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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2021

Was wäre die Welt ohne Karten

Mad Maps
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Landkarten über eine seltsame Faszination auf viele Menschen aus. Ob Anfänger oder hauptberuflicher Kartograf - man kann Landkarten stundenlang betrachten und sich nicht daran sattsehen. Karten begegnen ...

Landkarten über eine seltsame Faszination auf viele Menschen aus. Ob Anfänger oder hauptberuflicher Kartograf - man kann Landkarten stundenlang betrachten und sich nicht daran sattsehen. Karten begegnen uns im Alltag überall, sei es als Papierkopie oder als Grafik im Navigationssystem im Auto. Doch sie können noch viel mehr als nur die Topografie von Orten darstellen.

Geograf Simon Küstenmacher hat in diesem Buch einige sehr spezielle Karten gesammelt. Manches ist nützlich, manches doch etwas skurril.
Wie viel Trinkgeld in den verschiedenen Ländern der Erde erwartet wird, mag ja noch einen gewissen Mehrwert haben. Aber, wie die Welt aus der Sicht der Delfine aussieht - schwer zu überprüfen bzw. nachzuvollziehen.

Das stellt unsere Welt auf ungewöhnliche Weise dar. Es regt an, die Welt aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Zahlen, Daten und Fakten lassen sich in Zusammenhang mit der Erdoberfläche anschaulich darstellen.

Ein Mangel ist das Buchformat, das einige Kartenteile im Falz verschwinden lässt.

Fazit:

Was wäre die Welt ohne Karten? Diesem originellen Buch, das vermutlich eher Anfänger in Sachen Karten anspricht, gebe ich gerne 4 Sterne.

Veröffentlicht am 20.12.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Der Tote im Bach
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Chefinspektor Wendelin Kerschbaumer weilt wieder in Kärnten, genauer in Bad Kleinkirchheim (BKK), auf Urlaub und ist fest entschlossen, etwas für seine Fitness zu tun und sich in keinerlei Ermittlungen ...


Chefinspektor Wendelin Kerschbaumer weilt wieder in Kärnten, genauer in Bad Kleinkirchheim (BKK), auf Urlaub und ist fest entschlossen, etwas für seine Fitness zu tun und sich in keinerlei Ermittlungen verstricken zu lassen.

Doch leider erliegt er den kulinarischen Verlockungen und als dann noch eine Leiche im Bach gefunden wird, ist es mit den guten Vorsätzen vorbei, denn der Tote ist ein alter Bekannter aus Wien, Bernhard Bruchbichler, genannt Falko. Der Tod des Ganoven, der auch als Informant der Wiener Polizei tätig war, erhält auch deswegen eine größere Bedeutung, weil erstens seine Ex-Verlobte und zweitens ein bosnisches Brüderpaar, das wegen Falko ins Gefängnis musste, in BKK auftauchen. Haben die mit dem Mord an Falko zu tun? Oder ist alles ganz anders?

Meine Meinung:

Stefan Maiwald hat wieder mit diesem zweite Fall für den Wiener Chefinspektor Wendelin Kerschbaumer einen österreichischen Krimi geschaffen, der sich leicht und flüssig lesen lässt. Hier kommt das Sprichwort „Einmal Bulle, immer Bulle“ ganz gehörig zum Tragen. Selbst im wohlverdienten Urlaub kann es Kerschbaumer nicht lassen, seine Nase in Ermittlungen zu stecken. Natürlich eckt er dabei bei seinem Kärntner Pendant Chefinspektor Trevisol gehörig an. Der ist ja von der Schuld der Bosnier überzeugt und reist sogar nach Wien, um Kerschbaumer bei den Vorgesetzten anzuschwärzen.

Geschickt sind auch die alltäglichen Reibereien in der vom Tourismus abhägigen Gemeinde BKK eingeflochten. Ein Spielcasino soll zu mehr Touristen verhelfen und ein weiters Hotel soll für Zuwachsraten garantieren. Da gibt es natürlich auch Menschen, die solche Bauvorhaben verhindern wollen.
Die Story beginnt mit Kerschbaumers ersten Urlaubstag und endet am fünfzehnten. Jeder Tag beginnt mit einem Wetterbericht und einer Schlagzeile der örtlichen Presse „Besondere Vorkommnisse“. Das ist ein witziger Einfall, der mir schon im Vorgänger („Die Tote im Stadl“) sehr gut gefallen hat.

Für jene Leser, die gerne auf den Spuren des Wendelin Kerschbaumer wandeln wollen (ohne Leiche natürlich), sind im Nachwort einige kulinarische Spuren gelegt.

Fazit:

Ein Kärnten-Krimi, der mich gut unterhalten hat und 4 Sterne verdient.

Veröffentlicht am 20.12.2021

als das Alpenvorland noch ein Meer war ...

Haie im Alpenvorland
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Haie sind für viele Menschen faszinierend und furchterregend gleichzeitig. Man höre/lese und staune, denn Haie gibt es seit rund 33 Millionen Jahre. Sie haben die Welt im Oligozän und Miozän bevölkert ...

Haie sind für viele Menschen faszinierend und furchterregend gleichzeitig. Man höre/lese und staune, denn Haie gibt es seit rund 33 Millionen Jahre. Sie haben die Welt im Oligozän und Miozän bevölkert als das Urmeer Parathetys den größten Teil der Erde bedeckt hat. Daher kann man auch im Alpenvorland auf Überreste der Haie treffen. Allerdings beschränken sich die Funde vor allem auf deren Zähne, denn Haie verfügen über ein „nur“ Knorpelskelett.

Das Buch bietet auf den ersten rund 50 Seiten einen historischen Überblick und beschäftigt sich im zweiten Teil mit Haien und Rochen.

Wer sich allerdings eine Liste von (möglichen) Fundorten für Fossilien erwartet, wird enttäuscht werden. Es gibt lediglich den Hinweis auf geologische Karten und dort nach „Molasseböden“ zu suchen. Aber, aus Sicht der Wissenschaft ist das vermutlich richtig, um einen Ansturm von Sammlern hintanzuhalten, die im Überschwang zahlreiche geologisch und/oder paläontologisch wertvolle Überreste zerstören könnten.

Ihr Ziel, einen allgemein verständlichen Überblick für naturwissenschaftliche Laien zu erstellen, ist meiner Ansicht nach nicht ganz gelungen. Natürlich ist es notwendig, zahlreiche Fachbegriffe zu verwenden. Doch mit dem „Ausflug in die zoologische Nomenklatur (S. 46-53) sind vor allen Einsteiger in dieses Thema überfordert. Zu wissen, von welchem Hai der selbst gefundene Zahn ist, ist für den Anfänger erst in einem zweiten oder dritten Schritt relevant. Da ist es ohnehin nötig mit einem Spezialisten Kontakt aufzunehmen. Hier könnte eine Liste von Vereinen oder Museen hilfreich sein, die Anfänger in Sachen „Hai“ unterstützen.

Im zweiten Teil widmen sich die Autoren der ausführlichen Beschreibung jener Hai- und Rochenarten, die ehemals im Alpenvorland beheimatet waren. Zahlreiche exzellente Fotos, Zeichnung und präzise Dokumentation des Vorkommens bzw. des Lebensraumes zeichnen eine sehr detaillierte Dokumentation. Hier werden Fortgeschrittene in Sachen „Haizahn“ begeistert sein.

Fazit:

Ein großartiges Buch für Sammler von Haizähnen, die ihre Sammlung gerne richtig klassifiziert haben wollen. Da es für blutige Anfänger nicht unbedingt empfehlenswert ist, ziehe ich einen Stern ab und vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 08.12.2021

Komplexes Thema

Die Alpen im Fieber
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„Ob es uns gefällt oder nicht, der Klimawandel ist das bestimmende Thema unserer Zeit. Den Kopf in den Sand stecken und ihn leugnen geht heute nicht mehr: Dauerregen oder schwere Dürren können immer klarer ...

„Ob es uns gefällt oder nicht, der Klimawandel ist das bestimmende Thema unserer Zeit. Den Kopf in den Sand stecken und ihn leugnen geht heute nicht mehr: Dauerregen oder schwere Dürren können immer klarer mit dem Klimawandel in Zusammenhang gebracht werden. Es scheint das Klima unserer Zukunft zu sein, Können wir das noch stoppen? Wie schlimm wird es?
Hier den Klimawissenschaftlern zu folgen und ihre Erkenntnisse mit Vorträgen unters Volk zu bringen, sehe ich als eine meiner wichtigsten Aufgaben an.“ (Andreas Jäger)

In diesem Sinn ist diesen Buch zu verstehen, das uns, nach einer Einleitung in drei großen Abschnitten und an Hand unserer geliebten Berge, der Alpen, das Thema Klimawandel näher zu bringen versucht.

Das Erbe der Eiszeit im Alpenraum
Das Paradies im Alpenraum
Die Welt in unseren Händen

Die Kapitel sind gut strukturiert und mittels zahlreicher Grafiken und Bildern wird der komplexe Themenbereich anschaulich dargestellt.

Gut gefällt mir die Vorstellung der Alpen als „Wettermacher“. Die Alpen gehören einfach zu Österreichs Identität und daher kann man sich leichter mit deren Einfluss auf das Wetter und Klima einlassen. Auch ist man von einer Katastrophe direkt vor der Haustüre eher betroffen als irgendwo anders auf der Welt. Das könnte den einen oder anderen Leser, der bis jetzt nicht so sehr auf seinen Beitrag zum Klimawandel geachtet hat, zum Nachdenken anregen.

Fazit:

Eine gelungene Darstellung eines komplexen Themas, der ich gerne 4 Sterne gebe.

© 2021/Gertie Gold

Veröffentlicht am 06.12.2021

Ein gelungener hist. Roman

Die Brücke der Ewigkeit
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Wolf Hector entführt seine Leser in das Prag des Spätmittelalters. Als der jugendliche Jan Otlin und seine Mutter beim Einsturz der Judith-Brücke über die Moldau nur knapp mit dem Leben davonkommen, schwört ...

Wolf Hector entführt seine Leser in das Prag des Spätmittelalters. Als der jugendliche Jan Otlin und seine Mutter beim Einsturz der Judith-Brücke über die Moldau nur knapp mit dem Leben davonkommen, schwört er, eine Brücke für die Ewigkeit zu bauen. Er erlernt das Handwerk des Steinmetzes und kehrt nach langen Jahren in Frankreich wieder nach Prag zurück. Dort sind die Brüder Peter und Michael Parler dabei, den Veitsdom und andere Bauwerke zu errichten. Als Wenzel, König von Böhmen, die abermals zerstörte Judith-Brücke durch einen Neubau ersetzt haben will, beteiligt sich neben Otlin und Parler auch der Straßburger Rudolph an der Ausschreibung. Jan Otlin erhält den Auftrag. Rudolph ist neidisch auf Jan Otlins und Peter Parlers Erfolge. Zudem verdreht im Peter Parlers Ehefrau, die sich von ihrem Mann vernachlässigt fühlt, den Kopf. Er fängt mit ihr eine Liebesbeziehung an, was zu dieser Zeit mit dem Tod des Liebespaares geahndet wird. Von Neid und Wut zerfressen will Rudolph alle seine Widersacher aus dem räumen und bedient sich der undurchsichtige Ricarda Scorpio, die aber ihre eigenen Intrigen spinnt...

Meine Meinung:

Wolf Hector hat ein großartiges Mittelalterepos geschaffen, das an Ken Folletts Kingsbridge-Reihe erinnert, dennoch einen ganz eigenen Schreibstil aufweist.
Der Autor verquickt die historischen Personen wie Jan Otlin, Peter Parler, den kaiserlichen Leibarzt und Astrologen Gallus von Strahlov sowie den Prediger Militsch von Kremsier geschickt mit seinem fiktiven Personal wie Rudolph von Straßburg. Da wir uns nach wie vor im Mittelalter befinden, haben Astrologen und Sterndeuter Hochsaison. Doch, wenn deren Vorhersagen nicht oder verspätet eintreffen, sind sie in Gefahr. Daher spinnen sie, wie Ricarda Scorpio, ein Netz von Informanten, um möglichst treffsichere Prognosen abgeben zu können.

Der Beginn, die Lehr- und Wanderjahre, des Jan Otlin sind für meinen Geschmack ein wenig zu ausführlich geraten. Dieser Abschnitt hätte getrost ein wenig gestrafft werden können. Sonst gefällt mir der Schreibstil sehr gut.

Bei der Vielzahl der Charaktere ist es nicht immer möglich, alle komplett „durchzustylen“. So fehlt mir das Motiv der Ricarda, warum sie alle ihre Schandtaten begeht. Zu Beginn ist sie mir (fast) sympathisch. Doch sie verändert sich im Laufe der Geschichte zu einer bösen Intrigantin.

Gerne hätte ich noch mehr Details über die Technik beim Brückenbau gelesen. Interessant finde ich, dass man dem Mörtel (rohe) Eier, Topfen/Quark und Wein beigemengt hat, um eine bessere Haltbarkeit zu erreichen. Vermutlich trägt das im Topfen enthaltene Kasein dazu bei. Die Topfen/Wein-Mischung soll bereits von den Römern verwendet worden sein.

Fazit:

Ein spannender Mittelalterroman, dem ich gerne 4 Sterne gebe. Die Brücke steht übrigens heute noch und heißt nach mehreren Umbenennungen nach ihrem Auftraggeber Karl IV. (=Wenzel, 1316-1378) „Karlsbrücke“.