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Veröffentlicht am 07.04.2023

Zwei Frauen, Zwei Zeiten, Zwei Leben, Ein Geheimnis

Glückstöchter - Einfach leben
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ch habe die Wunderfrauen geliebt und wollte daher natürlich sofort die Glückstöchter hören!
München 1976: Eva ist eine „Nase“, ihr feiner Geruchssinn kann die kleinsten Unterschiede erkennen und auch einordnen. ...

ch habe die Wunderfrauen geliebt und wollte daher natürlich sofort die Glückstöchter hören!
München 1976: Eva ist eine „Nase“, ihr feiner Geruchssinn kann die kleinsten Unterschiede erkennen und auch einordnen. Sie liebt Pflanzen und deren natürlichen Kräfte. Ihre Familie versteht sie nicht, auch nicht, warum sie nicht den heimischen Frisörsalon übernehmen möchte, sondern stattdessen in München Pharmazie studiert und nebenbei in der örtlichen Apotheke aushilft. Doch ein Dachbodenfund stellt ihre ganze Welt infrage und ihre Identität.
Gut Dreisonnenquell im Voralpenland 1910, die junge Baroness Anna von Quast liebt es, wie ihr Vater der bekannte Botaniker Christoph von Quast den Duft der Pflanzen und Kräuter einzuatmen und ihnen ihre Geheimnisse zu entlocken. Sie sieht ihre Zukunft auf dem väterlichen Hof, wo sie die Geschicke des Gutes und der Pflanzenzucht weiterführen möchte. Seit dem frühen Tod der Mutter, stehen sich Vater und Tochter ganz nah, bis ihr Vater ihr überraschend mitteilt, dass er wieder heiraten wird. Ihre Meinung ist nicht gefragt und auf die Hochzeit folgt ein weiterer Schock, der Anna, nach langer schwerer Krankheit erst einmal fort von der Krume ihrer Vorfahren führt.
Obwohl 6 Jahrzehnte sie trennen, verbindet diese zwei Frauen nicht nur ihre gemeinsame Passion, sondern auch ein dunkles Familiengeheimnis.
Elisabeth Günther mit ihrer warmen ausdrucksstarken Stimme, die so gekonnt die Stimmungen im Fortgang der Erzählstränge einfängt, hat mir wieder ausgesprochen gut gefallen.
Das Schicksal von Anna von Quast fand ich interessant, gerade auch ihre Begegnungen mit zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten und Menschen, die ihrer Zeit weit voraus waren, sei es in der Schwabinger Künstlerszene oder am Gardasee in der Kur. Anna ist stets offen und wissbegierig, sie verurteilt nicht, sondern macht sich erst einmal ein eigenes Bild und schließt auch Menschen ins Herz, die zwar nicht unbedingt so sind wie sie, die sie aber um ihrer selbst willen schätzt und mag. Die ihr widerfahrene Ungerechtigkeit und mit welchem Mut sie sich den Herausforderung stellte hat mich bewegt.
Evas Liebe zur Pharmazie, die ihr Leben bestimmt, bis sie sich selbst infrage stellt, war auch immer wieder schön zu hören. Allerdings war ihre freie, sehr freiheitsliebende Lebensweise in der Kommune für mich bisweilen sehr befremdlich. Da habe ich mich beim Zuhören immer wieder alt und spießig gefühlt, während ich Annas für ihre Zeit sehr offene Herangehensweise an die Liebe aber durchaus nachvollziehbar fand, sowohl in ihrer Liebe, als auch in ihrer Enttäuschung. Ich habe mich daher immer wieder gefreut, wenn die Erzählperspektive von den 70ern in das beginnende 20. Jahrhundert wechselte. Beide Erzählstrenge werden eines Tages zusammenfinden und ihre Verbindungen durch ein Familiengeheimnis offenbart. Ich weiß aber nicht, ob ich Evas freien Lebensstil mit freier Liebe und Drogen, mich noch so lange halten wird. Einige ihrer Mitbewohner radikalisieren sich, während sie nach schwerwiegenden Folgen einer Brockdorf Demo einige Aktivitäten in Frage stellt. Dabei kommen so Kindheitserinnerungen in mir hoch, die ja irgendwie auch interessant sind, aber so ganz trifft sie einfach nicht meinen Nerv. Schön finde ich allerdings, dass Eva eines Tages zu einer fortschrittlichen Frauenärztin geht: Helga aus den Wunderfrauen. Auch die Pferdezucht vom Starnberger See, taucht wieder auf. Eine wahre Freude für Fans der Wunderfrauen, aber keine Hemmnis für Neueinsteiger.
I

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Ich bin wahrscheinlich zu alt dafür...

Die Göttin und der Prinz. The other side of the sky
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Ihre Welten sind gegensätzlich und beide glauben nicht an die Existenz des anderen. North ist der Prinz der Dynastie, die eine hochtechnisierte Welt jenseits der Wolken hält. Alles scheint fortschrittlich ...

Ihre Welten sind gegensätzlich und beide glauben nicht an die Existenz des anderen. North ist der Prinz der Dynastie, die eine hochtechnisierte Welt jenseits der Wolken hält. Alles scheint fortschrittlich und tolerant, sofern es nicht um die Liebe des Prinzen geht. Eine Dreiecksbeziehung des Thronerben mit seinen besten Freunden ist undenkbar, würde es doch die Reinheit der Blutlinie gefährden. North kann und will das nicht akzeptieren, außerdem drängt ihn seine Sehnsucht nach dem Fliegen und Entdeckungen dazu, in einem selbst konstruierten Flieger ins Ungewisse zu starten. Doch jemand hat heimlich die Maschine manipuliert und North stürzt ab. Er stürzt auf die Welt von Nimh, der letzten lebenden Gottheit ihres Volkes. Auch wenn sich ihre Göttlichkeit noch nicht manifestiert hat, ist sie unberührbar, da sie sonst ihre Göttlichkeit verlöre und ihr nur noch ihre Magie bliebe. Langsam beginnt ihr Volk an ihr zu zweifeln und hinter ihrem Rücken zu intrigieren. Auf der Suche nach ihrer Bestimmung und der Erfüllung der Prophezeiung begibt sie sich alleine an den Fluss und entdeckt den in einem Feuerball auf das Wasser zuschießenden North. Sie rettet ihn und heilt mit ihrer Magie seine Wunden. Sie ist überzeugt, dass er der Himmelsstürmer ist, der als Retter angekündigt wurde, doch North glaubt weder an Magie noch an Göttlichkeit, nur an Technik und Logik. Aber alles was nun mit ihnen beiden geschieht, beweist ihm wie falsch er bislang gelegen hat und lässt sein Herz ganz neu entfachen. Doch kann er die Unberührbare lieben?

Hm, diese Dreiecksbeziehung von North und seinen besten Freunden ist bei aller Toleranz nicht so meins. Die Intrigen im Hofstaat finde ich da schon deutlich interessanter. Auch Nimh ist von solchen akut bedroht, doch gemeinsam ist die Lebensgefahr für sie nur noch akuter. Ihre Liebe verkompliziert dann noch mal alles. Eine Liebe ohne Zärtlichkeit und Berührung, gefangen in Traditionen und Weissagungen ist eigentlich zum Scheitern verurteilt, doch kommt es im Leben immer anders als man denkt und das Unmögliche wird möglich.

Die Geschichte wird von den zwei erfolgreichen Jugendbuchautorinnen aus zwei wechselnden Perspektiven erzählt, wobei Julia Nachtmann Nimhs mystisch magische Sicht einnimmt, während Aleksandar Radenkovic für den überlegten, rationalen North spricht. Man hört ihm ganz klar seine Ablehnung gegenüber Nimhs Glaube an Vorbestimmung und Magie an, ebenso wie ihre unbestreitbare Anziehung. Julia Nachtmann lässt immer wieder Nimhs Selbstzweifel und Einsamkeit durchscheinen, gefolgt von banger Entschlossenheit. Beide Stimmen ergänzen sich unheimlich gut und verleihen ihr mehr Lebendigkeit. Dieser Auftaktband endet mit einem Cliffhanger der für mich aber fast auch schon das Ende hätte sein können.
Leider konnte mich die Geschichte nicht ganz packen, da ich fand, dass sie bisweilen Längen hatte. Eine gekürzte Version wäre sicherlich mehr nach meinem Geschmack gewesen. Mein Problem war wahrscheinlich, dass ich nicht so überzeugt davon bin, dass es wirklich wünschenswert ist, dass diese absolut gegensätzlichen Welten einander begegnen. Würde es wirklich für beide Seiten eine Verbesserung darstellen? Nimhs Volk hungert, aber nicht nur ihre Körper, ihres Seelen dürsten nach Spiritualität, was im Wolkenreich aber eher abgelehnt wird. Ich fürchte, dass ein Zusammentreffen erst einmal Kampf und noch mehr Tote bedeuten würde. Aber es sind Kämpfe, bei denen ich nicht mit Leib und Seele dabei wäre, denn es hat mich nicht wirklich emotional gepackt. Ich finde keine der Welten besser und kann mir bisher noch kein Happy End für Nimh und North vorstellen, oder wüsste noch nicht einmal was ich ihnen wünschen sollte. Den Untergang für eine schillernde Wiedergeburt, wie die Auferstehung des Phönix aus der Asche, an die Nimh fest glaubt, ist für mich eher abschreckend. Wahrscheinlich ist mir ihr Glaube zu fremd, als dass ich mich in die Geschichte fallen lassen könnte.

So traumhaft ich das Cover auch finde, so unentschlossen bin ich, ob ich der Reihe weiter folgen möchte. Da ich mit dieser Meinung die Ausnahme bin, bin ich wahrscheinlich einfach nicht die Zielgruppe, auch wenn ich Romantasy wirklich mag. Ab 13/14 Jahren.

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Veröffentlicht am 31.10.2022

Zu viel des Guten

Die Weihnachtsagentur. Das schönste Fest aller Zeiten
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Die Zwillinge Olga und Oskar leben mit ihren Eltern in einer Villa im Park und Fiete ein alter Seebär mit seinem riesigen Hund Moby Dick kümmert sich um alles was so anfällt. Die Zwillinge lieben es, ihn ...

Die Zwillinge Olga und Oskar leben mit ihren Eltern in einer Villa im Park und Fiete ein alter Seebär mit seinem riesigen Hund Moby Dick kümmert sich um alles was so anfällt. Die Zwillinge lieben es, ihn in seinem Gartenhaus im Park zu besuchen und sich seine Seemannsgeschichten anzuhören. Nur schade, dass ihre Eltern so wenig Zeit haben, weil sie so viel Arbeiten. In der Weihnachts- und Osterzeit haben sie Hochkonjunktur, weil sie mit Saisonartikeln wir Weihnachtsschmuck handeln. So kommt es, dass sie auch dieses Jahr den 1. Advent vergessen, weil sie zuviel arbeiten. Das ist ihnen so peinlich, dass sie Weihnachtsplanerin Frau von Schnörkel engagieren, um den Zwillingen den Wunsch nach einer gemütlichen Adventszeit zu erfüllen. Doch Frau von Schnörkel übertreibt es total! Nicht nur dass sie das Haus mit kitischigem Plunder vollstopft, sie schmeißt auch noch den selbstgebastelten Adventskranz der Zwillinge weg und verbannt Fiete aus dem Haus. Nun gibt es kein selbst gekochtes Fieteessen mehr, sondern Gourmet-Food vom Lieferservice. Ob die Zwillinge es schaffen Frau von Schnörkel beizubringen, was eine schöne Adventszeit ausmacht und ihre Eltern weniger arbeiten?

Olga und Oskar sind zwei ganz normale Kinder, die sich immer mal wieder streiten, aber auch zusammenhalten, wenn es drauf ankommen. Obwohl sie im Luxus aufwachsen, sind ihre Wünsche ganz bodenständig: mehr Zeit mit ihren Eltern! Zum Glück gibt es noch das Familienfaktotum Fiete, den alten Seebären und seinen Hund Moby Dick. Eigentlich beginnen sie die Adventszeit ganz gemütlich zusammen und so könnte es eigentlich bleiben. Fiete gehört ja ganz fest dazu, auch wenn die Kinder ihn immer noch „siezen“. Das alles ändert sich, als die Eltern aus schlechtem Gewissen eine Weihnachtsplanerin engagieren und ihr einen Blankoscheck ausstellen, statt sich mehr Zeit in ihrer Firma zu nehmen und mehr zu delegieren! Von da an läuft alles aus dem Ruder, denn Frau von Schnörkel scheint daran zu glauben, dass im Leben gelte: „je teurer, desto besser!“ und so vermüllt sie Haus und Grund mit Weihnachtskitsch und lässt jeden Morgen die berühmte, angesagte Sängerin Lady Baba einfliegen. Diese ist der singende Adventskalender für die Kinder und singt ihnen jeden Morgen aus den Fenstern im Haus gegenüber ein anderes Lied vor. Doch was anfangs noch aufregend zu sein scheint, verliert auf Dauer seinen Reiz und Frau von Schnörkel geht überhaupt nicht auf die kindlichen Bedürfnisse ein, sondern behandelt sie wie kleine Erwachsene. Aus Höflichkeit traut sich niemand ihr zu sagen, wie belastend sie den Dauerlärm und dieses unendliche Übermaß finden.

Ich bin ein großer Fan von Höflichkeit und empfinde es als Zeichen von Respekt, ich mag es auch nicht Gefühle zu verletzten, doch zum Selbstschutz wäre es hier dringend angebracht, wenn die Kinder oder Eltern mal ein Machtwort gesprochen hätten und diesen Konsumwahnsinn gestoppt hätten. Es ist einfach nur eine enorme Müllproduktion, die niemanden glücklich macht, aber Unmengen kostet. Mit den Beträgen hätte man auch wirklich Gutes tun können und ich glaube, den Zwillingen hätte das deutlich besser gefallen. Geld ist nicht alles, schon gar nicht in den Händen von sinnlosen Verschwendern. Die Kinder haben das schon vor dem Eintreffen von Frau von Schnörkel erkannt, in dieser Deutlichkeit wird es aber auch den dümmsten Lesern klar. Mir war es einfach zu viel von allem. Auch wenn die Zwillinge sich ständig prügeln wollten, sind sie, Fiete und Moby Dick mir richtig ans Herz gewachsen. Sie haben verstanden, worauf es ankommt, schon lange vor diesem Konsumzirkus. Nach zahlreichen Katastrophen wird das Fest tatsächlich noch sehr kuschelig und gemütlich, allerdings ist das kein Verdienst der Weihnachtsplanerin, die leider immer noch nichts dazu gelernt hat. Auch, dass die Eltern ihr Versprechen einhalten werden, wage ich zu bezweifeln, denn worum es den Kindern wirklich ging, hatten sie ja schon am 1. Advent begriffen, allerdings statt ihr Verhalten zu ändern, lieber ihre Geldbörse geöffnet. So passierte es, wie es kommen musste, und die katastrophalste Adventszeit beginnt für die Kinder, weil Frau von Schnörkel wirklich nichts heilig ist, noch nicht einmal das Krippenspiel in der Schule!

Richtig schön fand ich die Illustrationen von Julia Bierkandt, die wirklich sehr treffend waren und absolut altersgerecht für ein Adventskalenderbuch ab 8 Jahren.

Eine Weihnachtsgeschichte gegen Konsumterrorer und Lichtverschmutzung zur Weihnachtszeit, denn Kitsch ist nicht gleich Gemütlichkeit! Mir war es leider von allem zu viel.

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Veröffentlicht am 31.05.2022

Interessantes Märchenexperiment

Future Fairy Tales – Geschichten aus einer anderen Welt
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Wie wird die Zukunft des Lesens und der Bücher aussehen? Wird es noch Märchen geben, wenn die Welt komplett digital ist? Was wird man sich erzählen und wie? Diesen Fragen geht Holly-Jane Rahlens in diesem ...

Wie wird die Zukunft des Lesens und der Bücher aussehen? Wird es noch Märchen geben, wenn die Welt komplett digital ist? Was wird man sich erzählen und wie? Diesen Fragen geht Holly-Jane Rahlens in diesem experimentellen Märchenband nach. Die klassische Märchenerzählform wird aufgehoben und ihre bekannte Themen umgeschrieben auf eine neue Zeit und neue Form hin, allerdings immer noch erkennbar. Anschließend folgt auf jedes Märchen eine fiktive Literaturbesprechung. Erzählt werden: Dornröschen, Aschenputtel, Rapunzel, Hans im Glück, Rotkäppchen, Schneewittchen, Hänsel und Gretel, Der süsse Brei, Der Froschkönig und Sterntaler. In der Einführung gibt es fiktive Erläuterungen zum Werk, das eine Jubiläumsausgabe sein soll, und in der Zukunft als Hommage an nicht mehr existente gedruckte Bücher, auch im Andenken an Johannes Guttenberg herausgebracht werden wird. Dies hat auch Auswirkung auf die Erzählweise und die Grammatik, denn je nachdem wo man lebt, ob in den Städten oder im Wald, ist die Sprache anders und die Lebensbedingungen sind es auch. Über das Gendern wird nicht mehr diskutiert, die Sprache ist neutral, aber ohne Sternchen.

Einige dieser Märchenexperimente haben mir sehr gut gefallen, andere nicht, was auch an den Erzählweisen lag. Dornröschen als Reality-TV-Experiment war mir zu schräg und unromantisch und irgendwie fand ich es auch sperrig. Aschenputtel als Bloggeschichte fand ich aber wirklich amüsant und modern und mit einem besonderen Pfiff. Auch die Rapunzelvariation gefiel mir und die spukige Hänsel und Gretel Variante in Form eines Zeitungsartikels. Der süsse Brei in Liedform war für mich befremdlich, schon weil ich das Märchen dazu nicht kannte, während mir der Froschkönig in Drehbuchformat echt zu sperrig war und zu technisch, so daß ich es tatsächlich abgebrochen habe. Hans im Glück ist mir überhaupt nicht im Gedächtnis geblieben, während auch Schneewittchen nur eine blasse Erinnerung zurück gelassen hat. Sterntaler als Reise-Vloggerin hat mir allerdings wiederum sehr gut gefallen. Da konnte ich auch den Geist des ursprünglichen Märchens wieder entdecken. Ich fand es auch deutlich emotionaler als Schneewittchen, das ich eigentlich als Märchen ebenso mag, wie auch den Froschkönig. Durch die Drehbuchsicht gingen mir aber beim Froschkönig und Dornröschen zu viele Emotionen verloren, weil man automatisch einen distanzierteren, beobachtenden Blick einnimmt.

Einerseits fand ich diese Transformation in eine andere Zeit und Welt sehr reizvoll, aber solange fiktive Literaturbesprechungen hätte ich echt nicht gebraucht, der Reiz des Neuen war dann schnell aufgebraucht. Auch die Illustrationen waren leider nicht so märchenhaft, wie ich es mir gewünscht hätte und ich mag meine Märchen auch gerne mehr bebildert. Die sprachlichen Kniffe zum Vermeiden des Genderns durch Partizipien (?) indem ich z.B. Studierende nehme, statt Studenten, haben meinen Sprach- und Lesefluss allerdings nicht beeinflusst und kamen meistens ganz natürlich und modernisierten so dezent die Sprache.

Einige der Heldinnen in diesen fiktiven Neufassungen sind echt stark und vermitteln nicht Prinzessinnenliebreiz sondern echte Power und ein starkes Gefühl. Schade, dass sich die Märchen hier in ihrer Ausdruckskraft für mich ganz stark unterscheiden. Ich hätte nicht gedacht, dass die Blog/Vlog-Form des Erzählens mich so sehr mehr ansprechen würde, als zum Beispiel die Zeitungsberichterstattung.

Diese Märchensammlung ist erfrischend anders, aber leider nicht durchgängig überzeugend!

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Veröffentlicht am 12.12.2021

Super spannend, super sympathisch, aber leider Potenzial verschenkt

Young Agents – New Generation (Band 3) – Im Visier der Hacker
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Die Young Agents der ersten Generation werden langsam Jugendliche, daher wird Nachwuchs rekrutiert und natürlich top ausgebildet. Denn Kinder sind einfach unauffälliger! Tim mit seinen 12 Jahren ist besonders ...

Die Young Agents der ersten Generation werden langsam Jugendliche, daher wird Nachwuchs rekrutiert und natürlich top ausgebildet. Denn Kinder sind einfach unauffälliger! Tim mit seinen 12 Jahren ist besonders klein und zart und wird daher oft noch für jünger gehalten als er ist. Wie die meisten Nachwuchsagenten hat er keine Familie und wächst nun bei wohlwollenden Pflegeeltern auf, die aber durch den Betrieb ihres Imbiss nicht viel Zeit für ihn haben. Tim versteht sich gut mit seiner Klassenkameradin Maria. Doch als sie in deren Schrebergarten lernen wollen, explodiert dort das Gartenhaus! Ihre Eltern reagieren ungewöhnlich nervös und wollen den begehrten Garten sofort loswerden. Tim spürt, dass etwas nicht stimmt. Als er mit Kollegin Abena unter einem Vorwand das Restaurant von Marias Eltern aufsucht, stellen sie fest, dass diese um horrende Schutzgelder erpresst werden. Sie sind nicht die einzigen Opfer, bei der Verfolgung auf den getuneten E-Bikes machen sie eine erstaunliche Entdeckung.

Wow, welcher junge Krimifan träumt nicht davon selbst zu ermitteln? Aber hier geht es nicht um stümperhafte, Detektiv spielende Kinder, sondern um offiziell geschulten Agenten-Nachwuchs. Denn Kinder haben bisweilen Möglichkeiten, die Erwachsenen verwehrt bleiben und für viele Große sind sie ebenso unsichtbar wie Bettler oder Dienstboten. Allerdings hat der Einsatz der Kinder auch seine Grenzen, sie wissen, dass sie ab einem bestimmten Gefahrengrad Verstärkung z.B. durch ein SEK nicht nur rufen können, sondern auch sollen!

Super spannend geschrieben, richtig viel Action und absolut moderne Verbrechen. Da ist Autor Andreas Schlüter echt auf zack. Denn eigentlich ist Schutzgelderpressung echt old school, das merken auch die Gangster und suchen Nachwuchs für virtuelle, viel schwerer aufspürbare Verbrechen im Netz, sie suchen junge Hacker! Klar kommt da Nerd Balu ins Spiel. Als Deckung bei einer Verfolgungsjagd ist er zwar keine große Nummer, aber sobald es um Technik geht, blüht er auf! Allerdings wenn es um das Verbauen von GPS-Peilsendern geht, standen die Young Agents echt auf dem Schlauch und haben sich so manch gute Gelegenheit entgehen lassen. Das hat meine Tochter und mich richtig frustriert! An einer anderen Stelle empfanden wir etwas als einen Logikbruch, als wir uns fragten, warum denn nun das Restaurant zerstört sei, obwohl das Gartenhaus zuvor explodiert ist.... Als aufmerksame Leser stört uns so etwas wirklich, auch wenn uns die spannende Handlung und die sympathischen jungen Helden wirklich mitgerissen haben. Das Ende kommt ziemlich plötzlich und führt alte Bekannte aus den vorherigen Bänden wieder ein. Es ist mehr ein Cliffhanger als ein Ende und es wird klar, dass man mit diesen Gangstern noch lange nicht fertig ist. Ihre Erwähnung zuvor hat ihr plötzliches Auftauchen durchaus glaubhaft gemacht, doch war das Buch gerade auf seinem Höhepunkt fast schon vorbei. Das wirkte etwas unvollendet, nicht so ganz wie ein Cliffhanger, aber auch kein richtiges Ende.

Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven: erst aus Tims und Abenas und später auch aus Balus. Um die jungen Leser nicht zu verwirren, wird der Perspektivwechsel durch einen Schrifttypwechsel optisch verdeutlicht, aber auch der Text zeigt es an, indem z.B. dort steht „... und ich, Abena..“ So fühlt man sich richtig als Teil der Geschichte, da die Ich-Perspektive alles viel unmittelbarer wirken lässt, aber man kommt absolut nicht durcheinander.

Dies ist der 3. Band der 2. Staffel und Andreas Schlüter beginnt so geschickt, dass wir anfangs überhaupt keine Probleme hatten, bis auf einmal Billy auftauchte, dessen Name zwar 1 x erwähnt wurde, aber ohne weitere Angaben zu ihm, Deswegen hatten wir ihn unter „unwichtig“ abgehakt, dabei entpuppt er sich später als eine der Hauptpersonen. Da wäre es schön, wenn sich in der Buchklappe kurze Steckbriefe finden würden, damit man alle wichtigen Infos zu den Young Agents schnell parat hat, dann stören solche Brüche nicht so. An solchen Stellen hatte ich das Gefühl, dass das Buch aus irgendeinem Grund mit zu heißer Nadel gestrickt wurde, wahrscheinlich, damit es noch rechtzeitig fürs Weihnachtsgeschäft fertig wurde. Wir kennen die anderen Fälle nicht und nehmen mal an, dass dies hier ein Ausrutscher war, denn ansonsten ist es ein super Geschenk für Nachwuchsagenten ab 11 Jahren. Dieses Buch ist so spannend, dass sie es wahrscheinlich auch lesen werden, obwohl sie sonst nicht lesen, denn hier geht es rasant zur Sache. Leider nur manchmal zu rasant, da wird zu viel Potenzial verschenkt. Was wir nämlich echt als Potenzial sehen, ist dass hier sowohl Jungs, als auch Mädchen echt was drauf haben. Da wird nicht nur der tolle Hecht angehimmelt und mit den Augen geklimpert, wie in einer Krimiserie meiner Kindheit. Die Mädels können deutlich mehr, als nur Hunden die Pfote zu geben... ohne, dass die Jungs deswegen als Deppen dastehen.

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