Profilbild von Talaith

Talaith

Lesejury Profi
offline

Talaith ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Talaith über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2022

großartiger Abschluss mit winzigen Schwächen

Das verbotene Kapitel
0

Dieser achte Band ist der letzte der Bibliothekare-Reihe. Man kann ihn einzeln und ohne Vorkenntnisse lesen, allerdings führt er ziemlich viele Fäden aus den letzten Bänden zusammen, sodass man definitiv ...

Dieser achte Band ist der letzte der Bibliothekare-Reihe. Man kann ihn einzeln und ohne Vorkenntnisse lesen, allerdings führt er ziemlich viele Fäden aus den letzten Bänden zusammen, sodass man definitiv glücklicher mit dem Buch wird, wenn man die Vorgängerbände gelesen hat. Bei den vorangegangenen Büchern ist das zwar eingeschränkt auch schon so, bei diesem Abschluss würde man meiner Meinung nach aber noch viel mehr etwas verpassen, wenn man die Vorgeschichte(n) nicht kennt.
Das Buch beginnt damit, dass Irene als Repräsentantin der Bibliothek für den Friedensvertrag zwischen den Drachen und den Elfen zu Gast ist bei einem Elfen in irgendeiner Welt in Russland. Dort muss sie (mal wieder) überstürzt flüchten, weil ein Überfall stattfindet. Schon in den letzten Büchern zeichnete sich ab, dass es ein Geheimnis um die Gründung der Bibliothek gibt, nicht nur ein kleines, sondern ein existenzielles, das Irenes Weltbild auf den Kopf stellen könnte. Gemeinsam mit ihrem Geliebten Kai, ihrer Auszubildenden Catherine und ihrem Freund, dem Privatdetektiv Vale macht sie sich auf den Weg durch verschiedene Welten, das tiefste Geheimnis der Bibliothek zu ergründen.

Die Figuren sind größtenteils schon aus den letzten Büchern bekannt, und genauso, wie man sie kennen- und lieben gelernt hat, verhalten sie sich weiter. Die Interaktionen fügen sich so wunderschön zusammen, jeder Charakter ist individuell ausgeformt, einzigartig und überhaupt nicht schablonenhaft. Die Gedanken, Kommentare und Gespräche bringen mich regelmäßig., trotz teilweise wirklich ernsten und gefährlichen Situationen, zum Lachen.
Was mich wirklich beeindruckt ist, dass die Autorin es schafft, vollkommen unerwartete Wendungen einzubauen. Es passieren Dinge, mit denen man größtenteils überhaupt nicht rechnet, die überraschend und unvorhersehbar sind und das Buch deshalb so spannend machen. Dabei wirkt das ganze aber nicht künstlich, gezwungen oder an den Haaren herbeigezogen, sondern fühlt sich, nachdem man den ersten Schock überwunden hat, absolut logisch und passend an, weil die ganze Zeit kleine Hinweise gestreut werden, die man nur im Eifer des Gefechts übersieht, weil so viel anderes passiert, was gerade viel wichtiger erscheint.
Insgesamt halten sich auch Verluste in Grenzen. Es müssen Opfer gebracht werden, aber sie sind nie so groß, dass sie vollkommen unverhältnismäßig zum erreichten Ziel wären, auch wenn es ein bisschen schmerzt, liebgewonnene Figuren zu verlieren.
Der einzige Kritikpunkt, den ich habe, bezieht sich auf das Ende: Ich fand es zu simpel und rund. Absolut, im Vergleich zu anderen Büchern, war das ein ordentliches Ende, relativ im Vergleich zu den anderen Werken dieser Reihe war es weniger episch als die anderen, zu rund, einfach, geradeaus (es muss ja nicht gleich so unfassbar episch sein wie das Ende des fünften Bandes, man muss ja nicht die real gewordene Utopie als Maßstab nehmen, aber ein bisschen Potential war noch da für dieses Buch). Am Ende war es etwas zu einfach dafür, dass dieses der Abschluss der Reihe ist.
Eine kleine Anmerkung der Danksagung hat mich riesig gefreut: Die Autorin bezeichnet diese Oktalogie als „erste Staffel“ und erwähnt ausdrücklich die Möglichkeit, dass Charaktere zurückkommen. Das heißt, dass die Geschichte hier nicht zwangsläufig abgeschlossen ist, dass vielleicht irgendwann in ferner Zukunft nochmal etwas dazu kommt, und das wäre großartig. Das bedeutet dann nämlich, dass dieses Buch nicht der „Abschied für immer“ von der Welt und den Figuren ist (sowieso kann man die Bücher mehrfach lesen), sondern dass die Hoffnung besteht, dass irgendwann nochmal etwas kleines Neues kommt. So hat man noch etwas, auf das man sich freuen kann, auch wenn dieses Buch einen absolut runden Abschluss darstellt.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Fantasie
Veröffentlicht am 01.01.2022

Lieblingsbuch

Das geheime Gewölbe
1

Der Waffenstillstand zwischen Drachen, Elfen und Menschen ist noch frisch und zerbrechlich. In letzter Zeit mehren sich die Anschläge auf die Repräsentanten des Vertrages. Mit Unterstützung ihrer Weggefährten ...

Der Waffenstillstand zwischen Drachen, Elfen und Menschen ist noch frisch und zerbrechlich. In letzter Zeit mehren sich die Anschläge auf die Repräsentanten des Vertrages. Mit Unterstützung ihrer Weggefährten macht sich Irene an die Arbeit, den Drahtzieher dahinter zu finden.

So richtig objektiv und sachlich kann ich dieses Buch nicht rezensieren, weil es mit Abstand meine Lieblingsreihe ist. Das werde ich mir auch nicht kaputt machen lassen, indem ich versuche, das hier schön zu analysieren, ich berichte stattdessen einfach nur von meiner übersprudelnden Begeisterung und hoffe, so Menschen zu überreden, das Buch auch zu lesen.

Das Cover ist wunderschön. Es lässt sich nicht anders beschreiben. Die Bibliothekare-Reihe ist eine der wenigen, deren deutsche Cover ich schöner finde als die der Originalausgaben, und auch ohne den Vergleich wären sie so unglaublich toll. Die Bücher haben das gleiche Format und sind sogar gleich dick, sodass sie im Regal gut nebeneinander stehen. Die Farbauswahl passt gut zu den vorherigen Bänden, das harmoniert perfekt, und das übergeordnete Thema bleibt gleich: Immer diese tolle Schnörkelschrift, ein unglaublich detailliert gezeichneter Stadtplan (der bei diesem Buch allerdings etwas vom Aufbau der vorigen Illustrationen abweicht, weil er mehr dreidimensional gehalten ist), dazu wunderschöne Farbverläufe. Außerdem ist ein kleines Buchsymbol, hier ein Stapel Bücher mit einer Flasche Gift darauf, genau wie der Titel wieder foliert, sodass das Buch auch haptisch einfach wunderbar ist. Die Zeppeline oben sind auf jeder Seite neben den Seitenzahlen zu finden, genauso über den Kapitelüberschriften. Das rundet das ganze Buch sehr schön ab.

Die Übersetzung ist ausgezeichnet gelungen, die Geschichte spielt mit Sprache und Wörtern, mit Textformaten und den Emotionen der Leser.
Durch die Erzählung zieht sich so ein wunderbarer Humor, der einen zum lachen bringt, aber nie albern wirkt, sondern perfekt würzt.
Was mich bei diesem Teil sehr beeindruckte, war die Länge der Zeit, die der Leser im Dunkeln gelassen wurde. Natürlich passierte immer ein wenig, und durch die vorherigen Bände konnte man schon Vermutungen aufstellen, auf was es wohl hinauslaufen würde, aber auf einmal befand man sich auf dem Höhepunkt, wurde einfach dorthin katapultiert und wusste gar nicht, wie man dorthin gelangt war.
Eigentlich war es die ganze Zeit schon spannend, aber nach den vorherigen Bänden schien es eher eine Nebenhandlung zu sein, bis einem klar wurde, worauf alles hinarbeitete und dieses Mal eigentlich wenig Nebenhandlung war, sondern direkt alles zum Klimax führte. Der Abschluss war temporeich, sodass man den Schwung direkt für den Folgeband mitnehmen möchte, um mit Anlauf weiterzulesen, aber das dauert noch so ewig.
Der Epilog war genial. Eine Wendung in die Richtung hätte ich niemals erwartet, aber sie ergibt sehr viel Sinn und ich erwarte die Fortsetzung voller Spannung. Auf Englisch erscheint sie Ende des Jahres, wenn die deutsche Übersetzung ihrem Rhythmus treu bleibt, sollte der nächste Band Ende 2022 erscheinen.

Die Autorin schafft es, die Figuren so sympathisch und greifbar zu machen, so schön klingende Namen (Guantes, Alberich, Shan Yuan, Coppelia, Columbine... ich müsste sie alle aufzählen, sie sind wunderschön). Jede Figur ist sorgfältig ausgestaltet, sodass man auch mit den Antagonisten mitfiebert, jeder hat mal seinen Auftritt und ist wichtig für die Handlung.

Fazit:
Ich würde gerne mehr als fünf Sterne vergeben, und zwar in jeder Kategorie. Ich bin absolut verliebt; dieses Buch ist ein Kunstwerk. Den letzten Band fand ich etwas schwächer, aber dieser ist auf jeden Fall wieder auf altem Niveau.
Für Fans von Fantasy und Büchern gibt es von mir auf jeden Fall eine Empfehlung für die gesamte Reihe.
Lest diese Bücher. Wirklich. Sie sind genial.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.12.2021

zuckersüße Geschichte über Bücher

Verliebt in deine schönsten Seiten
0

Vorab eine kleine Information: Ich habe das Buch auf Englisch gelesen, daher kann ich wenig über die deutsche Ausgabe sagen, aber zumindest den Inhalt werde ich hier rezensieren.

January Andrews, Autorin ...

Vorab eine kleine Information: Ich habe das Buch auf Englisch gelesen, daher kann ich wenig über die deutsche Ausgabe sagen, aber zumindest den Inhalt werde ich hier rezensieren.

January Andrews, Autorin mit furchtbarer Schreibblockade, zieht nach dem Tod ihres Vaters in dessen Haus ein, um es für den Verkauf fertig zu machen. Kurz darauf stellt sie fest, dass ihr Nachbar ihr Highschool-Rivale Gus ist. Die beiden schließen eine Wette ab, bei der sie ein Buch im Genre (Romantic Comedy vs. Thriller) des jeweils anderen schreiben, wer es zuerst verkauft, gewinnt. Um die Wette fair zu gestalten, geben sie jeweils einen Abend der Woche dem anderen Recherchehilfe für das Buch. Die einzige Bedingung, die allerdings bald schon schwer einzuhalten ist: Keiner verliebt sich in den anderen.

Lieblingszitat: "I thought - think it's brave to believe in love. I mean, the lasting kind. To try for that, even knowing it can hurt you."

Aus der Perspektive Januarys wird der gesamte Sommer erzählt. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen, auch Bilder entstanden in meinem Kopf, was durch die tollen Beschreibungen passierte.
Unter anderem durch Rückblenden wird auch die Vorgeschichte der Charaktere erzählt, was in diesem Fall extrem wertvoll für den Handlungsverlauf war.

Das Buch wird seinem Genre Romantic Comedy wirklich gerecht, es hat mich mehrfach herzhaft zum lachen gebracht.
Natürlich gibt es in diesem Genre nur zwei Möglichkeiten: gebrochene Herzen oder kitschiges Happy-End, trotzdem war bis zum Ende nicht ganz klar, was davon passiert, und die Vorhersehbarkeit von Handlungen hielt sich so in Grenzen, dass sie die Geschehnisse lediglich glaubwürdig machte.

Die beiden Charaktere sind mir zutiefst sympathisch, sie haben beide ihre Macken und ihre Stärken und sie passen so gut zusammen, dass ihre Interaktionen toll zu lesen sind.

Fazit:
Wer Lust auf eine sommerliche Geschichte zum Wohlfühlen mit Buch- und Schreibbezug hat, ist mit diesem Buch gut beraten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2021

Unterhaltung, bei der man dazulernt

Probe 12
2

Zukunft. Die ganze Welt kämpft mit multiresistenten Erregern, gegen die es keine wirklich wirksamen Behandlungsmöglichkeiten gibt. Die Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg besucht ihren Ziehvater ...

Zukunft. Die ganze Welt kämpft mit multiresistenten Erregern, gegen die es keine wirklich wirksamen Behandlungsmöglichkeiten gibt. Die Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg besucht ihren Ziehvater in Georgien, der an einem Heilmittel forscht. Doch bevor sie sich mit ihm austauschen kann, wird er in einem Bombenanschlag getötet. Nina reist fluchtartig wieder nach Deutschland ab, um das Medikament wiederzubeschaffen. Dort trifft sie auf den Foodhunter Tom Morell, der, weil seine Tochter an einem multiresistenten Keim erkrankt ist, ebenfalls Interesse an der Beschaffung des Medikaments hat.
Doch auch in Deutschland sind sie nicht sicher.



Mir gefiel schon die Einleitung in das Buch. Es geht direkt rasant los, sodass man sehr schnell mittendrin ist, und auch "unterwegs" lassen Spannung und Tempo einem kaum Zeit für eine Verschnaufpause. Insgesamt erinnert das Buch dadurch ein wenig an einen Actionfilm, sowohl durch Handlung als auch durch das Tempo und die Bildhaftigkeit der Erzählung.

Die beiden Autorinnen haben Ahnung von dem Thema, über das sie schreiben, das merkt man direkt. Trotzdem sind auch die fachlichen Teile für Laien verständlich, und im Notfall gibt es hinten ein Glossar und auch eine kurze Beurteilung, wie realistisch das Ganze ist, die man aber erst am Schluss lesen sollte, da sie Spoiler enthält. Durch die wissenschaftlichen Inhalte und Erklärungen lernt man auch als Leser dieses Thriller etwas dazu, was besonders viel Spaß macht, weil es in so ein spannendes Setting eingepackt ist.

Das Buch ist aus mehreren Perspektiven geschrieben, sowohl von den Protagonisten als auch von den Antagonisten, was den Leser aber beim Entschlüsseln des großen Rätsels auch nur bedingt hilft, die Zusammenhänge erkennt man nur wenig früher als die Charaktere. Die Perspektivensprünge erfolgen ziemlich schnell, sodass man ständig springt. Darauf muss man sich einstellen, weil es etwas irritierend sein kann, auf einmal an einem völlig anderen Ort zu sein. Wenn man aber einmal durchblickt hat, dass eigentlich jeder Absatz einen Perspektivenwechsel anzeigt, kommt man ganz gut damit klar.

Die Handlung enthält ständig Wendungen, meist die schlimmstmögliche, was ein bisschen frustrierend ist, wenn man mit den Figuren mitfiebert und ihnen schon wieder Steine in den Weg gelegt werden. Einiges davon ist vorhersehbar, einiges aber absolut nicht, sodass man regelmäßig überrascht wird.
Die Spannungskurve ist die ganze Zeit oben, lässt keine Pause, in der man wieder Anlauf nehmen könnte, was einen praktisch dazu zwingt, das Buch in einem Rutsch zu lesen, weil man es nicht aus der Hand legen kann.

Die Charaktere sind unterschiedlich und durch die vielen Perspektivwechsel ist für jeden jemand dabei, den man sympathisch finden kann. Jede einzelne Figur ist individuell ausgearbeitet, was beim Lesen Spaß macht.

Das Thema ist ziemlich aktuell durch Pandemie, aber trotzdem so abstrahiert, dass man nicht das Gefühl hat, genau das Gleiche auch in den Nachrichten sehen zu können.

Das Cover springt ins Auge und passt ziemlich gut, es hat das richtige Farbschema für einen Thriller, und auch die Spannung der Handlung gibt es wieder.


Fazit:
Der Lesespaß ist hoch, weil man nicht nur eine spannende Unterhaltungslektüre mit gutgezeichneten Charakteren hat, sondern auch noch etwa dazulernt, Anreize bekommt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Jedem Menschen, der sich ein bisschen für wissenschaftliche Themen interessiert und actionreiche Thriller mag, würde ich dieses Buch empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 25.08.2021

atemberaubend spannende Kombination von Themen, die für sich allein schon ausreichen würden

Die Gottesmaschine
1

Der Autor dieses Thrillers ist Wissenschaftsjournalist und studierter Elementarteilchenphysiker.
Noch vor Beginn des ersten Kapitels findet sich die Bemerkung Diese Geschichte beruht auf realen wissenschaftlichen ...

Der Autor dieses Thrillers ist Wissenschaftsjournalist und studierter Elementarteilchenphysiker.
Noch vor Beginn des ersten Kapitels findet sich die Bemerkung Diese Geschichte beruht auf realen wissenschaftlichen Theorien und Fakten.


Inhalt

Der katholische Weihbischof Stefano Lombardi, der im Buch nur als Lombardi beschrieben wird, reist auf Wunsch seines Freundes in ein Benediktinerkloster in den Schweizer Alpen, um nach dessen Ziehsohn Sébastien zu sehen, Mönch und Physiker. Das Kloster ist ein Ort, an dem durch den vorhandenen, extrem leistungsstarken Computer Naturwissenschaftler zusammen kommen, um zu forschen. Doch als Lombardi im Kloster eintrifft, findet er eine eigenartige Atmosphäre vor, die nicht nur an dem Sturm liegt, der angekündigt wurde. Doch im Stromausfall, den dieser Sturm hervorruft, zusammen mit einem totalen Abschnitt des Klosters von der Außenwelt, findet er Sébastien tot auf. Gemeinsam mit der Quantenphysikerin Samira Amirpour, die durch die Wetterbedingungen im Kloster festsitzt, versucht er, herauszufinden, wer hinter dem Mord steckt. Dabei stoßen sie auf Teile der Ergebnisse Sébastiens Forschungsarbeit, die die Frage aufwerfen, ob er womöglich einen wissenschaftlichen Gottesbeweis fand.


Meinung

Das Buch an sich ist ein echter Blickfang. Die Farbgestaltung des Covers passt zu einem Thriller im allgemeinen, zu diesem aber besonders, weil sie die Atmosphäre im Kloster einfängt und widerspiegelt. Zu sehen ist ein Kirchengewölbe, das man auf den ersten Blick aufgrund von Licht und Schatten aber auch für einen Roboterkopf halten könnte, was im weiteren Sinne zum Supercomputer passt.
Zentral im unteren Teil des Covers zwischen den beiden Ts des Titels findet sich klein ein Kreuz, hinter dem Licht scheint. Das finde ich ebenfalls gelungen, weil das ungefähr die Thematisierung der Religion im Buch wiedergibt: Sie ist thematisch immer dabei, im Hintergrund, schon allein wegen Ort und handelnder Figuren, ohne sich dabei aber zu sehr in den Vordergrund zu drängen.

Die Figuren sind besonders gut gelungen, jede einzelne ist individuell und klar erkennbar, unglaublich detailliert ausgeformt. Besonders die beiden Hauptfiguren finde ich sympathisch, sie wirken nahbar und echt. Der Autor schafft es, den Figuren verborgene Züge zu geben, sodass sie einen laufend überraschen. Gerade am Ende wechselt die Wahrnehmung der verschiedenen Akteure mit jedem Kapitel, man glaubt, man hätte alles durchschaut, und die nächste Seite stellt alle Theorien auf den Kopf, setzt sie wieder zusammen, um sie dann erneut zu widerlegen.

Die Handlung nimmt unglaublich schnell Fahrt auf. Die 400 Seiten lassen sich auf jeden Fall an einem Vormittag lesen, das Buch ist ein echter Pageturner. Schon bei der Hälfte des Buches glaubt man, das retardierende Moment gefunden zu haben und fragt sich, was denn noch alles passieren kann, und dann kommt so viel Schlag auf Schlag, dass das Ende fast schon überstürzt wirkt.
Der Schreibstil unterstützt dabei, schafft es, Lesende mit den ersten Seiten in den Bann zu ziehen und auf der einen Seite präzise genug die Dinge einzuleiten, dass man meint, die Handlung schreite gemütlich voran, wobei sie einen Sprint hinlegt, den man aber erst bemerkt, wenn man schon darin gefangen ist. In der zweiten Hälfte raubt die Geschwindigkeit den Atem, aber man kann trotzdem nicht schnell genug lesen, weil es so spannend ist.
Dazu tragen auch die Perspektivenwechsel bei, zu Beginn ist Lombardis Perspektive vorherrschend, mit kleinen Ausflügen in die Gedankenwelt des "Dieners", ab der Hälfte aber wechselt die Perspektive alle zwei Seiten, was ein unglaubliches Tempo zur Folge hat, zusätzlich kann man sich nicht entscheiden, welche Perspektive man als nächstes verfolgen möchte, da sie zwar auch geographisch auseinander liegen, aber sich trotzdem um einen kleinen Kern drehen und jede für sich allein genommen schon spannend genug wäre.
Auch glaubwürdig wirkt diese Geschichte. Zum einen merkt man, dass der Autor weiß, wovon er spricht, wenn etwas erklärt wird, zum anderen sind die Ereignisse gerade eben noch so, dass sie nicht aus der Luft gegriffen wirken. Immer wieder tragen Wendungen dazu bei, dass der Spannungsbogen noch ein bisschen weiter gespannt wird, obwohl man schon dachte, man wäre am Maximum angelangt.

Beim Lesen des Klappentextes denkt man zuerst an Dan Browns "Illuminati", und so abwegig ist der Vergleich nicht, trotzdem gelingt es hier, trotz ähnlichen Themas eine komplett neue Geschichte zu erfinden. Die Ideen wurden so umgesetzt, dass eine nicht dagewesene Geschichte entsteht, und auch so, dass jede davon fruchtet, weil sie so fein ausformuliert ist.

Gelungen finde ich auch die Verknüpfung der Themen. Man merkt, dass der Autor Ahnung hat und sich nicht alles aus den Fingern saugt. Dabei werden immer wieder physikalische, mathematische und religiös-philosophische Sachverhalte erklärt, so ganz nebenbei in kurzen Sätzen, was im ersten Moment logisch klingt, aber danach überhaupt nicht mehr, Quantenphysik eben. Wer also eine riesengroße Abneigung gegen Physik hat, findet hier wahrscheinlich nicht sein Lieblingsbuch. Trotzdem sind die Erklärungen ausreichend, um zu verstehen, worum es geht, und spannend genug, um das Bedürfnis zu wecken, ausführlich nachzuschlagen.
Wissenschaft und Religion werden meiner Meinung nach angemessen dargestellt, ohne in Klischees zu verfallen.


Fazit

Ein großer Lesespaß ist hier auf jeden Fall für alle gegeben, die bei mindestens einem der Themen Thriller, Wissenschaft, Religion oder Dan Brown jubeln.
Wer einen Pageturner mit einem kleinen bisschen Bildung nebenbei sucht, ist hier ebenfalls richtig.
Für mich ein unglaublich gutes Buch, das ich nahezu uneingeschränkt empfehlen würde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere