Kennt ihr dieses Gefühl, wenn man nach dem Beenden eines Buches irgendwie nicht weiß, was man als nächstes Lesen soll und irgendwie keine Geschichte da ist, die einen so richtig reizt? So ging es mir nach "Für immer Blue" von Amy Harmon.
Im vorletzten Jahr bin ich auf die Autorin aufmerksam geworden und durfte ihr erstes in Deutschland erschienenes Buch, "Vor uns das Leben", bereits vor Erscheinung lesen und rezensieren. Obwohl nur wenige Monate später ein weiteres Buch veröffentlicht wurde, kam ich erst jetzt dazu ein weiteres (inzwischen das dritte Buch von ihr) Buch zu lesen.
Worum geht es ? Der Klappentext:
Jeder Mensch hat eine Geschichte. Wie lautete deine?
Die 19-jährige Blue Echohawk hat nur ein einziges Ziel: herasufinden, wer sie wirklich ist. Sie weiß nicht, woher sie kommt oder wer ihre Eltern sind, und fühlt sich nirgends dazugehörig. Auch unter ihren Kommilitonen ist sie eine Außenseiterin. Sie kleidet sich anders als die anderen, sie schminkt sich auffäliig und umgibt sich mit den falschen Menschen. Blue spürt, wie ihr Leben ihr jeden Tag ein bisschen mehr zu entgleiten droht. Doch dann trifft sie auf Darcy Wilson, der - als Erster und Einziger - an sie glaubt und ihr zeigt, warum es sich lohnt ein guter Mensch zu sein und für das Leben zu kämpfen. Blue entwickelt Gefühle für Darcy, obwohl sie weiß, dass eine Liebe zwischen ihnen unmöglich ist. Denn Darcy ist ihr Lehrer...
Quelle
Wie hat es mir gefallen?
"Für immer Blue" war reinster Lesegenuss. Ein großer Pluspunkt waren die Charaktere. Blue Echohawk hat mich vollkommen überzeugt. Zunächst dachte ich, ich würde einige Probleme mit dieser rebellischen, frechen und teilweise respektlosen Protagonistin bekommnen. Jedoch konnte ich ihr das Getue von Anfang nicht so recht abnehmen. Allerdings spricht das in diesem Fall nicht für einen schlecht geschriebenen Charakter. Vielmehr ist es sogar ein Lob an Amy Harmon. Man merkte von Anfang an, dass das Ganze Gehabe von Blue nur aufgesetzt ist und unter der Oberfläche ein viel interessanterer und tiefgründiger Charakter lauerte. Dieser kam im Laufe der Geschichte auch zum Vorschein. Das verdanken wir nicht zuletzt dem guten Darcy Wilson. Darcy wird bereits zu Beginn des Buches Blues Geschichtslehrer. Tiefbeeindruckt hat mich das Verständnis von Geschichte, das Amy Harmon Darcy mit auf den Weg gegeben hat. So kommt es auch, dass er die Schülerinnen und Schüler auffordert, sich mit ihrer eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Auch wenn er bei Blue damit zunächst auf Granit beißt, gibt er nicht auf. Das Ganze kauft man der Figur aber durchweg ab. Ebenfalls die Nebencharaktere sind meiner Meinung nach hervorragend be- und geschrieben. Da macht das Lesen ganz besonders viel Spaß.
Der Aufbau der Handlung war logisch. Gekonnt spielt Amy Harmon mit verschiedenen Zeiten und lässt Rückblenden in die aktuelle Handlung einfließen, so dass man mehr aus Blues Leben erfährt und somit auch mehr über ihre Gefühle, Gewohnheiten und Vorlieben erfahren kann. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und musste mich teilweise wirklich dazuzwingen endlich zu schlafen und nicht noch ein Kapitel zu lesen...und noch eins... naja eins geht noch...
Blues Suche nach sich selbst hat mich zu tiefst berührt und an der einen oder anderen Stelle, habe auch ich über mein Leben nachgedacht. Wer bin ich ? Wohin will ich? Das macht das Buch glaube ich zu dem, was es ist. Dabei gelingt es der Autorin die Gefühle der Figuren einfließen zu lassen, ohne dass das Buch vor Kitsch strotzt. An dieser Stelle sei auch angemerkt, dass Amy es wahrlich weiß, wie sie mit Sprache umzugehen hat. Es ist immer wieder ein absoluter Genuss. In "Für immer Blue" haben mich vor allem auch die Teile beeindruckt, die Blue quasi selbst über ihr eigenes Leben verfasst hat. Das hatte sowas gefühlvolles und tiefgründiges.
Das Einzige, was man bemängeln könnte, sind eine Reihe von Zufällen, die schon wirklich sehr außergewöhnlich sind. Aber dennoch habe ich sie Amy Harmon und ihrer Geschichte voll und ganz abgekauft. Zufälle gibt es nunmal. Und wie oft, denke ich in meinem Leben: Das kann doch gar nicht sein?
Ich sitze jetzt hier über meiner Rezension und bin unzufrieden. Unzufrieden mit dem, was ich über das Buch geschrieben. Denn ich weiß einfach nicht, wie ich ausdrücken soll, was das Buch in mir ausgelöst hat und wie sehr es mich berührt hat, ohne euch etwas vorwegzunehemen, etwas zu verraten oder einfach das Ganze nur nachzuerzählen. Ich glaube, das Beste ist, ihr lest das Buch selbst. Wenn ihr auf gefühlvolle und tiefgründige (Gott, wie oft hab ich das jetzt benutzt?) Geschichten steht, dann probiert es dochmal mit diesem oder einem anderen Buch von Amy Harmon. Ich jedenfalls vergebe 5 von 5 Sterne!