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Veröffentlicht am 06.12.2021

Feinfühlig und nachdenklich, mit leisem Humor

Oh, William!
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Ich habe bisher schon einige der Bücher von Elizabeth Strout gelesen; insofern ist Lucy Barton für mich keine neue Figur.

Ich war sehr gespannt, was in "Oh William!" noch Neues kommt, und wurde nicht ...

Ich habe bisher schon einige der Bücher von Elizabeth Strout gelesen; insofern ist Lucy Barton für mich keine neue Figur.

Ich war sehr gespannt, was in "Oh William!" noch Neues kommt, und wurde nicht enttäuscht.

Lucy Barton ist älter und sehr viel reifer, aber keineswegs langweiliger, geworden. Es werden immer wieder Rückblicke aus ihrem Leben - teils mit, teils ohne William - erzählt, in anekdotenhafter Form. Das macht die erzählte Gegenwart verständlicher, frischt die Erinnerung des Lesers nochmal auf und macht das Buch m.E. auch zu einer interessanten Lektüre für diejenigen, die die "Vorgänger"-Bücher nicht kennen.

Nicht nur Lucy, sondern auch William und die Töchter werden teils unter anderen Aspekten betrachtet als in den Büchern vorher.

Sehr gut nachvollziehbar, feinfühlig, intelligent und mit einem ganz leisen Humor erzählt Elizabeth Strout von der Reise zur Halbschwester, flicht Gedanken, Philosophisches und Emotionales, auf ihre wunderbare Art mit ein. Sie kann sich sehr gut in eine Frau des Alters von Lucy und ihres bisher gelebten Lebens hinein versetzen und dies widerspiegeln, ohne Klischees und laute Töne. Es geht auch um Schuld und Verzeihung und Vergessen.

Für mich ein sehr angenehmes Buch, auch passend zur ruhigen Jahreszeit.

Ausgesprochen schön finde ich auch das Cover, zarte gezeichnete Blumen im provencalischen Stil, passen gut zum INhalt.

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Veröffentlicht am 29.11.2021

Ein sprachlich-sinnlicher Genuss

Stadt der Mörder
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Das Buch lockt bereits durch sein wirklich ausgesprochen schönes, künstlerisch gestaltetes Cover. Eine Frau hinter einer Autotür - steigt sie gerade aus oder ein? -, mit glattem Gesicht, die Augen hinter ...

Das Buch lockt bereits durch sein wirklich ausgesprochen schönes, künstlerisch gestaltetes Cover. Eine Frau hinter einer Autotür - steigt sie gerade aus oder ein? -, mit glattem Gesicht, die Augen hinter Haaren und Hut verborgen, zarte Hände... Darunter scherenschnittartig eine "typisch Paris" Fotocollage, mit angedeutetem Eiffelturm, Straßenlaternen, Seine-Brücke, Tauben in der Luft, einem rennenden Mann in Schwarz - man fragt sich, was er mit der Frau zu tun hat. Sucht er sie? Rennt er, um sie zu retten? Oder vor ihr weg? Oder sind ihre Lebensstränge (noch) gar nicht verwoben?

Schon das Cover vermittelt die Ahnung von einer spannenden Geschichte, von Geheimnis und Leidenschaft. Wunderschön die Kombination aus Schwarz und Gold, sehr gut passend zu den 20ern.

Richtig gut gelungen.

Der Roman hat mich völlig begeistert mit seiner grandiosen bildhaften Sprache, beeindruckenden Sätzen und vielen - aber nicht ZU vielen - wirklich gut getroffenen Metaphern.

Die Personen werden gut eingeführt, nicht zu verwirrend, klar voneinander abgegrenzt und offensichtlich sich aufeinander zu und miteinander bewegend. TOLL von Anfang an die vielen kleinen Details und Beobachtungen, die die einzelnen Menschen charakterisieren.

Auch die Art der Dialoge passt für mich in meiner Vorstellung gut zu der Zeit der 20er Jahre.

Die textlichen Beschreibungen mischen Faszination mit leichtem Grusel, Gänsehaut mit Traumgefühl. Eine wirklich berauschende Sprache.

Vor dem Lesen wusste ich zwar Vages über die Surrealisten, aber sehr vieles ist mir durch die Beschreibungen im Roman deutlicher, plastischer, greifbarer geworden.

Die Szenerien sind stellenweise mehr als düster, aber sehr gut und "schauderhaft" geschildert. Viele der Figuren haben sich im Lauf des Romans sehr interessant entwickelt, vom scheinbar Guten zum Bösen, vom Naiven zum klar(er) Sehenden, vom Bösen zum Schwachen...

Die Handlung wechselt zwischen den oft "unwirklich" erscheinenden Szenen rund um die Surrealisten und greifbarer Realität. Die Spannung hat mich immer wieder fest gepackt und mich das letzte Drittel des Buches in einem Rutsch durchlesen lassen, bis zum furiosen Finale.

Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 13.11.2021

Richtig gute Unterhaltung

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
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Das Buch „beginnt“ schon mit einem wunderschönen Cover. Jugendstilmäßig inspiriert, passend zu den 20er Jahren, in denen es spielt, mit hübschen ornamental-floralen Verzierungen.
2 Frauen, die sich gegenüber ...

Das Buch „beginnt“ schon mit einem wunderschönen Cover. Jugendstilmäßig inspiriert, passend zu den 20er Jahren, in denen es spielt, mit hübschen ornamental-floralen Verzierungen.
2 Frauen, die sich gegenüber stehen, beide auf ihre eigenwillige Art schön, gut gekleidet und aufwändig frisiert und „geschmückt“ im Stil der damaligen Mode. Sie schauen sich nicht direkt an, eher etwas aneinander vorbei, erstaunt, kritisch, aber durchaus nicht unfreundlich.
Im Hintergrund in Sepia und Pastell Szenen aus dem alten Berlin.mit Gebäuden, Droschken, Pferdefuhrwerken und noblen Automobil-Karossen.

Das Buch hat mich von der ersten Seite an gepackt. Der Stil der Autorin ist flüssig und äußerst lebendig. Die Figuren entstanden direkt vor meinem inneren Auge, sind sehr gut charakterisiert. Vicki Baum, Rosalie Gräfenberg und Lilli sind aktive Frauen, beruflich und amourös gesehen, eigenwillig und interessant, jede auf eine ganz andere, eigen Art..
Selbst die 5 Ullstein-Brüder stürzen einen als Leser nicht gleich ins große Verwirrspiel („Wer ist nochmal wer und arbeitet warum gegen wen?“), sondern sind klar und gut gegeneinander abgegrenzt.
Auch die Liebesgeschichten von Rosalie und Lilli sind glaubwürdig und spannend, ohne Kitschverbrämung.
Die ganze Geschichte ist sehr gut und glaubwürdig erzählt. Menschliche Abgründe werden beleuchtet. Die Menschen verändern sich in ihren Verhaltensweisen und Charakterzügen, immer logisch und spannend aufgebaut, was ich sehr zu schätzen weiß.
Die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe der 20er Jahre in Berlin fließen sehr gut mit ein.
Die Konstellationen der einzelnen Personen untereinander verändern sich, und in den familiären, amourösen und geschäftlichen Gruppierungen ändern und verschieben sich immer wieder die Machtverhältnisse. Die Autorin schildert das sehr lebendig und für mich als Leserin sehr gut nachvollziehbar.
Nur für einen Teil der Hauptpersonen gibt es ein „Happy End“, auch das gefällt mir gut.
Die Personen fand ich so interessant, dass ich mich nach dem Beenden des Buches tatsächlich im Internet über die „wirklichen“ Mitglieder der Familie Ullstein informiert habe.
Insgesamt war das Buch für mich eine sehr angenehme Überraschung; ich hätte relativ „leichte Kost“ erwartet; und nun war es für mich richtig gute Unterhaltung mit einigen „Tiefgängen“.

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Veröffentlicht am 26.10.2021

Ein Mutmachbuch - perfekte Winterlektüre

Die vier Winde
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Wunderschönes Cover. Das Schwarz symbolisiert für mich die Düsternis, in der Elsas Leben zu Beginn liegt, das Trübe. Die im strukturierten Print aufgedruckten goldenen Ähren machen Hoffnung, stehen einerseits ...

Wunderschönes Cover. Das Schwarz symbolisiert für mich die Düsternis, in der Elsas Leben zu Beginn liegt, das Trübe. Die im strukturierten Print aufgedruckten goldenen Ähren machen Hoffnung, stehen einerseits für die zunächst üppigen reichen Getreidefelder in Texas, aber auch im übertragenen Sinn für Aufbruch und Ernte.

Kristin Hannah versteht es meisterhaft, die Emotionen von Elsa zu erfassen, ihre Sehnsucht nach Liebe und Gesehen-Werden, die sie zunächst wider ihren Willen in eine Schwangerschaft, Ehe und eine neue Familie treiben. In der sie dann wiederum um Anerkennung und Liebe Kämpft, diese zumindest teilweise auch erhält.

Wir begleiten Elsa weiter auf ihrem Weg mit Mann und Kindern, der sie irgendwann aus wirtschaftlichen Gründen zur Flucht nach Kalifornien zwingt. Dabei scheint sie zunächst jede Art von Liebe und Geborgenheit wieder zu verlieren. Dann aber findet sie unerwartet das, was sie bei Eltern und Ehemann vermisst, nach anfänglicher Zurückweisung bei ihren Schwiegereltern und Kindern.

Die Autorin schafft es mit ihrer lebendigen und eindringlichen Sprache, uns alles hautnah mit erleben zu lassen, wir hungern, frieren, zittern, freuen uns, schöpfen Hoffnung, finden Mut, stürzen immer wieder in Verzweiflung, schreien an gegen Ungerechtigkeit.

Es ist alles sehr spannend geschrieben, dazu gefühlvoll und durchaus nicht oberflächlich. Die einzelnen Charaktere sind gut beschrieben und verändern sich, entwickeln sich. Alle haben Ecken und Kanten, Macken und Schwächen, es gibt kein reines Schwarz oder Weiß, Gut oder Böse.

Jede einzelne der Figuren war mir nahe beim Lesen, nicht unbedingt sympathisch, das wäre ja auch nicht der Sinn, aber nachvollziehbar, verständlich, Emotionen der unterschiedlichsten Art weckend.

Der Lebensweg von Elsa und ihren Kindern ist sehr eindringlich beschrieben, flüssig und schlüssig, spannend und aufregend bis zur letzten Seite.

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Veröffentlicht am 21.10.2021

Erfrischend und echt

Muttl auf Reisen
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Mir hat das Ganze Buch sehr viel Spaß gemacht.

Schon das Cover macht gute Laune und versetzt einen in Aufbruchstimmung. Der Bus, der "rund" um den Globus zu krabbeln scheint, suggeriert sowohl Reiselust ...

Mir hat das Ganze Buch sehr viel Spaß gemacht.

Schon das Cover macht gute Laune und versetzt einen in Aufbruchstimmung. Der Bus, der "rund" um den Globus zu krabbeln scheint, suggeriert sowohl Reiselust als auch Individualismus und die Einstellung, das Leben und auch das Reisen nicht allzu eng zu sehen und nicht allzu ernst zu nehmen.

Schon aber durchaus von seiner schönen Seite.

Die Erzählungen spielen an sehr unterschiedlichen Orten. Die Geschichten sind in munterem Ton erzählt, aber durch aus nicht oberflächlich - was ich sehr bewundere. Die "Mutti" klingt immer durch, auch wenn sie selbst absolut keine Glucke sein will und sich auch ernsthaft darum bemüht.

Sie versucht im Gegenteil, zu leben und leben zu lassen, aber es geht halt doch um ihr(e) Kind(er).

Vielleicht hat mir das Ganze auch deshalb so supergut gefallen, weil ich selbst Mutter eines sehr reiselustigen und sehr auf Individualität bedachten 26jährigen bin - mir sprach so vieles aus der Seele - und aus meinen Erlebnissen und Erfahrungen.

Absolut lesenswert - macht wirklich Freude!

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