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Veröffentlicht am 12.12.2021

Der Schmerz, der niemals endet ...

Und wie geht es eigentlich dir?
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Nicht nur für eine Person, die erfahren muß, daß sie an Krebs erkrankt ist, ist die Diagnose eine einschneidende, zutiefst verstörende Auskunft. Das Leben ändert sich oft drastisch und viele überleben ...

Nicht nur für eine Person, die erfahren muß, daß sie an Krebs erkrankt ist, ist die Diagnose eine einschneidende, zutiefst verstörende Auskunft. Das Leben ändert sich oft drastisch und viele überleben nicht.

Für die Angehörigen und Freunde dieser Patientinnen ist das aber ebenso ein Trauma. Nur aus anderen Gründen, aber ebenso schlimm. Diese müssen zwar nicht um ihr eigenes Leben kämpfen ( falls sie nicht zufällig auch erkrankt sein sollten ), aber um das Leben des geliebten Menschen fürchten und bangen.

Der Krebskranke ist diejenige Person, die im Mittelpunkt steht, naturgemäß, weil alle Energien sich darauf richten, das Allerschlimmste abzuwenden. Wie geht es ihm/ihr? Falls es infaust ist, wie kann man ihm/ihr das Leben noch palliativ erleichtern und ein würdiges Sterben ermöglichen?

Will dann wirklich jemand wissen, wie es den Angehörigen geht? Möchte jemand eine ehrliche Antwort auf die Frage, wie es ihnen denn ginge?

Auch nach dem Tod des Erkrankten? Dann wird um die Überlebenden herumgeschlichen, als ob der Tod eine ansteckende Krankheit wäre. Ein Tabu auf jeden Fall. Hilflosigkeit. Wie soll man mit ihnen umgehen? Vor und nach dem Tod des Krebskranken.

Schmerzt es aber nicht doppelt, wenn man von den Mitmenschen vorher und nachher behandelt wird, als sei man unsichtbar? Beziehungsweise, man wahrgenommen wird, aber dieses persönliche Desaster DIE verschwiegene Leerstelle ist und bleibt.

Jeder sieht den Elefanten im Zimmer, markiert aber darauf, als sei er gar nicht anwesend.

Deswegen ist solch ein Ratgeber umso bedeutsamer und wichtiger. Hier kommen die Angehörigen und Freunde von Krebskranken zu Wort. Wie sie damit umgingen, zurechtkamen oder auch nicht.

Anonymisiert äußern sich alle möglichen Betroffenen, über alle Stadien hinweg, was den Patienten in ihrer Mitte angeht. Der doch viel mehr ist als Patient
in.

Eine Klaviatur sämtlicher Emotionen vom Minus- bis in den Plusbreich. So können auch Nichtbetroffene lernen, wie sie mit Angehörigen umgehen können und was man lieber lassen sollte. Und außerdem, ein jetzt nicht Betroffener kann einer werden, entweder durch eigene Erkrankung oder als Angehöriger.

Es macht tieftraurig, aber ebenso stiftet das Buch Hoffnung. Es enthält wunderbare farbige, stimmungsvolle Fotos und wichtige Kontaktadressen.

Nele Koch, 1956 geboren, studierte Pädagogik, Germanistik und Soziologie. Sie hst langjährige Erfahrung im Gesundheitswesen. Seit 2008 arbeitet sie als Gestalttherapeutin und systemische Beraterin in eigener Praxis in Hamburg.

Vielen Dank für das empathische, sensible, eminente Buch, Nele Koch!

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Veröffentlicht am 10.12.2021

Den gangbaren Weg, den man sich erst bahnen muß

Der Wolf und das Hühnchen
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Ist die Freundschaft zwischen einem Wolf und einem Hühnchen möglich? Zwei derart verschiedene Tiere und wenn man nur willens ist, geht quasi alles.

Jenseits der Trampelpfade muß man erst unter Umständen ...

Ist die Freundschaft zwischen einem Wolf und einem Hühnchen möglich? Zwei derart verschiedene Tiere und wenn man nur willens ist, geht quasi alles.

Jenseits der Trampelpfade muß man erst unter Umständen sich mühsam einen neuen gangbaren Weg während des Gehens bahnen. Aber das kann es durchaus wert sein.

Der Wolf lernt das Hühnchen, ein Rotschöpfchen, durch Beobachten kennen. Das Hühnchen macht dasselbe, bis es sich traut, dem Wolf auf Augenhöhe zu begegnen.

Sie treffen sich beinahe jeden Tag und fangen an sich zu mögen. Die Höhle des Wolfes wird auf Hochglanz gebracht und dann fragt der Wolf das Hühnchen, ob es mitgehen will.

Im Wald gibt es die große freundliche Gemeinde der Tiere. Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft ( wäre schön, so etwas auch im echten Leben zu erfahren ). Wolf und Hühnchen sind sehr glücklich.

Der Zusammenhalt aller ist gefordert, als es zum Konflikt mit dem Bauern und seiner Frau kommt.

Das Buch ist einfach erstklassig sowie hintersinnig. Eine Parabel. Kindgerecht wird vermittelt, daß Freundschaft mehr ist als Äußerlichkeiten, soziale Zugehörigkeit usw.

Wer kann und mag, sollte den Sinn hinterfragen und es dann auch verstehen. Denn auf einer Metaebene ist das Buch sehr tiefgründig.

Frieden und Glück in der Tierwelt, so sollte es auch bei den Menschen sein. Etwas Magisches und Kindliches sollte man sich auch als Erwachsener noch erhalten und den Kindern nicht zu früh im Namen der Rationalität ausgetrieben werden.

Wenn nur Menschen mit den inneren Augen so offen und unbefangen durch die Welt schritten.

Ein wunderbares Buch, das herrliche Illustrationen von Theresa Hinkofer enthält. Durchgängig in satten Farben, eine Augenweide. Vielen Dank, Beate Freitag für diese schöne Geschichte und auch merci an Theresa Hinkofer!!!!!

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Veröffentlicht am 10.12.2021

Nein! Er darf nicht krank sein! ⛄

Schniefi Schneemann
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Weihnachten naht. Theo, Bruder Oskar und Papa bauen einen Schneemann im Garten.

Schön rund, mit Steinchen, einer Karotte, Mütze und Schal, so wie es sich gehört. Theo ist sehr überrascht, als der Schneemann, ...

Weihnachten naht. Theo, Bruder Oskar und Papa bauen einen Schneemann im Garten.

Schön rund, mit Steinchen, einer Karotte, Mütze und Schal, so wie es sich gehört. Theo ist sehr überrascht, als der Schneemann, Jack, zu sprechen beginnt.

Er bringt seine Freunde Milan und Henry zu Jack und man redet, erzählt sich Geschichten.

Es taut, und Jack, Schniefi, der Schneemann wird krank. Er hustet und niest wie verrückt.

Nun ist guter Rat teuer. Werden Theo und Freunde Schniefi retten können, bevor es zu spät ist?

Wenn es nur soviel Schnee gäbe, damit man einen großen Schneemann bauen kann?! Jedem Wetter kann man etwas abgewinnen und Schnee zu Weihnachten ist immer toll.

Ein wirklich tolles Buch für Kinder und nicht nur. Das Werk hat das gewisse etwas. Charme und Magie, durch die Schreibweise sehr gut zum Imaginieren.

SW- Illustrationen, harmonierend mit dem Text, sind ebenso Bestandteil. Es hat mir echt gut gefallen und ich kann es nur weiterempfehlen.

Kurzweilige, superbe Lektüre für Erwachsene ebenso! Danke, Anika Cordshagen!!!!!

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Veröffentlicht am 10.12.2021

Der unbarmherzige Erzengel?

Die Klinge des Glaubens
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Vorneweg: Tom Melley hat sich mal wieder selbst übertroffen. Im Anhang des Buches gibt es ein Glossar, eine Liste der Dramatis Personae und ein Nachwort. Exzellent recheriert. 

Kreuzzüge und deren Ritter, ...

Vorneweg: Tom Melley hat sich mal wieder selbst übertroffen. Im Anhang des Buches gibt es ein Glossar, eine Liste der Dramatis Personae und ein Nachwort. Exzellent recheriert. 

Kreuzzüge und deren Ritter, Templer und Katharer sind faszinierende Topoi. Legion sind schon diese Thematiken tangierende Werke. Literatur, Film, Musik und Kunst. Natürlich Meisterhaftes, aber ebenso Schund, wie die Nacht der reitenden Leichen. Arme Templer! Exploitation pur! Aber mit Kultstatus. 

Dieses Buch hier zählt zum Meisterhaften, selbstredend. Hier wird man unter Garantie nicht enttäuscht. Vertraut mir! Ich weiß, wovon ich rede! 

Um was geht es? Anno domini brachialis 1209. Gabriel ist im Auftrag des Papstes in diversen Landen ein gnadenloser Vollstrecker. 

Er beherrscht die hohe Kunst, sich auf vielerlei Arten tarnen zu können. (Und das lange vor Lon Chaney mit den tausend Gesichtern und Mission Impossible! ). 

Er macht aber dann einen entscheidenden Fehler. Gabriel bringt es nicht übers Herz einen Bischof der Katharer zu töten. 

Um sich zu bewähren, seine letzte Chance sozusagen, bekommt er einen neuen Auftrag von Bischof Cencio und der führt ihn nach Akkon. 

Dort erfährt er Dinge über sich selbst und nahe Verwandte. 

Er geht zurück nach Italien und jagt nun zwei deutsche Ritter, zusammen mit Ulfrid. Seine "Beute" soll ein abtrünniger, nicht ungefährlicher Templer sein. Diese beiden Krieger des livländischen Schwertbrüderordens wollen aber just jenen Gejagten schützen. 

Hartung und Walter sind von Rom auf dem Weg zurück nach Riga. Scharmützel begleiten ihre Reise. Wo sie hinkommen, da war Gabriel auch schon gewesen. Eile tut not. 

In Lübeck erfahren sie, daß Gabriel schon weg ist. Die beiden heuern einen lebensmüden Kapitän an, der sie nach Riga bringen soll. 

Danach überschlagen sich die Ereignisse. Wird Gabriel Constantin vor ihnen erwischen oder haben sie Glück? 

Ein echter Knaller! Quasi im Schweinsgalopp gelesen, so fesselnd und plastisch ist das Buch. 

Die Protagonisten sind direkt greifbar durch ihre lebendige Ausgestaltung und Tiefe. Mir ist aber trotzdem Gabriel bis zu einem gewissen Grad sympathisch. 

Flüssig geschrieben und wahnsinnig spannend. In einem Rutsch gelesen (und dazu bedurfte es nicht einmal des Glatteises! ). 

Voller Atmosphäre fängt er all die Ambivalenz und Brutalität dieser Epoche ein. Und all die abgründige Sinnlosigkeit, die sich hunter all diesem Trachten verbirgt. 

Ich kann dieses Buch nur unumschränkt empfehlen. Geschichtsbegeisterte kommen voll auf ihre Kosten. Super! Danke, Tom Melley!!!!!

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Veröffentlicht am 10.12.2021

Eine Anspannung kurz vor der Entladung, ergo: Mord

Verhängnisvolle Verschwörung
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Das Buch spielt im Jahre 1934. Als bereits Hitler & Konsorten an die Macht gekommen waren, das Dritte Reich erst ein Jahr alt.

Kann es funktionieren, in dieser Dunkelepoche einen Krimi anzusiedeln, in ...

Das Buch spielt im Jahre 1934. Als bereits Hitler & Konsorten an die Macht gekommen waren, das Dritte Reich erst ein Jahr alt.

Kann es funktionieren, in dieser Dunkelepoche einen Krimi anzusiedeln, in welchem bei "normalen" Mord ( en ) ermittelt wird?

Und ob! Das funktioniert sogar hervorragend. Denn Kriminalsekretär Martin Voß hat großen mentalen Abstand zum Regime, sprich: er ist kein Nationalsozialist. Der Faktor, aber nicht nur der allein, macht den intelligenten, dezudierenden, reflektierenden Mann sehr sympathisch.

Um was geht es denn?

Es ist November. Das derart idyllisch erscheinende westfälische Rheine wird extrem aufgeschreckt. Denn ein Mord geschieht und bei einem wird es nicht bleiben.

Der städtische Beamte Gerhard Pieper wird auf der Straße durch Kugeln hingerichtet.

Der Seelenausgehauchte hatte durchaus Dreck am Stecken. Doch Martin ermittelt natürlich noch in andere Richtungen. Befindet sich der Mörder in der Jägerschaft der Stadt? Welches Motiv treibt ihn wohl an?

Dann passiert es. Nur wenige Tage später wurde ein weiterer Homo Maskulinus in der eigenen Villa gesiebt. Eben auch durch dieselbe Waffe.

Martin muß mit viel Energie und unter extrem exponentiell steigendem Streßlevel zusammen mit den anderen Kriminalbeamten graben, buddeln und zähnefletschend sich in potentielle Spuren verbeißen.

Man meint dann, ihn endlich dingfest gemacht zu haben. Aber nein! Der Sensenmann fällt durch seinen Stellvertreter, dem Meuchler, eine dritte Leiche.

Zu ihrem Schrecken müssen sie feststellen, daß gar noch ein vierter Mann (nachdem der Dritte Mann erledigt ist! ) ebenfalls von diesem Todesbringer akut bedroht ist.

Martin gibt einen hohen Einsatz: sein eigenes Leben, um dieses "Ungetüm" endlich aufzuhalten ...

Das Lokal- wie Zeitkolorit ist superb wiedergegeben. Sehr gut recheriert.

Der Autor hat die Verve, äußerst gekonnt die Leser*innen in die Irre zu führen. Und welch ein Dickicht von Irre! Da muß man erst einmal den Code zur Safetür der Lösung knacken und wird doch überrascht. Raffiniert und tres fabulös!

Unglaublich fesselnd, mit Tragik, Beklemmungen, starken Emotionen. Man wird vom ersten Wort an lesezaubrisch magiesiert, weil man potzblitzschnell in den Leseflow stürzt.

Das Werk läßt keine Frage unbeantwortet und hat ein abgerundetes Ende. Danke, Dieter Heymann!!!!!

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