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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.12.2021

Ganz ok

Regenglanz
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Simon und Alissa begegnen sich in einem Tattoo-Studio. Er möchte das peinliche Tattoo, dass er sich einst für seine Ex hat stechen lassen, unter einem neuen verschwinden lassen, sie studiert an der Kunsthochschule ...

Simon und Alissa begegnen sich in einem Tattoo-Studio. Er möchte das peinliche Tattoo, dass er sich einst für seine Ex hat stechen lassen, unter einem neuen verschwinden lassen, sie studiert an der Kunsthochschule und arbeitet dort. Obwohl Alissa sich fest vorgenommen hat, sich niemals in einen Kunden zu verlieben, muss sie sich schon bald eingestehen, etwas für Simon zu empfinden - und ihm geht es ähnlich.

Normalerweise habe ich in solchen Romanen eher ein Problem mit dem Typen als mit der Frau - hier war es andersherum. Simon ist insgesamt wirklich ein guter Kerl. Alissa dagegen hat mich nach einer Weile sehr angestrengt, weil sie sich von allen (und von ihrer kleinen Schwester im Besonderen) herumschubsen lässt und nie etwas dagegen tut. Dabei kann sie nichts für das, was geschehen ist, und ihre Schwester und ihr Vater verhalten sich wirklich unmöglich ihr gegenüber. Doch statt das klarzustellen, versucht sie weiter, die Liebe der beiden zurückzugewinnen.

Von diesem einen Punkt abgesehen ist "Regenglanz" nicht viel anders als die meisten anderen Bücher des Genres auch. Es lässt sich gut und zügig lesen und bietet nette Unterhaltung für zwischendurch, aber die Protagonistin war mir letzendlich doch zu schwach und den entscheidenen Plottwist fand ich mehr als unglaubwürdig.

Veröffentlicht am 05.12.2021

Mit einigen Schwächen, aber unterhaltsam

Barbara stirbt nicht
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Herr Schmidt ist es gewohnt, von seiner Frau Barbara umsorgt zu werden. Als diese dann plötzlich erkrankt und er den Haushalt selbst übernehmen muss, stellen sich Überforderung und Verdruss ein: Wie genau ...

Herr Schmidt ist es gewohnt, von seiner Frau Barbara umsorgt zu werden. Als diese dann plötzlich erkrankt und er den Haushalt selbst übernehmen muss, stellen sich Überforderung und Verdruss ein: Wie genau macht man eigentlich Kaffee? Und wie funktioniert das mit dem Kochen?

Schon bald entdeckt Walter Schmidt in den Untiefen des Internets ein Forum, in dem sich regelmäßig Menschen über Rezepte austauschen, und macht so das Kochen und Backen zu seiner neuen Passion. Mit seiner griesgrämigen Art braucht es jedoch ein wenig, bis er sich unter den anderen Menschen zurechtfindet.

"Barbara stirbt nicht" punktet nicht gerade mit sympathischen Protagonisten. Herr Schmidt macht sich bei Mitmenschen und Leser/innen meist eher unbeliebt. Und doch schließt man ihn auf eine ganz merkwürdige Art ins Herz, weil er einem eigentlich nur leidtun kann, dieser ältere Herr, der keine Ahnung vom Leben hat und der trotz aller Beschwerden doch versucht, für seine Frau zu sorgen.

Insgesamt hat mir am Ende aber etwas gefehlt - ein bisschen mehr Wärme in der Handlung, ein wenig mehr logisches Denken und Handeln der Figuren, ein etwas klärenderes Ende. Dennoch ist "Barbara stirbt nicht" eine schöne Geschichte übers Leben, die (fast muss man sagen: leidder) mehr oder weniger genauso auch in der Realität geschehen könnte.

Veröffentlicht am 29.11.2021

Schön, aber ein bisschen zu "glatt"

Das geheime Leben des Albert Entwistle
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Albert steht kurz vor der Rente. Sein ganzes Leben lang hat er bei der Post gearbeitet und Briefe zugestellt, und doch ist er ein sehr in sich gekehrter Mensch. Bis seine Katze stirbt und ihm nun plötzlich ...

Albert steht kurz vor der Rente. Sein ganzes Leben lang hat er bei der Post gearbeitet und Briefe zugestellt, und doch ist er ein sehr in sich gekehrter Mensch. Bis seine Katze stirbt und ihm nun plötzlich klar wird: Er möchte nicht den lieben langen Tag alleine zuhause verbringen, und das für den Rest seines Lebens. Doch Albert hat nie geheiratet, wirkliche Freunde hat er nicht und auch auf der Arbeit ist er meist eher für sich geblieben. Als ihm bewusst wird, wie einsam er ist, beschließt Albert, das zu ändern. Und das nicht nur, indem er sich an den Unterhaltungen seiner Arbeitskollegen beteiligt, sondern vor allem auch, indem er sich auf die Suche nach seiner Jugendliebe macht - George.

Im Zentrum des Romans steht das Coming-Out eines Mannes, der in seiner Jugend bestraft wurde für die Liebe zu einem Mann, und der sich deshalb immer weiter vor der Welt, aber auch vor seinen eigenen Gefühlen verschlossen hat. Aus Angst musste Albert sich sein Leben lang versteckt halten und so fällt es ihm nun schwer, alte und festgefahrene Strukturen zu durchbrechen. Doch Albert ist ein stärkerer Charakter, als er selbst vielleicht weiß, und so macht er im Laufe des Romans eine wirklich schöne Entwicklung durch.

Was mir ein bisschen gefehlt hat sind die Hindernisse auf der Suche Alberts. Rückblickend werden immer wieder Szenen aus seiner Jugend und der gemeinsamen Zeit mit George eingeschoben, in denen sehr gut spürbar wird, wie verzweifelt und hilflos die beiden jungen Männer ob des irrationalen Hasses anderer Menschen waren. Eine ähnlich ausgearbeitete Darstellung hätte ich mir auch für den Gegenwarts-Handlungsstrang gewünscht, stattdessen läuft hier alles recht glatt ab.

Davon abgesehen bietet der Roman aber gute Unterhaltung und setzt ein wichtiges Thema schön um!

Veröffentlicht am 23.09.2021

Hätte besser sein können

Schmetterling aus Staub
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Mika wächst behütet in einer Welt auf, in der die Menschen glücklich sind. Alle sind entspannt und zufrieden, denn sie sind Harmonier. So hat es zumindest der Test entschieden, dem sie alle sich mit 8 ...

Mika wächst behütet in einer Welt auf, in der die Menschen glücklich sind. Alle sind entspannt und zufrieden, denn sie sind Harmonier. So hat es zumindest der Test entschieden, dem sie alle sich mit 8 Jahren unterziehen mussten und der die Menschen in Harmonie-, Macht-, Ehrgeiz- und Risikomenschen einteilt. Jede der vier Gruppen hat eine eigene Stadt, in der alles perfekt auf die jeweilige Persönlichkeit abgestimmt ist: Job, Erziehung, sogar die Nahrung und das Freizeitangebot. Wird bei einem Kind ein anderer Persönlichkeitstyp festgestellt als bei seinen Eltern, dann wird es einfach dem Testergebnis entsprechend in eine andere Stadt einsortiert. Mika selbst hat alles daran gesetzt, damit ihr das nicht passiert, denn schon früh hat sie festgestellt, dass sie so harmoniebesessen eigentlich gar nicht ist. Aber wer will schon aus seiner Familie gerissen werden? Also lebt sie Tag für Tag, Jahr für Jahr in Seelenheide und bekommt immer mehr das Gefühl, da nicht hinzugehören. Bis eines Nachts plötzlich ein Risikojunge auf ihrer Gartenmauer sitzt, der das System stürzen möchte.

Der Einstieg hat mir sehr gut gefallen und mich ein wenig an "Hüter der Erinnerung" von Lois Lowy erinnert. Auch die Grundidee hinter der Story fand ich toll und so kam ich anfangs wirklich gut zurecht. Mit der Zeit hat mich dann jedoch die Protagonistin Mika zusehends genervt; ihre charakterliche Entwicklung vollzieht sich wenn überhaupt nur sehr langsam, sie ist häufig sehr ängstlich und weinerlich und wirkt eher passiv und weltfremd. Viel spannender fand ich da die Nebenfigur Janna, ein Machtmädchen, das hin- und hergerissen ist zwischen seinem Drang, andere zu befehligen, und seinem innerlichsten Wunsch nach Liebe, Wertschätzung und Geborgenheit. Mit ihr im Fokus hätte ich die Geschichte viel mehr genossen. Dazu kommen hin und wieder einige Punkte, die nicht direkt Logikfehler in dem Sinne darstellen, die aber deutlich detaillierter hätten ausgearbeitet werden müssen, um wirklich Sinn zu ergeben.

Ich bin also etwas zwiegespalten, was ich von diesem Buch halten soll. Für "zwischendurch" ist es allemal gut, vollkommen überzeugen konnte es mich aber nicht!

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Tatsächlich ein recht langatmiger Tag

Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García
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Pedro ist Postbote auf Lanzarote. Doch schon lange besteht seine Hauptaufgabe nicht mehr im Austragen von Briefen, sondern vielmehr im Verteilen von Werbeprospekten, da kaum mehr jemand echte Korrespondenzen ...

Pedro ist Postbote auf Lanzarote. Doch schon lange besteht seine Hauptaufgabe nicht mehr im Austragen von Briefen, sondern vielmehr im Verteilen von Werbeprospekten, da kaum mehr jemand echte Korrespondenzen per Post führt. Um dennoch seinen Job behalten zu können, muss er den Schein wahren und mit seiner Dienst-Honda monatlich eine gewisse Streckenzahl zurücklegen, die er jedoch kaum erreichen würde, wenn er nur seinen normalen Arbeitsweg beim Postaustragen damit zurücklegen würde. Und so fährt er regelmäßig mehrmals die Woche zu seinem zig Kilometer entfernt gelegenen Lieblingscafé, holt seinen Sohn Miguel von der Schule ab und ist auch sonst recht viel mit ihm unterwegs. Doch dann trennt sich Pedros Freundin und Mutter seines Sohnes von ihm und zieht mit dem Kind fort. Pedro ist am Boden zerstört und fsst erst wieder Hoffnung, als er auf Amado, einen Flüchtling, trifft. Gemeinsam mit ihm und seinem Freund Tenaro setzt Pedro nun alles daran, Miguel wiederzusehen.

Während Pedro mit der zunehmenden Digitalisierung und dem Verlust seines Sohnes kämpft, erfährt man nebenbei eine ganze Menge über die Geschichte der Insel, die schön in die Geschichte eingeflochten sind. Pedro und die anderen Figuren waren mir sympathisch, hätten aber durchaus noch tiefgründiger gestaltet werden können. Das Gefühl, dass sie wirklich individuelle Persönlichkeiten sind, hatte ich beim Lesen nicht - sie waren mir insgesamt einfach zu flach.

So schnell ich am Anfang des Buches in die Geschichte hineingefunden habe, so schnell wurde meine Lesebegeisterung dann auch wieder ausgebremst: Ich fand die Geschichte über weite Strecken viel zu langatmig und ohne erkennbaren Spannungsbogen, viele Ereignisse erschienen mir wahlweise irrelevant für den Fortlauf der Geschichte oder waren merkwürdig überspitzt dargestellt. Für meinen Geschmack hätte hier deutlich gekürzt werden können. So fiel es mir leider recht schwer, wirklich dranzubleiben, weil die Geschichte so gemütlich vor sich hingedümpelt ist ohne je wirklich an Fahrt aufzunehmen.

Fazit: Eine nette, sommerliche Lektüre für zwischendurch, aber die Tiefe und das entscheidende Etwas haben mir definitiv gefehlt.