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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2022

Wunderbare 600 Seiten

Unser kostbares Leben
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Das Buch hat ein wunderschönes Cover: drei – vermutlich sehr hübsche (man sieht sie nur von hinten) – junge Frauen mit langen Haaren, kess auf der Kühlerhaube eines Autos sitzend. Ein Baum daneben und ...

Das Buch hat ein wunderschönes Cover: drei – vermutlich sehr hübsche (man sieht sie nur von hinten) – junge Frauen mit langen Haaren, kess auf der Kühlerhaube eines Autos sitzend. Ein Baum daneben und ein Vogelschwarm geben dem Ganzen ein romantisches Flair. Im Hintergrund sieht man Industrieschlote. Die Szenerie – in pastelligen, leicht verwaschenen Farben gehalten – passt perfekt zum Inhalt des Buches, spiegelt den geschilderten Ort wider.

Sehr schön und berührend werden die Kinder eingeführt, die Kleinstadt“idylle“ geschildert mit ihren Vor- und Nachteilen, Heimeligkeit kontra Spießertum, klare Regeln gegen Freiheitsdrang, Klischees gegen Aufbruchsstimmung…

Das Flair der 70er und danach der 80er Jahre in Mode, Möbeln, Gedanken, Themen, Politik ist sehr gut geschildert. Hat mich besonders angesprochen, weil ich selbst in dieser Zeit Teenager und junge Frau war.

Wunderbar erzählt Katharina Fuchs, abwechselnd aus der Sicht bzw. aus dem Leben der drei Freundinnen, teils auch von deren Eltern oder anderen eher „am Rand“ stehenden Figuren. Die sich abwechselnden Erzählstränge machen den Roman sehr lebendig und kurzweilig.
Die Charaktere finde ich sehr gut geschildert; ich konnte den Kindern, dann jungen Mädchen und Frauen gut bei ihrer Entwicklung und in ihren unterschiedlichen Lebensumständen, Begegnungen und Zielen folgen.
Eindringlich und teils grausam sind besonders die Szenen rund um die Medikamententests und -experimente, den Giftunfall und das alternative Dorf beschrieben.
Und ganz „nebenher“ läuft im Hintergrund die deutsche Geschichte mit, mit Mißtrauensvotum, Parteiengerangel etc. Wunderbar ist auch die Geschichte der Schokoladenfabrik eingebunden. Hat bei mir viele Kindheits- und Jugenderinnerungen geweckt.

Alles in allem SEHR schöne, absolut lesenswerte, keine Sekunde langweilige 600 Seiten. Die Geschichten sind ja noch nicht zu Ende erzählt – ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung!
















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Veröffentlicht am 23.12.2021

Glamour, Luxus, Feminismus

Little Book of Chanel
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Bereits das Cover ist sehr ansprechend, das klassische Chanel Logo in Schwarz und Weiß als Buchdeckel abgewandelt – sehr schön und geschmackvoll. Auch haptisch ist es eine Freude – es fasst sich einfach ...

Bereits das Cover ist sehr ansprechend, das klassische Chanel Logo in Schwarz und Weiß als Buchdeckel abgewandelt – sehr schön und geschmackvoll. Auch haptisch ist es eine Freude – es fasst sich einfach gut und edel an.

Bereits beim ersten Blättern bleibt man mit den Blicken hängen und möchte sich festlesen -wunderschöne Fotos und Zeichnungen, interessant und abwechslungsreich zusammengestellt.

Das Leben und der Werdegang von Coco Chanel werden relativ kurz und sachlich abgehandelt, ohne große Emotionalität. Trotzdem wird deutlich, dass Hartnäckigkeit, Eigensinn (positiv gemeint in jeder Hinsicht) und Durchhaltevermögen ihre größten Stärken sind. Ihre Amouren haben ihr sicherlich geholfen.

Über allem steht, dass sie ihren Weg geht, ohne sich großartig um die Meinung anderer zu kümmern.

Ihre Haltung zu einigen Deutschen während der Nazizeit bleibt auch hier relativ im Dunkeln.

Sehr gut aufgezeigt die bewundernswerte Rückkehr in künstlerische / Geschäftsleben von Coco Chanel im reifen Alter von 70 Jahren. Auch gut dargestellt die Jahre, in denen Lagerfeld den Stil des Unternehmens geprägt hat

Und wunderbar der Ausflug zu Taschen und Düften.

Das Buch stellt sehr gut den Zusammenhang zwischen geschichtlichen Ereignissen und deren Auswirkungen auf die Mode her – wobei Chanel immer etwas ganz Eigenes macht – oft völlig konträr zu den gängigen Strömungen. Ein großer Beitrag zur Freiheit der Frauen, zur Emanzipation sind ihre Kleider. Und doch zeitlos...

Wunderschön die Fotos, von ihr selbst, von Models, auch die Skizzen / Zeichnungen, vermitteln ein wunderbares Bild ihrer Kreationen.

Eine tolle Mischung aus Sachbuch, kleinem Bildband und Biographie, eine Melange aus Glamour, Feminismus im besten Sinne, Luxus, Einfachheit, Ehrgeiz und Lebensmut.


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Veröffentlicht am 22.12.2021

Sensibel, emotional, spannend

So wie du mich kennst
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Bereits das Cover hat mir sehr sehr gut gefallen und passt m.E. perfekt zum INhalt des Buches. Zwei Frauen liegen nebeneinander auf dem Bauch, Kopf aufgestützt, Arme entspannt, man vermutet an einem See, ...

Bereits das Cover hat mir sehr sehr gut gefallen und passt m.E. perfekt zum INhalt des Buches. Zwei Frauen liegen nebeneinander auf dem Bauch, Kopf aufgestützt, Arme entspannt, man vermutet an einem See, am Meeresstrand oder an einem Pool. Sie sehen sich ähnlich, könnten also gut Schwestern sein. Nur die Badeanzüge haben unterschiedliche Farben. - Das Cover wirkt wie ein expressionistisches Gemälde, kräftige frische klare Farben, wie gemalt.

Der Schreibstil von Anika Landsteiner hat mich sehr angesprochen. Er ist sensibel und reflektierend, die Personen werden sehr schnell vor meinem inneren Auge sehr deutlich und in ihren vielen verschiedenen Facetten gut charakterisiert. Das gilt sowohl für die Protagonistinnen, die beiden Schwestern, als auch für die Nebenfiguren, die Eltern, die Beziehungspartner, Freunde.. Auch die Landschaft kommt zum Greifen nahe. Ich komme selbst aus Franken und wurde sofort wieder in die für dort typischen Landschaften hinein versetzt. Aber man bewegt sich auch genauso gut mit Klara und Marie durch ein quirliges, hektisches, schräg-buntes New York.

Ich liebe es, wenn - wie in diesem Roman - die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, das ist hier besonders gut gelungen.

Der Erzählstil ist eher langsam, mit vielen Reflektionen, die ich sehr mochte. Dennoch bleibt die Spannung und die "Auflösung" verschiedener Erzählstränge bis zum Schluss erhalten.

Unbedingte Leseempfehlung von mir - habe das Buch auch gleich meiner Schwester gegeben!

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Veröffentlicht am 13.12.2021

Großartig düster!

Talberg 1935
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Das Cover finde ich zugleich faszinierend und abweisend. Das soll es wohl auch - passt super gut zum Inhalt des Buches. Kühle bis kalte Farben - weiß, schwarz, grüne Schrift - man friert schon beim Hinschauen... ...

Das Cover finde ich zugleich faszinierend und abweisend. Das soll es wohl auch - passt super gut zum Inhalt des Buches. Kühle bis kalte Farben - weiß, schwarz, grüne Schrift - man friert schon beim Hinschauen... Der Turm ragt auch eher unheimlich aus einer Landschaft, die von Nebel und oder Schnee umwölkt ist.

Skurril - ich war gerade im November im Bayerischen Wald und habe dort einen herrlichen sonnigen Tag in der Nähe von St. Englmar auf einem Gelände mit einem tollen Waldwipfelpad und einem noch tolleren Aussichtsturm verbracht - völlig konträre Szenerie in jeder Hinsicht...

Der Schreibstil gefällt mir von Anfang an gut, er ist ruhig und ausführlich. Sowohl die Personen als auch die Landschaft werden detailliert und anschaulich geschildert. Man friert und schaudert regelrecht mit…

Sehr lobenswert finde ich auch die Personenzusammenstellung auf dem inneren Cover - das hat mir an manchen Stellen geholfen, auf die Schnelle nochmal ein paar Zusammenhänge herzustellen.

Ich habe das Buch jedes Mal ungern aus der Hand gelegt, es hat auf seine ruhige Art für mich sehr schnell große Spannung aufgebaut, so dass ich es in 3 Etappen an 3 Tagen ausgelesen habe.

Fand es sehr schön, wie ganz langsam die Mysterien um Elisabeth enthüllt werden, alle paar Kapitel nur ein Fitzelchen. Auch die Geschichten um Johannes und Wihelm werden erst nach und nach erzählt. Sehr interessant auch die dunklen Gemeinsamkeiten bei Johannes und Elisabeth.

Das Unheil scheint sich gefühlt langsam zusammen zu ziehen. Grandios, wie die düsterkalte Stimmung durchgehalten wird.

Mörder und Motive klären sich wirklich erst am Schluss, ich tappte weitestgehend im Dunkel bzw. im Nebel.

Spannung, Beklemmung, Düsternis - sind immer wieder hervorragend beschrieben. Man steht mit im Regen, zittert, friert, fürchtet sich.

Toll!

Bin sehr gespannt auf den nächsten Teil, und werde ihn ganz sicher lesen.






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Veröffentlicht am 06.12.2021

Feinfühlig und nachdenklich, mit leisem Humor

Oh, William!
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Ich habe bisher schon einige der Bücher von Elizabeth Strout gelesen; insofern ist Lucy Barton für mich keine neue Figur.

Ich war sehr gespannt, was in "Oh William!" noch Neues kommt, und wurde nicht ...

Ich habe bisher schon einige der Bücher von Elizabeth Strout gelesen; insofern ist Lucy Barton für mich keine neue Figur.

Ich war sehr gespannt, was in "Oh William!" noch Neues kommt, und wurde nicht enttäuscht.

Lucy Barton ist älter und sehr viel reifer, aber keineswegs langweiliger, geworden. Es werden immer wieder Rückblicke aus ihrem Leben - teils mit, teils ohne William - erzählt, in anekdotenhafter Form. Das macht die erzählte Gegenwart verständlicher, frischt die Erinnerung des Lesers nochmal auf und macht das Buch m.E. auch zu einer interessanten Lektüre für diejenigen, die die "Vorgänger"-Bücher nicht kennen.

Nicht nur Lucy, sondern auch William und die Töchter werden teils unter anderen Aspekten betrachtet als in den Büchern vorher.

Sehr gut nachvollziehbar, feinfühlig, intelligent und mit einem ganz leisen Humor erzählt Elizabeth Strout von der Reise zur Halbschwester, flicht Gedanken, Philosophisches und Emotionales, auf ihre wunderbare Art mit ein. Sie kann sich sehr gut in eine Frau des Alters von Lucy und ihres bisher gelebten Lebens hinein versetzen und dies widerspiegeln, ohne Klischees und laute Töne. Es geht auch um Schuld und Verzeihung und Vergessen.

Für mich ein sehr angenehmes Buch, auch passend zur ruhigen Jahreszeit.

Ausgesprochen schön finde ich auch das Cover, zarte gezeichnete Blumen im provencalischen Stil, passen gut zum INhalt.

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