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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.01.2022

Eine grausame Geschichte!

Nebelkind
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Hans Juhlen, der Leiter des Amtes für Migration, wird von seiner Ehefrau im gemeinsamen Haus der beiden erschossen aufgefunden. Bei ihren Ermittlungen zu dem spektakulären Fall entdeckt die schwedische ...

Hans Juhlen, der Leiter des Amtes für Migration, wird von seiner Ehefrau im gemeinsamen Haus der beiden erschossen aufgefunden. Bei ihren Ermittlungen zu dem spektakulären Fall entdeckt die schwedische Polizei frappierende Zusammenhänge und wird mit menschlichen Abgründen konfrontiert, die an Grausamkeit kaum zu überbieten sind...

Ich gestehe, ich habe mich durch den Thriller durchkämpfen müssen. Er ist recht gut geschrieben, keine Frage. Die Spannung wird schnell aufgebaut und die Geschichte ist an sich nicht uninteressant, ja, das Thema hat durchaus Brisanz, allerdings war das Ausmaß an Brutalität und Grausamkeit, die hier geschildert werden, für mich persönlich nur schwer zu ertragen. Was mir arg gefehlt hat, waren sympathische, liebenswürdige Charaktere, die mit Empathie agieren und auf die schrecklichen Verbrechen angemessen reagieren. Die von der Autorin Emelie Schepp entworfenen Figuren sind seltsam kühl, sie tun zwar ihre Arbeit, aber das menschliche Leiden scheint sie nicht wirklich zu berühren. So fehlt ein Gegenpol zum Bösen, der in ähnlichen Büchern aus meiner Sicht notwendig ist, um sich den Glauben an das Gute im Menschen zu bewahren und moralisch gestärkt das Buch zur Seite legen zu können.

Alles in allem konnte ich mich für den Roman nicht begeistern und es ist für mich nicht wirklich nachvollziehbar, wie "Nebelkind" in Schweden ein Bestsellerphänomen werden konnte...

Veröffentlicht am 14.02.2019

Ein atmosphärischer Schauerroman für Jugendliche

Retrum
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Seit dem Unfalltod seines Zwillingsbruders Julián, den er mitverschuldet hat, findet der junge Christian kaum noch Spaß am Leben. Er schottet sich von seinen Mitschülern ab, liest viel über den Tod und ...

Seit dem Unfalltod seines Zwillingsbruders Julián, den er mitverschuldet hat, findet der junge Christian kaum noch Spaß am Leben. Er schottet sich von seinen Mitschülern ab, liest viel über den Tod und besucht gerne den kleinen Friedhof in seinem Wohnort Teià. Dort begegnet er eines Tages drei merkwürdigen Jugendlichen, die sein Interesse an dem Jenseits teilen und dieses sogar in einer Art Kult ausleben. Sie kleiden sich schwarz, schminken ihre Gesichter zu bleichen Masken und übernachten zuweilen auf Grabplatten, um sich mit den Toten zu verbrüdern. Lorena, Robert und Alexia nehmen Christian in ihren eigentümlichen Zirkel namens Retrum auf. Er freundet sich mit den dreien ein und verliebt sich sogar in Alexia. Sein Leben bekommt wieder Sinn. Doch dann endet einer der Friedhof-Ausflüge mit einer furchtbaren Tragödie...

Francesc Miralles, dessen Bücher in seiner Heimat Spanien gefeiert und mit vielen Preisen ausgezeichnet wurden, thematisiert in diesem Roman eine Faszination für Düsteres und Unheimliches, die er mit seinen Protagonisten gemeinsam hat. Gekonnt erzeugt der Autor eine sanft gruselige, zuweilen poetische Stimmung und zieht den Leser in seinen Bann. Da ich früher ein großer Fan von Gruselfilmen und -büchern war und auch heute noch hin und wieder Lust auf etwas Gänsehaut bekomme, haben mich der düstere, eindrucksvoll und passend zum Thema gestaltete Umschlag und der geheimnisvolle Titel gleich neugierig gemacht. Das Buch habe ich gerne gelesen – es ist kurzweilig und recht spannend, aus meiner Sicht eignet es sich allerdings besser für ältere Jugendliche als für erwachsene Leser. Der Autor schildert seine Geschichte aus der Perspektive eines Teenagers und diese meiner Meinung nach ziemlich gelungene Darstellung von Gefühlen und Problemen der Heranwachsenden macht es jungen Lesern vermutlich einfacher, sich mit den Protagonisten zu identifizieren. Ich könnte mir vorstellen, dass „Retrum“ auch in Deutschland seine Fans findet. Für mich war die Lektüre ein netter Zeitvertreib, hat mich aber nicht umgehauen und so werde ich die Fortsetzung („Der schwarze Schnee“) zumindest fürs Erste nicht lesen.

Fazit: Für mich persönlich kein Meisterwerk, aber Fans des sanften Grusels mit viel Atmosphäre und vor allem ältere Jugendliche könnten bei diesem Roman durchaus auf ihre Kosten kommen.

Veröffentlicht am 15.08.2018

Aufräumen bis der Arzt kommt?!

Magic Cleaning
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Die japanische Autorin Marie Kondo scheint ihre Lebensbestimmung gefunden zu haben: Aufräumen! Und dem Rest der Welt beizubringen, wie dies vonstatten geht. In ihrem Buch präsentiert sie Tipps und Techniken, ...

Die japanische Autorin Marie Kondo scheint ihre Lebensbestimmung gefunden zu haben: Aufräumen! Und dem Rest der Welt beizubringen, wie dies vonstatten geht. In ihrem Buch präsentiert sie Tipps und Techniken, die sie selbst durch das Experimentieren seit ihrer frühesten Jugend entwickelt und zur Perfektion gebracht hat. Richtig angewendet sollen sie eine dauerhafte Garantie für eine aufgeräumte Wohnung sein, mehr noch: für ein glückliches, entspanntes und erfülltes Leben! Nun, auch wenn ich die Meinung der Autorin teile, dass fast jeder von uns dazu tendiert, viel zu viel unnötiges Zeug anzuhäufen und mir die Vorstellung von einer geordneten Umgebung durchaus behagt, so kann ich mich für die im Buch so angepriesene KonMarie-Methode nicht restlos begeistern. Denn ihr oberstes Gebot lautet: Wegschmeißen! Und darin bin ich nun mal nicht besonders gut. Klar leuchtet mir die Idee von dem abgeworfenen Ballast und der dadurch freigesetzten positiven Energie ein und ich bezweifle nicht, dass Marie Kondo bereits vielen Kunden und Lesern geholfen hat, den Weg aus Chaos und Unordnung zu finden. Den einen oder anderen Tipp habe ich sogar selbst ausprobiert und kann in der Tat bestätigen, dass sich dadurch mehr Überblick im Haushalt, ein gewisses Glücksgefühl und – besonders positiv zu bewerten - eine Einschränkung des Konsumverhaltens erzielen lässt. Trotzdem erscheinen manche Ausführungen für meinen Geschmack etwas zu radikal, grenzen sogar an Obsession und sind mir dadurch nicht ganz geheuer.

Ungeachtet dessen finde ich das Buch interessant und lesenswert, vor allem für diese von uns, die ähnlich wie viele Japaner nicht das Glück haben, über großzügige Wohnflächen zu verfügen und den Hang zum Sammeln ausleben zu dürfen. Sie könnten von der Lektüre durchaus profitieren. Aber bitte nicht übertreiben und wie die Autorin in der Klinik landen, weil sie „neulich zu viel aufgeräumt hatte“