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Veröffentlicht am 21.12.2021

Adi und Ida, gemeinsam stark

Forever, Ida - Wir oder ihr
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Alex Pohl hat mit "Wir oder Ihr" die Jugendthrillerreihe um Adi erfolgreich weitergeführt. Im zweiten Teil geht es wieder um aktuelle Probleme von Jugendlichen, die durch Erwachsene häufig gar nicht so ...

Alex Pohl hat mit "Wir oder Ihr" die Jugendthrillerreihe um Adi erfolgreich weitergeführt. Im zweiten Teil geht es wieder um aktuelle Probleme von Jugendlichen, die durch Erwachsene häufig gar nicht so wahr genommen werden.

Adi hat in Sonderberg gut Fuß gefasst, sich eingelebt und Freunde gefunden. Ihr altes Leben mit den schlimmen Erlebnissen, ausgelöst durch einen Stalker, liegt hinter ihr. Vermeintlich, denn plötzlich sind da wieder Whats App Nachrichten von ihm auf ihrem Handy, nur mit Mühe kann sie Ruhe bewahren. Doch vorrangig geht es in diesem Teil um Kris, einen ihrer neuen Freunde. Er soll angeblich Straftaten begangen zu haben, doch statt der Unschuldsvermutung wird hier eine Lawine losgetreten, Gerüchte und Hetze spalten die Schüler- und Elternschaft.

Die Freunde müssen auf sich selbst vertrauen.

Wie im Vorgänger überzeugt Alex Pohl hier mit einem erfrischenden Erzählstil aus verschiedenen Perspektiven der Protagonisten, Polizeiberichten, Interviewmitschnitten, Zeitungsartikeln u.a. So entsteht ein hohes Lesetempo, das einen zügig durch die Geschichte führt und dabei für Spannung sorgt. Die Geschehnisse sind nicht so eindeutig, immer wieder kommt es zu überraschenden Wendungen.

Die Hauptfiguren sind gut angelegt und machen eine nachvollziehbare Entwicklung durch. Auch die Nebenfiguren wirken glaubwürdig und bieten mit ihren Problemen und deren Lösung Vielschichtigkeit im Nebenstrang. Liz und ihre Tante sind da ein schönes Beispiel.

Der Druck durch die sozialen Medien, die Auswirkungen von Mobbing und Agitation werden realistisch dargestellt und auch das Thema Stalking ist wieder mit dabei. Als Gegengewicht kommen Freundschaft und Vertrauen zum Tragen. Auch die Kraft, die man aus seinen Erfahrungen schöpfen kann ist nicht unwesentlich.

Ein paar Punkte kamen mir etwas zu kurz, u.a. über die Eltern von Kris und deren Einstellung und Verhalten hätte ich gerne mehr erfahren, um das Bild abzurunden. Aber das ist gelitten auf hohem Niveau.

Eine sehr gelungene Fortsetzung, ich freue mich schon auf Teil 3 "Endspiel", das im Mai erscheinen soll.

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Veröffentlicht am 14.12.2021

routinierte Fortsetzung einer beliebten Reihe

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Nele Neuhaus hat mit den Taunus Krimis eine sehr erfolgreiche Reihe kreiert, die sie hier routiniert fortsetzt. Die Stammbesetzung wird gut vorgestellt und mit ihren aktuellen Problemen eingeführt, so ...

Nele Neuhaus hat mit den Taunus Krimis eine sehr erfolgreiche Reihe kreiert, die sie hier routiniert fortsetzt. Die Stammbesetzung wird gut vorgestellt und mit ihren aktuellen Problemen eingeführt, so dass man auch ohne Vorkenntnisse gut folgen kann. Der private Anteil ist relativ groß aber auch interessant. Der Fall konnte mich diesmal nicht so begeistern wie die Vorgänger, auch wenn er gut konstruiert ist. Es geht um Machenschaften im Verlagswesen, die Arbeit und Hierarchie dort wird gut dargestellt. Die Motive für die Taten reichen bis weit in die Vergangenheit zurück, dies wird nach und nach aufgedeckt und ist gut geschrieben.
Die erste Tote war so unsympathisch, das sich die Verdächtigen häufen, auch danach tappt man noch lange im Dunkeln und es gibt eine hohe Anzahl an Personen in der Handlung, was für eine gewisse Unübersichtlichkeit sorgt, zum Glück kann an bei Verwirrung das Namenregister heranziehen.
Solide geschriebener Krimi.

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Veröffentlicht am 10.12.2021

deutsch deutsches Familiendrama

Die Dorfschullehrerin
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Die junge Lehrerin Helene tritt 1961 eine neue Stelle als Dorfschullehrerin an, die alles andere als begehrt ist. Durch die grenznahe abgeschiedene Lage des Ortes wurde die Stelle immer wieder vakant. ...

Die junge Lehrerin Helene tritt 1961 eine neue Stelle als Dorfschullehrerin an, die alles andere als begehrt ist. Durch die grenznahe abgeschiedene Lage des Ortes wurde die Stelle immer wieder vakant. Die junge Frau hat sich gezielt hierher versetzen lassen, der Grund dafür wird erst nach und nach offenbar. Helene ist aus der DDR geflohen und hat bereits eine bewegte Geschichte hinter sich. Die Kollegen arbeiten eher stoisch und gleichgültig vor sich her, so dass die Kinder den erfrischenden zugewandten Stil der neuen Lehrerin genießen und sich bei vielen von ihnen erfreuliche Entwicklungen einstellen. Schnell ist sie im Dorf beliebt, da sie sich gerne für andere einsetzt. Mit dem alleinerziehenden Landarzt Tobias versteht sie sich besonders gut und hier bahnt sich bald eine Beziehung an. Aber auch ihm bleibt das große Anliegen Helenes lange verborgen, als Leser hingegen erhält man einen guten Einblick und erlebt die Geschichte von Helenes Familie jenseits der Grenze in der DDR mit. Schon nach ein paar Monaten zeichnet sich ein Drama ab.

Es ist der Autorin hier gelungen eine deutsch-deutsche Familiengeschichte zu erzählen, ohne Wertungen für eine Seite vorzunehmen. Das hat mir sehr gefallen, es werden sowohl für die DDR als auch die BRD positive wie negative Aspekte aufgezeigt.

Die Schilderungen der Lebensumstände in der DDR wirkten besonders authentisch auf mich, diesen Teil empfand ich als besonders spannend und informativ. Viele der geschilderten leidvollen Gefühle und Momente konnten berühren.

Das Buch ist insgesamt sehr angenehm zu lesen und man bleibt immer neugierig, wie es weitergeht. Die Charaktere sind gut aufgebaut und wirken größtenteils echt. Lediglich die Figur der Helene war mir zu glorifiziert, da hätte es ruhig ein bisschen weniger Heiligenschein sein dürfen. Aber dem Lesespaß hat das nicht geschadet.

Interessanter Reihenauftakt mit gut beschriebenen historischen Begebenheiten.

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Veröffentlicht am 07.12.2021

Lucy´s Blick auf William

Oh, William!
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Elizabeth Strout erzählt hier einmal mehr durch ihre Figur Lucy Barton. Wer die vorkommenden Figuren nicht schon aus den Vorgänger kennt, kann der Handlung aber problemlos folgen, Vorkenntnisse sind nicht ...

Elizabeth Strout erzählt hier einmal mehr durch ihre Figur Lucy Barton. Wer die vorkommenden Figuren nicht schon aus den Vorgänger kennt, kann der Handlung aber problemlos folgen, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Das Cover finde ich sehr ansprechend, dass das Bild einen direkten Bezug zum Inhalt hat, ebenso wie der Titel, finde ich sehr gelungen.

Lucy hat auch nach der Scheidung immer noch einen guten und regen Kontakt zu William, dem Vater ihrer zwei Töchter. Den Tod ihres zweiten Mannes David, ihrer großen Liebe, hat sie einigermaßen verwunden, sie hat aus dieser tiefen liebevollen Beziehung eine besondere Stärke und Festigkeit für sich gezogen. David war ihr Seelenverwandter.

In diesem Buch erzählt Lucy über William. Wie eine Erzählerin, die einem gegenüber sitzt, schweift sie immer mal wieder ab und es kommen auch andere Themen und Personen vor.

William hat sie die zahlreichen Affären, die er während ihrer Ehe unterhielt, verzeihen können. Sie pflegen nun eine gute Freundschaft und so ist es naheliegend, dass er Lucy um Hilfe bittet, als sein Leben ungewollt eine gravierende Wendung nimmt. Über Lucy wird William hier klar porträtiert und teilweise auch analysiert. Seine Familiengeschichte und seine aktuelle Entwicklung sind gut dargestellt und wirken authentisch. Über die Schilderung der gemeinsam verbrachten Zeit in der Vergangenheit und Gegenwart erfährt man auch viel über Lucy, ihr Leben und ihren Charakter.

Strout hat wie immer genau hingeschaut und detailliert beschrieben. Es gelingt ihr scheinbar mühelos mit der Betrachtung der Charakter zu fesseln, nebenbei deren Gefühle offenzulegen und die verpassten Gelegenheiten der Vergangenheit aufzuzeigen.

Es ist, als würde Lucy dem Leser direkt erzählen. Man fühlt sich angesprochen und hat ein bisschen teil am Leben dieser Menschen. Als Außenstehender kann man hier Parallelen zwischen den Beteiligten erkennen, Fehler und Gelegenheiten erkennen, Herzenswärme miterleben und auch so manches Mal "oh, William" seufzen.

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Veröffentlicht am 29.11.2021

Depressionen mit fremdem Glück heilen

Memories of Summer
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Am NEURO-Institut spendet Mika regelmäßig glückliche Kindheitserinnerungen. Da er dafür Geld erhält ist es eigentlich ein Verkauf, mit dem der Junge seine schlechten finanziellen Verhältnisse ausgleicht. ...

Am NEURO-Institut spendet Mika regelmäßig glückliche Kindheitserinnerungen. Da er dafür Geld erhält ist es eigentlich ein Verkauf, mit dem der Junge seine schlechten finanziellen Verhältnisse ausgleicht. Der Verlust von ein paar Erinnerungen wiegt da seiner Meinung nach nicht viel, schließlich hat er genug davon. Als er im Wartezimmer auf Lynn trifft, seine beste Freundin aus dem Kindergarten, erkennt er sie nicht, er hat sie vergessen. Die beiden Jugendlichen nähern sich wieder einander an und erneuern ihre Freundschaft. Lynn leidet an Depressionen, sie soll eine Spende erhalten, doch sie ist nicht überzeugt von der Methode, die ihr fremde Gedanken und damit verbundene Gefühlt einpflanzt.

Mit diesen beiden gegensätzlichen Protagonisten erleben wir auch beide Seiten dieses Themas. Mika, der von der Methode überzeugt ist und Lynn, die Zweiflerin. Auch die Eltern der beiden beurteilen die Methode sehr unterschiedlich, da sie aus gegensätzlichen Gesellschaftsschichten stammen, erhält man einen guten Einblick in die Gegebenheiten, die in ferner Zukunft spielen. Neben dem Für und Wider um das Thema der Spenden geht es auch um Bildung, die soziale Gestaltung des Staates insbesondere bei Krankheitsfällen, illegale Machenschaften und eine erste Liebe. Die verschiedenen Charaktere sind gut aufgebaut. Mikas Familiengeschichte ist zwar tragisch, aber glaubhaft und in manchen Momenten herzerwärmend. Es ist der Autorin gelungen die Themen, die ihr am Herzen liegen von verschiedenen Seiten zu beleuchten, das regt zum Nachdenken an und man kann seine Position immer wieder überdenken.

Ein schöner Mix, der mich gut unterhalten hat und der zu einem wichtigen Thema gute Denkanstöße liefert.

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