Moderne Liebesgeschichte, die zum Nachdenken anregt
Late NightSchon die Leseprobe von „Late Night – unter Haien“ hat mich in ihren Bann gezogen und das Buch hat das gehalten, was die Leseprobe versprochen hat.
Von Anfang an haben mich Louisa und Ruben mit auf ihren ...
Schon die Leseprobe von „Late Night – unter Haien“ hat mich in ihren Bann gezogen und das Buch hat das gehalten, was die Leseprobe versprochen hat.
Von Anfang an haben mich Louisa und Ruben mit auf ihren Weg genommen und auch das ganze Buch durch bei sich behalten.
Direkt zu Beginn werden die beiden völlig verschiedenen Welten, in denen sich Louisa und Ruben bewegen, klar dargestellt. Auf der einen Seite das Informatik-Genie Louisa, das von ihrer Familie klein gehalten wird, weil sie den Lebensentwurf, der ihrer Familie für sie vorschwebt, nicht teilt. Ihr Herzensprojekt ist die App micronounce. Ihr ist wichtig, dass sie damit Menschen wie ihrer Schwester Pauline helfen kann und nicht das Geld, das sie mit micronounce verdienen könnte. Auf der anderen Seite der Ruben, bereits als Teenager hocherfolgreich und nach außen hin mit dem perfekten Leben. Er will / kann als Investor keine Schwäche zeigen – weder mental noch körperlich. Aber unter seiner Oberfläche brodeln (Versagens)Ängste, die im Laufe des Buches zu Tage treten und mit einem völligen Zusammenbruch enden. Aufgrund der Abhängigkeit, in der sie zueinander stehen, versuchen die beiden zunächst, die Anziehungskraft, die zwischen ihnen herrscht, zu ignorieren, was natürlich nicht funktioniert. Im Laufe der Zeit lässt Ruben Louisa immer weiter an sich heran und sie versucht ihm beizubringen, dass er für sie nicht perfekt sein muss, dass er Mensch sein darf. Weiterhin zeigt sie ihm mit ihrer Leidenschaft für ihre App, weshalb er ursprünglich einmal als Investor für Start-Ups / Gründer an den Start gegangen ist.
Der Schreibstil ist toll zu lesen und sorgt für ein flüssiges Lesevergnügen. Die beiden Hauptcharaktere, aber auch die Nebenfiguren, werden gut eingeführt und lebhaft beschrieben, sodass man sich direkt ein gutes Bild der Figuren machen kann. Die Figuren entwickeln sich im Verlauf toll. Louisa wächst an ihren Aufgaben, ist nicht mehr das „verhuschte“ Mäuschen sondern steht für das ein, was sie will (beruflich wie privat). Ruben wird nahbarer, vertraut und stellt fest, dass er nicht perfekt sein muss, um geliebt zu werden.
Allerdings ist mir am Ende (also im Prolog) alles ein bisschen zu plötzlich zu in Ordnung. Da fehlt mir ein Übergang. Aber Louisa und Ruben sind mir über das Buch hinweg so ans Herz gewachsen, dass ich ihnen das „schnelle“ Ende gerne verzeihe.
Das Cover gefällt mir nicht so gut. Ich mag Menschen auf Covern einfach nicht. Ich male mir die Figuren sehr gern selbst aus und ein Mensch / Mann auf dem Cover drängt meine Vorstellungskraft dann schon zu sehr in eine Richtung. Die dunkle Farbe hingegen passt richtig gut zum „gefährlichen“ Hai Ruben.
Alles in allem ist „Late Night – unter Haien“ ein wunderbarer Liebesroman mit einer kleinen Prise Erotik, der sich wunderbar lesen lässt und der einen mit seinen Hauptfiguren leben und leiden lässt.