Profilbild von Wordworld_Sophia

Wordworld_Sophia

Lesejury Star
offline

Wordworld_Sophia ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Wordworld_Sophia über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2021

Der perfekte Abschluss und gleichzeitig der Höhepunkt der Montana-Arts-Trilogie!

Chasing Hope
0

Julia K. Stein überzeugte mich in schon in "Chasing Dreams" und "Chasing Fame" mit einem atmosphärischen Setting, liebenswerten Figuren, einem jugendlichen Schreibstil und einer facettenreichen Handlung, ...

Julia K. Stein überzeugte mich in schon in "Chasing Dreams" und "Chasing Fame" mit einem atmosphärischen Setting, liebenswerten Figuren, einem jugendlichen Schreibstil und einer facettenreichen Handlung, sodass ich seit Oktober mit Spannung auf den Abschluss der Montana-Arts-Trilogie gewartet habe. Am 2. Dezember war es nun endlich so weit und ich durfte mit "Chasing Hope" ein drittes und letztes Mal ans Montana College of Performing Arts reisen und die Liebesgeschichte von zwei weiteren Künstlern verfolgen. Das Setting, der Schreibstil und das Kunst-Thema sind wie gewohnt bezaubernd, besonders angetan haben es mir aber die beiden Hauptfiguren, sodass dieser Abschlussteil mein liebster der Reihe geworden ist!

Das Cover von "Chasing Hope" passt ganz hervorragend zu dem des ersten und zweiten Teils und erinnert ebenfalls wieder mit den hellen Lichtpunkten und den goldenen Sprenkeln an einen Sommerhimmel, über den ein seidenes Tuch flattert und Blätter ihre Schatten werfen. Nach dem strahlend-hellblauen Hintergrundes des ersten Teils und dem türkis-grünen des zweiten ist dieses Cover hier in einem zarten Rosaton gehalten. Zusammen mit dem weißen Titel gibt das ein sehr hübsches, aber wenig sagendes Gesamtbild ab. Auch der Titel, "Chasing Hope", passt grundsätzlich gut, ist aber auch nicht wirklich ein Alleinstellungsmerkmal. Begeistert hat mich da schon eher die tolle Gestaltung der Innenseiten der Leselaschen der broschierten Ausgabe. Hier ist nämlich eine sehr süße, grob gezeichnete Karte des College Campus und der Umgeben zu sehen, der nicht nur toll aussieht, sondern auch beim Lesen weiterhilft.


Erster Satz: "Alle Blicke sind auf mich gerichtet, was sich anfühlt als würde jemand ein Feuer unter mir anzünden."


In meiner Rezension zu Band 2 habe ich bemängelt, dass der Mittelteil recht handlungsarm ist, die Nebenfiguren nur am Rande auftauchen und mir emotionale Tiefe gefehlt hat. Gerade die immense Verbesserung des letzten Punkts lässt "Chasing Hope" von Band 1 und Band 2 abheben und in meinen Augen besonders gelungen scheinen. Auch wenn (oder vielleicht auch gerade weil) ich mir Nate und Julie vor Beginn des Buches so GAR nicht als Paar vorstellen konnte, war ich bereits nach wenigen Kapiteln der größte Fan dieses Ships. Die zurückhaltende, in sich ruhende Julie, die in einer Hippie-Kommune auf Hawaii aufgewachsen ist, hat auf den ersten Blick nur äußerst wenig mit dem partywütigen Nate zu tun, der aus altem New Yorker Geldadel entstammt und kaum eine Sekunde stillhalten kann. Auch auf den zweiten und dritten Blick fällt es schwer, die beiden zusammen zu sehen und doch ist da von Anfang an etwas zwischen ihnen, das einem beim Lesen das Herz aufgehen und nicht den kleinsten Zweifel daran bestehen lässt, dass diese zwei genau richtig füreinander sind. Zwar mochte ich auch Yuna und Miles sowie Hazel und Langdon aus Band 1 und 2 sehr gerne, so sehr berührt und emotional abgeholt wie Julie und Nate haben sie mich jedoch nicht. Angesichts der besonderen Liebesgeschichte hätte ich gerne 5 Sterne vergeben. Davon sehe ich nur ab, weil das vor dem Happy End stehende Drama ein klein wenig konstruiert erscheint und schnell aufgelöst wurde.

Auch abseits ihrer ganz besonderen Beziehung sind die beiden wahnsinnig tolle Figuren, die ich schnell sehr ins Herz geschlossen habe. Das Spannende an Abschlussbänden von Trilogien ist es, dass wir die Protagonisten schon über längere Zeit als Nebenfiguren in den anderen Bänden kennenlernen durften, also schonmal eine grobe Vorstellung von ihnen im Kopf haben. Julia K. Stein arbeitet sehr gelungen mit den schon vorgefertigten Meinungsbildern ihrer LeserInnen und gibt ihr Bestes, diese im Laufe der Handlung nochmal nachzuschärfen und ab und zu auch überraschenderweise zu widerlegen. So müssen wir feststellen, dass Julie zwar ruhig und unerfahren ist, dabei aber keineswegs unschuldig, während wir erkennen, dass Nate kein gedankenloser Playboy ist, sondern erstaunlich sensibel sein kann. Ebenfalls eine deutliche Verbesserung zu Band 2 sehe ich darin, dass die Nebenfiguren wieder stärker eingebunden werden und "Chasing Hope" so in etwas handlungsärmeren Abschnitten davon profitiert, dass wir das Setting und die Figuren ohnehin schon lieben und es sich anfühlt, wie nach Hause zu kommen.


"Keine Ahnung, was es ist, das sie umstimmt - die Frequenz, in die wir uns heute eingeloggt haben, der magische Tag auf der Ranch, der erfrischend kalte See vorhin, das Gefühl, irgendwie ein Teil von diesem College geworden zu sein. Oder es ist der weite Himmel über ihr, das sanfte Licht, das sie milde stimmt. Aber in diesem Moment sagt sie ja."


Diese warmherzige Wohlfühlatmosphäre wird auch wieder von Julia K. Steins lebendiger, leichter und sehr bildhaften Art zu schreiben befeuert. Die vorliegende Reihe war meine erste Begegnung mit der Autorin, die ich bislang nur von Instagram kenne, ich habe mich aber schon in Band 1 schnell in ihren jugendlichen, spritzigen Stil verliebt, der der eher langsamen und behutsamen Entwicklung von Figuren und Handlung gegenübersteht. Auch ihren Humor und ihre Fähigkeit, wichtige Statements nebenbei ganz natürlich einzufügen, habe ich schnell zu schätzen gelernt. Auch in "Chasing Hope" bringen die beiden Ich-Erzähler wieder ein paar Probleme und Altlasten mit, weshalb die Stimmung ab und an ins Melancholische tendiert. Während Julie dabei ist, ihre Vergangenheit auf Hawaii mit all ihren Licht- und Schattenseiten zu verarbeiten und in Worte zu fassen, muss Nate einen Weg finden, aus seiner Prokrastination-Selbstsabotage-Schleife zu entkommen und eine gesunde Einstellung gegenüber Beziehungen zu entwickeln. Auch wenn Julia K. Stein das ganze Gefühlsspektrum ausnutzt, dominieren hier aber Stärke, Mut und Hoffnung, welche diese Geschichte über Kunst, Liebe und das Loslassen der Vergangenheit so viel einladender machen als Band 2.


"Wir sollen alles wertungsfrei beobachten. Alles ist Material." Nate zuckt zusammen. "Julie, ganz ehrlich? Ausnahmsweise hoffe ich, dass ich nicht nur Material bin. Das wir nicht nur Material sind. Ich habe schon zu viel gesammelt."


Die Geschichte hat also viel mehr Facetten, die es schwer machen, ihr ein klares Label aufzudrücken, auch wenn sich "Chasing Hope" zunächst als typischer College-Roman inklusive wilder Studentenpartys, speziellen Mitbewohnern und Lernstress präsentiert. Ein wichtiges Standbein der Story ist wieder einmal die darstellende Kunst in all ihren Formen. Im Montana Arts College werden grundsätzlich Tanz, Schauspiel, Film und Kreatives Schreiben gefördert und durch die verschiedenen Figuren der dreiteiligen Reihe nacheinander verkörpert. Während in "Chasing Dreams" der Schwerpunkt auf Yunas Tanzen und Miles´ Kunst gelegt wurde und die Autorin in "Chasing Fame" in die Welt des Schauspiels eintauchte, bringen Hazel und Nate nun noch das Kreative Schreiben und die Filmproduktion mit ein. Besonders die Entstehung von Nates filmischem Abschlussprojekt und Julies künstlerischer Entwicklungsprozess werden dabei sehr lebensnah und detailliert beschrieben, was nebenbei nochmal die Theorie bekräftigt, dass Bücher über Künstlerseelen einfach die beiden Liebesgeschichten abgeben.


"Ich glaube, er ist es wert, Julie. Lass es nicht an deinem Dickkopf scheitern. Du bist so gut darin, anderen Ratschläge zu geben, und so schlecht darin, welche von anderen anzunehmen."


Neben der hervorstechenden Rolle der Kunst ist vor allem auch das Setting ein wichtiger Faktor für das Entstehen der ruhigen, aber magischen Atmosphäre, in der alles möglich scheint. Julia K. Stein gelingt es hier das Setting am Montana Arts College weiter auszubauen, in dem sie die ruhige Geordnetheit Montanas gleichzeitig mit dem sommerlichen Hawaii und Nates Heimatstadt New York vergleicht. Während wir die Silverfall Colony auf der Insel Kauai nur aus Rückblicken und Erinnerungen kennenlernen, dürfen wir mit den beiden Figuren New York selbst erkunden. Zwischendurch gibt es auch wieder den ein oder anderen Ausflug in Montanas Landschaft mit der Einsamkeit, der Weite und der rauen Schönheit der Natur, die ich schon in Band 1 als perfekteren Schauplatz für diese ruhige, aber ausdrucksstarke Geschichte schätzen gelernt habe. Nach insgesamt etwa 1250 fiel es mir deshalb trotz tollem und abgeschlossenem Ende ziemlich schwer, das MCPA zu verlassen und hoffe sehr, dass die Autorin vielleicht in einem Spin-Off nochmal dorthin zurückkehrt. Genügend spannende Nebenfiguren gäbe es auf jeden Fall noch (Layla, Eduardo, Iris, ...).




Fazit:

In "Chasing Hope" bezauberten mich vor allem die beiden Hauptfiguren und deren besondere Beziehung zueinander. Nates und Julies Geschichte bildet einen perfekten Abschluss und gleichzeitig in meinen Augen den Höhepunkt der Montana-Arts-Trilogie und lässt mich gespannt auf weitere Werke der Autorin wartend zurück!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.12.2021

Eine urkomische LGBTQIA+-Komödie

Heartbreak Boys
1

"Heartbreak Boys" war mal wieder ein Buddyread mit Sofia von @SofiasworldofBooks und mit Abstand der Witzigste, den wir jemals hatten. Zu verdanken hatten wir das dem grandiosen Humor des Autors, der etwas ...

"Heartbreak Boys" war mal wieder ein Buddyread mit Sofia von @SofiasworldofBooks und mit Abstand der Witzigste, den wir jemals hatten. Zu verdanken hatten wir das dem grandiosen Humor des Autors, der etwas überdrehten Handlung und den legendären Charakteren. Ich hatte eine süße LGBTQIA+-Liebesgeschichte erwartet und ein zum Brüllen komisches zum Leben erwecktes Meme bekommen. Ihr wollt eine unterhaltsame Sommer-Komödie lesen, die zusätzlich noch ein paar wichtige Themen behandelt? Lest unbedingt dieses Buch!

Das Cover lässt mit dem türkisenen Hintergrund, dem großen weißen Titel und den zwei Jungs im Comic-Format schon auf eine unbeschwerte YA-Geschichte schließen. Der blonde Junge mit dem Regenbogen-Anstecker ist dabei sehr treffend Jack nachempfunden, während der braunhaarige, am Social-Media-Icon-bastelnde Junge wohl Nate nachempfunden ist. Somit gefällt mir die deutsche Interpretation des Covers sogar ausnahmsweise mal besser als das Originalcover, dass mit dem gelben Hintergrund und den zwei sehr jungen Figuren noch sehr kindlich erscheint.

Innerhalb der Buchdeckel erzählen Jack und Nate abwechselnd in 51 Kapiteln von ihrem Abenteuer, das dort startet, wo oftmals YA-Romances enden: auf dem Abschlussball. Denn die jeweiligen festen Freunde der beiden haben sich den denkbar schlechtesten Zeitpunkt ausgesucht, um ihre Affäre offiziell zu machen und ein Paar zu werden und so enden Jack und Nate mit einem gebrochenen Herzen, anstatt wie geplant nach dem Abschluss der Mittelstufe den Sommer ihres Lebens zu verbringen. Um sich zu rächen, beschließen die zwei, einfach trotzdem so zu tun, als würden sie die Zeit ihres Lebens verbringen und starten einen Instagram-Account auf dem sie den Roadtrip, den sie mit Nates Familie in einem klapprigen Camper unternehmen, möglichst instagrammable festhalten. Doch wer hätte gedacht, dass eine unerwartete Freundschaft ein gebrochenes Herz besser heilen kann als Rache...?


Jack: "Ich werde im September nicht als Verlierer an die Schule zurückkehren. Auf gar keinen Fall. Dylan oder nicht Dylan, ich werde glücklicher, erfüllter und erfolgreicher denn je sein. Selbst wenn ich so tun muss, als ob. Sie werden einen schönen Sommer haben? Tja, mag sein, aber unserer wird SPEKTAKULÄR!"


Anders als gedacht, liegt der Fokus der Handlung in "Heartbreak Boys" weniger auf der Liebesgeschichte - über den Aufbau einer zarten Freundschaft und die ersten aufflatternden Schmetterlinge kommen wir hier gar nicht hinaus -, sondern viel mehr auf dem Überwinden des Herzschmerzes, der Akzeptanz der eigenen Identität und dem Öffnen für neues Glück. So sind die kurzen stillen Momente, zwischenmenschliche Entwicklungen und persönliche Erkenntnisse das Herzstück, das die Geschichte um Jack und Nate lebendig macht. Bis die beiden Figuren sich einander das erste Mal öffnen vergeht aber eine ganz schön lange Zeit. Denn gegensätzlicher als Nate und Jack kann man gar nicht sein. Während Jack ein wahrer Paradiesvogel ist, jedes Klischee über Homosexuelle lebt, seine Meinung stolz in die Welt hinausschreit und vor keinem Drama zurückschreckt ("Es ist ein privater, schrecklicher, schwuler Notfall"), ist Nate leise, zurückhaltend, unbeholfen in sozialen Situationen ("MÖCHTEST DU EINE LIMO") und fühlt sich am wohlsten, wenn er in der Menge untergeht und nicht auffällt. Obwohl die beiden die perfekte Personifikationen der Kategorien "extrovertiert" und "introvertiert" sind, kommt die Charakterisierung der beiden ohne jedes Klischee aus und sie bekommen während der 416 Seiten genügend Zeit, auch andere Seiten an sich zu entdecken oder zu präsentieren.


Nate: "Er spielt Ukulele und ist einer LGBTQIA+-Jugendgruppe beigetreten." "Okay, nur eins davon weist eindeutig darauf hin, dass er schwul ist, Mum. In die Jugendgruppe könnte er auch einfach gehen, um einen Freund zu unterstützen."


Auffallend ist, dass auch andere Charaktere häufig genau das Gegenteil von dem tun, was man von ihnen erwarten würde und für viele freudige Überraschungsmomente sorgen. Sei es die bösen Jungs auf Bewährung, die zusammen "Homo Love Boat" zur Melodie von Love Shack von den B-52s singen, als sich der Teamleiter herabwürdigend über unsere Protagonisten äußert, die scheinbar zickige Influencerin Leila, die sich als ökologischer Gutmensch entpuppt, oder zwei zwölfjährige Bulldoggen-Menschen, die zu Jacks großer Überraschung doch nicht sein teures Smartphone klauen, sondern sich als "super nette schwule Kids" herausstellen - der Autor gibt sein Bestes, immer wieder Klischees auf die Spitze zu treiben, umzudrehen und uns unsere eigenen Vorurteile vor die Füße zu werfen. In dem Zug spricht Simon James Green auch einige wichtige Themen an und verpackt auch die ein oder andere tolle Message übers Erwachsenwerden, übers Schwulsein oder über Influencer.


Jack: "Verdammt, wieso leben wir immer noch in einer Welt, in der manche Leute so ein verfluchtes Problem damit haben, wen andere Menschen lieben. Das ist doch totaler Irrsinn!"


Neben dem Fakt, dass die Figuren überraschend viel Tiefgründigkeit und Authentizität aufweisen, sind sie auch einfach zum Knuddeln. Besonders Elliott, der Hühner mag, leicht glücklich zu machen ist und ziemlich starke ADHS-Chihuahua Energie verströmt (mein Lieblingszitat von ihm ist übrigens: "HUH! HA! HUH! BUMSEN!"), ist mir sofort ans Herz gewachsen und passt perfekt in die schräge Reisegesellschaft (von Rose ganz treffend als "Würstchenparty" betitelt) bestehend aus zwei Jungs mit gebrochenem Herzen, ein Hippie-Vater, die strukturierte Supermom, die vor ihrem Tupperkurs die ganze Zeit angeben will und der kleinen Schwester Rose. Letztere ist jedoch ohne Frage und mit großen Abstand die heimliche Heldin des Buches. Mit ihrem unvergleichlich trockenen Humor und ihren leicht bedenklich psychopathisch angehauchten Zügen ist die sechsjährige kleine Schwester von Nate einfach eine lebende Legende. Ich meine, ein Mädchen, das Dinge sagt wie "man sollte sich immer gut anziehen", jeden fragt, ob er Nate heiraten wird und nach seiner schmerzhaften Trennung eine Vodoo-Figur von seinem Ex-Freund feierlich verbuddelt, muss man einfach lieben!


Nate: "Ich denke, wir waren schon irgendwie die Richtigen füreinander - nur vielleicht in einem Paralleluniversum, in dem wir uns zu leicht unterschiedlichen Zeiten in unserem Leben getroffen hätten. Oder wo unsere verkorkste Welt schulen Teenagern das Leben nicht so extrem schwer macht."


Rund um seine Figuren und deren auffallend tolle Entwicklung hat sich Simon James Green eine sehr verrückte, schrille Handlung ausgedacht, die ein perfektes Gegengewicht zum Herzschmerz und Beziehungschaos bildet. Die große Stärke der Geschehnisse: Unvorhersehbarkeit! Jack und Nate stolpern von einer absurden Situation in die nächste und was sich der Autor da teilweise ausgedacht hat, hätte man nicht in tausend Jahren vorhergesehen. So besuchen wir zusammen mit unseren beiden Ich-Erzählern explosive Militärübungen, brennende Frühstücksbüffets, vegetarische Festivals, homophobe Survival-Camps, schicke Influencer Galas und auch kuriose Einfälle wie ein spontaner Filzlausbefall, Boote namens "Gay Ship Lollipop" oder eine interaktive Gurkenausstellung dürfen nicht fehlen, um den Wahnsinn komplett zu machen. Dass die Situationskomik an einigen Stellen etwas übers Ziel hinausschießt und natürlich nicht immer alles realistisch oder natürlich wirkt, war mir nach einigen Kapiteln komplett egal. Die Geschichte hat langsam, aber stetig mein Gehirn weichgekocht, bis ich über wirklich JEDEN SCHEISS gekichert habe. Die schräge, überdrehte Stimmung macht einfach unfassbar viel Spaß!


Jack: "Du hast so viele verborgene Schichten, Nate!" Er starrte mich wütend an. "Wie eine Zwiebel!"
"Jack!"
"So komplex und..."
"Oh Mann, du bist echt ein..."
"Was bin ich, Nate? Oh, bitte such etwas Zweideutiges aus! Eine Aubergine?"
"Nein..."
"Eine Banane?" Ich tue, als würde ich aufkeuchen. "Oder vielleicht etwas Exotisches? Eine Kiwi? Eine Cantaloupe-Melone?"
Schließlich lacht Nate auf. "Du bist ein Albtraum."


Um den aus meiner Sicht großartigen Humor von Simon James Green aber zu schätzen zu wissen, muss man als LeserIn schon die Fähigkeit mitbringen, über Absurdes zu lachen. Auch wenn man das ein oder andere Internetmeme kennt, wäre das nicht schlecht. Ich habe sehr gelacht über "Okay, Boomer", die unvergleichliche zum Leben erwachte Karen (nachdem Sofie mich aufgeklärt hat, was es mit dem Namen auf sich hat, höhö) und den Auftritt eines vagen Instagrampoeten namens Atticus.
Das Ende haben Sofia und ich dann in einer ziemlich unterhaltsamen Lesenacht in einem Rutsch durchgelesen und für einen runden Abschluss einer witzigen, süßen und empowernden Geschichte befunden!




Fazit

Eine urkomische LGBTQIA+-Komödie mit magischen Sommervibes, einer leicht überdrehten Handlung, einem grandiosen Humor und legendären Charakteren. Wer auch über Absurdes lachen kann, wird sein Herz (und vor Lachen eventuell auch das Zwerchfell) an die "Heartbreak Boys" verlieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.12.2021

Eine urkomische LGBTQIA+-Komödie!

Heartbreak Boys
0

"Heartbreak Boys" war mal wieder ein Buddyread mit Sofia von @SofiasworldofBooks und mit Abstand der Witzigste, den wir jemals hatten. Zu verdanken hatten wir das dem grandiosen Humor des Autors, der etwas ...

"Heartbreak Boys" war mal wieder ein Buddyread mit Sofia von @SofiasworldofBooks und mit Abstand der Witzigste, den wir jemals hatten. Zu verdanken hatten wir das dem grandiosen Humor des Autors, der etwas überdrehten Handlung und den legendären Charakteren. Ich hatte eine süße LGBTQIA+-Liebesgeschichte erwartet und ein zum Brüllen komisches zum Leben erwecktes Meme bekommen. Ihr wollt eine unterhaltsame Sommer-Komödie lesen, die zusätzlich noch ein paar wichtige Themen behandelt? Lest unbedingt dieses Buch!

Das Cover lässt mit dem türkisenen Hintergrund, dem großen weißen Titel und den zwei Jungs im Comic-Format schon auf eine unbeschwerte YA-Geschichte schließen. Der blonde Junge mit dem Regenbogen-Anstecker ist dabei sehr treffend Jack nachempfunden, während der braunhaarige, am Social-Media-Icon-bastelnde Junge wohl Nate nachempfunden ist. Somit gefällt mir die deutsche Interpretation des Covers sogar ausnahmsweise mal besser als das Originalcover, dass mit dem gelben Hintergrund und den zwei sehr jungen Figuren noch sehr kindlich erscheint.

Innerhalb der Buchdeckel erzählen Jack und Nate abwechselnd in 51 Kapiteln von ihrem Abenteuer, das dort startet, wo oftmals YA-Romances enden: auf dem Abschlussball. Denn die jeweiligen festen Freunde der beiden haben sich den denkbar schlechtesten Zeitpunkt ausgesucht, um ihre Affäre offiziell zu machen und ein Paar zu werden und so enden Jack und Nate mit einem gebrochenen Herzen, anstatt wie geplant nach dem Abschluss der Mittelstufe den Sommer ihres Lebens zu verbringen. Um sich zu rächen, beschließen die zwei, einfach trotzdem so zu tun, als würden sie die Zeit ihres Lebens verbringen und starten einen Instagram-Account auf dem sie den Roadtrip, den sie mit Nates Familie in einem klapprigen Camper unternehmen, möglichst instagrammable festhalten. Doch wer hätte gedacht, dass eine unerwartete Freundschaft ein gebrochenes Herz besser heilen kann als Rache...?


Jack: "Ich werde im September nicht als Verlierer an die Schule zurückkehren. Auf gar keinen Fall. Dylan oder nicht Dylan, ich werde glücklicher, erfüllter und erfolgreicher denn je sein. Selbst wenn ich so tun muss, als ob. Sie werden einen schönen Sommer haben? Tja, mag sein, aber unserer wird SPEKTAKULÄR!"


Anders als gedacht, liegt der Fokus der Handlung in "Heartbreak Boys" weniger auf der Liebesgeschichte - über den Aufbau einer zarten Freundschaft und die ersten aufflatternden Schmetterlinge kommen wir hier gar nicht hinaus -, sondern viel mehr auf dem Überwinden des Herzschmerzes, der Akzeptanz der eigenen Identität und dem Öffnen für neues Glück. So sind die kurzen stillen Momente, zwischenmenschliche Entwicklungen und persönliche Erkenntnisse das Herzstück, das die Geschichte um Jack und Nate lebendig macht. Bis die beiden Figuren sich einander das erste Mal öffnen vergeht aber eine ganz schön lange Zeit. Denn gegensätzlicher als Nate und Jack kann man gar nicht sein. Während Jack ein wahrer Paradiesvogel ist, jedes Klischee über Homosexuelle lebt, seine Meinung stolz in die Welt hinausschreit und vor keinem Drama zurückschreckt ("Es ist ein privater, schrecklicher, schwuler Notfall"), ist Nate leise, zurückhaltend, unbeholfen in sozialen Situationen ("MÖCHTEST DU EINE LIMO") und fühlt sich am wohlsten, wenn er in der Menge untergeht und nicht auffällt. Obwohl die beiden die perfekte Personifikationen der Kategorien "extrovertiert" und "introvertiert" sind, kommt die Charakterisierung der beiden ohne jedes Klischee aus und sie bekommen während der 416 Seiten genügend Zeit, auch andere Seiten an sich zu entdecken oder zu präsentieren.


Nate: "Er spielt Ukulele und ist einer LGBTQIA+-Jugendgruppe beigetreten." "Okay, nur eins davon weist eindeutig darauf hin, dass er schwul ist, Mum. In die Jugendgruppe könnte er auch einfach gehen, um einen Freund zu unterstützen."


Auffallend ist, dass auch andere Charaktere häufig genau das Gegenteil von dem tun, was man von ihnen erwarten würde und für viele freudige Überraschungsmomente sorgen. Sei es die bösen Jungs auf Bewährung, die zusammen "Homo Love Boat" zur Melodie von Love Shack von den B-52s singen, als sich der Teamleiter herabwürdigend über unsere Protagonisten äußert, die scheinbar zickige Influencerin Leila, die sich als ökologischer Gutmensch entpuppt, oder zwei zwölfjährige Bulldoggen-Menschen, die zu Jacks großer Überraschung doch nicht sein teures Smartphone klauen, sondern sich als "super nette schwule Kids" herausstellen - der Autor gibt sein Bestes, immer wieder Klischees auf die Spitze zu treiben, umzudrehen und uns unsere eigenen Vorurteile vor die Füße zu werfen. In dem Zug spricht Simon James Green auch einige wichtige Themen an und verpackt auch die ein oder andere tolle Message übers Erwachsenwerden, übers Schwulsein oder über Influencer.


Jack: "Verdammt, wieso leben wir immer noch in einer Welt, in der manche Leute so ein verfluchtes Problem damit haben, wen andere Menschen lieben. Das ist doch totaler Irrsinn!"


Neben dem Fakt, dass die Figuren überraschend viel Tiefgründigkeit und Authentizität aufweisen, sind sie auch einfach zum Knuddeln. Besonders Elliott, der Hühner mag, leicht glücklich zu machen ist und ziemlich starke ADHS-Chihuahua Energie verströmt (mein Lieblingszitat von ihm ist übrigens: "HUH! HA! HUH! BUMSEN!"), ist mir sofort ans Herz gewachsen und passt perfekt in die schräge Reisegesellschaft (von Rose ganz treffend als "Würstchenparty" betitelt) bestehend aus zwei Jungs mit gebrochenem Herzen, ein Hippie-Vater, die strukturierte Supermom, die vor ihrem Tupperkurs die ganze Zeit angeben will und der kleinen Schwester Rose. Letztere ist jedoch ohne Frage und mit großen Abstand die heimliche Heldin des Buches. Mit ihrem unvergleichlich trockenen Humor und ihren leicht bedenklich psychopathisch angehauchten Zügen ist die sechsjährige kleine Schwester von Nate einfach eine lebende Legende. Ich meine, ein Mädchen, das Dinge sagt wie "man sollte sich immer gut anziehen", jeden fragt, ob er Nate heiraten wird und nach seiner schmerzhaften Trennung eine Vodoo-Figur von seinem Ex-Freund feierlich verbuddelt, muss man einfach lieben!


Nate: "Ich denke, wir waren schon irgendwie die Richtigen füreinander - nur vielleicht in einem Paralleluniversum, in dem wir uns zu leicht unterschiedlichen Zeiten in unserem Leben getroffen hätten. Oder wo unsere verkorkste Welt schulen Teenagern das Leben nicht so extrem schwer macht."


Rund um seine Figuren und deren auffallend tolle Entwicklung hat sich Simon James Green eine sehr verrückte, schrille Handlung ausgedacht, die ein perfektes Gegengewicht zum Herzschmerz und Beziehungschaos bildet. Die große Stärke der Geschehnisse: Unvorhersehbarkeit! Jack und Nate stolpern von einer absurden Situation in die nächste und was sich der Autor da teilweise ausgedacht hat, hätte man nicht in tausend Jahren vorhergesehen. So besuchen wir zusammen mit unseren beiden Ich-Erzählern explosive Militärübungen, brennende Frühstücksbüffets, vegetarische Festivals, homophobe Survival-Camps, schicke Influencer Galas und auch kuriose Einfälle wie ein spontaner Filzlausbefall, Boote namens "Gay Ship Lollipop" oder eine interaktive Gurkenausstellung dürfen nicht fehlen, um den Wahnsinn komplett zu machen. Dass die Situationskomik an einigen Stellen etwas übers Ziel hinausschießt und natürlich nicht immer alles realistisch oder natürlich wirkt, war mir nach einigen Kapiteln komplett egal. Die Geschichte hat langsam, aber stetig mein Gehirn weichgekocht, bis ich über wirklich JEDEN SCHEISS gekichert habe. Die schräge, überdrehte Stimmung macht einfach unfassbar viel Spaß!


Jack: "Du hast so viele verborgene Schichten, Nate!" Er starrte mich wütend an. "Wie eine Zwiebel!"
"Jack!"
"So komplex und..."
"Oh Mann, du bist echt ein..."
"Was bin ich, Nate? Oh, bitte such etwas Zweideutiges aus! Eine Aubergine?"
"Nein..."
"Eine Banane?" Ich tue, als würde ich aufkeuchen. "Oder vielleicht etwas Exotisches? Eine Kiwi? Eine Cantaloupe-Melone?"
Schließlich lacht Nate auf. "Du bist ein Albtraum."


Um den aus meiner Sicht großartigen Humor von Simon James Green aber zu schätzen zu wissen, muss man als LeserIn schon die Fähigkeit mitbringen, über Absurdes zu lachen. Auch wenn man das ein oder andere Internetmeme kennt, wäre das nicht schlecht. Ich habe sehr gelacht über "Okay, Boomer", die unvergleichliche zum Leben erwachte Karen (nachdem Sofie mich aufgeklärt hat, was es mit dem Namen auf sich hat, höhö) und den Auftritt eines vagen Instagrampoeten namens Atticus.
Das Ende haben Sofia und ich dann in einer ziemlich unterhaltsamen Lesenacht in einem Rutsch durchgelesen und für einen runden Abschluss einer witzigen, süßen und empowernden Geschichte befunden!




Fazit

Eine urkomische LGBTQIA+-Komödie mit magischen Sommervibes, einer leicht überdrehten Handlung, einem grandiosen Humor und legendären Charakteren. Wer auch über Absurdes lachen kann, wird sein Herz (und vor Lachen eventuell auch das Zwerchfell) an die "Heartbreak Boys" verlieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.11.2021

Eine tolle Alternative zum konventionellen Kalender!

Mein Jahresbegleiter
0

Heute gibt´s mal eine etwas ungewöhnliche Rezension. Als großer Listenfan und Planungsfanatikerin habe ich schon seit Jahren einen Kalender, der neben meinen Terminen auch Gedanken, Ideen, Listen, Tracker, ...

Heute gibt´s mal eine etwas ungewöhnliche Rezension. Als großer Listenfan und Planungsfanatikerin habe ich schon seit Jahren einen Kalender, der neben meinen Terminen auch Gedanken, Ideen, Listen, Tracker, Affirmationen, Lebensziele, die wichtigsten Passwörter und Todos der Woche enthält und ohne den ich im Alltag aufgeschmissen wäre. Zuletzt habe ich mir dafür jedes Jahr eigens einen Planer bei persönlicherkalender.de zusammengestellt, was mir ohne großen Aufwand immer ein tolles Ergebnis geliefert hat. Mein Traum war es aber immer, ein freier gestaltetes Bullet Journal zu führen.

Für alle, die wie ich leider nicht mit dem Talent gesegnet sind, sich ein solches Journal selbst zu gestalten, hat der Bastei Lübbe Verlag nun einen Tagebuch-Achtsamkeits-Kalender auf den Markt gebracht. Sofort als ich "Mein Jahresbegleiter" in der Vorschau sah, habe ich meine Chance ergriffen und mir ein Exemplar angefragt. Nachdem ich den Kalender die letzten Tage ausgestaltet und näher angeschaut habe, kommt jetzt meine ausführliche Meinung dazu.

Mit den 256 Seiten ist der Planer nicht gerade dünn, durch die stabile Bindung in Buchform aber trotzdem handlich und robust. Neben der hübschen türkisenen Farbe und den goldenen Verzierungen auf Cover und Rückseite fällt auch das Lesezeichen positiv auf, das dabei hilft, die richtige Seite aufzuschlagen. Was mir am Gesamtkonzept auch gut gefällt ist, dass der Planer anders als fast alle anderen Produkte auf dem Markt flexibel für jedes Jahr benutzt werden kann, da noch kein Datum in den Wochenübersichten eingetragen ist. So kann man problemlos auch mitten im Jahr mit mit Journal einsteigen und es azyklisch benutzen. Nimmt man eine Jahresübersicht zur Hand hat man auch flott die den Wochentagen zugehörigen Zahlen eingetragen.

Innerhalb der beiden Buchdeckel ist das Journal in liebevoller Handarbeit von Melina Eggers gestaltet worden, welche sich nach dem Abitur mit einer eigenen Firma selbstständig gemacht hat, um Papeterie und Planungsprodukte anzubieten. Der optische Gesamteindruck ist sparsam und übersichtlich, dabei aber sehr vielseitig und ansprechend mit wohlüberlegten Farbakzenten und für jeden Monat verschiedenen Designs, die in Farben, Layouts und Motiven an die jeweilige Jahreszeit angepasst sind.

Neben einem allgemeinen Wochenplan, einer Übersicht des aktuellen Jahres, einer Bucket-List und ein paar freier Seiten zur allgemeinen Gestaltung ist der Planer in 12 in sich abgeschlossene Teile für die einzelnen Monate eingeteilt, welche wie gesagt alle unterschiedlich gestaltet sind. Auf jeweils 10 Doppelseiten gibt es in diesen jeweils eine Monatsübersicht für wichtige Termine, Geburtstage und Ziele, ein Ritualtracker, ein Stimmungstagebuch, Raum für einen Rückblick und Notizen, ein Ausmalbild, ein positiver Spruch und natürlich die Wochenübersichten. Zusätzlich kommen je nach Monat noch Seiten für eine Übersicht sehenswerter Filme, eine Weihnachtswunschliste oder ein Geschenkeplaner hinzu.

Auf diese Art und Weise kann man Termine mit eigenen Ideen vereinbaren und kann sich jeden Monat über ein neues Design freuen. Seiten, um sich kreativ auszutoben und Platz für Reflexionen über Ziele und Werte machen den Kalender zu einem wertvollen Begleiter im Alltag, der dabei hilft, einen achtsamen und positiven Blick auf das Leben beizubehalten.

Das Einzige, was ich zu bemängeln hätte, ist dass es relativ wenige freie Seiten für eigene Ergänzungen gibt. Gerade zu Beginn oder am Ende hätten mir 5-10 zusätzliche Blankoseiten gut gefallen, da ich jetzt schon kommen sehe, dass mir der gebotene Platz für allgemeine Notizen nicht reicht und bis zum Ende von 2022 eine ganze Armada von Notizzetteln zwischen den Seiten herumfahren wird. In meinem letzten Planer hatte ich außerdem noch einen Studytracker, ein Lesetagebuch, eine Jahresübersicht für 2023 und einen Finanzplaner für Einnahmen, Ausgaben und Rechnungen, welche ich hier noch hineingeklebt habe. Eine weitere Ergänzung, die ich vorgenommen habe, ist eine schräge Papierlasche auf der allerletzten Seite, in der ich lose Zettel und Sticker sammeln kann. Abgesehen von diesen speziellen Sonderwünschen, die sich aber problemlos integrieren ließen, bin ich sehr zufrieden mit dem Kalender und bin mir sicher, dass er mich gut durch das kommende Jahr begleiten wird.



Fazit:

Eine tolle Alternative zum konventionellen Kalender für alle, die für ein eigen gestaltetes Bullet Journal zu wenig künstlerisches Talent, Zeit oder Lust mitbringen. In "Mein Jahresbegleiter" ist in übersichtlicher, vielseitiger Optik wirklich fast alles zu finden, was das Planungsherz begehrt. Einzig ein wenig mehr freie Seite zu Beginn oder Ende hätte ich mir noch gewünscht für ein optimalen Kalender.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 24.10.2021

Ein hochspannendes Actionabenteuer!

Das Babel Projekt – Lifelike
0

Mit "LIFEL1K3 - Das Babel Projekt" habe ich heute Morgen mein allererstes Buch von Jay Kristoff beendet und frage mich seitdem, weshalb ich mich nicht schon viel früher an seine Werke gewagt habe. In dieser ...

Mit "LIFEL1K3 - Das Babel Projekt" habe ich heute Morgen mein allererstes Buch von Jay Kristoff beendet und frage mich seitdem, weshalb ich mich nicht schon viel früher an seine Werke gewagt habe. In dieser brandneuen Young-Adult-Dystopie erzählt der Bestsellerautor ein hochspannendes Actionabenteuer und nimmt mit in eine verseuchte Wüstenlandschaft voll Schrott, Dreck, Tod und Wunder.


"So viel Kummer. So viele Verluste. Alle Wundern klafften wieder auf und fingen wieder an zu bluten. Der Junge, der überhaupt kein Junge war, hielt sie einfach fast, so wie sie es mit ihm getan hatte. In einem wunderschönen Garten. In einem verlorenen Paradies."


Im Mittelpunkt des Covers und der Geschichte stehen die "Lifelikes" - starke, schnelle und schöne Androiden, die trotz ihrer verbesserten Fähigkeiten so lebensähnlich sind, dass sie auf den ersten Blick nicht von Menschen zu unterscheiden sind. Sie denken wie Menschen, sie lieben wie Menschen und sie hassen wie Menschen - was unterscheidet sie also von uns? Im Anklang an diese zentrale Frage ist auch die hintere Hälfte des Titels halb aufgelöst abgebildet, sodass aus "Lifelike" nur "Life" zu werden scheint. Neben dem prominenten Titel in Weiß ist im Hintergrund ein strahlend himmelblauer, an ein Auge erinnernder Kreis voller Mechanik zu sehen, welcher sich vom ansonsten dunkelroten Grund abhebt. Ebenfalls positiv an der Gestaltung hervorzuheben ist die Karte, welche in den beiden Innenseiten der Buchdeckel vorne und hinten abgebildet ist. Jene gibt einen Überblick über die einzelnen Standorte der Handlung und ist zusammen mit den vorangestellten drei Robotergesetzen und der Definitionen von Automata, Maschina und Logika sehr hilfreich beim Verstehen des Buches.


"Verunreinigt. Unnatürlich. Noch mehr Beleidigungen, die zu solchen wie abartig oder abnorm hinzukamen. Eine weitere Gruppe von Leuten, die sie nicht leiden konnten. Sie fragte ich, ob es auf der Welt wohl irgendjemanden gab, der sie einfach so akzeptierte, wie sie war. Ob es einen Ort gab, an den sie passte."


Denn Jay Kristoff hält sich nicht lange mit Erklärungen auf, sondern wirft uns direkt kopfüber in die Geschichte. Nach einem tragischen Prolog beginnt ohne große Umschweife direkt der erste von insgesamt vier recht gleichlangen Teilen, in denen der Autor seine zusammengewürfelte Gruppe ohne Verschnaufpause durch eine erbarmungslose, postapokalyptische Welt jagt. Tödliche Roboterkämpfe in der Kampfkuppel, Überlebenskampf im Maschinenschrott, blutrünstige Bruderschaften, lebendige Krakenschiffe, kybernetische Kopfgeldjäger und verstrahlte Glasstürme sind nur einige der Bedrohungen, die unsere Figuren während der 465 Seiten auf Trab halten. Wir rennen zusammen mit Eve, Lemon, Ezekiel, Cricket und Kaiser von einem Desaster in das nächste und müssen nebenher auch noch geheimnisvolle Kräfte, alte Geheimnisse, neue Liebe und eine ordentliche Identitätskrise verdauen. Die Geschichte gleicht also einem einzigen Rausch aus Adrenalin, Action, Emotionen und Überraschungen von Anfang bis Ende.


"Eure Narben erinnern euch daran, wer ihr seid. Eure Haut ist die Seite und eure Wundern sin die Tinte, die eure Lebensgeschichte erzählt. Deine Narben machen dich erst schön. Abartigkeit, oder wie du es sonst nennen willst, das ist doch bloß ein anderes Wort dafür. Du nennst es abnormal. Ich nenne es unglaublich."


Unterbrochen wird diese hochspannende Reise durch eine dystopische Variante Kaliforniens immer wieder durch Rückblicke auf ein Massaker vor zwei Jahren, in dem Eves gesamte Familie gestorben ist. Zusammen mit Eves zunehmendem Wissen über ihre eigene Vergangenheit steigt auch die Spannung an und die offenen Fragen nehmen mit jeder Offenbarung zu. Was ist in Babel tatsächlich passiert? Was hat das Lifelike-Projekt mit Eve zu tun? Wem kann sie überhaupt vertrauen? Wer ist sie vor ihrer Verletzung gewesen, die ihr ihre Erinnerungen genommen haben? Wie sehr will sie sich durch ihre Vergangenheit bestimmen lassen? Und wer will sie sein? Jay Kristoff nimmt sich für Eves Identitätskonflikt trotz des hohen Erzähltempos viel Zeit und nutzt die vielen ungeklärten Fragen und Rätsel als Nährboden für eine ganze Armee aus Twists. In "Lifelike" gibt es Wendungen zu Beginn, im Mittelteil und am Ende; Wendungen, die man kommen sieht und welche, die man sich nicht in seinen Träumen hätte ausmalen können; Wendungen, die mich freudig lächeln haben lassen und welche, die mein Herz gebrochen haben; Wendungen, die klein beginnen und dann die gesamte Geschichte herumdrehen und Wendungen, die groß wirken und im Nichts verpuffen. Kurzum: ich habe noch niemals eine Young Adult Dystopie gelesen, in welcher schon im Auftaktband so eine unfassbar große Vielfalt an Plottwists vorhanden war, sodass ich bald keiner Aussage mehr um die Ecke getraut habe.


"Sie spürte die beiden Menschen jetzt wieder in ihrem Kopf. Das Mädchen, das sie gewesen war, und das Mädchen, zu dem sie geworden war. Und sie wusste nicht, ob sie beim Anblick des Turms, des Ortes, an dem das eine Mädchen gestorben und das andere geboren worden war, Trauer oder Erleichterung empfinden sollte."


Auch das Worldbuilding rund um dieses komplexe Handlungskonstrukt ist wirklich erste Sahne. Zwar erfindet Jay Kristoff hier das Rad nicht komplett neu, dafür mischt er in seiner neuen Trilogie ein episches Reise-Abenteuer, eine Roboterrebellion, mutantische Magie, verbotene Liebe, Endzeitstimmung und die Mensch-vs.-Maschinen-Thematik so zusammen, dass ein Mix entsteht, dem man nicht widerstehen kann. Neben verschiedenen Arten von Robotern wie Machina, Automata und Logika, bevölkern Cyborgs, Mutanten und künstliche Lebewesen das vom Krieg und Umweltkatastrophen zerstörte Kalifornien. Die Linie zwischen Mensch und Maschine wird dabei wie in vielen Dystopien absichtlich aufgeweicht und verwischt. Das geschieht nicht nur durch die Existenz der Lifelikes, sondern auch dadurch, dass Maschinen Gefühle zugestanden werden, zu liebenswerten Protagonisten werden und beginnen, für ihre eigene Freiheit zu kämpfen. Das staubige, lebensfeindliche Wüstensetting voll Technologie und Abfall verströmt definitiv "Mad Max"- und "Bladerunner"-Vibes und ist geprägt von verschiedenen Gegensätzen. Wir sehen, wie sich Fortschritt in den Trümmern einer alten Zivilisation erhebt, wie sich Großkonzerne um die Macht bekriegen, während in den Gassen Menschen neben Maschinen ums Überleben kämpfen und eine Bruderschaft Mutanten jagt, die sich mit besonderen Fähigkeiten aus dem Dreck zu erheben wagen.


"Die Farmfabriken, die Megopolis ernähren, sind mit Automata und Logika bevölkert, nicht von Menschen. Die Soldaten, die eure Kriege führen, die Gladiatoren, die in euren KampfKuppeln bluten und sterben, sie sind alle aus Eisen und Stahl, nicht aus Fleisch und Blut. Schau dich vor dieser Tür da draußen um, und du siehst eine Welt, die auf metallenem Rücken errichtet wurde. Die von metallenen Händen zusammengehalten wird. Und eines Tages werden sich diese metallenen Händen schließen. Zu Fäusten."


Lebendig wird diese eigentlich unmögliche Mischung durch den brachialen, aber trotzdem detailversessenen Schreibstil von Jay Kristoff, welcher ab und zu ein wenig über das Ziel hinausschießt (zum Beispiel bei der Beschreibung von Farbe, Konsistenz und Geruch verschiedener Sorten von Schleim im Magen eines Seeungeheuers), aber wahnsinnig unter die Haut geht. Auch wenn der Autor wie gesagt ein ordentliches Tempo verlegt, behält er dabei den Fokus auf die Figuren bei. Anstatt sich auf eine Erzählperspektive festzulegen, wählt der Autor hier einen personalen Er-Erzähler, welcher zwischen den Hauptfiguren und auch einigen Nebenfiguren wechselt, dabei aber am längsten bei Eve verweilt. Sie ist jedoch lange nicht die einzige spannende Figur. Jeder der Charaktere ist auf seine Art und Weise ein Ausgestoßener und bringt um einiges mehr mit, als man das auf den ersten Blick erwartet. Neben der großen Frage nach der Maschinen-Ethik und was Freundschaft, Loyalität und auch Liebe im Kontext der drei Maschinen-Gesetze bedeuten, müssen die drei Hauptfiguren Eve, Ezekiel und Lemon jeweils noch ihre eigenen Dämonen bekämpfen. Auch die Dynamik der drei, welche von Humor, aber auch von tiefer Liebe in unterschiedlichen Formen geprägt ist, ist wirklich wundervoll. Ein Beinahe-Junge mit mechanischem Herzen, ein Mädchen mit zu vielen Namen und einer ungewissen Zukunft und ein Mädchen ohne Namen mit unbekannter Vergangenheit? Die drei bilden ein absolutes Dreamteam, welches durch den süßen Logika Cricket und den Blitzhund Kaiser gelungen ergänzt werden. Besonders Cricket habe ich sofort ins Herz geschlossen und werde loyal gegen jeden in den Krieg ziehen, der ihn klein nennt.


"Ich bin so, wie mein Schöpfer mich gewollt hat", erwiderte Cricket. "Und nenn mich nicht klein!"


Etwas schade fand ich, dass die Bösewichte wie der "Prediger" oder die anderen Lifelikes in Babel hier leider ein wenig schwarz-weiß bleiben. Angesichts der ansonsten ausgezeichneten Charakterstudie hätte ich an dieser Front ein bisschen mehr erwartet und hoffe, dass gerade die Lifelikes in Band 2 ein bisschen besser profiliert werden. Auch die Liebesgeschichte bleibt eher im Hintergrund, was gut zur actionbasierten, temporeichen Geschichte passt. Mir gefällt auch, dass die Figuren ihre Gefühle hier immer wieder hinterfragen und mit jeder neuen Enthüllung in Relation setzen. Etwas mehr Tiefe und weniger glitzernde Instant-Love hätten mir aber trotzdem ganz gut gefallen, da mich die Liebe der beiden emotional nicht wirklich abgeholt hat. Mehr berührt hat mich da schon eher die Freundschaft zwischen Lemon und Eve, auf deren weitere Entwicklung ich ebenfalls sehr gespannt bin.


"Zusammen stark", flüsterte Lemon. "Auf ewig zusammen", erwiderte Eve."


Was ich von dem unfassbar fiesen Cliffhanger halten soll, der zwar die direkte Handlung abschließt, dabei aber zwischen den Zeilen so viel offenlässt und zerstört, dass man unmöglich lange auf den Folgeband warten kann, weiß ich noch nicht so genau. Ganz klar ist nach diesem Buch jedoch: ich muss UNBEDINGT mehr von Jay Kristoff lesen. In erster Linie natürlich die beiden Folgebände, auf die ich wahrscheinlich noch eeeeeeewig warten muss. Seine "Nevernight"-Saga und die "Illuminae-Akten" stehen bei mir jetzt aber auch ganz oben auf der Liste!



Fazit:


Mit dieser brandneuen Young-Adult-Dystopie erzählt der Bestsellerautor ein hochspannendes Actionabenteuer und nimmt mit in eine verseuchte Wüstenlandschaft voll Schrott, Dreck, Tod und Wunder. "LIFEL1K3 - Das Babel Projekt" überzeugt mit komplexem Worldbuilding, vielschichtigen Figuren und vielen Wendungen. Einen halben Stern Abzug gibt es für die blassen Antagonisten und die wenig elaborierte Liebesgeschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere