Derb und munter
Hase hat Bär beklaut. Deshalb unterbricht dieser seinen Winterschlaf, bzw. ihren Winterschlaf, denn Bär ist eigentlich eine Sie, sodass die Bär verwendet wird (aber nicht immer). Wie es sich für weibliche ...
Hase hat Bär beklaut. Deshalb unterbricht dieser seinen Winterschlaf, bzw. ihren Winterschlaf, denn Bär ist eigentlich eine Sie, sodass die Bär verwendet wird (aber nicht immer). Wie es sich für weibliche Figuren gehört, ist Bär sehr mütterlich, sorgt sich um Hase, will mit ihm spielen und ahnt nicht, dass er sie beklaut und betrogen hat.
Doch dann kommt der Wolf ins Spiel, und für Hase wird es wirklich gefährlich. Jetzt ist es gut, dass Bär ihm hilft und das bringt ihn zum Umdenken.
An vielen Stellen ist die Sprache sehr pointiert, witzig, clever genutzt und erzählt eine rasante Geschichten, getrieben von Missverständnissen und Verrat. Andererseits wird seitenlang auf den Köteln herumgeritten, die Hase vertilgt, was ein witziger Nebenschauplatz sein könnte, bekommt so viel zu viel Gewicht, obwohl es zur eigentlichen Geschichte nichts beiträgt.
Sehr ansprechend finde ich die Illustrationen, die mit Blau als einziger Farbe auskommen und eine ganz eigene Atmosphäre schaffen. Die Tiere sind weder süßlich noch disneyartig dargestellt und bekommen so einen ganz eigenen Charakter. Auf den Bildern ist so einiges zu entdecken.
Vermutlich ist die Übersetzung an der seltsamen Die-Bär-Konstruktion verantwortlich, es fragt sich nur, welchen Mehrwert das für den Text bietet.
Schon der Titel lässt auf eine freche Geschichte hoffe: „Rotzhase und Schnarchnase“ und bietet damit auch gleich einen Interpretationsansatz. Der rotzfreche Hasenlöffel amüsiert sich auf Kosten des schnarchnasigen Bären, soweit so gut, so ansprechend. Dazu passen der Schreibstil und die Illustrationen wie die Faust aufs Auge. Sehr schön auch der Versuch, einen Schneemann zu bauen, weil sich hieran gut zeigen lässt, wie sich Hase im Laufe der Geschichte verändert. Für die jungen Leserinnen und Leser – das Buch ist für Sechsjährige konzipiert – ist sicher auch die Geschichte mit der schlappen Möhre (die Hase Bär erst geklaut hat und ihr dann schenkt) ziemlich witzig. Leider wird das nicht durchgehalten.
Trotzdem handelt es sich um ein lesenswertes Buch, das der Zielgruppe sicher das eine oder andere Kichern abluchsen wird.