Cover-Bild Stille Jahre
21,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Wieser Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 280
  • Ersterscheinung: 31.10.2021
  • ISBN: 9783990294666
Alena Mornštajnová

Stille Jahre

Raija Hauck (Übersetzer)

Nach dem erfolgreichen Roman "Hana" über das Schicksal einer jüdischen Familie im 20. Jahrhundert sind die Erwartungen an den neuen Roman Alena Mornštajnovás naturgemäß groß. Und sie werden nicht enttäuscht, obwohl oder vielleicht weil die Autorin hier leisere und feinere Töne anstößt, wie im Übrigen auch schon der Titel verrät. Wiederum beweist sie, dass sie meisterhaft Familienschicksale im 20. Jahrhundert erzählen kann, nur dient hier „große“ Geschichte eher als Hintergrund für intimere Einblicke in das Werden familiärer Geschicke.

Stellen Sie sich vor, der Vater redet nie mit Ihnen. Die schwerkranke Großmutter spricht Sie mit einem anderen Namen an. Und die Stiefmutter darf Ihnen auch nichts erzählen. Das ist nicht nur seltsam, sondern auch belastend. Was also tun? Bohdana jedenfalls beschließt, Erinnerungssammlerin zu werden. Auch der kleinsten Spur nachzugehen, um so vielleicht das Familiengeheimnis zu lüften. In wechselnden Kapiteln wird die Geschichte von Tochter und Vater erzählt. Der Vater hat sein ganzes Leben den kommunistischen Idealen gewidmet und in der sozialistischen Republik große Karriere gemacht. Warum sitzt er jetzt verbittert in einer Kleinstadt herum? Alle seine Pläne für sich und seine Familie dahin. Der Mensch denkt … und auf einmal ist nichts mehr wie geplant und gewünscht. Allmählich nähern sich beide Erzählstränge an und Vater und Tochter müssen durch einen Schlaganfall lernen, miteinander auszukommen. Stille Jahre sind es, die die beiden miteinander verbringen. Gibt es eine Hoffnung?

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Lesejury-Facts

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  • Venatrix hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2021

Ein Roman, auf den man sich einlassen muss

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„Eine Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied, und für die Genossen war er diese Schwachstelle geworden. Am Ende werden sie irgendetwas gegen ihn ausgraben, ihn aus der Partei werfen und auch aus ...

„Eine Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied, und für die Genossen war er diese Schwachstelle geworden. Am Ende werden sie irgendetwas gegen ihn ausgraben, ihn aus der Partei werfen und auch aus der Stelle. Das ist nur eine Frage der Zeit.“

Nach ihrem Roman „Hana“, der das NS-Regime zum Thema hat, spielt dieser neue Roman von Alena Mornštajnová in der kommunistischen Tschechoslowakei.

Worum geht’s?

Einer der Hauptdarsteller, Svatopluk Žák, ist das, was man gemeinhin als Parteisoldat bezeichnet. Er liebt Musik und Eva, selbst Pianistin, die ihm eine musikalische Tochter schenkt. Als Blanka betrunken einen Autounfall verursacht, wirft Svatopluk alle seine Prinzipien über Bord und hilft Blanka. Als das bekannt wird, legt Svatopluk alles seine Parteifunktionen zurück und übersiedelt mit Eva in die weit entfernte Provinz. Doch nicht nur räumlich zieht er sich zurück. Svatopluk geht in innere Emigration, da ihm sein Lebensinhalt entglitten ist.

Wenig später bekommt Eva eine weitere Tochter, Bohdana. Sie ist die zweite Hauptperson in diesem Roman, in dem man abwechselnd aus Bohdanas und Svatopluks Perspektive lesen kann. Bohdana wird nie sprechen lernen, ob ihr rein medizinisch nichts fehlt.

Bohdana Žáková beginnt über das schräge Verhältnis zwischen ihr, ihrem Vater und der Stiefmutter Béla nachzudenken. Als sie von ihrer sterbenden Großmutter mit dem Namen „Blanka“ angesprochen wird, beginnt sie heimlich zu recherchieren.

Meine Meinung:

Dieser Roman zeichnet sich durch eine stilistisch hochwertige Sprache aus, was durchaus der gelungenen Übersetzung von Raija Hauck zuzurechnen ist.


Bohdanas Unvermögen sprechen zu können, wirkt wie ein Symbol für die Sprachlosigkeit zwischen Vater und Tochter. Wäre Svatopluk ebenso unwirsch, grausam, wenn er statt einer zweiten Tochter, die ihn an die Verfehlungen im Zusammenhang mit der ersten erinnert, ein Sohn geboren wäre?

Fazit:

Ein Roman, auf den man sich einlassen muss. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.