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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.01.2022

Abwechslungsreich

Die Wahrheit über das Lügen
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Der erste Kurzgeschichten-Band von Benedict Wells sammelt zehn recht unterschiedliche Geschichten aus zehn Jahren. Manche sind eher unterhaltsam, manche zum drüber nachdenken. Überrascht hat mich die fantastisch-übersinnliche ...

Der erste Kurzgeschichten-Band von Benedict Wells sammelt zehn recht unterschiedliche Geschichten aus zehn Jahren. Manche sind eher unterhaltsam, manche zum drüber nachdenken. Überrascht hat mich die fantastisch-übersinnliche Note einiger Geschichten – das kannte ich aus seinen Romanen so noch nicht. Für mich deshalb ein neuer, interessanter Teil seines literarischen Schaffens.

Veröffentlicht am 19.01.2022

Unterhaltsames aus den ersten Corona-Monaten

Der verlorene Sommer
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Wladimir Kaminer beschreibt wie gewohnt sehr unterhaltsam, eher unbeschwert und sehr subjektiv die erste Corona-Zeit. Ich kann verstehen, wenn man von Corona die Schnauze voll hat und dazu nichts mehr ...

Wladimir Kaminer beschreibt wie gewohnt sehr unterhaltsam, eher unbeschwert und sehr subjektiv die erste Corona-Zeit. Ich kann verstehen, wenn man von Corona die Schnauze voll hat und dazu nichts mehr hören und sehen will, aber wenn man doch mal etwas unterhaltsames zu dem Thema lesen möchte, dann gerne das hier.

Veröffentlicht am 14.01.2022

Düstere Ukraine

Hundepark
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In ihrem neusten Buch thematisiert die finnische Autorin Sofi Oksanen das umstrittene Geschäft mit Eizellen in der Ukraine. Für ungewünscht Kinderlose kann Eizellspende eine Chance sein – die Spenderinnen ...

In ihrem neusten Buch thematisiert die finnische Autorin Sofi Oksanen das umstrittene Geschäft mit Eizellen in der Ukraine. Für ungewünscht Kinderlose kann Eizellspende eine Chance sein – die Spenderinnen wiederum können hier zwar verhältnismäßig viel Geld verdienen, müssen dafür aber oft mit den physischen und psychischen Folgen kämpfen. Für mich war das ein neues Thema – zuvor hatte ich in diesem Dunstkreis (und auch u.a. in der Ukraine angesiedelt) nur von dem Geschäft Leihmutterschaft gelesen, das hier aber keine Rolle spielt. Beides interessante, kontroverse Themen, die es wert sind, besprochen zu werden.
Es bleibt in "Hundepark" aber nicht nur beim Thema Eizellspende. Bei den dubiosen Geschäften und Gaunereien, die so gut wie alle Protagonist*innen betreiben, habe ich manchmal den Überblick verloren und nicht immer alles verstanden. Das war etwas schade – verständlich war das Buch im großen und ganzen aber dennoch.

Interessant und packend für mich vor allem das Bild der Ukraine, das die Autorin zeichnet. Eckpunkte der tragischen Geschichte des Landes im 20. und ganz aktuell ja auch im 21. Jahrhundert werden immer wieder aufgegriffen und mit der eigentlichen Geschichte verknüpft. Es bildet sich ein vielleicht etwas klischeehaftes, fast schon hoffnungsloses Bild. Das Schöne, das die Ukraine ja durchaus auch zu bieten hat, klingt nur ganz zaghaft an und hat gegen die Düsternis keine Chance. Das Buch hat mich nachdenklich zurück gelassen.

Veröffentlicht am 03.01.2022

Szenen eines Ankommens auf dem Land

Meter pro Sekunde
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Die namenlose Protagonistin berichtet szenenhaft aus ihrem Leben. Bestimmt wird dieses durch ihren Schwierigkeiten mit dem Landleben (sie ist erst vor kurzem aus der Stadt hierher umgezogen), dem Elternsein ...

Die namenlose Protagonistin berichtet szenenhaft aus ihrem Leben. Bestimmt wird dieses durch ihren Schwierigkeiten mit dem Landleben (sie ist erst vor kurzem aus der Stadt hierher umgezogen), dem Elternsein und dem Erlangen des Führerscheins. Dies könnte entweder sehr langweilig sein oder aber sehr klamaukig. Aber die Autorin Stine Pilgaard schafft es, dass diese Beschreibungen unterhaltsam, manchmal auch witzig, seltener nachdenklich, durch die Kürze der Episoden aber auch recht abwechslungsreich sind.
Die zwei weiteren zentralen Elemente sind die Zuschriften an den Kummerkasten der Lokalzeitung, die von der Ich-Erzählerin mal einfühlsam, mal etwas launig (und gerne auch sehr ich-bezogen) beantwortet werden, und die Heimvolkshochschule (offenbar eine originär dänische Einrichtung - eine Art Internat auf Zeit für junge Erwachsene), in der sie mit ihrem Partner, der dort Lehrer ist, lebt. Beides birgt diverse, vielfältige kleinste Nebengeschichten.
Insgesamt entsteht eine Charakterisierung einer Mittdreißigerin unserer Zeit, die (erst) jetzt richtig in ihrem Leben ankommt.
Eine richtige Handlung oder gar einen spannenden Plot gibt es nicht, was mich hier aber nicht gestört hat. Ich fand es ein stimmiges, unterhaltsames Buch.
Sprachlich im Detail oft sehr bildhaft, auch witzig, nachdenklich. Aber dennoch flüssig lesbar.

Veröffentlicht am 04.12.2021

Aus der Bahn geworfene Menschen

Ich nannte ihn Krawatte
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"Ich nannte ihn Krawatte" von Milena Michiko Flasar ist ein Buch über Menschen, die aus der Bahn geworfen wurden; die mit sich selbst, dem Leben und der Gesellschaft hadern. Und auch über Freundschaft.
Trotz ...

"Ich nannte ihn Krawatte" von Milena Michiko Flasar ist ein Buch über Menschen, die aus der Bahn geworfen wurden; die mit sich selbst, dem Leben und der Gesellschaft hadern. Und auch über Freundschaft.
Trotz der 'nur' 136 Seiten keine schnelle Lektüre, sondern eine für die man sich Zeit nehmen sollte, um auch die Zwischentöne wahrzunehmen. Es lohnt sich!