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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.01.2022

Spannend

Herzschlag der Angst
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MEINUNG:

Ich habe vor einiger Zeit ein Thriller von Wendy Walker gelesen und war sehr begeistert von ihrer Erzählart. Deswegen war für mich schon lange klar, dass ich mehr von der Autorin lesen möchte. ...

MEINUNG:

Ich habe vor einiger Zeit ein Thriller von Wendy Walker gelesen und war sehr begeistert von ihrer Erzählart. Deswegen war für mich schon lange klar, dass ich mehr von der Autorin lesen möchte. Da kam der neue Thriller von Wendy Walker gerade recht. 

Die Geschichte wird aus zwei Sichten erzählt. Zum Einen aus der Sicht von Nic, die beginnt ihre Mutter zu suchen, weil sie eine Nachricht erhalten hat, die sie daran zweifeln lässt, dass ihre Mutter einfach die Familie verlassen hat. Auf der anderen Seite lesen wir aus der Ich-Perspektive einer Person, von der schnell klar wird, dass es Molly Clarke ist. Beide Erzählstränge laufen am Ende zueinander, wie häufig der Fall ist bei dieser Art Erzählung. In Nics und Mollys Familie gab es eine schrecklich Tragödie, die die Familie zerbrochen hat. Aus diesem Grund wird auch angenommen, dass Molly aus freien Stücken die Familie verließ.

Es liegt hier viel Schuld vor, doch mit dem Verschwinden von Molly Clark geht ein gewisser Ruck durch die Familie, speziell Nic, die ihre Mutter finden möchte. Nic stellt dazu selbst Nachforschungen an und fährt in den Ort, wo ihr Auto gesehen worden ist. Natürlich erfahren wir auch einiges zur Familie Clarke. Die Familientragödie hat alle verändert. Nic ist von der Schule geflogen und hat definitiv ein Alkoholproblem. Es ist nicht immer leicht zu lesen gewesen, wie jemand sich teilweise zu selbst zerstört, nur um nichts fühlen zu müssen. 

Die Kapitel aus der Sicht von Molly sind auch keine leicht Kost, aber darauf möchte ich nicht weiter eingehen, um nicht zu viel zu verraten. Molly wird als die klassische Hausfrau und Mutter beschrieben, die alles für ihre Familie getan hat. Man kann es schon als Bilderbuchfamilie beschreiben, der auch eine große Liebesgeschichte zwischen Molly und ihrem Mann hervor ging. Es spannend zu sehen, dass sowohl  Nic als auch Molly nach allem was passiert ist, sich mit dem Verlauf der Ereignisse in diesem Buch verändern und der Wunsch entsteht, dass die Familie wieder zusammen findet. Das hat mir sehr gut gefallen.

FAZIT:

Herzschlag der Angst war wieder ein spannender Pagerturner von Wendy Walker, der es wieder gelingt in die menschlichen Abgründe zu schauen, ohne alle Charaktere nach schwarz und weiß einzuteilen. Am Ende ist die Geschichte ein bisschen vorhersehbar, aber alles in allem wurde ich hier sehr gut unterhalten und bin durch die Seiten geflogen.

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Unerwartet und spannend

Das Therapiezimmer
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MEINUNG:

Ich habe von Aimee Molloy bereits Die Mutter gelesen und war hier eigentlich ganz angetan von der Art, wie die Autorin Geschichten erzählt. Es sind die typischen Alltagsgeschichten, wo sich menschliche ...

MEINUNG:

Ich habe von Aimee Molloy bereits Die Mutter gelesen und war hier eigentlich ganz angetan von der Art, wie die Autorin Geschichten erzählt. Es sind die typischen Alltagsgeschichten, wo sich menschliche Abgründe auftun. 

Menschliche Abgründe tun sich in Das Therapiezimmer auf, denn der attraktive Psychotherapeut Sam verschwindet eines Tages. Er war mit seiner Frau Annie von New York in seine Heimatstadt Chestnut Hill zurück gezogen, um für seine Mutter da zu sein, die ins Pflegeheim musste. Sam hat Praxisräume in einer schönen Villa im Souterrain gefunden, in denen er seinen zumeist weiblichen Patientinnen bei ihren Problemen hilft. Sam ahnt nicht, dass seine Sitzungen durch einen Lüftungsschacht belauscht werden. 

Wenn man den Klappentext liest, dann hatte zumindest ich mir einen etwas anderen Verlauf der Geschichte gedacht. Ich finde aber genau deswegen ist der Klappentext richtig gut gewählt, weil eigentlich alles, was erwähnt wird, stimmt, aber der Kontext anders ist. Man liest die Kapitel immer abwechselnd aus der von Sam und einem Ich-Erzähler, von dem man erstmal noch nicht weiß, wer es ist und ich habe die ganze Zeit gedacht es könnte bzw. wäre seine Frau. Als dann die erste Wendung kam und ich erfahren habe, wer der Ich-Erzähler ist, da bin ich irgendwie aus allen Wolken gefallen und musst die Stelle 3 Mal lesen.

Bei der Geschichte hat sich Aimee Molloy von einen sehr bekannten Buch von Stephen King inspirieren lassen, welches auch konkret erwähnt wird. Ich werde nicht sagen, welches es ist, aber Fans von diesem Buch kommen hier auf jeden Fall  auch auf ihre Kosten. Während Sams Abwesenheit werden natürlich auch Ermittlungen angestellt. Es gibt auch Personen, die Sam vermissen und der Sache auf den Grund gehen. Sam kommt in der Darstellung auch nicht so gut weg. Er wird als Frauenheld dargestellt. Es kommt irgendwann auch die ein oder andere Lüge heraus und dass er Schulden hat. Aus diesem Grund denkt die Polizei auch, dass sein Verschwinden hier nicht mit einem Verbrechen in Zusammenhang stehen kann. Mich hat Sam an den gleichnamigen Sam Keating aus der Serie von How I get away with murder erinnert und irgendwie passt das Bild ganz gut auf ihn.

FAZIT:

Das Therapiezimmer ist ein spannender Thriller, bei dem eine völlig andere Geschichte heraus kommt als es der Klappentext vermuten lässt. Wer Thriller mag, die nicht die klassischen Ermittler hat und Geschichten, die in kleinen Nachbarschaften spielen, dem kann ich das Buch nur empfehlen. 

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Veröffentlicht am 23.12.2021

Anders, genial und beklemmend

Das Archiv der Träume
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MEINUNG:

Auf das Das Archiv der Träume bin ich durch Zufall gestoßen als es von einer YouTuberin empfohlen worden ist. Sie hatte es auf Englisch gelesen und ich hatte mich sofort auf die Suche nach der ...

MEINUNG:

Auf das Das Archiv der Träume bin ich durch Zufall gestoßen als es von einer YouTuberin empfohlen worden ist. Sie hatte es auf Englisch gelesen und ich hatte mich sofort auf die Suche nach der deutschen Übersetzung gemacht. Erfreut konnte ich feststellen, dass es noch in diesem Jahr erschienen ist. Queere Literatur lese ich gerne und hier wird ein Thema behandelt, zu dem es noch nicht so viel gibt: Gewalt in gleichgeschlechtlichen Beziehungen.

Carmen Maria Machado schreibt hier über eigene Beziehung mit der namenlosen Frau, die sie immer nur mit "Du" anspricht. Jedes Kapitel beginnt mit "Das Traumhaus als XY". Das Traumhaus steht symbolisch bzw. methaphorisch vermutlich für die Beziehung der beiden Frauen, aber sicher auch für das Haus an sich, an dem die beiden gelebt haben. Auf diese Art der Erzählung muss man sich einlassen, denn die Autorin schreibt hier keinen stringenten Roman, auch wenn eine gewisse Zeitachse zu erkennen ist, aber sie schweift immer wieder ab. Es gibt reale Erzählungen aus der Beziehung: Das Kennenlernen der beiden, die verschiedenen Stufen der Beziehungen, diverse Ereignisse und natürlich auch das Ende der Beziehung. Zwischendurch verarbeitet sie ihre Gedanken und Gefühl zu diese Beziehung und zu sich selbst mit vielen Beispielen aus der Popkultur, wie Film und Literatur. Man kann diesen Aufbau nur schwer beschreiben. Für mich war es völlig neu. Die Kapitel sind häufig sehr kurz und man hat dieses Buch in kürzester Zeit durch.

Die Entwicklung der Beziehung ist nichts für zarte Gemüter, auch wenn sich Machado keiner expliziten Sprache bedient, ist doch klar ist welchem Zustand die Protagonistin ist und man wünscht sich nur, dass sie hier bald rauskommt und nichts schlimmeres passiert. Gewalt in gleichgeschlechtlichen Beziehungen ist ein Thema, was bisher nur wenig behandelt wurde. Machado nennt einige Texte, die es irgendwann mal erwähnt haben. Es bleibt ihr zu wünschen, dass sie damit die Türen geöffnet hat.

FAZIT:

Das Archiv der Träume ist ein außergewöhnliches Buch mit einem schwierigen Tabuthema. Ich würde fast nicht soweit gehen, es als Roman zu bezeichnen, weil der Aufbau so speziell und außergewöhnlich ist, dennoch wird klar, wie viel Talent Carmen Maria Machado hat. Ich bin gespannt, was wir von ihr noch lesen werden.

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Veröffentlicht am 10.12.2021

Kornkreise in Südengland

Der perfekte Kreis
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MEINUNG:

Offene See von Benjamin Myers konnte mich und viele andere LeserInnen auch begeistern. Es hat wurde sogar zum Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen erwähnt. Mit großer Spannung wurde ...

MEINUNG:

Offene See von Benjamin Myers konnte mich und viele andere LeserInnen auch begeistern. Es hat wurde sogar zum Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen erwähnt. Mit großer Spannung wurde daher Der perfekte Kreis erwartet, dessen Einband wieder richtig schön und hochwertig gestaltet worden ist.

Wir befinden 1989 im Süden von England. Die beiden Männer Redbone und Calvert haben ein recht seltsames Hobby: Sie gehen des Nachts auf die eben jene Feld in Südengland und machen Kornkreise. Nach für Nacht ziehen sie durch die Landschaft und gestalten aufwendige Muster in die Felder. Daraufhin machen natürlich die wildesten Gerüchte die Runde, weil sich die Leute nicht erklären können, wo die Kreise herkommen.

Kornkreise kenne ich aus dem Film Signs und mir war bekannt, dass dem immer ein bisschen ein mystischer Gedanke inne wohnt, weil sich die Wissenschaft bis heute diese Phänomenen nicht wirklich erklären kann. Umso interessanter finde ich die Idee von Benjamin Myers, dass diese einfach nachts von ein paar Leute, in dem Fall Redbone und Calvert, ins Feld gewälzt werden. Redbone ist der kreative Kopf der beiden und arbeitet die Ideen aus. Jedes Kapitel ist mit einem witzigen und kreativen Namen für ein solchen Kornkreis benannt. Mein Favorit ist High-Bassett-Butter-Barrel-Whirlpool. Der Beginn des Namens weißt auf den Ort hin. Am Ende eines jeden Kapitels gibt einen Artikel aus diversen Zeitungen, die über die Entdeckung der Kornkreise berichtet. Natürlich stellt sich die Frage, wie sie da rein kommen, so wie ich mich das auch fragen würde.

Der perfekte Kreis ist für mich auch ein bisschen eine Liebeserklärung an das eigene Land., so verkörpern es jeden Falls auch Redbone und Calvert. Beide haben so ihre eigene Geschichte, aber die Gestaltung der Kornkreise ist eine gemeinsame Idee, in der sie beide aufgehen und die ihnen Kraft schenkt. Ich glaube man kann in die Geschichte einiges reinlesen, dennoch bleibt vor allem Redbone nicht wirklich greifbar als Charakter, aber ich denke auch, dass es darum gar nicht geht. Es geht um das gemeinsame Ziel und zwar den ultimativen Kornkreis, die Honigwabe-Doppelhelix zu gestalten und den Weg dorthin. Benjamin Myers überzeugt wieder mit seinem poetischen Schreibstil und seine wunderbaren Landschaftsbeschreibung, so als wäre man im Sommer selbst mit Redbone und Calvert unterwegs.

FAZIT:

Der perfekte Kreis kommt vielleicht nicht ganz an Offene See heran, aber es ist eine angenehme ruhige sommerlich Geschichte mit einem interessanten Gedankenspiel hinsichtlich der Entstehung der Kornkreise. Ich bin gespannt, was wir von dem Autor noch lesen werden.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Starkes Debüt

Zwölf Sünden
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MEINUNG:

Kirsten Nähle habe ich durch Zufall entdeckt. Ich bin immer auf der Suche nach neuen deutschen AutorInnen. Mir hat es zugesagt, dass der Krimi in Würzburg spielt und nicht wie so häufig in München. ...

MEINUNG:

Kirsten Nähle habe ich durch Zufall entdeckt. Ich bin immer auf der Suche nach neuen deutschen AutorInnen. Mir hat es zugesagt, dass der Krimi in Würzburg spielt und nicht wie so häufig in München. Ich war bisher noch nicht in Würzburg und mag es durch Literatur neue Orte zu entdecken.

In Würzburg stürzt sich  ein Familienvater  von einer Brücke in Würzburg. Kurz darauf wird ein Pharmavertreter vergiftet und dann wird noch ein DJ auf einer Party vergiftet. Oberkommissarin Victoria Stahl und ihr neuer Kollege aus Köln, Daniel Freund, stehen vor einem großen Rätsel und die Spuren sind zunächst mager. Der Druck ist natürlich hoch, denn die Bürger Würburgs haben Angst um ihre Sicherheit. Daniel Freunden, Susanne, ist Journalistin und ihr gegenüber bekennen sich die sogenannten Wächter zu den Morden. Es wird schnell klar, dass weitere folgen sollen.

Ganz klassische gibt es hier wieder ein Ermittlerpaar, welches erst einmal zueinander finden muss. Victoria Stahl ist sehr ehrgeizig und weiß genau was sie will und was sie kann. Das stößt nicht bei allen auf Gegenliebe. Ihr Ehrgeiz für den Job steht ihr auch ein wenig im Privatleben im Weg, denn natürlich sie wenig Zuhause. Das birgt Konfliktpotential mit der Tochter im Teenageralter und mit dem ihrem Noch-Mann. Daniel Freund geht das relativ gelassen an und auch wenn Victoria sich manchmal unmöglich zeigt, finden sie doch irgendwie zueinander. Die Mordserie gibt auch viele Fragen auf. Mir hat es sehr gefallen, dass die Autorin hier den Schauplatz Würzburg ganz und gar verarbeitet hat, sprich auch dessen Geschichte mit in die Handlung eingeflochten. Der Spannungsbogen ist sehr konstant und die Geschichte ist wirklich sehr gut konstruiert. Man ahnt auch so schnell nicht, wie alles zusammenhängt und wer sich dahinter verbirgt. 

Die Rolle von Daniels Freundin fand ich recht schwierig bzw. die Konstellation aus Polizist und Journalistin, denn Susanne hat direkten Kontakt zu Tätern und es gibt ein Hin und Her zwischen ihrem Wunsche die Story herauszubringen und der Sorge der ermittelnden Personen, dass Bevölkerung beunruhigt wird. Meiner Meinung nach ist Susanne da ziemlich skrupellos und es gibt aber wenig Konflikte zwischen ihr und Daniel im Privatem. Irgendwie kaum vorstellbar, dass das auf Dauer funktionieren kann.

FAZIT:

Mit Zwölf Sünden hat Kristen Nähle ein wirklich starkes Krimi Debüt vorgelegt. Mir hat gefallen, wie der Schauplatz Würzburg und dessen Geschichte hier verarbeitet worden sind. Der Fall ist wirklich gut konstruiert, durchdacht und vielschichtig. Ich bin gespannt, auf weitere Fälle von Victoria und Daniel.

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