kurze Abschnitte sprachlich wirklich gefallen.
Leider konnte ich den Figuren so gar nichts abgewinnen, da sie auf mich zu platt wirkten. Und der wilde Stilmix, der zu wenig enthüllt, hat mich eher gelangweilt als mich zu packen.
Wer Verschwörungstheorien abseits des Üblichen mag, sich mit karikativen Stereotypen anfreunden kann und abstrakte satirische Texte liebt, für den ist dieses Buch wohl wesentlich besser geeignet als für mich.

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